die Geschwindigkeit des Falles eines 36 Pfund schweren Körpers schon so vermindert, daß bei Höhen, die nicht sehr groß sind, der Fall ziemlich unschädlich werden kann. Ein solcher Fallschirm thäte für ein Kind schon erhebliche Dienste; für erwachsene Menschen nimmt die erforderliche Größe immer mehr zu. Die Gefahr, der man sehr oft unterworfen bleibt, daß der Fallschirm eine andre, we- nigern Widerstand leistende Seite der widerstehenden Luft darbiete, muß man dadurch, daß der schwere Körper in einiger Tiefe unter dem Fallschirme angebracht ist, zu heben suchen; aber dennoch bleibt das Herabsinken mit dem Fallschirme nicht ohne Gefahr, indem selbst das starke Schwanken des an einem Seile herabhängenden Schiff- chens so stark werden kann, daß der Luftschiffer Gefahr läuft, heraus geschleudert zu werden.
Auch das Herabsinken mit dem Luftball selbst ist nicht ohne Gefahren. Theils erreicht der seiner brennbaren Luft nach und nach schon in ziemlichem Grade beraubte Luftball eine nicht ganz unerhebliche Fallgeschwindigkeit, theils ist die Schnelligkeit, mit welcher der Wind ihn fortführt, und ihn in schwankender Bewegung bald hinauf, bald hinab, fortreißt, oft sehr bedeutend, und der Luft- schiffer muß daher, wenn sein Schiffchen im Begriffe ist, auf dem Boden aufzustoßen, sich so hoch als möglich an den Stricken des Ballons festhalten, damit der Stoß, den sein Schiffchen leidet, ihn so wenig als möglich treffe. Er sucht dann gewöhnlich durch einen ausgeworfenen Anker sich an irgend einem passenden Gegenstande festzuhalten, und muß, für den Fall, daß die Gegend ihm zum Lan- den unpassend schiene, immer noch einen kleinen Rest von Ballast übrig haben, um sich noch etwas höher wieder heben, wenigstens sein Sinken verzögern zu können.
Die Beschreibungen wirklicher Luftfahrten, so viel Unnützes und theils wohl Unrichtiges sie auch enthalten, geben viele merkwür- dige Umstände an, die sich der Beobachtung des Luftschiffers darbie- ten. Dahin gehört, besonders bei den Luftfahrten, wo man ein be- stimmtes Ziel erreichen mußte, z. B. bei Sadler's Fahrt von Ir- land nach England, die Erfahrung, daß in einer Höhe der Wind günstig war, während er in andern Höhen die Reise nicht begün- stigte, und die daraus hervorgehende ängstliche Sorge, sich in diesem Luftstrome zu erhalten, und das Land, welches erreicht werden mußte,
die Geſchwindigkeit des Falles eines 36 Pfund ſchweren Koͤrpers ſchon ſo vermindert, daß bei Hoͤhen, die nicht ſehr groß ſind, der Fall ziemlich unſchaͤdlich werden kann. Ein ſolcher Fallſchirm thaͤte fuͤr ein Kind ſchon erhebliche Dienſte; fuͤr erwachſene Menſchen nimmt die erforderliche Groͤße immer mehr zu. Die Gefahr, der man ſehr oft unterworfen bleibt, daß der Fallſchirm eine andre, we- nigern Widerſtand leiſtende Seite der widerſtehenden Luft darbiete, muß man dadurch, daß der ſchwere Koͤrper in einiger Tiefe unter dem Fallſchirme angebracht iſt, zu heben ſuchen; aber dennoch bleibt das Herabſinken mit dem Fallſchirme nicht ohne Gefahr, indem ſelbſt das ſtarke Schwanken des an einem Seile herabhaͤngenden Schiff- chens ſo ſtark werden kann, daß der Luftſchiffer Gefahr laͤuft, heraus geſchleudert zu werden.
Auch das Herabſinken mit dem Luftball ſelbſt iſt nicht ohne Gefahren. Theils erreicht der ſeiner brennbaren Luft nach und nach ſchon in ziemlichem Grade beraubte Luftball eine nicht ganz unerhebliche Fallgeſchwindigkeit, theils iſt die Schnelligkeit, mit welcher der Wind ihn fortfuͤhrt, und ihn in ſchwankender Bewegung bald hinauf, bald hinab, fortreißt, oft ſehr bedeutend, und der Luft- ſchiffer muß daher, wenn ſein Schiffchen im Begriffe iſt, auf dem Boden aufzuſtoßen, ſich ſo hoch als moͤglich an den Stricken des Ballons feſthalten, damit der Stoß, den ſein Schiffchen leidet, ihn ſo wenig als moͤglich treffe. Er ſucht dann gewoͤhnlich durch einen ausgeworfenen Anker ſich an irgend einem paſſenden Gegenſtande feſtzuhalten, und muß, fuͤr den Fall, daß die Gegend ihm zum Lan- den unpaſſend ſchiene, immer noch einen kleinen Reſt von Ballaſt uͤbrig haben, um ſich noch etwas hoͤher wieder heben, wenigſtens ſein Sinken verzoͤgern zu koͤnnen.
