Bei diesen Bestimmungen wurden die an einander stoßenden Körper als unelastisch vorausgesetzt; bei elastischen Körpern sind die Erfolge des Stoßes sehr hievon verschieden. Die Elasticität der Körper besteht darin, daß diese Körper zwar eine Aenderung der Gestalt erlauben, aber die vorige Gestalt mit eben der Kraft wieder anzunehmen streben, mit welcher die Veränderung hervorgebracht war. Wenn zwei unelastische Kugeln, einander folgend, sich er- reichen, so drängt sich die nachfolgende schnellere gegen die andre, und beide drücken sich einander zusammen; während der kurzen Zeit der Dauer des Stoßes rücken die Mittelpuncte einander immer näher, und erst wenn beide Kugeln gleiche Geschwindigkeit erlangt haben, hört die Einwirkung des Stoßes auf, und die Kugeln be- halten die etwas eingedrückte Form, die der Stoß ihnen gegeben hat. Bei elastischen Kugeln dagegen fängt nun ein zweiter Theil der ganzen Erscheinung an, indem die von ihrer natürlichen Gestalt abweichenden Kugeln diese wieder anzunehmen streben. In die- sem letzten Theile der Wirkung wiederholt sich alles das noch einmal, was in dem ersten Theile der Wirkung vorgekommen ist, und darnach läßt sich die am Ende statt findende Geschwin- digkeit bestimmen. Wenn zwei gleiche Kugeln sich mit gleichen Geschwindigkeiten begegnen, so besteht die erste Einwirkung darin, daß die Mittelpuncte so lange gegen einander drängen, bis beide Kugeln ihre Geschwindigkeiten verlohren haben; sind die Kugeln unelastisch, so bleiben sie dann in Ruhe an der Stelle, wo sie sich trafen, und sind sie weich, so finden wir ihre Gestalt so ver- ändert, wie das Gegeneinanderdrängen es forderte. Zwei elasti- sche Kugeln von gleicher Masse und gleicher Geschwindigkeit zer- stören ebenso ihre Geschwindigkeiten gegenseitig, indem sie sich begegnen; aber nachdem die Geschwindigkeiten gänzlich zerstört, dabei aber die Kugeln in einen gewissen Grad der Zusammen- drückung gebracht sind, strebt die Kraft der Elasticität, die Kugeln wieder aus einander zu treiben, und da diese Kraft, womit die vorige Gestalt sich herstellt, bei vollkommen elastischen Körpern, so groß ist, als die, welche das Zusammenpressen bewirkte, so er- theilt sie beiden Kugeln nach den Richtungen, die ihren ersten
Grader Stoß elaſtiſcher Koͤrper.
Bei dieſen Beſtimmungen wurden die an einander ſtoßenden Koͤrper als unelaſtiſch vorausgeſetzt; bei elaſtiſchen Koͤrpern ſind die Erfolge des Stoßes ſehr hievon verſchieden. Die Elaſticitaͤt der Koͤrper beſteht darin, daß dieſe Koͤrper zwar eine Aenderung der Geſtalt erlauben, aber die vorige Geſtalt mit eben der Kraft wieder anzunehmen ſtreben, mit welcher die Veraͤnderung hervorgebracht war. Wenn zwei unelaſtiſche Kugeln, einander folgend, ſich er- reichen, ſo draͤngt ſich die nachfolgende ſchnellere gegen die andre, und beide druͤcken ſich einander zuſammen; waͤhrend der kurzen Zeit der Dauer des Stoßes ruͤcken die Mittelpuncte einander immer naͤher, und erſt wenn beide Kugeln gleiche Geſchwindigkeit erlangt haben, hoͤrt die Einwirkung des Stoßes auf, und die Kugeln be- halten die etwas eingedruͤckte Form, die der Stoß ihnen gegeben hat. Bei elaſtiſchen Kugeln dagegen faͤngt nun ein zweiter Theil der ganzen Erſcheinung an, indem die von ihrer natuͤrlichen Geſtalt abweichenden Kugeln dieſe wieder anzunehmen ſtreben. In die- ſem letzten Theile der Wirkung wiederholt ſich alles das noch einmal, was in dem erſten Theile der Wirkung vorgekommen iſt, und darnach laͤßt ſich die am Ende ſtatt findende Geſchwin- digkeit beſtimmen. Wenn zwei gleiche Kugeln ſich mit gleichen Geſchwindigkeiten begegnen, ſo beſteht die erſte Einwirkung darin, daß die Mittelpuncte ſo lange gegen einander draͤngen, bis beide Kugeln ihre Geſchwindigkeiten verlohren haben; ſind die Kugeln unelaſtiſch, ſo bleiben ſie dann in Ruhe an der Stelle, wo ſie ſich trafen, und ſind ſie weich, ſo finden wir ihre Geſtalt ſo ver- aͤndert, wie das Gegeneinanderdraͤngen es forderte. Zwei elaſti- ſche Kugeln von gleicher Maſſe und gleicher Geſchwindigkeit zer- ſtoͤren ebenſo ihre Geſchwindigkeiten gegenſeitig, indem ſie ſich begegnen; aber nachdem die Geſchwindigkeiten gaͤnzlich zerſtoͤrt, dabei aber die Kugeln in einen gewiſſen Grad der Zuſammen- druͤckung gebracht ſind, ſtrebt die Kraft der Elaſticitaͤt, die Kugeln wieder aus einander zu treiben, und da dieſe Kraft, womit die vorige Geſtalt ſich herſtellt, bei vollkommen elaſtiſchen Koͤrpern, ſo groß iſt, als die, welche das Zuſammenpreſſen bewirkte, ſo er- theilt ſie beiden Kugeln nach den Richtungen, die ihren erſten
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Grader Stoß elaſtiſcher Koͤrper.
