andrer Körper, wenn er bei gleichem Volumen, bei gleicher körper- licher Größe, ein doppelt so großes absolutes Gewicht, als jener zweite, hat. Ein Pariser Cubicfuß Wasser, das nahe an der zum Gefrieren nöthigen Kälte ist, wiegt 70,014 franz. Pfunde, ein Pa- riser Cubicfuß Quecksilber wiegt bei eben der Wärme 953,522 franz. Pfunde; das letztere ist also 13,619mal, etwas mehr als 131/2mal so schwer an sich als Wasser, und auf ähnliche Weise fände die Ver- gleichung in allen Fällen statt. Man pflegt zur Vergleichung der specifischen Gewichte immer das reine destillirte Wasser zum Grunde zu legen, und dabei besonders zu bemerken, für welche Wärme die Angaben eingerichtet sind; wir wollen hier immer die Gefrierkälte des Wassers als diejenige ansehen, worauf sich die Angaben beziehen, und also nur kurz sagen, das specifische Gewicht des gehämmerten Platins sei = 21,314, anstatt umständlich anzugeben, daß es 21mal so schwer als Wasser ist.
Um dieses specifische Gewicht, dessen genaue Kenntniß wir oft bedürfen, zu bestimmen, sind die Mittel verschieden, je nachdem man es für feste Körper, für flüssige Körper, für Körper, die ge- pulvert sind u. s. w. finden will. Feste Körper kann man am besten an einer feinen Waage abwägen, und bestimmt den Gewichtverlust, den sie in reinem Wasser leiden. Das Verfahren ist sehr einfach, fordert aber doch, um genau zu sein, sehr viele Vorsichtsregeln. Bei dem gewöhnlichen Abwägen in der Luft ist außer der Sorgfalt, mit welcher selbst kleine Gewichtstheile, Theile von Granen, ange- geben werden müssen, wenig zu bemerken; aber wenn man nun den Körper in das Wasser eintaucht, so muß man die Temperatur des Wassers und des Körpers genau kennen, man muß vollkommen reines Wasser nehmen, man muß aufs sorgfältigste jedes Anhängen von Luftbläschen vermeiden, und von dem möglichst feinen Faden oder Haare, woran der Körper hängt, nur so viel als grade nöthig ist, mit in das Wasser eintauchen und den Gewichtverlust dieses Theiles in Rechnung bringen. Das Gewicht, um welches jetzt das vorhin erforderliche Gegengewicht vermindert werden muß, giebt an, wie viel ein dem Körper gleiches Volumen desjenigen Wassers, dessen man sich bedient, wiegt, und da man durch genaue Versuche die Ausdehnung des Wassers bei ungleichen Wärmegraden kennt, so läßt sich aus dem Gewichte des angewandten Wassers leicht das
andrer Koͤrper, wenn er bei gleichem Volumen, bei gleicher koͤrper- licher Groͤße, ein doppelt ſo großes abſolutes Gewicht, als jener zweite, hat. Ein Pariſer Cubicfuß Waſſer, das nahe an der zum Gefrieren noͤthigen Kaͤlte iſt, wiegt 70,014 franz. Pfunde, ein Pa- riſer Cubicfuß Queckſilber wiegt bei eben der Waͤrme 953,522 franz. Pfunde; das letztere iſt alſo 13,619mal, etwas mehr als 13½mal ſo ſchwer an ſich als Waſſer, und auf aͤhnliche Weiſe faͤnde die Ver- gleichung in allen Faͤllen ſtatt. Man pflegt zur Vergleichung der ſpecifiſchen Gewichte immer das reine deſtillirte Waſſer zum Grunde zu legen, und dabei beſonders zu bemerken, fuͤr welche Waͤrme die Angaben eingerichtet ſind; wir wollen hier immer die Gefrierkaͤlte des Waſſers als diejenige anſehen, worauf ſich die Angaben beziehen, und alſo nur kurz ſagen, das ſpecifiſche Gewicht des gehaͤmmerten Platins ſei = 21,314, anſtatt umſtaͤndlich anzugeben, daß es 21mal ſo ſchwer als Waſſer iſt.
