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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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halbdurchsichtige Substanzen zu finden, beruht hierauf, indem er
zwischen zwei Gläsern, die nach Kugelflächen geschliffen sind, aber
nur sehr wenig Raum zwischen sich lassen, dem weichen Körper die
Gestalt einer durch die Gläser bestimmten Linse giebt; die Brenn-
weite oder die Lage des bei sehr geringer Dicke jener Masse auch
hier kenntlichen Bildes giebt die Brechungskraft an.

Bestimmung des Grades der Weiße einer weißen
Fläche
.

Ehe ich zu den zusammengesetzteren Verbindungen der Linsen-
gläser und den Anwendungen derselben übergehe, ist es wohl hier
der passendste Ort, zu zeigen, wie Lambert mit Hülfe der Glas-
linsen die ungleichen Grade der Weiße weißer Flächen zu bestimmen
gelehrt hat. Wenn man ein stark erleuchtetes weißes Papier als
den Gegenstand AB (Fig. 74*) anwendet, dessen Bild ab man
auf einer weißen Tafel auffangen will, so wird offenbar, wenn
die Stellung der Linse dieselbe bleibt, dies Bild desto lebhafter sein,
je stärker das Papier erleuchtet wird und je größer die Weiße des
Papieres ist; dagegen aber kann man die Erleuchtung des Bildes
durch eine andre Stellung des Papieres und der Linse nach Willkür
verstärken oder schwächen, indem, wie Sie schon wissen, dadurch
bald ein größeres, matteres, bald ein helleres, lebhaftes Bild her-
vorgebracht wird. Der Verlust an Licht, der beim Durchgange des
Lichtes durch die Linse statt findet, muß aus Versuchen, die ich schon
früher angegeben habe, bekannt sein, -- ich will ihn auf
setzen -- ; dann darf man ja gewiß sagen, das Bild ab (Fig. 74*)
erhält alle von AB auf die Linse EF fallenden Lichtstrahlen, jenen
Verlust abgerechnet, und wenn die Wand Db hindert, daß von
der Flamme L kein Licht nach ab gelange, während bc senkrecht
von ihr erleuchtet wird, so kann man die Stellung der Flamme L
so wählen, daß die Erleuchtung bei ab und bc gleich erscheine.
Die Menge der von AB zurückgesandten Lichtstrahlen ist der Er-
leuchtung, welche durch Abstand und Lage der Flamme L bekannt
ist, proportional; aber weil AB nicht alle empfangenen Strahlen
zurücksendet, so ist nur ein bestimmter Theil davon, ein desto ge-
ringerer, je mehr AB sich von der absoluten Weiße entfernt, als
gegen die Linse EF zu ausstrahlend in Rechnung zu bringen; von

halbdurchſichtige Subſtanzen zu finden, beruht hierauf, indem er
zwiſchen zwei Glaͤſern, die nach Kugelflaͤchen geſchliffen ſind, aber
nur ſehr wenig Raum zwiſchen ſich laſſen, dem weichen Koͤrper die
Geſtalt einer durch die Glaͤſer beſtimmten Linſe giebt; die Brenn-
weite oder die Lage des bei ſehr geringer Dicke jener Maſſe auch
hier kenntlichen Bildes giebt die Brechungskraft an.

Beſtimmung des Grades der Weiße einer weißen
Flaͤche
.

