Durchlassung anderer allerdings statt finden kann, wenn eine solche ungleiche Einwirkung der Kräfte angenommen wird. Ohne eben mit einer Vergleichung etwas Reelles aussprechen zu wollen, mag wenigstens als Vergleichung ein Beispiel von Magnetnadeln her- genommen werden, die mit schneller Bewegung gegen den Nordpol eines Magnetes geworfen, gewiß ihre Geschwindigkeit in sehr un- gleichem Maaße verlieren würden, indem die Nadeln, deren Nordpol dem Nordpole des großen Magnetes zugewandt wäre, einer zurückstoßenden Kraft, die deren Südpol zugewandt wäre, einer anziehenden Kraft unterworfen sein würden. Wir würden demnach die an irgend eine Oberfläche antreffenden Theilchen als in allen verschiedenen Phasen der Anwandelungen (das heißt in allen verschiedenen Zuständen, welche den Uebergang von der leich- testen Zurückwerfbarkeit bis zu der größten Fähigkeit durchgelassen zu werden, in den andern Körper einzudringen, darstellen,) an- treffend ansehen müssen, und dann würden am leichtesten diejenigen Theilchen zurückgeworfen werden, die sich in dem Zustande der leichtesten Zurückwerfung befinden; diese würden, selbst bei senkrech- tem Auftreffen auf die Trennungsfläche beider Körper, ihre ganze Geschwindigkeit durch die abstoßende Kraft des Körpers verlieren und eine neue abwärts gerichtete Geschwindigkeit erhalten, so daß sie selbst in diesem Falle eine theilweise Zurückwerfung des Strah- les ergäben. Wenn der Einfallswinkel sich vom rechten Winkel entfernt, so ist die senkrecht gegen die Oberfläche gerichtete Geschwin- digkeit desto geringer, je näher die Richtung des Strahles mit der Richtung der Oberfläche übereinstimmt; je mehr dies der Fall ist, desto leichter wird die abstoßende Kraft diese gegen die Oberfläche senkrechte Geschwindigkeit zerstören, desto mehr werden also auch diejenigen Theilchen, die weniger leicht zurückgeworfen werden, die in einem Zustande sind, der sie weniger den abstoßenden Kräften unterworfen macht, sich mit den zurückgeworfenen vereinigen, und es wird das eintreten, was sehr bekannte Erfahrungen lehren, daß bei schief einfallenden Strahlen die durch Spiegelung zurückgehenden Strahlen immer zahlreicher werden. Diese Schlüsse gelten auf ähnliche Weise da, wo der Lichtstrahl aus einem dünnern Körper in einen dichtern übergeht, wie da, wo er den dichtern verläßt, um wieder in einen dünneren überzugehen.
II. Q
Durchlaſſung anderer allerdings ſtatt finden kann, wenn eine ſolche ungleiche Einwirkung der Kraͤfte angenommen wird. Ohne eben mit einer Vergleichung etwas Reelles ausſprechen zu wollen, mag wenigſtens als Vergleichung ein Beiſpiel von Magnetnadeln her- genommen werden, die mit ſchneller Bewegung gegen den Nordpol eines Magnetes geworfen, gewiß ihre Geſchwindigkeit in ſehr un- gleichem Maaße verlieren wuͤrden, indem die Nadeln, deren Nordpol dem Nordpole des großen Magnetes zugewandt waͤre, einer zuruͤckſtoßenden Kraft, die deren Suͤdpol zugewandt waͤre, einer anziehenden Kraft unterworfen ſein wuͤrden. Wir wuͤrden demnach die an irgend eine Oberflaͤche antreffenden Theilchen als in allen verſchiedenen Phaſen der Anwandelungen (das heißt in allen verſchiedenen Zuſtaͤnden, welche den Uebergang von der leich- teſten Zuruͤckwerfbarkeit bis zu der groͤßten Faͤhigkeit durchgelaſſen zu werden, in den andern Koͤrper einzudringen, darſtellen,) an- treffend anſehen muͤſſen, und dann wuͤrden am leichteſten diejenigen Theilchen zuruͤckgeworfen werden, die ſich in dem Zuſtande der leichteſten Zuruͤckwerfung befinden; dieſe wuͤrden, ſelbſt bei ſenkrech- tem Auftreffen auf die Trennungsflaͤche beider Koͤrper, ihre ganze Geſchwindigkeit durch die abſtoßende Kraft des Koͤrpers verlieren und eine neue abwaͤrts gerichtete Geſchwindigkeit erhalten, ſo daß ſie ſelbſt in dieſem Falle eine theilweiſe Zuruͤckwerfung des Strah- les ergaͤben. Wenn der Einfallswinkel ſich vom rechten Winkel entfernt, ſo iſt die ſenkrecht gegen die Oberflaͤche gerichtete Geſchwin- digkeit deſto geringer, je naͤher die Richtung des Strahles mit der Richtung der Oberflaͤche uͤbereinſtimmt; je mehr dies der Fall iſt, deſto leichter wird die abſtoßende Kraft dieſe gegen die Oberflaͤche ſenkrechte Geſchwindigkeit zerſtoͤren, deſto mehr werden alſo auch diejenigen Theilchen, die weniger leicht zuruͤckgeworfen werden, die in einem Zuſtande ſind, der ſie weniger den abſtoßenden Kraͤften unterworfen macht, ſich mit den zuruͤckgeworfenen vereinigen, und es wird das eintreten, was ſehr bekannte Erfahrungen lehren, daß bei ſchief einfallenden Strahlen die durch Spiegelung zuruͤckgehenden Strahlen immer zahlreicher werden. Dieſe Schluͤſſe gelten auf aͤhnliche Weiſe da, wo der Lichtſtrahl aus einem duͤnnern Koͤrper in einen dichtern uͤbergeht, wie da, wo er den dichtern verlaͤßt, um wieder in einen duͤnneren uͤberzugehen.
