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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Theil der Schwimmkunst, sich durch angemessene Bewegungen theils
im Wasser fortzurudern, theils, indem man hinabwärts stößt,
einen größern Theil des Körpers hervorzuheben, als ohne diese An-
strengung statt fände, gehört nicht eigentlich hieher, indeß läßt sich
doch übersehen, daß Bewegungen des Körpers, bei welchen man das
Wasser so trifft, wie das Ruder beim Fortrudern des Schiffes, den
menschlichen Körper nach der entgegengesetzten Richtung, also selbst
auch aufwärts zu bewegen, dienen.

Wie die leichten Körper, die man als Schwimmgürtel oder auf
andre Weise am Körper befestigt, dienen, um den Körper höher
über dem Wasser zu erhalten, habe ich nicht nöthig zu erwähnen;
auf die richtige Weise angebracht, geben sie zugleich ein Mittel, den
obern Theil des Körpers sicher über dem Wasser zu erhalten, statt
daß es sonst mehr dem Zufalle überlassen bleibt, ob Arme, Brust
oder Kopf aus dem Wasser hervorragen.

Da ich den wichtigsten Theil der hieher gehörigen Anwendun-
gen für die nächste Vorlesung aufsparen muß, so will ich heute nur
noch einige Erfahrungen kurz anführen, die mit dem bisher Ange-
gebnen in Verbindung stehen. Die eine betrifft das Heben schwerer
Massen unter dem Wasser und das Hervorheben derselben aus dem
Wasser. Wenn ein Mann, der nur 150 Pfunde zu heben im
Stande ist, eine Granitmasse von 250 Pfunden, die im Wasser
liegt, heraufzuziehen versucht, so wird er sich dazu im Stande füh-
len, weil diese Granitmasse ungefehr im Wasser 100 Pfund an
Gewicht verliert; aber sobald sie über die Oberfläche hervorgehoben
wird, scheint sie schwerer zu werden, und jeder Versuch, sie bedeu-
tend aus dem Wasser hervorzuheben, würde ihm mislingen. Eine
andre Erfahrung betrifft die ungleiche Tiefe, zu welcher Schiffe sich
im Meerwasser und im süßen Wasser einsenken. Es giebt Hand-
lungsgegenstände, die man beim Ankommen nicht wohl abwägen
kann, zum Beispiel Steinkohlen; -- bei einer Ladung dieser Art,
wenn nämlich das ganze Schiff keine andre Befrachtung enthält, ist
es üblich, daß das Schiff bis auf seine Marke geladen wird, das
heißt, so daß es bis an gewisse eingebrannte Merkmale im Wasser
eingesenkt ist, und nach dem ein für alle Mal ausgewognen Inhalte
des Schiffes kennt man die Anzahl von Tonnen oder Lasten, die
dazu erforderlich sind. Ist nun die Beladung auf süßem Wasser

Theil der Schwimmkunſt, ſich durch angemeſſene Bewegungen theils
im Waſſer fortzurudern, theils, indem man hinabwaͤrts ſtoͤßt,
einen groͤßern Theil des Koͤrpers hervorzuheben, als ohne dieſe An-
ſtrengung ſtatt faͤnde, gehoͤrt nicht eigentlich hieher, indeß laͤßt ſich
doch uͤberſehen, daß Bewegungen des Koͤrpers, bei welchen man das
Waſſer ſo trifft, wie das Ruder beim Fortrudern des Schiffes, den
menſchlichen Koͤrper nach der entgegengeſetzten Richtung, alſo ſelbſt
auch aufwaͤrts zu bewegen, dienen.

Wie die leichten Koͤrper, die man als Schwimmguͤrtel oder auf
andre Weiſe am Koͤrper befeſtigt, dienen, um den Koͤrper hoͤher
uͤber dem Waſſer zu erhalten, habe ich nicht noͤthig zu erwaͤhnen;
auf die richtige Weiſe angebracht, geben ſie zugleich ein Mittel, den
obern Theil des Koͤrpers ſicher uͤber dem Waſſer zu erhalten, ſtatt
daß es ſonſt mehr dem Zufalle uͤberlaſſen bleibt, ob Arme, Bruſt
oder Kopf aus dem Waſſer hervorragen.

