Weit mäßigere Verdichtungen der Luft sind es, deren wir uns bedienen, um den Luftstrom bei Gebläsen hervorzubringen. Ihr Zweck ist ein Ausströmen von Luft zu bewirken, und es muß daher Luft an einem Orte geschöpft und dann durch einige Verdichtung genöthiget werden, durch die dazu bestimmte Röhre auszuströmen. Bei dem gewöhnlichen Blasebalge geschieht dies dadurch, daß eine Seiten-Oeffnung die Luft aufnimmt, sich dann durch eine Klappe schließt, und beim Zusammendrücken der Luft den Ausgang nur durch die dem Feuer zugewandte Röhre gestat- tet. Der doppelte Blasebalg hat eine Mittelwand mit einem Ventile, und indem sein einer Behälter die Luft, wie der ein- fache Blasebalg, aufnimmt, diese aber beim Zusammenpressen durch das Ventil der Mittelwand in den zweiten Behälter über- geht und sich aus diesem durch die Röhre in das anzublasende Feuer ergießt, wirkt er beinahe gleichmäßig, auch während neue Luft eingeschöpft wird, fort, indem das Ventil der Mittelwand die im zweiten Behälter verdichtete Luft außer Verbindung mit dem Raume setzt, in welchen Luft von natürlicher Dichtigkeit ein- dringt. Die Blasebälge der Orgel führen die Luft in die Wind- lade, wo sie comprimirt erhalten wird, und durch ein Ventil außer Verbindung mit dem Blasebalge, während dieser Luft schöpft, gesetzt, der Orgel einen beständigen Luftstrom zuführt, dem das Orgelspiel den Zugang bald zu der einen, bald zu der andern Pfeife öffnet.
Um große Feuer zu Schmelz-Oefen zu unterhalten, bedient man sich der Cylindergebläse, wo ein fortrückender Kolben die zwischen ihm und dem Boden enthaltene Luft comprimirt und durch eine im Boden befindliche Röhre diese Luft dem Feuer zu- treibt; beim Hinaufgehen des Kolbens füllt sich der Cylinder durch eine Seiten-Oeffnung mit Luft und diese sowohl als die Röhre schließen sich abwechselnd durch Ventile.
Bei allen diesen Gebläsen müßte man den Grad der Ver- dichtung der Luft kennen, um zu berechnen, wie schnell und in welcher Menge die Luft ausströmt. Zu dieser Abmessung dienen
Geblaͤſe.
Weit maͤßigere Verdichtungen der Luft ſind es, deren wir uns bedienen, um den Luftſtrom bei Geblaͤſen hervorzubringen. Ihr Zweck iſt ein Ausſtroͤmen von Luft zu bewirken, und es muß daher Luft an einem Orte geſchoͤpft und dann durch einige Verdichtung genoͤthiget werden, durch die dazu beſtimmte Roͤhre auszuſtroͤmen. Bei dem gewoͤhnlichen Blaſebalge geſchieht dies dadurch, daß eine Seiten-Oeffnung die Luft aufnimmt, ſich dann durch eine Klappe ſchließt, und beim Zuſammendruͤcken der Luft den Ausgang nur durch die dem Feuer zugewandte Roͤhre geſtat- tet. Der doppelte Blaſebalg hat eine Mittelwand mit einem Ventile, und indem ſein einer Behaͤlter die Luft, wie der ein- fache Blaſebalg, aufnimmt, dieſe aber beim Zuſammenpreſſen durch das Ventil der Mittelwand in den zweiten Behaͤlter uͤber- geht und ſich aus dieſem durch die Roͤhre in das anzublaſende Feuer ergießt, wirkt er beinahe gleichmaͤßig, auch waͤhrend neue Luft eingeſchoͤpft wird, fort, indem das Ventil der Mittelwand die im zweiten Behaͤlter verdichtete Luft außer Verbindung mit dem Raume ſetzt, in welchen Luft von natuͤrlicher Dichtigkeit ein- dringt. Die Blaſebaͤlge der Orgel fuͤhren die Luft in die Wind- lade, wo ſie comprimirt erhalten wird, und durch ein Ventil außer Verbindung mit dem Blaſebalge, waͤhrend dieſer Luft ſchoͤpft, geſetzt, der Orgel einen beſtaͤndigen Luftſtrom zufuͤhrt, dem das Orgelſpiel den Zugang bald zu der einen, bald zu der andern Pfeife oͤffnet.
