Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.men, findet man das Becken des Geyser längere Zeit mit ruhigem men, findet man das Becken des Geyſer laͤngere Zeit mit ruhigem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0264" n="242"/> men, findet man das Becken des Geyſer laͤngere Zeit mit ruhigem<lb/> Waſſer gefuͤllt; dann aber hoͤrt man ein wiederholtes unterirdiſches<lb/> Getoͤſe, wie Canonenſchuͤſſe, wobei das Waſſer zuerſt in einige auf-<lb/> wallende Bewegung geraͤth, und dann mehr oder minder hoch, zu-<lb/> weilen bis zu 200 Fuß hoch, hinaufgetrieben wird, und eine mit<lb/> Dampfwolken umgebene Waſſerſaͤule darſtellt. Beim Hervorbre-<lb/> chen hat es die Kochhitze. Wenn nach mehreren Minuten oder<lb/> einer Viertelſtunde der Ausbruch vorbei iſt, ſo ſinkt das Waſſer ſo<lb/> tief in dem Behaͤlter, woraus es hervordrang, daß <hi rendition="#g">Ohlſen</hi> das<lb/> Bleiloth bis 80 Fuß ohne Widerſtand hinabſenken konnte, und es<lb/> dauerte lange, ehe der Keſſel ſich wieder fuͤllte; und obgleich ſich<lb/> auch unterdeß zuweilen unterirdiſches Getoͤſe hoͤren ließ, ſo war es<lb/> doch dann erſt am ſtaͤrkſten, wenn der Keſſel wieder hoͤher angefuͤllt<lb/> war. Welchen Eindruck dieſes Schauſpiel eines zuweilen gegen<lb/> 50 Fuß dicken, und 100 Fuß, ja 200 Fuß hinauf geſchleuderten<lb/> Waſſerſtrahles, deſſen Erſcheinen mit unterirdiſchem Donner beglei-<lb/> tet iſt, auf den Beobachter, der die Erde unter ſich beben fuͤhlt,<lb/> machen muß, laͤßt ſich denken. Die eigentlichen Urſachen der Er-<lb/> ſcheinung kennen wir zwar nicht, aber daß hier, wo in der Tiefe ein<lb/> unausloͤſchliches Feuer beſtaͤndig wirkſam iſt, dieſes die Erſcheinun-<lb/> gen hervorbringt, laͤßt ſich wohl nicht bezweifeln. Stellen wir uns<lb/> vor, die Waſſerquelle koͤnne den offenen Keſſel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> allmaͤhlig fuͤllen<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 132.</hi></hi>), und das Waſſer erhebe ſich zugleich in den Hoͤhlen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BC,</hi></hi><lb/> ſo kann dieſes Anſchwellen ſehr ruhig fortgehen, ſo lange die uͤber<lb/> dem unterirdiſchen Feuer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> befindliche Luft durch ihren Gegendruck<lb/> das Ueberfließen des Waſſers bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> hindert; und da der Druck der<lb/> ſehr erhitzten, immer mit Daͤmpfen erfuͤllten Luft uͤber dem Feuer<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> ſehr viel groͤßer, als der Druck der aͤußern Luft iſt, ſo kann der<lb/> hoͤchſte Punct der das Feuer und Waſſer trennenden Hoͤhe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C,</hi></hi> viel<lb/> niedriger, als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A,</hi></hi> liegen. Faͤngt nun aber bei fortwaͤhrendem Zu-<lb/> dringen des Waſſers dieſes an, ſich bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> hinuͤber in das Feuer zu<lb/> ſtuͤrzen, ſo entſteht auf einmal eine große Menge Dampf, die den<lb/> Druck auf die Oberflaͤche des Waſſers bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CE</hi></hi> in ſtarkem Maaße<lb/> vermehrt, und es laͤßt ſich wenigſtens als moͤglich denken, daß dieſe<lb/> Dampf-Entwicklung, ſelbſt waͤhrend des Hervorbrechens aus der<lb/> Oeffnung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A,</hi></hi> noch fortdauert, und daß die Elaſticitaͤt des Dampfes<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0264]
men, findet man das Becken des Geyſer laͤngere Zeit mit ruhigem
Waſſer gefuͤllt; dann aber hoͤrt man ein wiederholtes unterirdiſches
Getoͤſe, wie Canonenſchuͤſſe, wobei das Waſſer zuerſt in einige auf-
wallende Bewegung geraͤth, und dann mehr oder minder hoch, zu-
weilen bis zu 200 Fuß hoch, hinaufgetrieben wird, und eine mit
Dampfwolken umgebene Waſſerſaͤule darſtellt. Beim Hervorbre-
chen hat es die Kochhitze. Wenn nach mehreren Minuten oder
einer Viertelſtunde der Ausbruch vorbei iſt, ſo ſinkt das Waſſer ſo
tief in dem Behaͤlter, woraus es hervordrang, daß Ohlſen das
Bleiloth bis 80 Fuß ohne Widerſtand hinabſenken konnte, und es
dauerte lange, ehe der Keſſel ſich wieder fuͤllte; und obgleich ſich
auch unterdeß zuweilen unterirdiſches Getoͤſe hoͤren ließ, ſo war es
doch dann erſt am ſtaͤrkſten, wenn der Keſſel wieder hoͤher angefuͤllt
war. Welchen Eindruck dieſes Schauſpiel eines zuweilen gegen
50 Fuß dicken, und 100 Fuß, ja 200 Fuß hinauf geſchleuderten
Waſſerſtrahles, deſſen Erſcheinen mit unterirdiſchem Donner beglei-
tet iſt, auf den Beobachter, der die Erde unter ſich beben fuͤhlt,
machen muß, laͤßt ſich denken. Die eigentlichen Urſachen der Er-
ſcheinung kennen wir zwar nicht, aber daß hier, wo in der Tiefe ein
unausloͤſchliches Feuer beſtaͤndig wirkſam iſt, dieſes die Erſcheinun-
gen hervorbringt, laͤßt ſich wohl nicht bezweifeln. Stellen wir uns
vor, die Waſſerquelle koͤnne den offenen Keſſel AB allmaͤhlig fuͤllen
(Fig. 132.), und das Waſſer erhebe ſich zugleich in den Hoͤhlen BC,
ſo kann dieſes Anſchwellen ſehr ruhig fortgehen, ſo lange die uͤber
dem unterirdiſchen Feuer D befindliche Luft durch ihren Gegendruck
das Ueberfließen des Waſſers bei C hindert; und da der Druck der
ſehr erhitzten, immer mit Daͤmpfen erfuͤllten Luft uͤber dem Feuer
D ſehr viel groͤßer, als der Druck der aͤußern Luft iſt, ſo kann der
hoͤchſte Punct der das Feuer und Waſſer trennenden Hoͤhe C, viel
niedriger, als A, liegen. Faͤngt nun aber bei fortwaͤhrendem Zu-
dringen des Waſſers dieſes an, ſich bei C hinuͤber in das Feuer zu
ſtuͤrzen, ſo entſteht auf einmal eine große Menge Dampf, die den
Druck auf die Oberflaͤche des Waſſers bei CE in ſtarkem Maaße
vermehrt, und es laͤßt ſich wenigſtens als moͤglich denken, daß dieſe
Dampf-Entwicklung, ſelbſt waͤhrend des Hervorbrechens aus der
Oeffnung A, noch fortdauert, und daß die Elaſticitaͤt des Dampfes
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