welche die Theilchen der Wand auf den flüssigen Körper ausüben. So steigt, nach Schmidts Versuchen *) in Glasröhren von 1 Lin. weit, Wasser 4,68 Linien, Weingeist 2,13 Linien, Schwefel- Aether 1,77 Linien, also die letztern, leichteren Flüssigkeiten weni- ger hoch als Wasser; und wenn gleich die Maaße der Höhen nicht bei allen Versuchen und bei allen Glas-Arten ganz genau gleich gefunden werden, so findet man doch diese so sehr bedeutende Un- gleichheit für verschiedene Flüssigkeiten immer deutlich bestätiget. Und so wie hier bei einerlei Materie der Röhre die Höhen der ver- schiedenen Flüssigkeiten ungleich sind, so sind diese es auch, wenn man ungleichartige, aber gleich weite Röhren in einerlei Flüssigkeit eintaucht.
Wenn man gleichartige Haarröhrchen von verschiedenem Durch- messer in einerlei Flüssigkeit eintaucht, so steigt diese in den engeren Haarröhrchen höher, und zwar so, daß die Höhe doppelt so groß ist in der halb so weiten, dreimal so groß ist in der ein Drittel so weiten Röhre und so ferner. Der Grund hievon läßt sich so über- sehen. Da es nur der Umfang der Röhre ist, welcher an der Mün- dung der Röhre in a das Heben bewirkt, so steigt freilich diese he- bende Kraft auf das Doppelte, wenn der Durchmesser der Röhre und folglich ihr Umfang doppelt so groß ist; aber wenn unter diesen Umständen eine gleich hohe Säule gehoben würde, so wöge diese bei doppeltem Durchmesser viermal so viel **), und es läßt sich daher leicht erachten, daß jene doppelt so große Kraft nur eine halb so hohe (dabei dennoch das doppelte Gewicht besitzende) Säule hebt. Dieses Gesetz findet sich mit großer Genauigkeit in den Versuchen bestätigt.
Wenn man, statt das Wasser in einer cylindrischen Röhre aufsteigen zu lassen, zwei ebne Platten parallel und vertical ein- taucht, so steigt es zwischen diesen nur halb so hoch als in einer cy- lindrischen Röhre, deren Durchmesser dem Abstande der beiden pa- rallelen Platten gleich ist. Daß es niedriger stehen muß zwischen den parallelen Platten ist offenbar, da ein Heben der Säule durch
*) G. G. Schmidt Lehrbuch. S. 267. Gilb. Ann. XXXIII. 97.
**) Weil ein Kreis von doppeltem Durchmesser viermal so viel Fläche hat.
welche die Theilchen der Wand auf den fluͤſſigen Koͤrper ausuͤben. So ſteigt, nach Schmidts Verſuchen *) in Glasroͤhren von 1 Lin. weit, Waſſer 4,68 Linien, Weingeiſt 2,13 Linien, Schwefel- Aether 1,77 Linien, alſo die letztern, leichteren Fluͤſſigkeiten weni- ger hoch als Waſſer; und wenn gleich die Maaße der Hoͤhen nicht bei allen Verſuchen und bei allen Glas-Arten ganz genau gleich gefunden werden, ſo findet man doch dieſe ſo ſehr bedeutende Un- gleichheit fuͤr verſchiedene Fluͤſſigkeiten immer deutlich beſtaͤtiget. Und ſo wie hier bei einerlei Materie der Roͤhre die Hoͤhen der ver- ſchiedenen Fluͤſſigkeiten ungleich ſind, ſo ſind dieſe es auch, wenn man ungleichartige, aber gleich weite Roͤhren in einerlei Fluͤſſigkeit eintaucht.
Wenn man gleichartige Haarroͤhrchen von verſchiedenem Durch- meſſer in einerlei Fluͤſſigkeit eintaucht, ſo ſteigt dieſe in den engeren Haarroͤhrchen hoͤher, und zwar ſo, daß die Hoͤhe doppelt ſo groß iſt in der halb ſo weiten, dreimal ſo groß iſt in der ein Drittel ſo weiten Roͤhre und ſo ferner. Der Grund hievon laͤßt ſich ſo uͤber- ſehen. Da es nur der Umfang der Roͤhre iſt, welcher an der Muͤn- dung der Roͤhre in a das Heben bewirkt, ſo ſteigt freilich dieſe he- bende Kraft auf das Doppelte, wenn der Durchmeſſer der Roͤhre und folglich ihr Umfang doppelt ſo groß iſt; aber wenn unter dieſen Umſtaͤnden eine gleich hohe Saͤule gehoben wuͤrde, ſo woͤge dieſe bei doppeltem Durchmeſſer viermal ſo viel **), und es laͤßt ſich daher leicht erachten, daß jene doppelt ſo große Kraft nur eine halb ſo hohe (dabei dennoch das doppelte Gewicht beſitzende) Saͤule hebt. Dieſes Geſetz findet ſich mit großer Genauigkeit in den Verſuchen beſtaͤtigt.