Um große Feuer zu Schmelz-Oefen zu unterhalten, bedient man ſich der Cylindergeblaͤſe, wo ein fortruͤckender Kolben die zwiſchen ihm und dem Boden enthaltene Luft comprimirt und durch eine im Boden befindliche Roͤhre dieſe Luft dem Feuer zu- treibt; beim Hinaufgehen des Kolbens fuͤllt ſich der Cylinder durch eine Seiten-Oeffnung mit Luft und dieſe ſowohl als die Roͤhre ſchließen ſich abwechſelnd durch Ventile.
Bei allen dieſen Geblaͤſen muͤßte man den Grad der Ver- dichtung der Luft kennen, um zu berechnen, wie ſchnell und in welcher Menge die Luft ausſtroͤmt. Zu dieſer Abmeſſung dienen
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Geblaͤſe.
Weit maͤßigere Verdichtungen der Luft ſind es, deren wir
uns bedienen, um den Luftſtrom bei Geblaͤſen hervorzubringen.
Ihr Zweck iſt ein Ausſtroͤmen von Luft zu bewirken, und es
muß daher Luft an einem Orte geſchoͤpft und dann durch einige
Verdichtung genoͤthiget werden, durch die dazu beſtimmte Roͤhre
auszuſtroͤmen. Bei dem gewoͤhnlichen Blaſebalge geſchieht dies
dadurch, daß eine Seiten-Oeffnung die Luft aufnimmt, ſich dann
durch eine Klappe ſchließt, und beim Zuſammendruͤcken der Luft
den Ausgang nur durch die dem Feuer zugewandte Roͤhre geſtat-
tet. Der doppelte Blaſebalg hat eine Mittelwand mit einem
Ventile, und indem ſein einer Behaͤlter die Luft, wie der ein-
fache Blaſebalg, aufnimmt, dieſe aber beim Zuſammenpreſſen
durch das Ventil der Mittelwand in den zweiten Behaͤlter uͤber-
geht und ſich aus dieſem durch die Roͤhre in das anzublaſende
Feuer ergießt, wirkt er beinahe gleichmaͤßig, auch waͤhrend neue
Luft eingeſchoͤpft wird, fort, indem das Ventil der Mittelwand
die im zweiten Behaͤlter verdichtete Luft außer Verbindung mit
dem Raume ſetzt, in welchen Luft von natuͤrlicher Dichtigkeit ein-
dringt. Die Blaſebaͤlge der Orgel fuͤhren die Luft in die Wind-
lade, wo ſie comprimirt erhalten wird, und durch ein Ventil
außer Verbindung mit dem Blaſebalge, waͤhrend dieſer Luft ſchoͤpft,
geſetzt, der Orgel einen beſtaͤndigen Luftſtrom zufuͤhrt, dem das
Orgelſpiel den Zugang bald zu der einen, bald zu der andern
Pfeife oͤffnet.
Um große Feuer zu Schmelz-Oefen zu unterhalten, bedient
man ſich der Cylindergeblaͤſe, wo ein fortruͤckender Kolben die
zwiſchen ihm und dem Boden enthaltene Luft comprimirt und
durch eine im Boden befindliche Roͤhre dieſe Luft dem Feuer zu-
treibt; beim Hinaufgehen des Kolbens fuͤllt ſich der Cylinder
durch eine Seiten-Oeffnung mit Luft und dieſe ſowohl als die
Roͤhre ſchließen ſich abwechſelnd durch Ventile.
Bei allen dieſen Geblaͤſen muͤßte man den Grad der Ver-
dichtung der Luft kennen, um zu berechnen, wie ſchnell und in
welcher Menge die Luft ausſtroͤmt. Zu dieſer Abmeſſung dienen
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/289>, abgerufen am 22.11.2024.
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