Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.lenkung von der ursprünglichen Richtung die geringste ist. Der Diese Lage ist auch für genaue Bestimmung der Brechung die lenkung von der urſpruͤnglichen Richtung die geringſte iſt. Der Dieſe Lage iſt auch fuͤr genaue Beſtimmung der Brechung die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="111"/> lenkung von der urſpruͤnglichen Richtung die geringſte iſt. Der<lb/> erleuchtete Raum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">L</hi></hi> ruͤckt (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 60.</hi></hi>) bei der Drehung des Pris-<lb/> ma's herauf oder herab; aber die tiefſte Stellung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I</hi></hi> erreicht er dann,<lb/> wenn der im Innern des Prisma's fortgehende Lichtſtrahl die Sei-<lb/> tenflaͤchen unter gleichen Winkeln trifft, und wenn man dieſe Stel-<lb/> lung des Prisma's erreicht hat, ſo kann man etwas weiter fort<lb/> oder etwas zuruͤck drehen, ohne die Lage des Bildes merklich zu<lb/> aͤndern.</p><lb/> <p>Dieſe Lage iſt auch fuͤr genaue Beſtimmung der Brechung die<lb/> vortheilhafteſte, weil, wenn man den Winkel des Prisma's und<lb/> die Ablenkung des Strahles kennt, wegen der Gleichheit beider<lb/> Brechungen, die Groͤße der Brechung an jeder der beiden Flaͤchen<lb/> ſo leicht beſtimmt wird. Die beſte Art, dieſe Staͤrke der Brechung<lb/> genau abzumeſſen, iſt die von <hi rendition="#g">Fraunhofer</hi> angewandte, wo<lb/> eine ſehr entfernte Lampe, die ſo verdeckt war, daß nur durch eine<lb/> kleine Oeffnung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> das Licht auf das Prisma fiel, (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 61.</hi></hi>) den<lb/> Strahl <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> auf dieſes ſandte, das Prisma aber nahe vor einem<lb/> Fernrohre ſtand und ſo geſtellt wurde, daß der Lichtſtrahl im<lb/> Fernrohr nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">L</hi></hi> zu ins Auge kam. Wenn nun dieſes Fernrohr<lb/> auf einem eingetheilten Kreiſe befeſtiget iſt, und man auf der Grad-<lb/> theilung des Randes ſo wohl die Richtung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">LM</hi></hi> des gebrochenen<lb/> Lichtſtrahles als die Richtung der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CA</hi></hi> ablieſet, ſo laͤßt ſich<lb/> mit Huͤlfe der mehrere hundert Fuß betragenden Entfernung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CA</hi></hi><lb/> und der nur wenige Zolle betragenden Entfernung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CB,</hi></hi> die Groͤße<lb/> der Brechung mit einer vollkommenen Genauigkeit finden. Dieſes<lb/> Mittel, die Staͤrke der Brechung oder das Maaß des Brechungs-<lb/> verhaͤltniſſes zu finden, iſt beſonders bei den verſchiedenen Glas-<lb/> Arten wichtig, weil wir fuͤr ſie, um ſie zu guten Fernroͤhren an-<lb/> zuwenden, die Brechung in hohem Grade genau kennen muͤſſen;<lb/> aber anwendbar iſt es bei allen Subſtanzen, die ſich zu Prismen<lb/> von hinreichender Groͤße ſchleifen laſſen. Selbſt fuͤr fluͤſſige Koͤrper<lb/> iſt dieſe Methode brauchbar, nur muß man dann ein Prisma aus<lb/> feſt verbundenen Glasſcheiben, um die Fluͤſſigkeit hineinzubringen,<lb/> beſitzen, oder die in der Hoͤhlung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ABDC</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 62.</hi></hi>) enthaltene<lb/> Fluͤſſigkeit mit zwei Glasplatten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB, CD,</hi></hi> ſo daß keine Luft ir-<lb/> gendwo uͤbrig bleibt, verſchließen, und den Winkel (etwa mit Huͤlfe<lb/> des Reflexions-Winkelmeſſers) abmeſſen, welchen dieſe mit einan-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
lenkung von der urſpruͤnglichen Richtung die geringſte iſt. Der
erleuchtete Raum L ruͤckt (Fig. 60.) bei der Drehung des Pris-
ma's herauf oder herab; aber die tiefſte Stellung I erreicht er dann,
wenn der im Innern des Prisma's fortgehende Lichtſtrahl die Sei-
tenflaͤchen unter gleichen Winkeln trifft, und wenn man dieſe Stel-
lung des Prisma's erreicht hat, ſo kann man etwas weiter fort
oder etwas zuruͤck drehen, ohne die Lage des Bildes merklich zu
aͤndern.
Dieſe Lage iſt auch fuͤr genaue Beſtimmung der Brechung die
vortheilhafteſte, weil, wenn man den Winkel des Prisma's und
die Ablenkung des Strahles kennt, wegen der Gleichheit beider
Brechungen, die Groͤße der Brechung an jeder der beiden Flaͤchen
ſo leicht beſtimmt wird. Die beſte Art, dieſe Staͤrke der Brechung
genau abzumeſſen, iſt die von Fraunhofer angewandte, wo
eine ſehr entfernte Lampe, die ſo verdeckt war, daß nur durch eine
kleine Oeffnung A das Licht auf das Prisma fiel, (Fig. 61.) den
Strahl AB auf dieſes ſandte, das Prisma aber nahe vor einem
Fernrohre ſtand und ſo geſtellt wurde, daß der Lichtſtrahl im
Fernrohr nach L zu ins Auge kam. Wenn nun dieſes Fernrohr
auf einem eingetheilten Kreiſe befeſtiget iſt, und man auf der Grad-
theilung des Randes ſo wohl die Richtung LM des gebrochenen
Lichtſtrahles als die Richtung der Linie CA ablieſet, ſo laͤßt ſich
mit Huͤlfe der mehrere hundert Fuß betragenden Entfernung CA
und der nur wenige Zolle betragenden Entfernung CB, die Groͤße
der Brechung mit einer vollkommenen Genauigkeit finden. Dieſes
Mittel, die Staͤrke der Brechung oder das Maaß des Brechungs-
verhaͤltniſſes zu finden, iſt beſonders bei den verſchiedenen Glas-
Arten wichtig, weil wir fuͤr ſie, um ſie zu guten Fernroͤhren an-
zuwenden, die Brechung in hohem Grade genau kennen muͤſſen;
aber anwendbar iſt es bei allen Subſtanzen, die ſich zu Prismen
von hinreichender Groͤße ſchleifen laſſen. Selbſt fuͤr fluͤſſige Koͤrper
iſt dieſe Methode brauchbar, nur muß man dann ein Prisma aus
feſt verbundenen Glasſcheiben, um die Fluͤſſigkeit hineinzubringen,
beſitzen, oder die in der Hoͤhlung ABDC (Fig. 62.) enthaltene
Fluͤſſigkeit mit zwei Glasplatten AB, CD, ſo daß keine Luft ir-
gendwo uͤbrig bleibt, verſchließen, und den Winkel (etwa mit Huͤlfe
des Reflexions-Winkelmeſſers) abmeſſen, welchen dieſe mit einan-
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