Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Vom Aderlassen in Pest etc. ne man aderlassen. So auch/ weil die Ader-läß die vom Geblüt allzugrosse Leibs-Erfül- lung mindert/ und also auch die Pestilentz- Hitze vermindert: Weil auch bey Pestzeiten sich die Natur selbst durch das Nasenbluten des Geblüts entlediget/ darum solle man der Natur nachfolgen/ weil sie uns nachdrück- lich zeiget/ was man thun soll. So auch/ weil die Aderläß der Faulung und Verstopf- fung widerstehet: Item/ weil es nicht so leer abgehen wird/ daß mit dem Geblüt/ so aus den Adern lauffet/ auch nicht etwas von dem Pest-Gifft mit heraus kommen solte. Wei- len sich auch Galenus selbst über Hippocratem verwundert/ daß er dem Pest-krancken Cri- toni kein Ader öffnen lassen/ jedoch densel- bigen hernach wieder entschuldiget/ weil er (Hippocrates) nicht beyzeiten wäre geruffen worden: weil auch man Exempel hat/ daß das Aderlassen an Pest-krancken Leuten sehr wohl bekommen: gestalten denn Minadojus de abusu non sangv. mittendi c. 14. schreibt/ daß in der Venetianischen Pest viel durch das Aderlassen vom Todt errettet worden/ und dieser Meynung wird von vielen gelehr- ten Scribenten Beyfall geben/ daß in der Pest kein heilsamer Mittel sey/ als zeitige völlige Aderläß; so schreibt auch Andr. Langner, part. 2. prompt. de Peste, der sich inficirt befindet/ soll von Stund an ihm ein Ader öffnen lassen/ und sich bey Leib nicht selbst
Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. ne man aderlaſſen. So auch/ weil die Ader-laͤß die vom Gebluͤt allzugroſſe Leibs-Erfuͤl- lung mindert/ und alſo auch die Peſtilentz- Hitze vermindert: Weil auch bey Peſtzeiten ſich die Natur ſelbſt durch das Naſenbluten des Gebluͤts entlediget/ darum ſolle man der Natur nachfolgen/ weil ſie uns nachdruͤck- lich zeiget/ was man thun ſoll. So auch/ weil die Aderlaͤß der Faulung und Verſtopf- fung widerſtehet: Item/ weil es nicht ſo leer abgehen wird/ daß mit dem Gebluͤt/ ſo aus den Adern lauffet/ auch nicht etwas von dem Peſt-Gifft mit heraus kommen ſolte. Wei- len ſich auch Galenus ſelbſt uͤber Hippocratem verwundert/ daß er dem Peſt-krancken Cri- toni kein Ader oͤffnen laſſen/ jedoch denſel- bigen hernach wieder entſchuldiget/ weil er (Hippocrates) nicht beyzeiten waͤre geruffen worden: weil auch man Exempel hat/ daß das Aderlaſſen an Peſt-krancken Leuten ſehr wohl bekommen: geſtalten denn Minadojus de abuſu non ſangv. mittendi c. 14. ſchreibt/ daß in der Venetianiſchen Peſt viel durch das Aderlaſſen vom Todt errettet worden/ und dieſer Meynung wird von vielen gelehr- ten Scribenten Beyfall geben/ daß in der Peſt kein heilſamer Mittel ſey/ als zeitige voͤllige Aderlaͤß; ſo ſchreibt auch Andr. Langner, part. 2. prompt. de Peſte, der ſich inficirt befindet/ ſoll von Stund an ihm ein Ader oͤffnen laſſen/ und ſich bey Leib nicht ſelbſt
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Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc.
ne man aderlaſſen. So auch/ weil die Ader-
laͤß die vom Gebluͤt allzugroſſe Leibs-Erfuͤl-
lung mindert/ und alſo auch die Peſtilentz-
Hitze vermindert: Weil auch bey Peſtzeiten
ſich die Natur ſelbſt durch das Naſenbluten
des Gebluͤts entlediget/ darum ſolle man der
Natur nachfolgen/ weil ſie uns nachdruͤck-
lich zeiget/ was man thun ſoll. So auch/
weil die Aderlaͤß der Faulung und Verſtopf-
fung widerſtehet: Item/ weil es nicht ſo leer
abgehen wird/ daß mit dem Gebluͤt/ ſo aus
den Adern lauffet/ auch nicht etwas von dem
Peſt-Gifft mit heraus kommen ſolte. Wei-
len ſich auch Galenus ſelbſt uͤber Hippocratem
verwundert/ daß er dem Peſt-krancken Cri-
toni kein Ader oͤffnen laſſen/ jedoch denſel-
bigen hernach wieder entſchuldiget/ weil er
(Hippocrates) nicht beyzeiten waͤre geruffen
worden: weil auch man Exempel hat/ daß
das Aderlaſſen an Peſt-krancken Leuten ſehr
wohl bekommen: geſtalten denn Minadojus
de abuſu non ſangv. mittendi c. 14. ſchreibt/
daß in der Venetianiſchen Peſt viel durch
das Aderlaſſen vom Todt errettet worden/
und dieſer Meynung wird von vielen gelehr-
ten Scribenten Beyfall geben/ daß in der
Peſt kein heilſamer Mittel ſey/ als zeitige
voͤllige Aderlaͤß; ſo ſchreibt auch Andr.
Langner, part. 2. prompt. de Peſte, der ſich
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