Durchmesser nach, eine 90000 malige Vergrößerung der Fläche nach.
Da das stark vergrößerte Bild nur dann mit Vortheil ange- wandt werden kann, wenn es noch Lichtstärke genug besitzt, so wen- det man gern alle Hülfsmittel zu Vermehrung der Beleuchtung an, und läßt daher durch einen an der andern Seite des Gegenstandes angebrachten Spiegel das Licht auf diesen zurückwerfen, und durch ein seitwärts stehendes Sammelglas die vereinigten Strahlen heller Wolken den Gegenstand treffen.
Die Stärke der Vergrößerung kann man aus den gegebenen Halbmessern der Gläser oder aus der beobachteten Brennweite der- selben berechnen; aber da sehr kleine Brennweiten sich nicht ohne Schwierigkeit mit der Genauigkeit bestimmen lassen, die man zu erhalten wünschen müßte, so bedient man sich auch andrer practi- scher Mittel, um die Vergrößerung kennen zu lernen. Für den, der mit beiden Augen recht gut sieht, ist folgendes Mittel das ein- fachste und für viele Zwecke hinreichend genau. Man bringt eine sehr feine Theilung, wo zum Beispiel der Zoll in tausend Theile getheilt ist, unter das Microscop, und indem man das stark ver- größerte Bild dieses Gegenstandes vor dem durch das Microscop blickenden Auge schweben sieht, öffnet man das andre Auge, um in der Richtung, wo jenes Bild erscheint, einen Maaßstab von großen Eintheilungen zu betrachten, oder zwei verschiebbare Paral- lellinien so zu stellen, daß sie 10 oder 20 jener im vergrößerten Bilde sichtbaren Eintheilungen zwischen sich fassen; befinden sich diese Parallellinien in der gewöhnlichen Seheweite, und erschei- nen 20 Tausendtel des Zolles hier gleich 4 Zollen, so ist die Vergrößerung 200 fach. Indeß fordert dieses Verfahren nicht bloß zwei gute Augen, sondern auch Uebung im Vergleichen der beiden, im Microscop und frei, gesehenen Gegenstände, und kann nur bei sehr großer Uebung einen hinreichenden Grad von Ge- nauigkeit erreichen. Weit mehr findet diese statt, wenn man mit eben demselben Auge das Bild im Microscope mit dem frei gesehe- nen Gegenstande vergleichen kann, wie von Jacquins sehr an- gemessene Anordnung des Instrumentes es möglich macht. Wenn man, statt das Auge selbst in die gewöhnliche Stellung vor dem Ocular zu bringen, an dem Platze des Auges einen schief gestellten
Durchmeſſer nach, eine 90000 malige Vergroͤßerung der Flaͤche nach.
Da das ſtark vergroͤßerte Bild nur dann mit Vortheil ange- wandt werden kann, wenn es noch Lichtſtaͤrke genug beſitzt, ſo wen- det man gern alle Huͤlfsmittel zu Vermehrung der Beleuchtung an, und laͤßt daher durch einen an der andern Seite des Gegenſtandes angebrachten Spiegel das Licht auf dieſen zuruͤckwerfen, und durch ein ſeitwaͤrts ſtehendes Sammelglas die vereinigten Strahlen heller Wolken den Gegenſtand treffen.
