Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Beschluß dieses Tractätleins. zu verhalten hat. Es möchte aber ein oderder ander auf die Frage fallen/ warum aber mehr inficirte Leut sterben/ als wiederum auffkommen? solches beantwortet uns Mar- tinus Pansa in 1. cap. consil. antipestif. 1. al- so: Wir wenden uns zu den natürlichen Ur-Warum mehr Krancke an der Pest sterben/ als wieder auffkom- men. sachen/ warum die inficirte Personen also in grosser Menge und grosser Anzahl dahin ster- ben? Erstlich ist das grosse Erschröcknüß/ Kleinmüthigkeit und Schwermütigkeit der Krancken/ welcher/ so bald er mit der giffti- gen Seuche angegriffen wird/ nicht anders vermeynet/ als es sey ihm dieselbe zum Tod aufferleget: lässet demnach alle Mittel fah- ren/ und ist also seines Verderbens selbst Ur- sache: So ist auch der schändliche Verzug und Hinlässigkeit der Krancken ein nicht ge- ringe Ursache; als der nicht zu rechter Zeit Hülff suchet: sondern siehet zu/ und erwartet mit höchsten Schaden/ was es ferner mit ihm vor einen Ausgang nehmen werde: Schicket erst den Urin zum Doctor, und will sich bey selbigem seines Leibes Zustand er- kundigen/ welches doch nicht allezeit aus dem Wasser erforschet werden kan/ will geschwei- gen daß solche unbedachtsame Leut mit ihrem Urin tragen nicht allein die Medicos, sondern auch sich selbst vergifften können. Zu diesem kommet auch der Patienten Un- künff- B b 4
Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. zu verhalten hat. Es moͤchte aber ein oderder ander auf die Frage fallen/ warum aber mehr inficirte Leut ſterben/ als wiederum auffkommen? ſolches beantwortet uns Mar- tinus Panſa in 1. cap. conſil. antipeſtif. 1. al- ſo: Wir wenden uns zu den natuͤrlichen Ur-Warum mehr Krancke an der Peſt ſterben/ als wieder auffkom- men. ſachen/ warum die inficirte Perſonen alſo in groſſer Menge und groſſer Anzahl dahin ſter- ben? Erſtlich iſt das groſſe Erſchroͤcknuͤß/ Kleinmuͤthigkeit und Schwermuͤtigkeit der Krancken/ welcher/ ſo bald er mit der giffti- gen Seuche angegriffen wird/ nicht anders vermeynet/ als es ſey ihm dieſelbe zum Tod aufferleget: laͤſſet demnach alle Mittel fah- ren/ und iſt alſo ſeines Verderbens ſelbſt Ur- ſache: So iſt auch der ſchaͤndliche Verzug und Hinlaͤſſigkeit der Krancken ein nicht ge- ringe Urſache; als der nicht zu rechter Zeit Huͤlff ſuchet: ſondern ſiehet zu/ und erwartet mit hoͤchſten Schaden/ was es ferner mit ihm vor einen Ausgang nehmen werde: Schicket erſt den Urin zum Doctor, und will ſich bey ſelbigem ſeines Leibes Zuſtand er- kundigen/ welches doch nicht allezeit aus dem Waſſer erforſchet werden kan/ will geſchwei- gen daß ſolche unbedachtſame Leut mit ihrem Urin tragen nicht allein die Medicos, ſondern auch ſich ſelbſt vergifften koͤnnen. Zu dieſem kommet auch der Patienten Un- kuͤnff- B b 4
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Beſchluß dieſes Tractaͤtleins.
zu verhalten hat. Es moͤchte aber ein oder
der ander auf die Frage fallen/ warum aber
mehr inficirte Leut ſterben/ als wiederum
auffkommen? ſolches beantwortet uns Mar-
tinus Panſa in 1. cap. conſil. antipeſtif. 1. al-
ſo: Wir wenden uns zu den natuͤrlichen Ur-
ſachen/ warum die inficirte Perſonen alſo in
groſſer Menge und groſſer Anzahl dahin ſter-
ben? Erſtlich iſt das groſſe Erſchroͤcknuͤß/
Kleinmuͤthigkeit und Schwermuͤtigkeit der
Krancken/ welcher/ ſo bald er mit der giffti-
gen Seuche angegriffen wird/ nicht anders
vermeynet/ als es ſey ihm dieſelbe zum Tod
aufferleget: laͤſſet demnach alle Mittel fah-
ren/ und iſt alſo ſeines Verderbens ſelbſt Ur-
ſache: So iſt auch der ſchaͤndliche Verzug
und Hinlaͤſſigkeit der Krancken ein nicht ge-
ringe Urſache; als der nicht zu rechter Zeit
Huͤlff ſuchet: ſondern ſiehet zu/ und erwartet
mit hoͤchſten Schaden/ was es ferner mit
ihm vor einen Ausgang nehmen werde:
Schicket erſt den Urin zum Doctor, und will
ſich bey ſelbigem ſeines Leibes Zuſtand er-
kundigen/ welches doch nicht allezeit aus dem
Waſſer erforſchet werden kan/ will geſchwei-
gen daß ſolche unbedachtſame Leut mit ihrem
Urin tragen nicht allein die Medicos, ſondern
auch ſich ſelbſt vergifften koͤnnen.
Warum
mehr
Krancke
an der Peſt
ſterben/
als wieder
auffkom-
men.
Zu dieſem kommet auch der Patienten Un-
bedachtſamkeit/ daß ſolche vorhero ſelbſt/ oh-
ne vorher gepflogenen Rath/ an ihrem Leib
kuͤnff-
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