Ehe ich zu den zuſammengeſetzteren Verbindungen der Linſen-
glaͤſer und den Anwendungen derſelben uͤbergehe, iſt es wohl hier
der paſſendſte Ort, zu zeigen, wie Lambert mit Huͤlfe der Glas-
linſen die ungleichen Grade der Weiße weißer Flaͤchen zu beſtimmen
gelehrt hat. Wenn man ein ſtark erleuchtetes weißes Papier als
den Gegenſtand AB (Fig. 74*) anwendet, deſſen Bild ab man
auf einer weißen Tafel auffangen will, ſo wird offenbar, wenn
die Stellung der Linſe dieſelbe bleibt, dies Bild deſto lebhafter ſein,
je ſtaͤrker das Papier erleuchtet wird und je groͤßer die Weiße des
Papieres iſt; dagegen aber kann man die Erleuchtung des Bildes
durch eine andre Stellung des Papieres und der Linſe nach Willkuͤr
verſtaͤrken oder ſchwaͤchen, indem, wie Sie ſchon wiſſen, dadurch
bald ein groͤßeres, matteres, bald ein helleres, lebhaftes Bild her-
vorgebracht wird. Der Verluſt an Licht, der beim Durchgange des
Lichtes durch die Linſe ſtatt findet, muß aus Verſuchen, die ich ſchon
fruͤher angegeben habe, bekannt ſein, — ich will ihn auf
ſetzen — ; dann darf man ja gewiß ſagen, das Bild ab (Fig. 74*)
erhaͤlt alle von AB auf die Linſe EF fallenden Lichtſtrahlen, jenen
Verluſt abgerechnet, und wenn die Wand Db hindert, daß von
der Flamme L kein Licht nach ab gelange, waͤhrend bc ſenkrecht
von ihr erleuchtet wird, ſo kann man die Stellung der Flamme L
ſo waͤhlen, daß die Erleuchtung bei ab und bc gleich erſcheine.
Die Menge der von AB zuruͤckgeſandten Lichtſtrahlen iſt der Er-
leuchtung, welche durch Abſtand und Lage der Flamme L bekannt
iſt, proportional; aber weil AB nicht alle empfangenen Strahlen
zuruͤckſendet, ſo iſt nur ein beſtimmter Theil davon, ein deſto ge-
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[123/0137] halbdurchſichtige Subſtanzen zu finden, beruht hierauf, indem er zwiſchen zwei Glaͤſern, die nach Kugelflaͤchen geſchliffen ſind, aber nur ſehr wenig Raum zwiſchen ſich laſſen, dem weichen Koͤrper die Geſtalt einer durch die Glaͤſer beſtimmten Linſe giebt; die Brenn- weite oder die Lage des bei ſehr geringer Dicke jener Maſſe auch hier kenntlichen Bildes giebt die Brechungskraft an. Beſtimmung des Grades der Weiße einer weißen Flaͤche. Ehe ich zu den zuſammengeſetzteren Verbindungen der Linſen- glaͤſer und den Anwendungen derſelben uͤbergehe, iſt es wohl hier der paſſendſte Ort, zu zeigen, wie Lambert mit Huͤlfe der Glas- linſen die ungleichen Grade der Weiße weißer Flaͤchen zu beſtimmen gelehrt hat. Wenn man ein ſtark erleuchtetes weißes Papier als den Gegenſtand AB (Fig. 74*) anwendet, deſſen Bild ab man auf einer weißen Tafel auffangen will, ſo wird offenbar, wenn die Stellung der Linſe dieſelbe bleibt, dies Bild deſto lebhafter ſein, je ſtaͤrker das Papier erleuchtet wird und je groͤßer die Weiße des Papieres iſt; dagegen aber kann man die Erleuchtung des Bildes durch eine andre Stellung des Papieres und der Linſe nach Willkuͤr verſtaͤrken oder ſchwaͤchen, indem, wie Sie ſchon wiſſen, dadurch bald ein groͤßeres, matteres, bald ein helleres, lebhaftes Bild her- vorgebracht wird. Der Verluſt an Licht, der beim Durchgange des Lichtes durch die Linſe ſtatt findet, muß aus Verſuchen, die ich ſchon fruͤher angegeben habe, bekannt ſein, — ich will ihn auf [FORMEL] ſetzen — ; dann darf man ja gewiß ſagen, das Bild ab (Fig. 74*) erhaͤlt alle von AB auf die Linſe EF fallenden Lichtſtrahlen, jenen Verluſt abgerechnet, und wenn die Wand Db hindert, daß von der Flamme L kein Licht nach ab gelange, waͤhrend bc ſenkrecht von ihr erleuchtet wird, ſo kann man die Stellung der Flamme L ſo waͤhlen, daß die Erleuchtung bei ab und bc gleich erſcheine. Die Menge der von AB zuruͤckgeſandten Lichtſtrahlen iſt der Er- leuchtung, welche durch Abſtand und Lage der Flamme L bekannt iſt, proportional; aber weil AB nicht alle empfangenen Strahlen zuruͤckſendet, ſo iſt nur ein beſtimmter Theil davon, ein deſto ge- ringerer, je mehr AB ſich von der abſoluten Weiße entfernt, als gegen die Linſe EF zu ausſtrahlend in Rechnung zu bringen; von

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/137>, abgerufen am 24.11.2024.