Bei dieſen Beſtimmungen wurden die an einander ſtoßenden
Koͤrper als unelaſtiſch vorausgeſetzt; bei elaſtiſchen Koͤrpern ſind die
Erfolge des Stoßes ſehr hievon verſchieden. Die Elaſticitaͤt der
Koͤrper beſteht darin, daß dieſe Koͤrper zwar eine Aenderung der
Geſtalt erlauben, aber die vorige Geſtalt mit eben der Kraft wieder
anzunehmen ſtreben, mit welcher die Veraͤnderung hervorgebracht
war. Wenn zwei unelaſtiſche Kugeln, einander folgend, ſich er-
reichen, ſo draͤngt ſich die nachfolgende ſchnellere gegen die andre,
und beide druͤcken ſich einander zuſammen; waͤhrend der kurzen
Zeit der Dauer des Stoßes ruͤcken die Mittelpuncte einander immer
naͤher, und erſt wenn beide Kugeln gleiche Geſchwindigkeit erlangt
haben, hoͤrt die Einwirkung des Stoßes auf, und die Kugeln be-
halten die etwas eingedruͤckte Form, die der Stoß ihnen gegeben
hat. Bei elaſtiſchen Kugeln dagegen faͤngt nun ein zweiter Theil
der ganzen Erſcheinung an, indem die von ihrer natuͤrlichen Geſtalt
abweichenden Kugeln dieſe wieder anzunehmen ſtreben. In die-
ſem letzten Theile der Wirkung wiederholt ſich alles das noch
einmal, was in dem erſten Theile der Wirkung vorgekommen
iſt, und darnach laͤßt ſich die am Ende ſtatt findende Geſchwin-
digkeit beſtimmen. Wenn zwei gleiche Kugeln ſich mit gleichen
Geſchwindigkeiten begegnen, ſo beſteht die erſte Einwirkung darin,
daß die Mittelpuncte ſo lange gegen einander draͤngen, bis beide
Kugeln ihre Geſchwindigkeiten verlohren haben; ſind die Kugeln
unelaſtiſch, ſo bleiben ſie dann in Ruhe an der Stelle, wo ſie
ſich trafen, und ſind ſie weich, ſo finden wir ihre Geſtalt ſo ver-
aͤndert, wie das Gegeneinanderdraͤngen es forderte. Zwei elaſti-
ſche Kugeln von gleicher Maſſe und gleicher Geſchwindigkeit zer-
ſtoͤren ebenſo ihre Geſchwindigkeiten gegenſeitig, indem ſie ſich
begegnen; aber nachdem die Geſchwindigkeiten gaͤnzlich zerſtoͤrt,
dabei aber die Kugeln in einen gewiſſen Grad der Zuſammen-
druͤckung gebracht ſind, ſtrebt die Kraft der Elaſticitaͤt, die Kugeln
wieder aus einander zu treiben, und da dieſe Kraft, womit die
vorige Geſtalt ſich herſtellt, bei vollkommen elaſtiſchen Koͤrpern,
ſo groß iſt, als die, welche das Zuſammenpreſſen bewirkte, ſo er-
theilt ſie beiden Kugeln nach den Richtungen, die ihren erſten
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/143>, abgerufen am 25.11.2024.
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