Wenn man, ſtatt das Waſſer in einer cylindriſchen Roͤhre aufſteigen zu laſſen, zwei ebne Platten parallel und vertical ein- taucht, ſo ſteigt es zwiſchen dieſen nur halb ſo hoch als in einer cy- lindriſchen Roͤhre, deren Durchmeſſer dem Abſtande der beiden pa- rallelen Platten gleich iſt. Daß es niedriger ſtehen muß zwiſchen den parallelen Platten iſt offenbar, da ein Heben der Saͤule durch
*) G. G. Schmidt Lehrbuch. S. 267. Gilb. Ann. XXXIII. 97.
**) Weil ein Kreis von doppeltem Durchmeſſer viermal ſo viel Flaͤche hat.
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[8/0022]
welche die Theilchen der Wand auf den fluͤſſigen Koͤrper ausuͤben.
So ſteigt, nach Schmidts Verſuchen *) in Glasroͤhren von 1
Lin. weit, Waſſer 4,68 Linien, Weingeiſt 2,13 Linien, Schwefel-
Aether 1,77 Linien, alſo die letztern, leichteren Fluͤſſigkeiten weni-
ger hoch als Waſſer; und wenn gleich die Maaße der Hoͤhen nicht
bei allen Verſuchen und bei allen Glas-Arten ganz genau gleich
gefunden werden, ſo findet man doch dieſe ſo ſehr bedeutende Un-
gleichheit fuͤr verſchiedene Fluͤſſigkeiten immer deutlich beſtaͤtiget.
Und ſo wie hier bei einerlei Materie der Roͤhre die Hoͤhen der ver-
ſchiedenen Fluͤſſigkeiten ungleich ſind, ſo ſind dieſe es auch, wenn
man ungleichartige, aber gleich weite Roͤhren in einerlei Fluͤſſigkeit
eintaucht.
Wenn man gleichartige Haarroͤhrchen von verſchiedenem Durch-
meſſer in einerlei Fluͤſſigkeit eintaucht, ſo ſteigt dieſe in den engeren
Haarroͤhrchen hoͤher, und zwar ſo, daß die Hoͤhe doppelt ſo groß iſt
in der halb ſo weiten, dreimal ſo groß iſt in der ein Drittel ſo
weiten Roͤhre und ſo ferner. Der Grund hievon laͤßt ſich ſo uͤber-
ſehen. Da es nur der Umfang der Roͤhre iſt, welcher an der Muͤn-
dung der Roͤhre in a das Heben bewirkt, ſo ſteigt freilich dieſe he-
bende Kraft auf das Doppelte, wenn der Durchmeſſer der Roͤhre
und folglich ihr Umfang doppelt ſo groß iſt; aber wenn unter dieſen
Umſtaͤnden eine gleich hohe Saͤule gehoben wuͤrde, ſo woͤge dieſe bei
doppeltem Durchmeſſer viermal ſo viel **), und es laͤßt ſich daher
leicht erachten, daß jene doppelt ſo große Kraft nur eine halb ſo
hohe (dabei dennoch das doppelte Gewicht beſitzende) Saͤule hebt.
Dieſes Geſetz findet ſich mit großer Genauigkeit in den Verſuchen
beſtaͤtigt.
Wenn man, ſtatt das Waſſer in einer cylindriſchen Roͤhre
aufſteigen zu laſſen, zwei ebne Platten parallel und vertical ein-
taucht, ſo ſteigt es zwiſchen dieſen nur halb ſo hoch als in einer cy-
lindriſchen Roͤhre, deren Durchmeſſer dem Abſtande der beiden pa-
rallelen Platten gleich iſt. Daß es niedriger ſtehen muß zwiſchen
den parallelen Platten iſt offenbar, da ein Heben der Saͤule durch
*) G. G. Schmidt Lehrbuch. S. 267. Gilb. Ann. XXXIII. 97.
**) Weil ein Kreis von doppeltem Durchmeſſer viermal ſo viel
Flaͤche hat.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/22>, abgerufen am 16.07.2024.
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