Die Staͤrke der Vergroͤßerung kann man aus den gegebenen Halbmeſſern der Glaͤſer oder aus der beobachteten Brennweite der- ſelben berechnen; aber da ſehr kleine Brennweiten ſich nicht ohne Schwierigkeit mit der Genauigkeit beſtimmen laſſen, die man zu erhalten wuͤnſchen muͤßte, ſo bedient man ſich auch andrer practi- ſcher Mittel, um die Vergroͤßerung kennen zu lernen. Fuͤr den, der mit beiden Augen recht gut ſieht, iſt folgendes Mittel das ein- fachſte und fuͤr viele Zwecke hinreichend genau. Man bringt eine ſehr feine Theilung, wo zum Beiſpiel der Zoll in tauſend Theile getheilt iſt, unter das Microſcop, und indem man das ſtark ver- groͤßerte Bild dieſes Gegenſtandes vor dem durch das Microſcop blickenden Auge ſchweben ſieht, oͤffnet man das andre Auge, um in der Richtung, wo jenes Bild erſcheint, einen Maaßſtab von großen Eintheilungen zu betrachten, oder zwei verſchiebbare Paral- lellinien ſo zu ſtellen, daß ſie 10 oder 20 jener im vergroͤßerten Bilde ſichtbaren Eintheilungen zwiſchen ſich faſſen; befinden ſich dieſe Parallellinien in der gewoͤhnlichen Seheweite, und erſchei- nen 20 Tauſendtel des Zolles hier gleich 4 Zollen, ſo iſt die Vergroͤßerung 200 fach. Indeß fordert dieſes Verfahren nicht bloß zwei gute Augen, ſondern auch Uebung im Vergleichen der beiden, im Microſcop und frei, geſehenen Gegenſtaͤnde, und kann nur bei ſehr großer Uebung einen hinreichenden Grad von Ge- nauigkeit erreichen. Weit mehr findet dieſe ſtatt, wenn man mit eben demſelben Auge das Bild im Microſcope mit dem frei geſehe- nen Gegenſtande vergleichen kann, wie von Jacquins ſehr an- gemeſſene Anordnung des Inſtrumentes es moͤglich macht. Wenn man, ſtatt das Auge ſelbſt in die gewoͤhnliche Stellung vor dem Ocular zu bringen, an dem Platze des Auges einen ſchief geſtellten
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Durchmeſſer nach, eine 90000 malige Vergroͤßerung der Flaͤche
nach.
Da das ſtark vergroͤßerte Bild nur dann mit Vortheil ange-
wandt werden kann, wenn es noch Lichtſtaͤrke genug beſitzt, ſo wen-
det man gern alle Huͤlfsmittel zu Vermehrung der Beleuchtung an,
und laͤßt daher durch einen an der andern Seite des Gegenſtandes
angebrachten Spiegel das Licht auf dieſen zuruͤckwerfen, und durch
ein ſeitwaͤrts ſtehendes Sammelglas die vereinigten Strahlen heller
Wolken den Gegenſtand treffen.
Die Staͤrke der Vergroͤßerung kann man aus den gegebenen
Halbmeſſern der Glaͤſer oder aus der beobachteten Brennweite der-
ſelben berechnen; aber da ſehr kleine Brennweiten ſich nicht ohne
Schwierigkeit mit der Genauigkeit beſtimmen laſſen, die man zu
erhalten wuͤnſchen muͤßte, ſo bedient man ſich auch andrer practi-
ſcher Mittel, um die Vergroͤßerung kennen zu lernen. Fuͤr den,
der mit beiden Augen recht gut ſieht, iſt folgendes Mittel das ein-
fachſte und fuͤr viele Zwecke hinreichend genau. Man bringt eine
ſehr feine Theilung, wo zum Beiſpiel der Zoll in tauſend Theile
getheilt iſt, unter das Microſcop, und indem man das ſtark ver-
groͤßerte Bild dieſes Gegenſtandes vor dem durch das Microſcop
blickenden Auge ſchweben ſieht, oͤffnet man das andre Auge, um
in der Richtung, wo jenes Bild erſcheint, einen Maaßſtab von
großen Eintheilungen zu betrachten, oder zwei verſchiebbare Paral-
lellinien ſo zu ſtellen, daß ſie 10 oder 20 jener im vergroͤßerten
Bilde ſichtbaren Eintheilungen zwiſchen ſich faſſen; befinden ſich
dieſe Parallellinien in der gewoͤhnlichen Seheweite, und erſchei-
nen 20 Tauſendtel des Zolles hier gleich 4 Zollen, ſo iſt die
Vergroͤßerung 200 fach. Indeß fordert dieſes Verfahren nicht
bloß zwei gute Augen, ſondern auch Uebung im Vergleichen
der beiden, im Microſcop und frei, geſehenen Gegenſtaͤnde, und
kann nur bei ſehr großer Uebung einen hinreichenden Grad von Ge-
nauigkeit erreichen. Weit mehr findet dieſe ſtatt, wenn man mit
eben demſelben Auge das Bild im Microſcope mit dem frei geſehe-
nen Gegenſtande vergleichen kann, wie von Jacquins ſehr an-
gemeſſene Anordnung des Inſtrumentes es moͤglich macht. Wenn
man, ſtatt das Auge ſelbſt in die gewoͤhnliche Stellung vor dem
Ocular zu bringen, an dem Platze des Auges einen ſchief geſtellten
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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