Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.und giebt unsrer Thätigkeit eine sichere Richtung. Ein einziger Wie diese Empfindung des Sehens hervorgebracht wird, das Um die Wirksamkeit des Auges zu Hervorbringung eines und giebt unſrer Thaͤtigkeit eine ſichere Richtung. Ein einziger Wie dieſe Empfindung des Sehens hervorgebracht wird, das Um die Wirkſamkeit des Auges zu Hervorbringung eines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="125"/> und giebt unſrer Thaͤtigkeit eine ſichere Richtung. Ein einziger<lb/> Blick lehrt uns, oft bis auf Meilen weit, die Gefahren, die wir<lb/> vermeiden, das Ziel, das wir erreichen wollen, kennen. Und wie<lb/> oft ſchwelgt unſer Auge im Genuſſe des Sehens! Der um uns<lb/> bluͤhende Fruͤhling, das Blau des Himmels, die Pracht der Abend-<lb/> roͤthe, der Himmel voll Sterne, und endlich der beredte Blick<lb/> eines geiſtreichen Auges! — Das alles, Unzaͤhliges, das uns er-<lb/> freut und erhebt, wahrzunehmen, verdanken wir dem Auge!</p><lb/> <p>Wie dieſe Empfindung des Sehens hervorgebracht wird, das<lb/> zu erklaͤren, iſt das Beſtreben der Naturlehre, und dieſes Beſtre-<lb/> ben iſt, ſo weit eine ſolche Erklaͤrung moͤglich iſt, in hohem<lb/> Grade gelungen; aber unſre Erklaͤrung kann nur ſo weit gehen,<lb/> als das Koͤrperliche reicht, und die wichtigſte Frage, wie denn jenes<lb/> Bild auf zartem Grunde, das ſich ſo ſchoͤn im Auge darſtellt, dem<lb/> Geiſte die Empfindung des Sehens gewaͤhre, bleibt, wie alle aͤhn-<lb/> lichen, unbeantwortet.</p><lb/> <p>Um die Wirkſamkeit des Auges zu Hervorbringung eines<lb/> Bildes zu beweiſen, pflegt man wohl allein dabei ſtehen zu bleiben,<lb/> daß wirklich im Auge ein linſenfoͤrmiger, durchſichtiger Koͤrper vor-<lb/> handen ſei, der alſo, einer Glaslinſe ganz aͤhnlich, ein Bild auf den<lb/> den Boden des Auges bildenden Haͤuten hervorbringen muß. Dieſe<lb/> Behauptung iſt im Weſentlichen richtig; aber das Auge enthaͤlt<lb/> mehrere hinter einander liegende Feuchtigkeiten, auf welche alle<lb/> man Ruͤckſicht nehmen muß, um den Ort des im Auge entſte-<lb/> henden Bildes richtig zu beſtimmen. Wenn wir das Auge von<lb/> außen anſehen, ſo unterſcheiden wir das Weiße im Auge, als eine<lb/> das Licht nicht durchlaſſende Haut, von dem Augenſterne, der in<lb/> der Mitte ſchwarz und mit einer blaulichen oder grauen oder brau-<lb/> nen Einfaſſung umgeben iſt. Die anatomiſche Unterſuchung des<lb/> Auges zeigt, daß wir hier durch die voͤllig durchſichtige <hi rendition="#g">Hornhaut</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F,</hi></hi> hinter welcher in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">H</hi></hi> ſich die waͤſſerige Feuchtigkeit befindet,<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 68.</hi></hi>) theils die <hi rendition="#g">Iris</hi>, die <hi rendition="#g">Regenbogenhaut</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G, G,</hi></hi><lb/> ſehen, theils durch die Oeffnung dieſer Haut und durch die ſaͤmmt-<lb/> lichen durchſichtigen Fluͤſſigkeiten den ſchwarzen Boden des Auges<lb/> erblicken; wenn wir daher, wie es oft geſchieht, das Schwarze<lb/> im Auge den Aug-Apfel nennen, ſo iſt das zwar ſofern nicht un-<lb/> richtig, als ſogleich hinter dieſer Oeffnung die <hi rendition="#g">Cryſtalllinſe</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I,</hi></hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
und giebt unſrer Thaͤtigkeit eine ſichere Richtung. Ein einziger
Blick lehrt uns, oft bis auf Meilen weit, die Gefahren, die wir
vermeiden, das Ziel, das wir erreichen wollen, kennen. Und wie
oft ſchwelgt unſer Auge im Genuſſe des Sehens! Der um uns
bluͤhende Fruͤhling, das Blau des Himmels, die Pracht der Abend-
roͤthe, der Himmel voll Sterne, und endlich der beredte Blick
eines geiſtreichen Auges! — Das alles, Unzaͤhliges, das uns er-
freut und erhebt, wahrzunehmen, verdanken wir dem Auge!
Wie dieſe Empfindung des Sehens hervorgebracht wird, das
zu erklaͤren, iſt das Beſtreben der Naturlehre, und dieſes Beſtre-
ben iſt, ſo weit eine ſolche Erklaͤrung moͤglich iſt, in hohem
Grade gelungen; aber unſre Erklaͤrung kann nur ſo weit gehen,
als das Koͤrperliche reicht, und die wichtigſte Frage, wie denn jenes
Bild auf zartem Grunde, das ſich ſo ſchoͤn im Auge darſtellt, dem
Geiſte die Empfindung des Sehens gewaͤhre, bleibt, wie alle aͤhn-
lichen, unbeantwortet.
Um die Wirkſamkeit des Auges zu Hervorbringung eines
Bildes zu beweiſen, pflegt man wohl allein dabei ſtehen zu bleiben,
daß wirklich im Auge ein linſenfoͤrmiger, durchſichtiger Koͤrper vor-
handen ſei, der alſo, einer Glaslinſe ganz aͤhnlich, ein Bild auf den
den Boden des Auges bildenden Haͤuten hervorbringen muß. Dieſe
Behauptung iſt im Weſentlichen richtig; aber das Auge enthaͤlt
mehrere hinter einander liegende Feuchtigkeiten, auf welche alle
man Ruͤckſicht nehmen muß, um den Ort des im Auge entſte-
henden Bildes richtig zu beſtimmen. Wenn wir das Auge von
außen anſehen, ſo unterſcheiden wir das Weiße im Auge, als eine
das Licht nicht durchlaſſende Haut, von dem Augenſterne, der in
der Mitte ſchwarz und mit einer blaulichen oder grauen oder brau-
nen Einfaſſung umgeben iſt. Die anatomiſche Unterſuchung des
Auges zeigt, daß wir hier durch die voͤllig durchſichtige Hornhaut
F, hinter welcher in H ſich die waͤſſerige Feuchtigkeit befindet,
(Fig. 68.) theils die Iris, die Regenbogenhaut G, G,
ſehen, theils durch die Oeffnung dieſer Haut und durch die ſaͤmmt-
lichen durchſichtigen Fluͤſſigkeiten den ſchwarzen Boden des Auges
erblicken; wenn wir daher, wie es oft geſchieht, das Schwarze
im Auge den Aug-Apfel nennen, ſo iſt das zwar ſofern nicht un-
richtig, als ſogleich hinter dieſer Oeffnung die Cryſtalllinſe I,
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