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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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Buchen; oft hoch im Gipfel -- in der Mitte --
zu äusserst auf einem Ast. Meist wußt' ich ihrer
etliche. Das war mir eine Wonne, und fast mein
einziges Sinn und Denken, alle Tage gewiß ein-
mal nach allen zu sehn; wie die Jungen wuchsen,
wie das Gefiieder zunahm, wie die Alten sie fütter-
ten, u. d. g. Anfangs trug ich einige mit mir
nach Haus, oder brachte sie sonst an ein bequeme-
res Ort. Aber dann waren sie dahin. Nun ließ
ich's bleiben, und sie lieber groß werden -- Da flo-
gen sie mir aus. -- Eben so viel Freuden brachten
mir meist auch meine Geissen. Ich hatte von allen
Farben, grosse und kleine, kurz- und langhaarige,
bös- und gutgeartete. Alle Tage ruft' ich sie zwey
bis dreymal zusammen, und überzählte sie, ob ich's
voll habe? Ich hatte sie gewöhnt, daß sie auf mein
Zub, Zub! Leck, Leck! aus allen Büschen hergesprun-
gen kamen. Einige liebten mich sonderbar, und gien-
gen den ganzen Tag nie einen Büchsenschuß weit
von mir; und wenn ich mich verbarg, fiengen sie
alle ein Zettergeschrey an. Von meinem Duglöörle
(so hieß ich meine Mittagsgeiß) konnt' ich mich nur
mit List entfernen. Das war ganz mein Eigen. Wo
ich mich setzte oder legte, stellte es sich über mich
hin, und war gleich parat zum Saugen oder Mel-
ken; und doch mußt' ich's in der beßten Sommers-
zeit oft noch ganz voll heimführen. Andremal melkt'
ich es einem Köhler, bey dem ich manche liebe Stund
zubrachte, wenn er Holz schrotete, oder Kohlhaufen
brannte.

Buchen; oft hoch im Gipfel — in der Mitte —
zu aͤuſſerſt auf einem Aſt. Meiſt wußt’ ich ihrer
etliche. Das war mir eine Wonne, und faſt mein
einziges Sinn und Denken, alle Tage gewiß ein-
mal nach allen zu ſehn; wie die Jungen wuchſen,
wie das Gefiieder zunahm, wie die Alten ſie fuͤtter-
ten, u. d. g. Anfangs trug ich einige mit mir
nach Haus, oder brachte ſie ſonſt an ein bequeme-
res Ort. Aber dann waren ſie dahin. Nun ließ
ich’s bleiben, und ſie lieber groß werden — Da flo-
gen ſie mir aus. — Eben ſo viel Freuden brachten
mir meiſt auch meine Geiſſen. Ich hatte von allen
Farben, groſſe und kleine, kurz- und langhaarige,
boͤs- und gutgeartete. Alle Tage ruft’ ich ſie zwey
bis dreymal zuſammen, und uͤberzaͤhlte ſie, ob ich’s
voll habe? Ich hatte ſie gewoͤhnt, daß ſie auf mein
Zub, Zub! Leck, Leck! aus allen Buͤſchen hergeſprun-
gen kamen. Einige liebten mich ſonderbar, und gien-
gen den ganzen Tag nie einen Buͤchſenſchuß weit
von mir; und wenn ich mich verbarg, fiengen ſie
alle ein Zettergeſchrey an. Von meinem Dugloͤoͤrle
(ſo hieß ich meine Mittagsgeiß) konnt’ ich mich nur
mit Liſt entfernen. Das war ganz mein Eigen. Wo
ich mich ſetzte oder legte, ſtellte es ſich uͤber mich
hin, und war gleich parat zum Saugen oder Mel-
ken; und doch mußt’ ich’s in der beßten Sommers-
zeit oft noch ganz voll heimfuͤhren. Andremal melkt’
ich es einem Koͤhler, bey dem ich manche liebe Stund
zubrachte, wenn er Holz ſchrotete, oder Kohlhaufen
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[28/0044] Buchen; oft hoch im Gipfel — in der Mitte — zu aͤuſſerſt auf einem Aſt. Meiſt wußt’ ich ihrer etliche. Das war mir eine Wonne, und faſt mein einziges Sinn und Denken, alle Tage gewiß ein- mal nach allen zu ſehn; wie die Jungen wuchſen, wie das Gefiieder zunahm, wie die Alten ſie fuͤtter- ten, u. d. g. Anfangs trug ich einige mit mir nach Haus, oder brachte ſie ſonſt an ein bequeme- res Ort. Aber dann waren ſie dahin. Nun ließ ich’s bleiben, und ſie lieber groß werden — Da flo- gen ſie mir aus. — Eben ſo viel Freuden brachten mir meiſt auch meine Geiſſen. Ich hatte von allen Farben, groſſe und kleine, kurz- und langhaarige, boͤs- und gutgeartete. Alle Tage ruft’ ich ſie zwey bis dreymal zuſammen, und uͤberzaͤhlte ſie, ob ich’s voll habe? Ich hatte ſie gewoͤhnt, daß ſie auf mein Zub, Zub! Leck, Leck! aus allen Buͤſchen hergeſprun- gen kamen. Einige liebten mich ſonderbar, und gien- gen den ganzen Tag nie einen Buͤchſenſchuß weit von mir; und wenn ich mich verbarg, fiengen ſie alle ein Zettergeſchrey an. Von meinem Dugloͤoͤrle (ſo hieß ich meine Mittagsgeiß) konnt’ ich mich nur mit Liſt entfernen. Das war ganz mein Eigen. Wo ich mich ſetzte oder legte, ſtellte es ſich uͤber mich hin, und war gleich parat zum Saugen oder Mel- ken; und doch mußt’ ich’s in der beßten Sommers- zeit oft noch ganz voll heimfuͤhren. Andremal melkt’ ich es einem Koͤhler, bey dem ich manche liebe Stund zubrachte, wenn er Holz ſchrotete, oder Kohlhaufen brannte.

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/44>, abgerufen am 21.11.2024.