die Luft ganz auspumpen kann, so reicht dieses nicht zu, sondern man muß auch den Grad der Verdünnung der Luft kennen. Man öffnet daher, nachdem man die mit sehr verdünnter Luft gefüllte Kugel gewogen hat, ihren Hahn unter Wasser, läßt das Wasser durch den Druck der Luft hinein drängen, und bestimmt, indem man sie so eintaucht, daß die innere Wasser-Oberfläche mit der äußern gleich hoch ist, wie viel Luft im Innern noch übrig geblieben ist. Fände man das Gewicht des so eingedrungenen Wassers nur 7/8 dessen, was zur völligen Füllung der Kugel erforderlich ist, so schlösse man, daß die Luft noch 1/8 der natürlichen Dichtigkeit übrig hatte, und daß man das gefundene Gewicht der luftvollen Kugel hiernach nur als das Gewicht derjenigen Luft, die 7/8 des Raumes füllte, ansehen muß. Auf diese Weise lernt man das Gewicht eines Cubicfußes Luft genau kennen, und wenn man sich erinnert, daß die Luft bei höherem Barometerstande, nach Verhältniß des Druckes schwerer ist, und daß sie bei jedem geringeren Wärmegrade schwerer, (bei jedem Reaumür'schen Grade um schwerer,) ist, so hat man alle Mittel, um die Dichtigkeit der Luft zu jeder Zeit zu bestimmen. Biot hat vorzüglich diese Versuche mit großer Genauigkeit ausge- führt, und man weiß daher, daß bei 28 Zoll Barometerhöhe und 0° Wärme 1 pariser Cubicfuß 0,0907 französische Pfunde wiegt, oder 11 Cubicfuß nur etwas weniges unter 1 Pfund an Gewicht sind. Die specifische Schwere des Wassers ist bei eben dieser Wärme beinahe 772 mal so groß, als die der Luft, die specifische Schwere des Quecksilbers 10495 mal so groß, als die der Luft.
Manometer.
Diese Kenntniß von dem wahren Gewichte der Luft dient noch zu Beantwortung einer Frage, nämlich wie viel Ungleichheit im Gewichte der Körper wir bei Abwägungen in der Luft und im luft- leeren Raume finden müßten. Wenn wir in der Luft an einer gleicharmigen Waage Gold an dem einen Arme und einen sehr leichten Körper am andern Arme ins Gleichgewicht bringen, dann aber beide Körper ins Wasser tauchen, so zeigt, wie Sie wissen, das Gold ein großes Uebergewicht; und ebenso, wenn gleich in ge- ringerm Maaße, würde Gold und Kork im luftleeren Raume ins Gleichgewicht gebracht, nicht mehr im Gleichgewichte bleiben, wenn
die Luft ganz auspumpen kann, ſo reicht dieſes nicht zu, ſondern man muß auch den Grad der Verduͤnnung der Luft kennen. Man oͤffnet daher, nachdem man die mit ſehr verduͤnnter Luft gefuͤllte Kugel gewogen hat, ihren Hahn unter Waſſer, laͤßt das Waſſer durch den Druck der Luft hinein draͤngen, und beſtimmt, indem man ſie ſo eintaucht, daß die innere Waſſer-Oberflaͤche mit der aͤußern gleich hoch iſt, wie viel Luft im Innern noch uͤbrig geblieben iſt. Faͤnde man das Gewicht des ſo eingedrungenen Waſſers nur ⅞ deſſen, was zur voͤlligen Fuͤllung der Kugel erforderlich iſt, ſo ſchloͤſſe man, daß die Luft noch ⅛ der natuͤrlichen Dichtigkeit uͤbrig hatte, und daß man das gefundene Gewicht der luftvollen Kugel hiernach nur als das Gewicht derjenigen Luft, die ⅞ des Raumes fuͤllte, anſehen muß. Auf dieſe Weiſe lernt man das Gewicht eines Cubicfußes Luft genau kennen, und wenn man ſich erinnert, daß die Luft bei hoͤherem Barometerſtande, nach Verhaͤltniß des Druckes ſchwerer iſt, und daß ſie bei jedem geringeren Waͤrmegrade ſchwerer, (bei jedem Reaumuͤr'ſchen Grade um ſchwerer,) iſt, ſo hat man alle Mittel, um die Dichtigkeit der Luft zu jeder Zeit zu beſtimmen. Biot hat vorzuͤglich dieſe Verſuche mit großer Genauigkeit ausge- fuͤhrt, und man weiß daher, daß bei 28 Zoll Barometerhoͤhe und 0° Waͤrme 1 pariſer Cubicfuß 0,0907 franzoͤſiſche Pfunde wiegt, oder 11 Cubicfuß nur etwas weniges unter 1 Pfund an Gewicht ſind. Die ſpecifiſche Schwere des Waſſers iſt bei eben dieſer Waͤrme beinahe 772 mal ſo groß, als die der Luft, die ſpecifiſche Schwere des Queckſilbers 10495 mal ſo groß, als die der Luft.