Da ich den wichtigſten Theil der hieher gehoͤrigen Anwendun-
gen fuͤr die naͤchſte Vorleſung aufſparen muß, ſo will ich heute nur
noch einige Erfahrungen kurz anfuͤhren, die mit dem bisher Ange-
gebnen in Verbindung ſtehen. Die eine betrifft das Heben ſchwerer
Maſſen unter dem Waſſer und das Hervorheben derſelben aus dem
Waſſer. Wenn ein Mann, der nur 150 Pfunde zu heben im
Stande iſt, eine Granitmaſſe von 250 Pfunden, die im Waſſer
liegt, heraufzuziehen verſucht, ſo wird er ſich dazu im Stande fuͤh-
len, weil dieſe Granitmaſſe ungefehr im Waſſer 100 Pfund an
Gewicht verliert; aber ſobald ſie uͤber die Oberflaͤche hervorgehoben
wird, ſcheint ſie ſchwerer zu werden, und jeder Verſuch, ſie bedeu-
tend aus dem Waſſer hervorzuheben, wuͤrde ihm mislingen. Eine
andre Erfahrung betrifft die ungleiche Tiefe, zu welcher Schiffe ſich
im Meerwaſſer und im ſuͤßen Waſſer einſenken. Es giebt Hand-
lungsgegenſtaͤnde, die man beim Ankommen nicht wohl abwaͤgen
kann, zum Beiſpiel Steinkohlen; — bei einer Ladung dieſer Art,
wenn naͤmlich das ganze Schiff keine andre Befrachtung enthaͤlt, iſt
es uͤblich, daß das Schiff bis auf ſeine Marke geladen wird, das
heißt, ſo daß es bis an gewiſſe eingebrannte Merkmale im Waſſer
eingeſenkt iſt, und nach dem ein fuͤr alle Mal ausgewognen Inhalte
des Schiffes kennt man die Anzahl von Tonnen oder Laſten, die
dazu erforderlich ſind. Iſt nun die Beladung auf ſuͤßem Waſſer

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[153/0175] Theil der Schwimmkunſt, ſich durch angemeſſene Bewegungen theils im Waſſer fortzurudern, theils, indem man hinabwaͤrts ſtoͤßt, einen groͤßern Theil des Koͤrpers hervorzuheben, als ohne dieſe An- ſtrengung ſtatt faͤnde, gehoͤrt nicht eigentlich hieher, indeß laͤßt ſich doch uͤberſehen, daß Bewegungen des Koͤrpers, bei welchen man das Waſſer ſo trifft, wie das Ruder beim Fortrudern des Schiffes, den menſchlichen Koͤrper nach der entgegengeſetzten Richtung, alſo ſelbſt auch aufwaͤrts zu bewegen, dienen. Wie die leichten Koͤrper, die man als Schwimmguͤrtel oder auf andre Weiſe am Koͤrper befeſtigt, dienen, um den Koͤrper hoͤher uͤber dem Waſſer zu erhalten, habe ich nicht noͤthig zu erwaͤhnen; auf die richtige Weiſe angebracht, geben ſie zugleich ein Mittel, den obern Theil des Koͤrpers ſicher uͤber dem Waſſer zu erhalten, ſtatt daß es ſonſt mehr dem Zufalle uͤberlaſſen bleibt, ob Arme, Bruſt oder Kopf aus dem Waſſer hervorragen. Da ich den wichtigſten Theil der hieher gehoͤrigen Anwendun- gen fuͤr die naͤchſte Vorleſung aufſparen muß, ſo will ich heute nur noch einige Erfahrungen kurz anfuͤhren, die mit dem bisher Ange- gebnen in Verbindung ſtehen. Die eine betrifft das Heben ſchwerer Maſſen unter dem Waſſer und das Hervorheben derſelben aus dem Waſſer. Wenn ein Mann, der nur 150 Pfunde zu heben im Stande iſt, eine Granitmaſſe von 250 Pfunden, die im Waſſer liegt, heraufzuziehen verſucht, ſo wird er ſich dazu im Stande fuͤh- len, weil dieſe Granitmaſſe ungefehr im Waſſer 100 Pfund an Gewicht verliert; aber ſobald ſie uͤber die Oberflaͤche hervorgehoben wird, ſcheint ſie ſchwerer zu werden, und jeder Verſuch, ſie bedeu- tend aus dem Waſſer hervorzuheben, wuͤrde ihm mislingen. Eine andre Erfahrung betrifft die ungleiche Tiefe, zu welcher Schiffe ſich im Meerwaſſer und im ſuͤßen Waſſer einſenken. Es giebt Hand- lungsgegenſtaͤnde, die man beim Ankommen nicht wohl abwaͤgen kann, zum Beiſpiel Steinkohlen; — bei einer Ladung dieſer Art, wenn naͤmlich das ganze Schiff keine andre Befrachtung enthaͤlt, iſt es uͤblich, daß das Schiff bis auf ſeine Marke geladen wird, das heißt, ſo daß es bis an gewiſſe eingebrannte Merkmale im Waſſer eingeſenkt iſt, und nach dem ein fuͤr alle Mal ausgewognen Inhalte des Schiffes kennt man die Anzahl von Tonnen oder Laſten, die dazu erforderlich ſind. Iſt nun die Beladung auf ſuͤßem Waſſer

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/175>, abgerufen am 21.11.2024.