Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.sich darin, daß die Stürme in der Nordsee meistens aus Südwest Unter den Ursachen, die man als solche tiefe Barometerstände *) Beispiele sind angegeben in meinen Beiträgen zur Witte-
rungskunde, in meinen Unterhaltungen für Freunde der Physik, und in der Abh. de variationibus repentinis in pressione atmosph. observatis. ſich darin, daß die Stuͤrme in der Nordſee meiſtens aus Suͤdweſt Unter den Urſachen, die man als ſolche tiefe Barometerſtaͤnde *) Beiſpiele ſind angegeben in meinen Beitraͤgen zur Witte-
rungskunde, in meinen Unterhaltungen fuͤr Freunde der Phyſik, und in der Abh. de variationibus repentinis in pressione atmosph. observatis. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0251" n="229"/> ſich darin, daß die Stuͤrme in der Nordſee meiſtens aus Suͤdweſt<lb/> anfangen, und dann nach Weſt und Nordweſt umlaufen, kenntlich<lb/> machten. Ich muß geſtehen, daß dieſe Erklaͤrung mir nicht genuͤgt,<lb/> vorzuͤglich, weil ein Fallen des Barometers, das bis zu ein Vier-<lb/> zehntel der ganzen Hoͤhe geht, wohl gewiß nicht durch eine Wir-<lb/> belbewegung erklaͤrt werden kann, und es auch gar nicht nachge-<lb/> wieſen werden kann, daß die einzelnen Lufttheilchen einen Kreis-<lb/> lauf um jenen Mittelpunct vollenden. Wenn man ſich den<lb/> Sturm aus einem Zuſtuͤrzen gegen die Stelle hin, wo der Druck<lb/> am kleinſten iſt, erklaͤrt, ſo laͤßt ſich aus dem Fortruͤcken dieſer<lb/> Stelle nach Oſten (deſſen Grund freilich nicht erhellt,) einſehen,<lb/> warum der Zuſturz von Suͤdweſten her eine weſtlichere und endlich<lb/> ſelbſt eine nordliche Richtung erhalten kann, wenn das Centrum des<lb/> ſchwaͤchſten Druckes uͤber den Beobachtungs-Ort hinaus nach Nor-<lb/> den oder Nordoſten fortgeruͤckt iſt. Ich verhehle es nicht, daß das<lb/> Phaͤnomen hoͤchſt raͤthſelhaft bleibt, daß wir jene Urſache, welche<lb/> die Luft gleichſam verzehrt, und welche oſtwaͤrts fortruͤckt, gar nicht<lb/> kennen, und alſo auch nicht genau anzugeben vermoͤgen, warum<lb/> ſie nur den Sturm aus Suͤden und Suͤdweſten ſeine ganze Gewalt<lb/> erreichen laͤßt, waͤhrend ſie dem Zuſtroͤmen der Luft von Oſten und<lb/> Norden her nur eine maͤßige Gewalt geſtattet; aber ich glaube, es<lb/> iſt hier beſſer, fuͤr jetzt nur Beobachtungen zuſammenzuſtellen und<lb/> die Erklaͤrung einem kuͤnftigen, wahrſcheinlich nicht mehr entfernten<lb/> Zeitpuncte vorzubehalten<note place="foot" n="*)">Beiſpiele ſind angegeben in meinen <hi rendition="#g">Beitraͤgen zur Witte-<lb/> rungskunde</hi>, in meinen <hi rendition="#g">Unterhaltungen fuͤr Freunde der<lb/> Phyſik</hi>, und in der Abh. <hi rendition="#aq">de variationibus repentinis in pressione<lb/> atmosph. observatis.</hi></note>.</p><lb/> <p>Unter den Urſachen, die man als ſolche tiefe Barometerſtaͤnde<lb/> bewirkend angeſehen hat, muß ich auch die Erdbeben noch nennen.