Um dieſes ſpecifiſche Gewicht, deſſen genaue Kenntniß wir oft beduͤrfen, zu beſtimmen, ſind die Mittel verſchieden, je nachdem man es fuͤr feſte Koͤrper, fuͤr fluͤſſige Koͤrper, fuͤr Koͤrper, die ge- pulvert ſind u. ſ. w. finden will. Feſte Koͤrper kann man am beſten an einer feinen Waage abwaͤgen, und beſtimmt den Gewichtverluſt, den ſie in reinem Waſſer leiden. Das Verfahren iſt ſehr einfach, fordert aber doch, um genau zu ſein, ſehr viele Vorſichtsregeln. Bei dem gewoͤhnlichen Abwaͤgen in der Luft iſt außer der Sorgfalt, mit welcher ſelbſt kleine Gewichtstheile, Theile von Granen, ange- geben werden muͤſſen, wenig zu bemerken; aber wenn man nun den Koͤrper in das Waſſer eintaucht, ſo muß man die Temperatur des Waſſers und des Koͤrpers genau kennen, man muß vollkommen reines Waſſer nehmen, man muß aufs ſorgfaͤltigſte jedes Anhaͤngen von Luftblaͤschen vermeiden, und von dem moͤglichſt feinen Faden oder Haare, woran der Koͤrper haͤngt, nur ſo viel als grade noͤthig iſt, mit in das Waſſer eintauchen und den Gewichtverluſt dieſes Theiles in Rechnung bringen. Das Gewicht, um welches jetzt das vorhin erforderliche Gegengewicht vermindert werden muß, giebt an, wie viel ein dem Koͤrper gleiches Volumen desjenigen Waſſers, deſſen man ſich bedient, wiegt, und da man durch genaue Verſuche die Ausdehnung des Waſſers bei ungleichen Waͤrmegraden kennt, ſo laͤßt ſich aus dem Gewichte des angewandten Waſſers leicht das
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andrer Koͤrper, wenn er bei gleichem Volumen, bei gleicher koͤrper-
licher Groͤße, ein doppelt ſo großes abſolutes Gewicht, als jener
zweite, hat. Ein Pariſer Cubicfuß Waſſer, das nahe an der zum
Gefrieren noͤthigen Kaͤlte iſt, wiegt 70,014 franz. Pfunde, ein Pa-
riſer Cubicfuß Queckſilber wiegt bei eben der Waͤrme 953,522 franz.
Pfunde; das letztere iſt alſo 13,619mal, etwas mehr als 13½mal
ſo ſchwer an ſich als Waſſer, und auf aͤhnliche Weiſe faͤnde die Ver-
gleichung in allen Faͤllen ſtatt. Man pflegt zur Vergleichung der
ſpecifiſchen Gewichte immer das reine deſtillirte Waſſer zum Grunde
zu legen, und dabei beſonders zu bemerken, fuͤr welche Waͤrme die
Angaben eingerichtet ſind; wir wollen hier immer die Gefrierkaͤlte
des Waſſers als diejenige anſehen, worauf ſich die Angaben beziehen,
und alſo nur kurz ſagen, das ſpecifiſche Gewicht des gehaͤmmerten
Platins ſei = 21,314, anſtatt umſtaͤndlich anzugeben, daß es
21[FORMEL]mal ſo ſchwer als Waſſer iſt.
Um dieſes ſpecifiſche Gewicht, deſſen genaue Kenntniß wir oft
beduͤrfen, zu beſtimmen, ſind die Mittel verſchieden, je nachdem
man es fuͤr feſte Koͤrper, fuͤr fluͤſſige Koͤrper, fuͤr Koͤrper, die ge-
pulvert ſind u. ſ. w. finden will. Feſte Koͤrper kann man am beſten
an einer feinen Waage abwaͤgen, und beſtimmt den Gewichtverluſt,
den ſie in reinem Waſſer leiden. Das Verfahren iſt ſehr einfach,
fordert aber doch, um genau zu ſein, ſehr viele Vorſichtsregeln.
Bei dem gewoͤhnlichen Abwaͤgen in der Luft iſt außer der Sorgfalt,
mit welcher ſelbſt kleine Gewichtstheile, Theile von Granen, ange-
geben werden muͤſſen, wenig zu bemerken; aber wenn man nun den
Koͤrper in das Waſſer eintaucht, ſo muß man die Temperatur des
Waſſers und des Koͤrpers genau kennen, man muß vollkommen
reines Waſſer nehmen, man muß aufs ſorgfaͤltigſte jedes Anhaͤngen
von Luftblaͤschen vermeiden, und von dem moͤglichſt feinen Faden
oder Haare, woran der Koͤrper haͤngt, nur ſo viel als grade noͤthig
iſt, mit in das Waſſer eintauchen und den Gewichtverluſt dieſes
Theiles in Rechnung bringen. Das Gewicht, um welches jetzt das
vorhin erforderliche Gegengewicht vermindert werden muß, giebt an,
wie viel ein dem Koͤrper gleiches Volumen desjenigen Waſſers, deſſen
man ſich bedient, wiegt, und da man durch genaue Verſuche die
Ausdehnung des Waſſers bei ungleichen Waͤrmegraden kennt, ſo
laͤßt ſich aus dem Gewichte des angewandten Waſſers leicht das
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/177>, abgerufen am 21.11.2024.
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