lichster Nutzen der ist, daß sie die, sonst aus einander gehenden Schallstrahlen der parallelen Richtung näher bringen. Kegelförmige Sprachröhre scheinen diesen Zweck am einfachsten und besten zu er- füllen. Da nämlich die Schallstrahlen, wie Wellen und wie Licht- strahlen, unter eben dem Winkel zurückgeworfen werden, unter welchem sie antreffen, so werden die vom Munde A aus seitwärts nach B gehenden Schallwellen nach C und hier wieder nach CD (Fig. 170.) zurückgeworfen, wobei sie eine immer mehr der Axe pa- rallele Richtung erhalten, also sich weniger zerstreuen. Indeß sind die Sprachröhre doch nur auf mäßige Entfernung brauchbar, zumal da sie die Worte nie ganz deutlich in der Verstärkung hören lassen, und das um so weniger, je mehr die Materie, woraus sie bestehen, selbst mit in Schallschwingungen geräth.
Wenn der Schall sich nach der Richtung des Windes fort- pflanzt, so ist seine Schnelligkeit ungefehr um so viel, als die Ge- schwindigkeit des Windes beträgt, größer, dem Winde entgegen um ebensoviel langsamer. Die Ferne, bis zu welcher man einen bestimm- ten Schall hört, ist sehr ungleich. Bei Nacht ist der Schall, zwar theils der großen Stille wegen, theils aber auch wegen der gleichför- migern Dichtigkeit der Luft weiter hörbar *). -- Beim Sturme geht selbst ein kurzer Schall in ein länger fortdauerndes Nachhallen über. Es scheint, als ob dann die wellenförmig fortgeführten Luft- theilchen, indem sie die empfangenen Schallvibrationen zu den be- nachbarten Theilchen fortpflanzen, denselben Schall auf mehreren längeren und kürzeren Wegen zum Ohre bringen, und dadurch, zum Beispiel bei dem Klange einer Glocke, den bald wachsenden bald wieder verhallenden Nachhall hervorbringen. Daß dabei zugleich in der Richtung dem Winde entgegen der Schall sich nicht so weit fort- pflanzen, nicht so weit hörbar sein kann, scheint mir begreiflich, indem wenigstens diejenigen in Vibration gesetzten Theilchen, die grade, indem sie vibriren, gegen die Erde oder gegen feste Körper getrieben werden, den Schall nicht weiter fortpflanzen werden. Unter günstigen Umständen und bei völliger Stille der Luft hört
*) Es scheint, daß die bei Tage in der Atmosphäre aufsteigenden wärmeren Luftströme eine Ungleichförmigkeit hervorbringen, die der Fortpflanzung des Schalles hinderlich ist.
lichſter Nutzen der iſt, daß ſie die, ſonſt aus einander gehenden Schallſtrahlen der parallelen Richtung naͤher bringen. Kegelfoͤrmige Sprachroͤhre ſcheinen dieſen Zweck am einfachſten und beſten zu er- fuͤllen. Da naͤmlich die Schallſtrahlen, wie Wellen und wie Licht- ſtrahlen, unter eben dem Winkel zuruͤckgeworfen werden, unter welchem ſie antreffen, ſo werden die vom Munde A aus ſeitwaͤrts nach B gehenden Schallwellen nach C und hier wieder nach CD (Fig. 170.) zuruͤckgeworfen, wobei ſie eine immer mehr der Axe pa- rallele Richtung erhalten, alſo ſich weniger zerſtreuen. Indeß ſind die Sprachroͤhre doch nur auf maͤßige Entfernung brauchbar, zumal da ſie die Worte nie ganz deutlich in der Verſtaͤrkung hoͤren laſſen, und das um ſo weniger, je mehr die Materie, woraus ſie beſtehen, ſelbſt mit in Schallſchwingungen geraͤth.
