Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das III. Capitel.
len/ leichtlich geschehen kan/ daß wann sie auch
nur das geringste von der Pest gefangen/
dessen böse Qualität so bald dem Hertzen mit-
theilen/ und die Pest verursachen; und weil
kein Mensch auff Erden lebet/ den nicht etwa
in seinem Leben (er sey was Condition er
immer wolle) dergleichen ankommen solle/ so
laß ich ein jeden selbst davon judiciren. Der
gröste Schröcken ist ungezweiffelt dieser/ wel-
cher von der Pestilentz entstehet/ ja er ist grös-
ser als die Kranckheit selbst; denn die Er-
fahrung bezeuget es/ daß die/ so die Pest von
Schröcken bekommen/ eher als andere dahin
sterben. Offt höret einer nur in Gesellschafft
von discu-
ri
ren/
oder sonst etwas von der Pest reden/ und
erschüttert sich darüber/ daß er gleich die Pest
überkommet. Andere/ wenn sie etwa einen
von Anse-
hen der
Krancken/
von der Pest Krancken über die Gasse nach
dem Lazareth tragen sehen/ oder einen Tod-
ten/ der an solcher Seuche gestorben/ wer-
den im Augenblick von der Pest überfallen.
Andere werden angesteckt/ wenn sie den Ge-
ruch von einem Todten empfinden. Wenn
ein Mensch etwas von Pestilentzischem
Schwadem und Gestanck in Mund bekom-
an Spei-
sen/
met/ oder etwa an einem Essen ein Eckel
hat/
kan eben so leicht und noch leichter die-
se Kranckheit am Halß haben. Ja nur das
das blosse
Anden-
cken.
blosse Andencken derer an der Pest lie-
gender krancken Personen/ sonderlich naher
Anverwandter/ kan die Kranckheit zuwege

brin-

Das III. Capitel.
len/ leichtlich geſchehen kan/ daß wann ſie auch
nur das geringſte von der Peſt gefangen/
deſſen boͤſe Qualitaͤt ſo bald dem Hertzen mit-
theilen/ und die Peſt verurſachen; und weil
kein Menſch auff Erden lebet/ den nicht etwa
in ſeinem Leben (er ſey was Condition er
immer wolle) dergleichen ankommen ſolle/ ſo
laß ich ein jeden ſelbſt davon judiciren. Der
groͤſte Schroͤcken iſt ungezweiffelt dieſer/ wel-
cher von der Peſtilentz entſtehet/ ja er iſt groͤſ-
ſer als die Kranckheit ſelbſt; denn die Er-
fahrung bezeuget es/ daß die/ ſo die Peſt von
Schroͤcken bekommen/ eher als andere dahin
ſterben. Offt hoͤret einer nur in Geſellſchafft
von diſcu-
ri
ren/
oder ſonſt etwas von der Peſt reden/ und
erſchuͤttert ſich daruͤber/ daß er gleich die Peſt
uͤberkommet. Andere/ wenn ſie etwa einen
von Anſe-
hen der
Krancken/
von der Peſt Krancken uͤber die Gaſſe nach
dem Lazareth tragen ſehen/ oder einen Tod-
ten/ der an ſolcher Seuche geſtorben/ wer-
den im Augenblick von der Peſt uͤberfallen.
Andere werden angeſteckt/ wenn ſie den Ge-
ruch von einem Todten empfinden. Wenn
ein Menſch etwas von Peſtilentziſchem
Schwadem und Geſtanck in Mund bekom-
an Spei-
ſen/
met/ oder etwa an einem Eſſen ein Eckel
hat/
kan eben ſo leicht und noch leichter die-
ſe Kranckheit am Halß haben. Ja nur das
das bloſſe
Anden-
cken.
bloſſe Andencken derer an der Peſt lie-
gender krancken Perſonen/ ſonderlich naher
Anverwandter/ kan die Kranckheit zuwege