Manometer.
Dieſe Kenntniß von dem wahren Gewichte der Luft dient noch zu Beantwortung einer Frage, naͤmlich wie viel Ungleichheit im Gewichte der Koͤrper wir bei Abwaͤgungen in der Luft und im luft- leeren Raume finden muͤßten. Wenn wir in der Luft an einer gleicharmigen Waage Gold an dem einen Arme und einen ſehr leichten Koͤrper am andern Arme ins Gleichgewicht bringen, dann aber beide Koͤrper ins Waſſer tauchen, ſo zeigt, wie Sie wiſſen, das Gold ein großes Uebergewicht; und ebenſo, wenn gleich in ge- ringerm Maaße, wuͤrde Gold und Kork im luftleeren Raume ins Gleichgewicht gebracht, nicht mehr im Gleichgewichte bleiben, wenn
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die Luft ganz auspumpen kann, ſo reicht dieſes nicht zu, ſondern
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oͤffnet daher, nachdem man die mit ſehr verduͤnnter Luft gefuͤllte
Kugel gewogen hat, ihren Hahn unter Waſſer, laͤßt das Waſſer
durch den Druck der Luft hinein draͤngen, und beſtimmt, indem
man ſie ſo eintaucht, daß die innere Waſſer-Oberflaͤche mit der
aͤußern gleich hoch iſt, wie viel Luft im Innern noch uͤbrig geblieben
iſt. Faͤnde man das Gewicht des ſo eingedrungenen Waſſers nur
⅞ deſſen, was zur voͤlligen Fuͤllung der Kugel erforderlich iſt, ſo
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hatte, und daß man das gefundene Gewicht der luftvollen Kugel
hiernach nur als das Gewicht derjenigen Luft, die ⅞ des Raumes
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Cubicfußes Luft genau kennen, und wenn man ſich erinnert, daß
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(bei jedem Reaumuͤr'ſchen Grade um [FORMEL] ſchwerer,) iſt, ſo hat man
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Biot hat vorzuͤglich dieſe Verſuche mit großer Genauigkeit ausge-
fuͤhrt, und man weiß daher, daß bei 28 Zoll Barometerhoͤhe und
0° Waͤrme 1 pariſer Cubicfuß 0,0907 franzoͤſiſche Pfunde wiegt,
oder 11 Cubicfuß nur etwas weniges unter 1 Pfund an Gewicht
ſind. Die ſpecifiſche Schwere des Waſſers iſt bei eben dieſer Waͤrme
beinahe 772 mal ſo groß, als die der Luft, die ſpecifiſche Schwere
des Queckſilbers 10495 mal ſo groß, als die der Luft.
Manometer.
Dieſe Kenntniß von dem wahren Gewichte der Luft dient noch
zu Beantwortung einer Frage, naͤmlich wie viel Ungleichheit im
Gewichte der Koͤrper wir bei Abwaͤgungen in der Luft und im luft-
leeren Raume finden muͤßten. Wenn wir in der Luft an einer
gleicharmigen Waage Gold an dem einen Arme und einen ſehr
leichten Koͤrper am andern Arme ins Gleichgewicht bringen, dann
aber beide Koͤrper ins Waſſer tauchen, ſo zeigt, wie Sie wiſſen,
das Gold ein großes Uebergewicht; und ebenſo, wenn gleich in ge-
ringerm Maaße, wuͤrde Gold und Kork im luftleeren Raume ins
Gleichgewicht gebracht, nicht mehr im Gleichgewichte bleiben, wenn
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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