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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XI. Capitel.
sten nicht achtet/ so hat auch der Medicus dar-
über nicht zu sorgen.

Wie der
Medicus
seine Zah-
lung for-
dern darff.

Wie es aber mit der Zahlung oder Be-
lohnung des Medici eine Bewandnuß habe/
darzu gibt es unterschiedene Leut/ indeme mir
offt und/ noch kürtzlich allhier/ da ich meinen
Lohn/ so doch gantz billig war/ nach des Kran-
cken Genesung forderte/ diese Antwort be-
kam: Ich hätte gemeynet/ der Herr Doctor
wäre nur aus Höfflichkeit zu mir kommen/ in
meiner Kranckheit mich zu besuchen; da ich
doch zu zweyenmalen von der Patientin Ehe-
mann ordentlich requiriret worden. Ein
anderer/ welchen ich mit täglichen Visiten
fünff Wochen lang bedienet/ war so erkant-
lich/ daß er mir für meinen Lohn und noch
mit Unwillen 15. Batzen auff den Tisch le-
gete. Und noch ein anderer gab die Ant-
wort/ er könte Medicos genug haben/ welche
mit 5. Kr. für eine Visite vergnüget wären.
Also findet man grobe Leut/ die dafür halten/
es sey ein Medicus schuldig männiglich um-
sonst zu dienen/ oder doch um das jenige/
was ihm der Patient aus freyem Willen zu-
stellen will. Mit den Armen hat es ein an-
dere Bewandnuß/ da es heisset: Pauperem
gratis & fideliter curare debet.
Die aber/
welche gesund und starck seyn/ von denen
mag er billig seinen verdienten Lohn fordern.
Und damit ein jeder wisse/ was er seinem
Medico schuldig zu geben sey/ so ist fast je-

des

Das XI. Capitel.
ſten nicht achtet/ ſo hat auch der Medicus dar-
uͤber nicht zu ſorgen.

Wie der
Medicus
ſeine Zah-
lung for-
dern darff.

Wie es aber mit der Zahlung oder Be-
lohnung des Medici eine Bewandnuß habe/
darzu gibt es unterſchiedene Leut/ indeme mir
offt und/ noch kuͤrtzlich allhier/ da ich meinen
Lohn/ ſo doch gantz billig war/ nach des Kran-
cken Geneſung forderte/ dieſe Antwort be-
kam: Ich haͤtte gemeynet/ der Herr Doctor
waͤre nur aus Hoͤfflichkeit zu mir kommen/ in
meiner Kranckheit mich zu beſuchen; da ich
doch zu zweyenmalen von der Patientin Ehe-
mann ordentlich requiriret worden. Ein
anderer/ welchen ich mit taͤglichen Viſiten
fuͤnff Wochen lang bedienet/ war ſo erkant-
lich/ daß er mir fuͤr meinen Lohn und noch
mit Unwillen 15. Batzen auff den Tiſch le-
gete. Und noch ein anderer gab die Ant-
wort/ er koͤnte Medicos genug haben/ welche
mit 5. Kr. fuͤr eine Viſite vergnuͤget waͤren.
Alſo findet man grobe Leut/ die dafuͤr halten/
es ſey ein Medicus ſchuldig maͤnniglich um-
ſonſt zu dienen/ oder doch um das jenige/
was ihm der Patient aus freyem Willen zu-
ſtellen will. Mit den Armen hat es ein an-
dere Bewandnuß/ da es heiſſet: Pauperem
gratis & fideliter curare debet.
Die aber/
welche geſund und ſtarck ſeyn/ von denen
mag er billig ſeinen verdienten Lohn fordern.
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[120/0142] Das XI. Capitel. ſten nicht achtet/ ſo hat auch der Medicus dar- uͤber nicht zu ſorgen. Wie es aber mit der Zahlung oder Be- lohnung des Medici eine Bewandnuß habe/ darzu gibt es unterſchiedene Leut/ indeme mir offt und/ noch kuͤrtzlich allhier/ da ich meinen Lohn/ ſo doch gantz billig war/ nach des Kran- cken Geneſung forderte/ dieſe Antwort be- kam: Ich haͤtte gemeynet/ der Herr Doctor waͤre nur aus Hoͤfflichkeit zu mir kommen/ in meiner Kranckheit mich zu beſuchen; da ich doch zu zweyenmalen von der Patientin Ehe- mann ordentlich requiriret worden. Ein anderer/ welchen ich mit taͤglichen Viſiten fuͤnff Wochen lang bedienet/ war ſo erkant- lich/ daß er mir fuͤr meinen Lohn und noch mit Unwillen 15. Batzen auff den Tiſch le- gete. Und noch ein anderer gab die Ant- wort/ er koͤnte Medicos genug haben/ welche mit 5. Kr. fuͤr eine Viſite vergnuͤget waͤren. Alſo findet man grobe Leut/ die dafuͤr halten/ es ſey ein Medicus ſchuldig maͤnniglich um- ſonſt zu dienen/ oder doch um das jenige/ was ihm der Patient aus freyem Willen zu- ſtellen will. Mit den Armen hat es ein an- dere Bewandnuß/ da es heiſſet: Pauperem gratis & fideliter curare debet. Die aber/ welche geſund und ſtarck ſeyn/ von denen mag er billig ſeinen verdienten Lohn fordern. Und damit ein jeder wiſſe/ was er ſeinem Medico ſchuldig zu geben ſey/ ſo iſt faſt je- des

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/142>, abgerufen am 21.11.2024.