Wenn der Schall ſich nach der Richtung des Windes fort- pflanzt, ſo iſt ſeine Schnelligkeit ungefehr um ſo viel, als die Ge- ſchwindigkeit des Windes betraͤgt, groͤßer, dem Winde entgegen um ebenſoviel langſamer. Die Ferne, bis zu welcher man einen beſtimm- ten Schall hoͤrt, iſt ſehr ungleich. Bei Nacht iſt der Schall, zwar theils der großen Stille wegen, theils aber auch wegen der gleichfoͤr- migern Dichtigkeit der Luft weiter hoͤrbar *). — Beim Sturme geht ſelbſt ein kurzer Schall in ein laͤnger fortdauerndes Nachhallen uͤber. Es ſcheint, als ob dann die wellenfoͤrmig fortgefuͤhrten Luft- theilchen, indem ſie die empfangenen Schallvibrationen zu den be- nachbarten Theilchen fortpflanzen, denſelben Schall auf mehreren laͤngeren und kuͤrzeren Wegen zum Ohre bringen, und dadurch, zum Beiſpiel bei dem Klange einer Glocke, den bald wachſenden bald wieder verhallenden Nachhall hervorbringen. Daß dabei zugleich in der Richtung dem Winde entgegen der Schall ſich nicht ſo weit fort- pflanzen, nicht ſo weit hoͤrbar ſein kann, ſcheint mir begreiflich, indem wenigſtens diejenigen in Vibration geſetzten Theilchen, die grade, indem ſie vibriren, gegen die Erde oder gegen feſte Koͤrper getrieben werden, den Schall nicht weiter fortpflanzen werden. Unter guͤnſtigen Umſtaͤnden und bei voͤlliger Stille der Luft hoͤrt
*) Es ſcheint, daß die bei Tage in der Atmoſphaͤre aufſteigenden waͤrmeren Luftſtroͤme eine Ungleichfoͤrmigkeit hervorbringen, die der Fortpflanzung des Schalles hinderlich iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0349"n="327"/>
lichſter Nutzen der iſt, daß ſie die, ſonſt aus einander gehenden<lb/>
Schallſtrahlen der parallelen Richtung naͤher bringen. Kegelfoͤrmige<lb/>
Sprachroͤhre ſcheinen dieſen Zweck am einfachſten und beſten zu er-<lb/>
fuͤllen. Da naͤmlich die Schallſtrahlen, wie Wellen und wie Licht-<lb/>ſtrahlen, unter eben dem Winkel zuruͤckgeworfen werden, unter<lb/>
welchem ſie antreffen, ſo werden die vom Munde <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> aus ſeitwaͤrts<lb/>
nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> gehenden Schallwellen nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> und hier wieder nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi><lb/>
(<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 170.</hi></hi>) zuruͤckgeworfen, wobei ſie eine immer mehr der Axe pa-<lb/>
rallele Richtung erhalten, alſo ſich weniger zerſtreuen. Indeß ſind<lb/>
die Sprachroͤhre doch nur auf maͤßige Entfernung brauchbar, zumal<lb/>
da ſie die Worte nie ganz deutlich in der Verſtaͤrkung hoͤren laſſen,<lb/>
und das um ſo weniger, je mehr die Materie, woraus ſie beſtehen,<lb/>ſelbſt mit in Schallſchwingungen geraͤth.</p><lb/><p>Wenn der Schall ſich nach der Richtung des Windes fort-<lb/>
pflanzt, ſo iſt ſeine Schnelligkeit ungefehr um ſo viel, als die Ge-<lb/>ſchwindigkeit des Windes betraͤgt, groͤßer, dem Winde entgegen um<lb/>
ebenſoviel langſamer. Die Ferne, bis zu welcher man einen beſtimm-<lb/>
ten Schall hoͤrt, iſt ſehr ungleich. Bei Nacht iſt der Schall, zwar<lb/>
theils der großen Stille wegen, theils aber auch wegen der gleichfoͤr-<lb/>
migern Dichtigkeit der Luft weiter hoͤrbar <noteplace="foot"n="*)">Es ſcheint, daß die bei Tage in der Atmoſphaͤre aufſteigenden<lb/>
waͤrmeren Luftſtroͤme eine Ungleichfoͤrmigkeit hervorbringen, die der<lb/>
Fortpflanzung des Schalles hinderlich iſt.</note>. — Beim Sturme<lb/>
