doch mit dem Beding, daß es hier zu Land nicht all- gemein bekannt werde, weil er seine hiesigen Freun- de nur zu gut kennt. Nun hatte der Pfarrer eini- che Auszüg davon in eine Monathschrift einrücken lassen, die hier wenig gelesen wird. Da geht der F * * Novellist in * * und drückt's in seiner Zei- tung nach. Aber nur Geduld. Unser Pastor wird schon sorgen. Ich wette, die Fortsetzung kömmt nächste Woche nicht mehr.
Peter. Aber, was nützt dem Narrn sein Schrei- ben? Wenigstens wenn ich der Pfarrer wär', nähm' ich mich des Zeugs nicht an, und sagte dem Lümmel gerad heraus: Hock lieber bey deiner Arbeit, und laß die Lumpenflausen bleiben.
Paul. Nicht so wild, nicht so wild Herr Peter! Warum itzt den Pfarrer ins Spiel ziehen, der doch auch hier nichts anders als einen neuen Beweis sei- ner Menschenfreundlichkeit abgelegt hat? Glaub' mir's nur, er kennt seine Leuthe, und läßt den Nädio- Uli nicht schelten; und ich auch nicht, du -- --
Peter. Du magst mir gerad' auch ein Halbnarr seyn, wie der Uli. Ich kenne ihrer drey oder vier; 's ist, bey Gopp! einer wie der ander. Oder ich frag' dich noch einmal, was nützt, was trägt der- gleichen Zeug wohl ein? Bringt die Nasenweisheit des hochmüthigen Witznarrn seiner Frau und Kin- dern Brodt ins Haus! Wo hat je einer im Tocken- burg etwas mit Schreiben erworben, ausser Amts wegen; und etwa böchstens noch der Schulmeister
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doch mit dem Beding, daß es hier zu Land nicht all- gemein bekannt werde, weil er ſeine hieſigen Freun- de nur zu gut kennt. Nun hatte der Pfarrer eini- che Auszuͤg davon in eine Monathſchrift einruͤcken laſſen, die hier wenig geleſen wird. Da geht der F * * Novelliſt in * * und druͤckt’s in ſeiner Zei- tung nach. Aber nur Geduld. Unſer Paſtor wird ſchon ſorgen. Ich wette, die Fortſetzung koͤmmt naͤchſte Woche nicht mehr.
Peter. Aber, was nuͤtzt dem Narrn ſein Schrei- ben? Wenigſtens wenn ich der Pfarrer waͤr’, naͤhm’ ich mich des Zeugs nicht an, und ſagte dem Luͤmmel gerad heraus: Hock lieber bey deiner Arbeit, und laß die Lumpenflauſen bleiben.
Paul. Nicht ſo wild, nicht ſo wild Herr Peter! Warum itzt den Pfarrer ins Spiel ziehen, der doch auch hier nichts anders als einen neuen Beweis ſei- ner Menſchenfreundlichkeit abgelegt hat? Glaub’ mir’s nur, er kennt ſeine Leuthe, und laͤßt den Naͤdio- Uli nicht ſchelten; und ich auch nicht, du — —
Peter. Du magſt mir gerad’ auch ein Halbnarr ſeyn, wie der Uli. Ich kenne ihrer drey oder vier; ’s iſt, bey Gopp! einer wie der ander. Oder ich frag’ dich noch einmal, was nuͤtzt, was traͤgt der- gleichen Zeug wohl ein? Bringt die Naſenweisheit des hochmuͤthigen Witznarrn ſeiner Frau und Kin- dern Brodt ins Haus! Wo hat je einer im Tocken- burg etwas mit Schreiben erworben, auſſer Amts wegen; und etwa boͤchſtens noch der Schulmeiſter
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doch mit dem Beding, daß es hier zu Land nicht all-
gemein bekannt werde, weil er ſeine hieſigen Freun-
de nur zu gut kennt. Nun hatte der Pfarrer eini-
che Auszuͤg davon in eine Monathſchrift einruͤcken
laſſen, die hier wenig geleſen wird. Da geht der
F * * Novelliſt in * * und druͤckt’s in ſeiner Zei-
tung nach. Aber nur Geduld. Unſer Paſtor wird
ſchon ſorgen. Ich wette, die Fortſetzung koͤmmt
naͤchſte Woche nicht mehr.
Peter. Aber, was nuͤtzt dem Narrn ſein Schrei-
ben? Wenigſtens wenn ich der Pfarrer waͤr’, naͤhm’
ich mich des Zeugs nicht an, und ſagte dem Luͤmmel
gerad heraus: Hock lieber bey deiner Arbeit, und
laß die Lumpenflauſen bleiben.
Paul. Nicht ſo wild, nicht ſo wild Herr Peter!
Warum itzt den Pfarrer ins Spiel ziehen, der doch
auch hier nichts anders als einen neuen Beweis ſei-
ner Menſchenfreundlichkeit abgelegt hat? Glaub’ mir’s
nur, er kennt ſeine Leuthe, und laͤßt den Naͤdio-
Uli nicht ſchelten; und ich auch nicht, du — —
Peter. Du magſt mir gerad’ auch ein Halbnarr
ſeyn, wie der Uli. Ich kenne ihrer drey oder vier;
’s iſt, bey Gopp! einer wie der ander. Oder ich
frag’ dich noch einmal, was nuͤtzt, was traͤgt der-
gleichen Zeug wohl ein? Bringt die Naſenweisheit
des hochmuͤthigen Witznarrn ſeiner Frau und Kin-
dern Brodt ins Haus! Wo hat je einer im Tocken-
burg etwas mit Schreiben erworben, auſſer Amts
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/305>, abgerufen am 16.02.2025.
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