Die Beſchreibungen wirklicher Luftfahrten, ſo viel Unnuͤtzes und theils wohl Unrichtiges ſie auch enthalten, geben viele merkwuͤr- dige Umſtaͤnde an, die ſich der Beobachtung des Luftſchiffers darbie- ten. Dahin gehoͤrt, beſonders bei den Luftfahrten, wo man ein be- ſtimmtes Ziel erreichen mußte, z. B. bei Sadler's Fahrt von Ir- land nach England, die Erfahrung, daß in einer Hoͤhe der Wind guͤnſtig war, waͤhrend er in andern Hoͤhen die Reiſe nicht beguͤn- ſtigte, und die daraus hervorgehende aͤngſtliche Sorge, ſich in dieſem Luftſtrome zu erhalten, und das Land, welches erreicht werden mußte,
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die Geſchwindigkeit des Falles eines 36 Pfund ſchweren Koͤrpers
ſchon ſo vermindert, daß bei Hoͤhen, die nicht ſehr groß ſind, der
Fall ziemlich unſchaͤdlich werden kann. Ein ſolcher Fallſchirm thaͤte
fuͤr ein Kind ſchon erhebliche Dienſte; fuͤr erwachſene Menſchen
nimmt die erforderliche Groͤße immer mehr zu. Die Gefahr, der
man ſehr oft unterworfen bleibt, daß der Fallſchirm eine andre, we-
nigern Widerſtand leiſtende Seite der widerſtehenden Luft darbiete,
muß man dadurch, daß der ſchwere Koͤrper in einiger Tiefe unter
dem Fallſchirme angebracht iſt, zu heben ſuchen; aber dennoch bleibt
das Herabſinken mit dem Fallſchirme nicht ohne Gefahr, indem ſelbſt
das ſtarke Schwanken des an einem Seile herabhaͤngenden Schiff-
chens ſo ſtark werden kann, daß der Luftſchiffer Gefahr laͤuft, heraus
geſchleudert zu werden.
Auch das Herabſinken mit dem Luftball ſelbſt iſt nicht ohne
Gefahren. Theils erreicht der ſeiner brennbaren Luft nach und
nach ſchon in ziemlichem Grade beraubte Luftball eine nicht ganz
unerhebliche Fallgeſchwindigkeit, theils iſt die Schnelligkeit, mit
welcher der Wind ihn fortfuͤhrt, und ihn in ſchwankender Bewegung
bald hinauf, bald hinab, fortreißt, oft ſehr bedeutend, und der Luft-
ſchiffer muß daher, wenn ſein Schiffchen im Begriffe iſt, auf dem
Boden aufzuſtoßen, ſich ſo hoch als moͤglich an den Stricken des
Ballons feſthalten, damit der Stoß, den ſein Schiffchen leidet, ihn
ſo wenig als moͤglich treffe. Er ſucht dann gewoͤhnlich durch einen
ausgeworfenen Anker ſich an irgend einem paſſenden Gegenſtande
feſtzuhalten, und muß, fuͤr den Fall, daß die Gegend ihm zum Lan-
den unpaſſend ſchiene, immer noch einen kleinen Reſt von Ballaſt
uͤbrig haben, um ſich noch etwas hoͤher wieder heben, wenigſtens ſein
Sinken verzoͤgern zu koͤnnen.
Die Beſchreibungen wirklicher Luftfahrten, ſo viel Unnuͤtzes
und theils wohl Unrichtiges ſie auch enthalten, geben viele merkwuͤr-
dige Umſtaͤnde an, die ſich der Beobachtung des Luftſchiffers darbie-
ten. Dahin gehoͤrt, beſonders bei den Luftfahrten, wo man ein be-
ſtimmtes Ziel erreichen mußte, z. B. bei Sadler's Fahrt von Ir-
land nach England, die Erfahrung, daß in einer Hoͤhe der Wind
guͤnſtig war, waͤhrend er in andern Hoͤhen die Reiſe nicht beguͤn-
ſtigte, und die daraus hervorgehende aͤngſtliche Sorge, ſich in dieſem
Luftſtrome zu erhalten, und das Land, welches erreicht werden mußte,
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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