<lb/> Und auffallend genug trifft der vulkaniſche Ausbruch des Oefields-<lb/> Joͤkul auf Island mit dem tiefen Barometerſtaͤnde am 25. Dec.<lb/> 1821 zuſammen, und im Jahre 1783 fand das furchtbare Erdbe-<lb/> ben in Calabrien am 5. Februar und den folgenden Tagen ſtatt,<lb/> womit tiefe Barometerſtaͤnde vom 6. bis 9. Febr. beinahe gleichzeitig<lb/> ſind; aber dennoch ſcheint es ſehr ungewiß, ob man eine ſolche Ver-<lb/> bindung annehmen darf, da dieſes Zuſammentreffen doch nicht re-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0251]
ſich darin, daß die Stuͤrme in der Nordſee meiſtens aus Suͤdweſt
anfangen, und dann nach Weſt und Nordweſt umlaufen, kenntlich
machten. Ich muß geſtehen, daß dieſe Erklaͤrung mir nicht genuͤgt,
vorzuͤglich, weil ein Fallen des Barometers, das bis zu ein Vier-
zehntel der ganzen Hoͤhe geht, wohl gewiß nicht durch eine Wir-
belbewegung erklaͤrt werden kann, und es auch gar nicht nachge-
wieſen werden kann, daß die einzelnen Lufttheilchen einen Kreis-
lauf um jenen Mittelpunct vollenden. Wenn man ſich den
Sturm aus einem Zuſtuͤrzen gegen die Stelle hin, wo der Druck
am kleinſten iſt, erklaͤrt, ſo laͤßt ſich aus dem Fortruͤcken dieſer
Stelle nach Oſten (deſſen Grund freilich nicht erhellt,) einſehen,
warum der Zuſturz von Suͤdweſten her eine weſtlichere und endlich
ſelbſt eine nordliche Richtung erhalten kann, wenn das Centrum des
ſchwaͤchſten Druckes uͤber den Beobachtungs-Ort hinaus nach Nor-
den oder Nordoſten fortgeruͤckt iſt. Ich verhehle es nicht, daß das
Phaͤnomen hoͤchſt raͤthſelhaft bleibt, daß wir jene Urſache, welche
die Luft gleichſam verzehrt, und welche oſtwaͤrts fortruͤckt, gar nicht
kennen, und alſo auch nicht genau anzugeben vermoͤgen, warum
ſie nur den Sturm aus Suͤden und Suͤdweſten ſeine ganze Gewalt
erreichen laͤßt, waͤhrend ſie dem Zuſtroͤmen der Luft von Oſten und
Norden her nur eine maͤßige Gewalt geſtattet; aber ich glaube, es
iſt hier beſſer, fuͤr jetzt nur Beobachtungen zuſammenzuſtellen und
die Erklaͤrung einem kuͤnftigen, wahrſcheinlich nicht mehr entfernten
Zeitpuncte vorzubehalten *).
Unter den Urſachen, die man als ſolche tiefe Barometerſtaͤnde
bewirkend angeſehen hat, muß ich auch die Erdbeben noch nennen.
Und auffallend genug trifft der vulkaniſche Ausbruch des Oefields-
Joͤkul auf Island mit dem tiefen Barometerſtaͤnde am 25. Dec.
1821 zuſammen, und im Jahre 1783 fand das furchtbare Erdbe-
ben in Calabrien am 5. Februar und den folgenden Tagen ſtatt,
womit tiefe Barometerſtaͤnde vom 6. bis 9. Febr. beinahe gleichzeitig
ſind; aber dennoch ſcheint es ſehr ungewiß, ob man eine ſolche Ver-
bindung annehmen darf, da dieſes Zuſammentreffen doch nicht re-
*) Beiſpiele ſind angegeben in meinen Beitraͤgen zur Witte-
rungskunde, in meinen Unterhaltungen fuͤr Freunde der
Phyſik, und in der Abh. de variationibus repentinis in pressione
atmosph. observatis.
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