brin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
len/ leichtlich ge&#x017F;chehen kan/ daß wann &#x017F;ie auch<lb/>
nur das gering&#x017F;te von der Pe&#x017F;t gefangen/<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en bo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t &#x017F;o bald dem Hertzen mit-<lb/>
theilen/ und die Pe&#x017F;t verur&#x017F;achen; und weil<lb/>
kein Men&#x017F;ch auff Erden lebet/ den nicht etwa<lb/>
in &#x017F;einem Leben (er &#x017F;ey was <hi rendition="#aq">Condition</hi> er<lb/>
immer wolle) dergleichen ankommen &#x017F;olle/ &#x017F;o<lb/>
laß ich ein jeden &#x017F;elb&#x017F;t davon <hi rendition="#aq">judici</hi>ren. Der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te Schro&#x0364;cken i&#x017F;t ungezweiffelt die&#x017F;er/ wel-<lb/>
cher von der Pe&#x017F;tilentz ent&#x017F;tehet/ ja er i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er als die Kranckheit &#x017F;elb&#x017F;t; denn die Er-<lb/>
fahrung bezeuget es/ daß die/ &#x017F;o die Pe&#x017F;t von<lb/>
Schro&#x0364;cken bekommen/ eher als andere dahin<lb/>
&#x017F;terben. Offt ho&#x0364;ret einer nur in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft<lb/><note place="left">von <hi rendition="#aq">di&#x017F;cu-<lb/>
ri</hi>ren/</note>oder &#x017F;on&#x017F;t etwas <hi rendition="#fr">von der Pe&#x017F;t reden/</hi> und<lb/>
er&#x017F;chu&#x0364;ttert &#x017F;ich daru&#x0364;ber/ daß er gleich die Pe&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;berkommet. Andere/ wenn &#x017F;ie etwa einen<lb/><note place="left">von An&#x017F;e-<lb/>
hen der<lb/>
Krancken/</note>von der Pe&#x017F;t Krancken u&#x0364;ber die Ga&#x017F;&#x017F;e nach<lb/>
dem Lazareth tragen <hi rendition="#fr">&#x017F;ehen/</hi> oder einen Tod-<lb/>
ten/ der an &#x017F;olcher Seuche ge&#x017F;torben/ wer-<lb/>
den im Augenblick von der Pe&#x017F;t u&#x0364;berfallen.<lb/>
Andere werden ange&#x017F;teckt/ wenn &#x017F;ie den Ge-<lb/>
ruch von einem Todten empfinden. Wenn<lb/>
ein Men&#x017F;ch etwas von Pe&#x017F;tilentzi&#x017F;chem<lb/>
Schwadem und Ge&#x017F;tanck in Mund bekom-<lb/><note place="left">an Spei-<lb/>
&#x017F;en/</note>met/ oder etwa an einem <hi rendition="#fr">E&#x017F;&#x017F;en ein Eckel<lb/>
hat/</hi> kan eben &#x017F;o leicht und noch leichter die-<lb/>
&#x017F;e Kranckheit am Halß haben. Ja nur <hi rendition="#fr">das</hi><lb/><note place="left">das blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Anden-<lb/>
cken.</note><hi rendition="#fr">blo&#x017F;&#x017F;e Andencken</hi> derer an der Pe&#x017F;t lie-<lb/>
gender krancken Per&#x017F;onen/ &#x017F;onderlich naher<lb/>
Anverwandter/ kan die Kranckheit zuwege<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">brin-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0034] Das III. Capitel. len/ leichtlich geſchehen kan/ daß wann ſie auch nur das geringſte von der Peſt gefangen/ deſſen boͤſe Qualitaͤt ſo bald dem Hertzen mit- theilen/ und die Peſt verurſachen; und weil kein Menſch auff Erden lebet/ den nicht etwa in ſeinem Leben (er ſey was Condition er immer wolle) dergleichen ankommen ſolle/ ſo laß ich ein jeden ſelbſt davon judiciren. Der groͤſte Schroͤcken iſt ungezweiffelt dieſer/ wel- cher von der Peſtilentz entſtehet/ ja er iſt groͤſ- ſer als die Kranckheit ſelbſt; denn die Er- fahrung bezeuget es/ daß die/ ſo die Peſt von Schroͤcken bekommen/ eher als andere dahin ſterben. Offt hoͤret einer nur in Geſellſchafft oder ſonſt etwas von der Peſt reden/ und erſchuͤttert ſich daruͤber/ daß er gleich die Peſt uͤberkommet. Andere/ wenn ſie etwa einen von der Peſt Krancken uͤber die Gaſſe nach dem Lazareth tragen ſehen/ oder einen Tod- ten/ der an ſolcher Seuche geſtorben/ wer- den im Augenblick von der Peſt uͤberfallen. Andere werden angeſteckt/ wenn ſie den Ge- ruch von einem Todten empfinden. Wenn ein Menſch etwas von Peſtilentziſchem Schwadem und Geſtanck in Mund bekom- met/ oder etwa an einem Eſſen ein Eckel hat/ kan eben ſo leicht und noch leichter die- ſe Kranckheit am Halß haben. Ja nur das bloſſe Andencken derer an der Peſt lie- gender krancken Perſonen/ ſonderlich naher Anverwandter/ kan die Kranckheit zuwege brin- von diſcu- riren/ von Anſe- hen der Krancken/ an Spei- ſen/ das bloſſe Anden- cken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/34
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/34>, abgerufen am 21.11.2024.