Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.Den 8. bis 12. gieng's über Stab, Lensch, Kätz, L
Den 8. bis 12. gieng’s uͤber Stab, Lenſch, Kätz, L
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Den 8. bis 12. gieng’s uͤber Stab, Lenſch, Kätz,
Kien u. ſ. f. auf Regenſpurg, wo wir zum zwey-
tenmal raſteten. Bisher hatten wir nur kurze Tag-
reiſen von zwey bis drey Meilen gemacht, aber de-
ſto laͤngere Zechen. Mein Dukaten Reisgeld war
ſchon duͤnn wie ein Laub worden, ſonſt hatt’ ich kei-
nen Heller in der Fiecke, und ward alſo genoͤthigt
auf den Doͤrfern zu fechten. Da bekam ich oft bey-
de Taſchen voll Brodt, aber nie keinen Heller baar.
Bachmann hingegen hatte noch von ſeinem Hand-
geld uͤbrig, gieng in die Schenke, und ließ ſich’s
wohl ſchmecken; nur etwa zu vornehmen Haͤuſern,
Pfarrhoͤfen und Kloͤſtern, kam er auch mit. Da
mußten wir oft halbe Stunden daſtehn, und den
Herren alle Hergangenheit erzaͤhlen; deß wurde be-
ſonders Bachmann meiſt uͤberdruͤßig, ſonderlich wo
denn fuͤr die Geſchichte einer ganzen Schlacht, deren
er nicht beygewohnt, nur ein Paar Pfenninge flogen.
Er gab immer fuͤr, daß er bey Lowoſitz auch da-
bey geweſen, und ich mußt’ ihm dieſe Luͤge noch
friſiren helfen; dafuͤr haͤtt’ er mir die ganze Reiſ’
uͤber nur keinen Krug Bier bezahlt. In den Kloͤ-
ſtern indeſſen gab’s Suppen, oft auch Fleiſch. Zu
Regenſpurg, oder vielmehr im Bayerſchen Hof
vertheilten wir uns wieder. Bachmann und ich
erhielten dort einen Paß nach der Schweitz. Die
andern, ein Bayer, zween Schwaben und ein
Franzoſe, von denen ich nichts weiter zu ſagen
weiß, als daß ſie alle viere ruͤſtige Kerls, und uns
Toͤlpeln weit uͤberlegen waren, nahmen jeder auch
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