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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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dern gesegnet worden. Die beyden ältesten, für wel-
che ich die größte Zärtlichkeit hegte, wurden mir durch
den Tod entrissen. Dieß setzte mich Anfangs zwar
in grosse Betrübniß; aber bey ruhigerm Nachdenken
war's noch eher ein Trost für mich, daß der gütige
Vater aller Menschen diese meine Lieben gerade in
den Tagen zu sich genommen, welche die traurigsten
waren, die ich erlebt habe, und in denen ich nicht
die geringsten Aussichten hatte, daß ich diese theuern
Früchte wohl erziehen und versorgen könnte. Damals
hätt' ich sogar auch die andern noch gern heim zu
ihrem himmlischen Berather reisen gesehn, so weh'
es mir gethan. Jene waren zwey Herzensschäfchen;
und, wollte Gott! daß sich ihre Gutherzigkeit auf die Zu-
rückgebliebenen fortgeerbt hätte. Meine Frau gebahr
von allen sieben keins hart, und kam bey allen glück-
lich davon. Aber desto strenger waren allemal die An-
fänge der Schwangerschaft. Sonst genoß sie über-
haupt in der Ehe einer dauerhaftern Gesundheit als
im ledigen Stand. Auch brachte sie mir lauter wohl-
gebildete Nachkommen zur Welt. Einige indessen
mögen gewisse Gebrechen von ihr geerbt haben; wie
z. B. neben den zwey frühe Verbliechenen, mein Sohn
Jakob, der, ob er gleich schön gerade in die Höhe
wächst, dennoch nie recht gesund ist. Sie war eine
sorgfältige, obgleich nicht eben zärtliche Mutter. Un-
sagliche Mühe, rastlose Tage und schlaflose Nächte
kostete ihr die Plage der Kleinen und die Erziehung
der Größern. Ich gieng ihr aber so viel möglich an
die Hand, und vertrat mit Kochen und Waschen,

dern geſegnet worden. Die beyden aͤlteſten, fuͤr wel-
che ich die groͤßte Zaͤrtlichkeit hegte, wurden mir durch
den Tod entriſſen. Dieß ſetzte mich Anfangs zwar
in groſſe Betruͤbniß; aber bey ruhigerm Nachdenken
war’s noch eher ein Troſt fuͤr mich, daß der guͤtige
Vater aller Menſchen dieſe meine Lieben gerade in
den Tagen zu ſich genommen, welche die traurigſten
waren, die ich erlebt habe, und in denen ich nicht
die geringſten Ausſichten hatte, daß ich dieſe theuern
Fruͤchte wohl erziehen und verſorgen koͤnnte. Damals
haͤtt’ ich ſogar auch die andern noch gern heim zu
ihrem himmliſchen Berather reiſen geſehn, ſo weh’
es mir gethan. Jene waren zwey Herzensſchaͤfchen;
und, wollte Gott! daß ſich ihre Gutherzigkeit auf die Zu-
ruͤckgebliebenen fortgeerbt haͤtte. Meine Frau gebahr
von allen ſieben keins hart, und kam bey allen gluͤck-
lich davon. Aber deſto ſtrenger waren allemal die An-
faͤnge der Schwangerſchaft. Sonſt genoß ſie uͤber-
haupt in der Ehe einer dauerhaftern Geſundheit als
im ledigen Stand. Auch brachte ſie mir lauter wohl-
gebildete Nachkommen zur Welt. Einige indeſſen
moͤgen gewiſſe Gebrechen von ihr geerbt haben; wie
z. B. neben den zwey fruͤhe Verbliechenen, mein Sohn
Jakob, der, ob er gleich ſchoͤn gerade in die Hoͤhe
waͤchst, dennoch nie recht geſund iſt. Sie war eine
ſorgfaͤltige, obgleich nicht eben zaͤrtliche Mutter. Un-
ſagliche Muͤhe, raſtloſe Tage und ſchlafloſe Naͤchte
koſtete ihr die Plage der Kleinen und die Erziehung
der Groͤßern. Ich gieng ihr aber ſo viel moͤglich an
die Hand, und vertrat mit Kochen und Waſchen,

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[266/0282] dern geſegnet worden. Die beyden aͤlteſten, fuͤr wel- che ich die groͤßte Zaͤrtlichkeit hegte, wurden mir durch den Tod entriſſen. Dieß ſetzte mich Anfangs zwar in groſſe Betruͤbniß; aber bey ruhigerm Nachdenken war’s noch eher ein Troſt fuͤr mich, daß der guͤtige Vater aller Menſchen dieſe meine Lieben gerade in den Tagen zu ſich genommen, welche die traurigſten waren, die ich erlebt habe, und in denen ich nicht die geringſten Ausſichten hatte, daß ich dieſe theuern Fruͤchte wohl erziehen und verſorgen koͤnnte. Damals haͤtt’ ich ſogar auch die andern noch gern heim zu ihrem himmliſchen Berather reiſen geſehn, ſo weh’ es mir gethan. Jene waren zwey Herzensſchaͤfchen; und, wollte Gott! daß ſich ihre Gutherzigkeit auf die Zu- ruͤckgebliebenen fortgeerbt haͤtte. Meine Frau gebahr von allen ſieben keins hart, und kam bey allen gluͤck- lich davon. Aber deſto ſtrenger waren allemal die An- faͤnge der Schwangerſchaft. Sonſt genoß ſie uͤber- haupt in der Ehe einer dauerhaftern Geſundheit als im ledigen Stand. Auch brachte ſie mir lauter wohl- gebildete Nachkommen zur Welt. Einige indeſſen moͤgen gewiſſe Gebrechen von ihr geerbt haben; wie z. B. neben den zwey fruͤhe Verbliechenen, mein Sohn Jakob, der, ob er gleich ſchoͤn gerade in die Hoͤhe waͤchst, dennoch nie recht geſund iſt. Sie war eine ſorgfaͤltige, obgleich nicht eben zaͤrtliche Mutter. Un- ſagliche Muͤhe, raſtloſe Tage und ſchlafloſe Naͤchte koſtete ihr die Plage der Kleinen und die Erziehung der Groͤßern. Ich gieng ihr aber ſo viel moͤglich an die Hand, und vertrat mit Kochen und Waſchen,

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/282>, abgerufen am 21.11.2024.