geht ſelbſt ein kurzer Schall in ein laͤnger fortdauerndes Nachhallen<lb/>
uͤber. Es ſcheint, als ob dann die wellenfoͤrmig fortgefuͤhrten Luft-<lb/>
theilchen, indem ſie die empfangenen Schallvibrationen zu den be-<lb/>
nachbarten Theilchen fortpflanzen, denſelben Schall auf mehreren<lb/>
laͤngeren und kuͤrzeren Wegen zum Ohre bringen, und dadurch, zum<lb/>
Beiſpiel bei dem Klange einer Glocke, den bald wachſenden bald<lb/>
wieder verhallenden Nachhall hervorbringen. Daß dabei zugleich in<lb/>
der Richtung dem Winde entgegen der Schall ſich nicht ſo weit fort-<lb/>
pflanzen, nicht ſo weit hoͤrbar ſein kann, ſcheint mir begreiflich,<lb/>
indem wenigſtens diejenigen in Vibration geſetzten Theilchen, die<lb/>
grade, indem ſie vibriren, gegen die Erde oder gegen feſte Koͤrper<lb/>
getrieben werden, den Schall nicht weiter fortpflanzen werden.<lb/>
Unter guͤnſtigen Umſtaͤnden und bei voͤlliger Stille der Luft hoͤrt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[327/0349]
lichſter Nutzen der iſt, daß ſie die, ſonſt aus einander gehenden
Schallſtrahlen der parallelen Richtung naͤher bringen. Kegelfoͤrmige
Sprachroͤhre ſcheinen dieſen Zweck am einfachſten und beſten zu er-
fuͤllen. Da naͤmlich die Schallſtrahlen, wie Wellen und wie Licht-
ſtrahlen, unter eben dem Winkel zuruͤckgeworfen werden, unter
welchem ſie antreffen, ſo werden die vom Munde A aus ſeitwaͤrts
nach B gehenden Schallwellen nach C und hier wieder nach CD
(Fig. 170.) zuruͤckgeworfen, wobei ſie eine immer mehr der Axe pa-
rallele Richtung erhalten, alſo ſich weniger zerſtreuen. Indeß ſind
die Sprachroͤhre doch nur auf maͤßige Entfernung brauchbar, zumal
da ſie die Worte nie ganz deutlich in der Verſtaͤrkung hoͤren laſſen,
und das um ſo weniger, je mehr die Materie, woraus ſie beſtehen,
ſelbſt mit in Schallſchwingungen geraͤth.
Wenn der Schall ſich nach der Richtung des Windes fort-
pflanzt, ſo iſt ſeine Schnelligkeit ungefehr um ſo viel, als die Ge-
ſchwindigkeit des Windes betraͤgt, groͤßer, dem Winde entgegen um
ebenſoviel langſamer. Die Ferne, bis zu welcher man einen beſtimm-
ten Schall hoͤrt, iſt ſehr ungleich. Bei Nacht iſt der Schall, zwar
theils der großen Stille wegen, theils aber auch wegen der gleichfoͤr-
migern Dichtigkeit der Luft weiter hoͤrbar *). — Beim Sturme
geht ſelbſt ein kurzer Schall in ein laͤnger fortdauerndes Nachhallen
uͤber. Es ſcheint, als ob dann die wellenfoͤrmig fortgefuͤhrten Luft-
theilchen, indem ſie die empfangenen Schallvibrationen zu den be-
nachbarten Theilchen fortpflanzen, denſelben Schall auf mehreren
laͤngeren und kuͤrzeren Wegen zum Ohre bringen, und dadurch, zum
Beiſpiel bei dem Klange einer Glocke, den bald wachſenden bald
wieder verhallenden Nachhall hervorbringen. Daß dabei zugleich in
der Richtung dem Winde entgegen der Schall ſich nicht ſo weit fort-
pflanzen, nicht ſo weit hoͤrbar ſein kann, ſcheint mir begreiflich,
indem wenigſtens diejenigen in Vibration geſetzten Theilchen, die
grade, indem ſie vibriren, gegen die Erde oder gegen feſte Koͤrper
getrieben werden, den Schall nicht weiter fortpflanzen werden.
Unter guͤnſtigen Umſtaͤnden und bei voͤlliger Stille der Luft hoͤrt
*) Es ſcheint, daß die bei Tage in der Atmoſphaͤre aufſteigenden
waͤrmeren Luftſtroͤme eine Ungleichfoͤrmigkeit hervorbringen, die der
Fortpflanzung des Schalles hinderlich iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/349>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.