Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789."bey Dutzenden gemacht. Freylich ist schlechter Lohn LXVIII. Mein erstes Hungerjahr. (1770.) Während diesem meinem neuen Planmachen und N
„bey Dutzenden gemacht. Freylich iſt ſchlechter Lohn LXVIII. Mein erſtes Hungerjahr. (1770.) Waͤhrend dieſem meinem neuen Planmachen und N
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="193"/> „bey Dutzenden gemacht. Freylich iſt ſchlechter Lohn<lb/> „dabey, und: <hi rendition="#fr">Neun Handwerk’, zehn Bettler</hi>,<lb/> „lautet das Spruͤchwort. Doch wenig iſt beſſer als<lb/> „Nichts„. So dacht’ ich. Aber es liegt nicht an<lb/> jemands Wollen oder Laufen, ſondern an Gottes Ver-<lb/> haͤngniß, an Zeit und Gluͤck!</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">LXVIII.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Mein erſtes Hungerjahr</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(1770.)</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>aͤhrend dieſem meinem neuen Planmachen und<lb/> Projeckteſchmieden, ruͤckten die heißhungrigen Sie-<lb/> benzigerjahre heran, und das erſte brach ein, ganz<lb/> unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht, da jeder-<lb/> mann auf ganz andre Zeiten hoffete. Frcylich gab’s<lb/> ſeit dem Jahr 1760. in unſern Gegenden kein recht<lb/> volles Jahr mehr. Die J. 68. und 69. fehlten gar<lb/> und gaͤnzlich; hatten naſſe Sommer, kalte und lange<lb/> Winter, groſſen Schnee, ſo daß viel Frucht darunter<lb/> verfaulte, und man im Fruͤhling aufs neue pflugen<lb/> mußte. Das moͤgen nun politiſche Kornjuden wohl<lb/> gemerkt, und der nachfolgenden Theurung vol-<lb/> lends den Schwung gegeben haben. Dieß konnte man<lb/> daraus ſchlieſſen, daß um’s Geld immer Brodt ge-<lb/> nug vorhanden war; aber eben jenes fehlte, und zwar<lb/> nicht bloß bey dem Armen, ſondern auch bey dem<lb/> Mittelmann. Alſo war dieſe Epoche fuͤr Haͤndler,<lb/> Becken und Muͤller eine goͤldene Zeit, wo ſich viele<lb/> eigentlich bereicherten, oder wenigſtens ein Huͤbſches<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [193/0209]
„bey Dutzenden gemacht. Freylich iſt ſchlechter Lohn
„dabey, und: Neun Handwerk’, zehn Bettler,
„lautet das Spruͤchwort. Doch wenig iſt beſſer als
„Nichts„. So dacht’ ich. Aber es liegt nicht an
jemands Wollen oder Laufen, ſondern an Gottes Ver-
haͤngniß, an Zeit und Gluͤck!
LXVIII.
Mein erſtes Hungerjahr.
(1770.)
Waͤhrend dieſem meinem neuen Planmachen und
Projeckteſchmieden, ruͤckten die heißhungrigen Sie-
benzigerjahre heran, und das erſte brach ein, ganz
unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht, da jeder-
mann auf ganz andre Zeiten hoffete. Frcylich gab’s
ſeit dem Jahr 1760. in unſern Gegenden kein recht
volles Jahr mehr. Die J. 68. und 69. fehlten gar
und gaͤnzlich; hatten naſſe Sommer, kalte und lange
Winter, groſſen Schnee, ſo daß viel Frucht darunter
verfaulte, und man im Fruͤhling aufs neue pflugen
mußte. Das moͤgen nun politiſche Kornjuden wohl
gemerkt, und der nachfolgenden Theurung vol-
lends den Schwung gegeben haben. Dieß konnte man
daraus ſchlieſſen, daß um’s Geld immer Brodt ge-
nug vorhanden war; aber eben jenes fehlte, und zwar
nicht bloß bey dem Armen, ſondern auch bey dem
Mittelmann. Alſo war dieſe Epoche fuͤr Haͤndler,
Becken und Muͤller eine goͤldene Zeit, wo ſich viele
eigentlich bereicherten, oder wenigſtens ein Huͤbſches
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