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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XVI. Capitel.
heit zuweilen wol in 3. oder 4. Tagen/ ja
in einem Tage das Leben auslöschet/ wer
nun sich nach des Calenderschreibers Tage
und Zeichen richten wolte/ der wird offt den
Kürtzern ziehen müssen. Uber dieses darff
man auch diesem nicht (zu geschweigen in
der Pest selbst) der Calenderschreibern alle-
mal folgen/ denn sie wol mehrmalen unzei-
tige Warheiten und ungereimte Dinge ge-
schrieben und fürbracht/ welche vielmehr la-
chens als lobens werth gewesen. Daß aber
die Finsternüssen/ Viertheil des Monds/ so-
wol auch dessen Zusammenfügen/ Gegen-
fchein/ wie nicht weniger Solistitia, aequino-
ctia, ortus Syrii, arcturi, occasus plejadum
&c.
vor andern grosse Krafft und Aenderung
in den Schwachheiten verursachen/ hat die
Erfahrung Hippocratem, Galenum, der
l. qui optimus Medicus sit Philosophus, und
andere mehr erinnert/ und alle Medicos ge-
lehret. Im übrigen bleibt es demnach dar-
bey/ daß die Noth den Regeln der Calender
vorgehe/ als welche sich nach dem Menschen
und nicht nach den Gesetzen richtet/ auch kei-
nen Feyertag hat; also daß man in dieser
und dergleichen Kranckheiten vielmehr auff
Galenum als Calendarium zu sehen hat.

Wie man
nicht ohn
Unter-
scheid der
Personen

Nun wollen wir auch gantz wenig mel-
den/ was bey den inficirten Personen im Ader-
lassen für ein Unterscheid zu halten. Dann
so wohl unter denjenigen/ welche die Aderlaß

bey

Das XVI. Capitel.
heit zuweilen wol in 3. oder 4. Tagen/ ja
in einem Tage das Leben ausloͤſchet/ wer
nun ſich nach des Calenderſchreibers Tage
und Zeichen richten wolte/ der wird offt den
Kuͤrtzern ziehen muͤſſen. Uber dieſes darff
man auch dieſem nicht (zu geſchweigen in
der Peſt ſelbſt) der Calenderſchreibern alle-
mal folgen/ denn ſie wol mehrmalen unzei-
tige Warheiten und ungereimte Dinge ge-
ſchrieben und fuͤrbracht/ welche vielmehr la-
chens als lobens werth geweſen. Daß aber
die Finſternuͤſſen/ Viertheil des Monds/ ſo-
wol auch deſſen Zuſammenfuͤgen/ Gegen-
fchein/ wie nicht weniger Soliſtitia, æquino-
ctia, ortus Syrii, arcturi, occaſus plejadum
&c.
vor andern groſſe Krafft und Aenderung
in den Schwachheiten verurſachen/ hat die
Erfahrung Hippocratem, Galenum, der
l. qui optimus Medicus ſit Philoſophus, und
andere mehr erinnert/ und alle Medicos ge-
lehret. Im uͤbrigen bleibt es demnach dar-
bey/ daß die Noth den Regeln der Calender
vorgehe/ als welche ſich nach dem Menſchen
und nicht nach den Geſetzen richtet/ auch kei-
nen Feyertag hat; alſo daß man in dieſer
und dergleichen Kranckheiten vielmehr auff
Galenum als Calendarium zu ſehen hat.

Wie man
nicht ohn
Unter-
ſcheid der
Perſonen

Nun wollen wir auch gantz wenig mel-
den/ was bey den inficirten Perſonen im Ader-
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ſo wohl unter denjenigen/ welche die Aderlaß

bey
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[214/0236] Das XVI. Capitel. heit zuweilen wol in 3. oder 4. Tagen/ ja in einem Tage das Leben ausloͤſchet/ wer nun ſich nach des Calenderſchreibers Tage und Zeichen richten wolte/ der wird offt den Kuͤrtzern ziehen muͤſſen. Uber dieſes darff man auch dieſem nicht (zu geſchweigen in der Peſt ſelbſt) der Calenderſchreibern alle- mal folgen/ denn ſie wol mehrmalen unzei- tige Warheiten und ungereimte Dinge ge- ſchrieben und fuͤrbracht/ welche vielmehr la- chens als lobens werth geweſen. Daß aber die Finſternuͤſſen/ Viertheil des Monds/ ſo- wol auch deſſen Zuſammenfuͤgen/ Gegen- fchein/ wie nicht weniger Soliſtitia, æquino- ctia, ortus Syrii, arcturi, occaſus plejadum &c. vor andern groſſe Krafft und Aenderung in den Schwachheiten verurſachen/ hat die Erfahrung Hippocratem, Galenum, der l. qui optimus Medicus ſit Philoſophus, und andere mehr erinnert/ und alle Medicos ge- lehret. Im uͤbrigen bleibt es demnach dar- bey/ daß die Noth den Regeln der Calender vorgehe/ als welche ſich nach dem Menſchen und nicht nach den Geſetzen richtet/ auch kei- nen Feyertag hat; alſo daß man in dieſer und dergleichen Kranckheiten vielmehr auff Galenum als Calendarium zu ſehen hat. Nun wollen wir auch gantz wenig mel- den/ was bey den inficirten Perſonen im Ader- laſſen fuͤr ein Unterſcheid zu halten. Dann ſo wohl unter denjenigen/ welche die Aderlaß bey

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/236>, abgerufen am 21.11.2024.