Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.des Armes ist noch wirksamer, wenn wir etwas Schweres in dieser Die Betrachtung der Lage des Schwerpunctes erklärt zwei I. E
des Armes iſt noch wirkſamer, wenn wir etwas Schweres in dieſer Die Betrachtung der Lage des Schwerpunctes erklaͤrt zwei I. E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="65"/> des Armes iſt noch wirkſamer, wenn wir etwas Schweres in dieſer<lb/> Hand halten. Dabei iſt das ſehr weite Ausſtrecken des Armes<lb/> darum vortheilhaft, weil die, wenn gleich nicht bedeutend ſchweren,<lb/> aber ſehr entfernten Theile ein großes Moment erhalten und da-<lb/> durch auf die Fortruͤckung des Schwerpuncts wirken. Sind in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> 20 Pfund, in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 42.</hi></hi>) 1 Pfund, ſo liegt der Schwerpunct<lb/> nur um <formula notation="TeX">\frac{1}{21}</formula> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> entfernt, ruͤckt aber das eine Pfund ziem-<lb/> lich weit bis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> fort, ſo ruͤckt der Schwerpunct um <formula notation="TeX">\frac{1}{21}</formula> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BC</hi></hi> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi><lb/> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">d</hi></hi> fort. Die Kuͤnſte der Seiltaͤnzer beruhen vorzuͤglich auf<lb/> einer genauen Achtſamkeit auf die Lage des Schwerpunctes. So<lb/> lange der Schwerpunct genau uͤber dem Seile liegt, ruht der<lb/> Koͤrper ſelbſt auf dem ſchmalen Seile noch ſicher, aber da ein Hin-<lb/> ausruͤcken des Schwerpunctes uͤber dieſe engen Grenzen unver-<lb/> meidlich iſt, ſo erfordert es große Kunſt, durch Ausſtrecken des<lb/> Armes oder auf aͤhnliche Weiſe, den Schwerpunct wieder ſenkrecht<lb/> uͤber die Unterſtuͤtzung zu bringen; mit Huͤlfe einer ſchweren Ba-<lb/> lancierſtange geht es, zumal wenn dieſe tief herabgehalten wird,<lb/> etwas leichter. Auch diejenigen Kuͤnſte des Aequilibrirens, wo<lb/> ſchwere Koͤrper in aufrechter Stellung, auf dem Finger oder auf<lb/> einer Degenſpitze getragen, erhalten werden, beruhen auf einem<lb/> ſorgfaͤltigen Wahrnehmen der Lage des Schwerpunctes. Ein ho-<lb/> her, an ſeinem obern Ende ſchwerer Koͤrper laͤßt ſich, in ſeinem<lb/> untern Puncte unterſtuͤtzt, leichter balanciren, als wenn der<lb/> Schwerpunct niedriger laͤge. Wenn naͤmlich (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 43.*</hi></hi>) der<lb/> Schwerpunct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">a</hi></hi> ausgewichen iſt, ſo iſt, wenn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> den Un-<lb/> terſtuͤtzungspunct vorſtellt, das Beſtreben zu fallen, noch ſehr<lb/> geringe, und der unterſtuͤtzende Finger braucht nur langſam nach<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">e</hi></hi> fortzugehen, um das Gleichgewicht zu erhalten; iſt aber der<lb/> niedriger in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> liegende Schwerpunct, eben ſo weit, nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">b</hi></hi> aus-<lb/> gewichen, ſo iſt das Beſtreben zu fallen, wegen der erlangten<lb/> ſchiefern Richtung, groͤßer, und das weitere Umſtuͤrzen erfolgt<lb/> zu ſchnell, um es durch ein Fortruͤcken nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">c</hi></hi> zu hindern.</p><lb/> <p>Die Betrachtung der Lage des Schwerpunctes erklaͤrt zwei<lb/> Phaͤnomene, die man gewoͤhnlich als auffallende anzufuͤhren pflegt,<lb/> naͤmlich das Aufwaͤrtsrollen eines an einer Seite ſchwereren Cylin-<lb/> ders auf einer geneigten Ebne, und das Aufwaͤrtsrollen eines Dop-<lb/> pelkegels, der zwiſchen zwei, geneigten Ebnen aufliegt. Wenn ein<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I.</hi></hi> E</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0087]
des Armes iſt noch wirkſamer, wenn wir etwas Schweres in dieſer
Hand halten. Dabei iſt das ſehr weite Ausſtrecken des Armes
darum vortheilhaft, weil die, wenn gleich nicht bedeutend ſchweren,
aber ſehr entfernten Theile ein großes Moment erhalten und da-
durch auf die Fortruͤckung des Schwerpuncts wirken. Sind in
A 20 Pfund, in B (Fig. 42.) 1 Pfund, ſo liegt der Schwerpunct
nur um [FORMEL] AB von A entfernt, ruͤckt aber das eine Pfund ziem-
lich weit bis C fort, ſo ruͤckt der Schwerpunct um [FORMEL] BC von D
nach d fort. Die Kuͤnſte der Seiltaͤnzer beruhen vorzuͤglich auf
einer genauen Achtſamkeit auf die Lage des Schwerpunctes. So
lange der Schwerpunct genau uͤber dem Seile liegt, ruht der
Koͤrper ſelbſt auf dem ſchmalen Seile noch ſicher, aber da ein Hin-
ausruͤcken des Schwerpunctes uͤber dieſe engen Grenzen unver-
meidlich iſt, ſo erfordert es große Kunſt, durch Ausſtrecken des
Armes oder auf aͤhnliche Weiſe, den Schwerpunct wieder ſenkrecht
uͤber die Unterſtuͤtzung zu bringen; mit Huͤlfe einer ſchweren Ba-
lancierſtange geht es, zumal wenn dieſe tief herabgehalten wird,
etwas leichter. Auch diejenigen Kuͤnſte des Aequilibrirens, wo
ſchwere Koͤrper in aufrechter Stellung, auf dem Finger oder auf
einer Degenſpitze getragen, erhalten werden, beruhen auf einem
ſorgfaͤltigen Wahrnehmen der Lage des Schwerpunctes. Ein ho-
her, an ſeinem obern Ende ſchwerer Koͤrper laͤßt ſich, in ſeinem
untern Puncte unterſtuͤtzt, leichter balanciren, als wenn der
Schwerpunct niedriger laͤge. Wenn naͤmlich (Fig. 43.*) der
Schwerpunct A nach a ausgewichen iſt, ſo iſt, wenn C den Un-
terſtuͤtzungspunct vorſtellt, das Beſtreben zu fallen, noch ſehr
geringe, und der unterſtuͤtzende Finger braucht nur langſam nach
e fortzugehen, um das Gleichgewicht zu erhalten; iſt aber der
niedriger in B liegende Schwerpunct, eben ſo weit, nach b aus-
gewichen, ſo iſt das Beſtreben zu fallen, wegen der erlangten
ſchiefern Richtung, groͤßer, und das weitere Umſtuͤrzen erfolgt
zu ſchnell, um es durch ein Fortruͤcken nach c zu hindern.
Die Betrachtung der Lage des Schwerpunctes erklaͤrt zwei
Phaͤnomene, die man gewoͤhnlich als auffallende anzufuͤhren pflegt,
naͤmlich das Aufwaͤrtsrollen eines an einer Seite ſchwereren Cylin-
ders auf einer geneigten Ebne, und das Aufwaͤrtsrollen eines Dop-
pelkegels, der zwiſchen zwei, geneigten Ebnen aufliegt. Wenn ein
I. E
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