mehrere solche Bursche gesehen, denen's ausser ihrem Vaterland, wie sie mir erzählten, recht wohl gegan- gen -- und was des Zeugs mehr war. Dann aber fand ich wieder: Nein! Es wäre doch Sünd, von Vater und Mutter wegzulaufen: Wie? wenn ich ih- nen ein Stück Boden abhandeln, es bauen, brav Geld daraus ziehen, dann aus der Losung ein Häus- gen drauf stellen, und so vor mich leben würde? Husch! sagt ich eines Tags, das muß jetzt seyn! -- Aber, wenn mir's der Aeti abschlägt? -- Ey! frisch gewagt, ist halb gewonnen. Ich nahm also das Herz in beyde Händ', und bat den Vater noch desselben Abends, daß er mir ein gewisses Stücklein Lands abtre- ten sollte. Nun sah er freylich meine Narrheit wohl ein; aber er ließ mich's nicht merken, und fragte nur: Was ich dann damit anfangen wollte? "Ha"! sagt ich, "es in Ehren legen, Mattland daraus machen, und "den Gewinn davon beyseiterhun." Ohne ein mehreres Wort zu verlieren, sprach er dann: "So "nimm eben die Zipfelwaid; ich geb sie dir um "fünf Gulden." Das war nun spottwohlfeil; hier zu W. wär' so ein Grundstück mehr als hundert Gulden werth. Ich sprang darum vor Freuden hoch auf, und fieng sogleich die neue Wirthschaft an. Den Tag über arbeitete ich für den Vater; sobald der Feyrabend kam, vor mich; sogar beym Mond- schein, da macht ich aus dem noch vor Nacht gehaue- nen Holz und Stauden kleine Burden von Brenn- holz zum Verkaufen. Eines Abends dacht' ich so meiner jetzigen Lage nach; mir fiel ein: "Deine
mehrere ſolche Burſche geſehen, denen’s auſſer ihrem Vaterland, wie ſie mir erzaͤhlten, recht wohl gegan- gen — und was des Zeugs mehr war. Dann aber fand ich wieder: Nein! Es waͤre doch Suͤnd, von Vater und Mutter wegzulaufen: Wie? wenn ich ih- nen ein Stuͤck Boden abhandeln, es bauen, brav Geld daraus ziehen, dann aus der Loſung ein Haͤus- gen drauf ſtellen, und ſo vor mich leben wuͤrde? Huſch! ſagt ich eines Tags, das muß jetzt ſeyn! — Aber, wenn mir’s der Aeti abſchlaͤgt? — Ey! friſch gewagt, iſt halb gewonnen. Ich nahm alſo das Herz in beyde Haͤnd’, und bat den Vater noch deſſelben Abends, daß er mir ein gewiſſes Stuͤcklein Lands abtre- ten ſollte. Nun ſah er freylich meine Narrheit wohl ein; aber er ließ mich’s nicht merken, und fragte nur: Was ich dann damit anfangen wollte? „Ha„! ſagt ich, „es in Ehren legen, Mattland daraus machen, und „den Gewinn davon beyſeiterhun.„ Ohne ein mehreres Wort zu verlieren, ſprach er dann: „So „nimm eben die Zipfelwaid; ich geb ſie dir um „fuͤnf Gulden.„ Das war nun ſpottwohlfeil; hier zu W. waͤr’ ſo ein Grundſtuͤck mehr als hundert Gulden werth. Ich ſprang darum vor Freuden hoch auf, und fieng ſogleich die neue Wirthſchaft an. Den Tag uͤber arbeitete ich fuͤr den Vater; ſobald der Feyrabend kam, vor mich; ſogar beym Mond- ſchein, da macht ich aus dem noch vor Nacht gehaue- nen Holz und Stauden kleine Burden von Brenn- holz zum Verkaufen. Eines Abends dacht’ ich ſo meiner jetzigen Lage nach; mir fiel ein: „Deine
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mehrere ſolche Burſche geſehen, denen’s auſſer ihrem
Vaterland, wie ſie mir erzaͤhlten, recht wohl gegan-
gen — und was des Zeugs mehr war. Dann aber
fand ich wieder: Nein! Es waͤre doch Suͤnd, von
Vater und Mutter wegzulaufen: Wie? wenn ich ih-
nen ein Stuͤck Boden abhandeln, es bauen, brav
Geld daraus ziehen, dann aus der Loſung ein Haͤus-
gen drauf ſtellen, und ſo vor mich leben wuͤrde?
Huſch! ſagt ich eines Tags, das muß jetzt ſeyn! —
Aber, wenn mir’s der Aeti abſchlaͤgt? — Ey! friſch
gewagt, iſt halb gewonnen. Ich nahm alſo das Herz
in beyde Haͤnd’, und bat den Vater noch deſſelben
Abends, daß er mir ein gewiſſes Stuͤcklein Lands abtre-
ten ſollte. Nun ſah er freylich meine Narrheit wohl ein;
aber er ließ mich’s nicht merken, und fragte nur: Was
ich dann damit anfangen wollte? „Ha„! ſagt ich,
„es in Ehren legen, Mattland daraus machen, und
„den Gewinn davon beyſeiterhun.„ Ohne ein
mehreres Wort zu verlieren, ſprach er dann: „So
„nimm eben die Zipfelwaid; ich geb ſie dir um
„fuͤnf Gulden.„ Das war nun ſpottwohlfeil; hier
zu W. waͤr’ ſo ein Grundſtuͤck mehr als hundert
Gulden werth. Ich ſprang darum vor Freuden hoch
auf, und fieng ſogleich die neue Wirthſchaft an.
Den Tag uͤber arbeitete ich fuͤr den Vater; ſobald
der Feyrabend kam, vor mich; ſogar beym Mond-
ſchein, da macht ich aus dem noch vor Nacht gehaue-
nen Holz und Stauden kleine Burden von Brenn-
holz zum Verkaufen. Eines Abends dacht’ ich ſo
meiner jetzigen Lage nach; mir fiel ein: „Deine
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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