II. Q
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0255"n="241"/>
Durchlaſſung anderer allerdings ſtatt finden kann, wenn eine ſolche<lb/>
ungleiche Einwirkung der Kraͤfte angenommen wird. Ohne eben<lb/>
mit einer Vergleichung etwas Reelles ausſprechen zu wollen, mag<lb/>
wenigſtens als Vergleichung ein Beiſpiel von Magnetnadeln her-<lb/>
genommen werden, die mit ſchneller Bewegung gegen den Nordpol<lb/>
eines Magnetes geworfen, gewiß ihre Geſchwindigkeit in ſehr un-<lb/>
gleichem Maaße verlieren wuͤrden, indem die Nadeln, deren<lb/>
Nordpol dem Nordpole des großen Magnetes zugewandt waͤre,<lb/>
einer zuruͤckſtoßenden Kraft, die deren Suͤdpol zugewandt waͤre,<lb/>
einer anziehenden Kraft unterworfen ſein wuͤrden. Wir wuͤrden<lb/>
demnach die an irgend eine Oberflaͤche antreffenden Theilchen als<lb/>
in allen verſchiedenen Phaſen der Anwandelungen (das heißt in<lb/>
allen verſchiedenen Zuſtaͤnden, welche den Uebergang von der leich-<lb/>
teſten Zuruͤckwerfbarkeit bis zu der groͤßten Faͤhigkeit durchgelaſſen<lb/>
zu werden, in den andern Koͤrper einzudringen, darſtellen,) an-<lb/>
treffend anſehen muͤſſen, und dann wuͤrden am leichteſten diejenigen<lb/>
Theilchen zuruͤckgeworfen werden, die ſich in dem Zuſtande der<lb/>
leichteſten Zuruͤckwerfung befinden; dieſe wuͤrden, ſelbſt bei ſenkrech-<lb/>
tem Auftreffen auf die Trennungsflaͤche beider Koͤrper, ihre ganze<lb/>
Geſchwindigkeit durch die abſtoßende Kraft des Koͤrpers verlieren<lb/>
und eine neue abwaͤrts gerichtete Geſchwindigkeit erhalten, ſo daß<lb/>ſie ſelbſt in dieſem Falle eine theilweiſe Zuruͤckwerfung des Strah-<lb/>
les ergaͤben. Wenn der Einfallswinkel ſich vom rechten Winkel<lb/>
entfernt, ſo iſt die ſenkrecht gegen die Oberflaͤche gerichtete Geſchwin-<lb/>
digkeit deſto geringer, je naͤher die Richtung des Strahles mit der<lb/>
Richtung der Oberflaͤche uͤbereinſtimmt; je mehr dies der Fall iſt,<lb/>
deſto leichter wird die abſtoßende Kraft dieſe gegen die Oberflaͤche<lb/>ſenkrechte Geſchwindigkeit zerſtoͤren, deſto mehr werden alſo auch<lb/>
diejenigen Theilchen, die weniger leicht zuruͤckgeworfen werden,<lb/>
die in einem Zuſtande ſind, der ſie weniger den abſtoßenden Kraͤften<lb/>
unterworfen macht, ſich mit den zuruͤckgeworfenen vereinigen, und<lb/>
es wird das eintreten, was ſehr bekannte Erfahrungen lehren, daß<lb/>
bei ſchief einfallenden Strahlen die durch Spiegelung zuruͤckgehenden<lb/>
Strahlen immer zahlreicher werden. Dieſe Schluͤſſe gelten auf<lb/>
aͤhnliche Weiſe da, wo der Lichtſtrahl aus einem duͤnnern Koͤrper<lb/>
in einen dichtern uͤbergeht, wie da, wo er den dichtern verlaͤßt, um<lb/>
wieder in einen duͤnneren uͤberzugehen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq"><hirendition="#b">II.</hi></hi> Q</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[241/0255]
Durchlaſſung anderer allerdings ſtatt finden kann, wenn eine ſolche
ungleiche Einwirkung der Kraͤfte angenommen wird. Ohne eben
mit einer Vergleichung etwas Reelles ausſprechen zu wollen, mag
wenigſtens als Vergleichung ein Beiſpiel von Magnetnadeln her-
genommen werden, die mit ſchneller Bewegung gegen den Nordpol
eines Magnetes geworfen, gewiß ihre Geſchwindigkeit in ſehr un-
gleichem Maaße verlieren wuͤrden, indem die Nadeln, deren
Nordpol dem Nordpole des großen Magnetes zugewandt waͤre,
einer zuruͤckſtoßenden Kraft, die deren Suͤdpol zugewandt waͤre,
einer anziehenden Kraft unterworfen ſein wuͤrden. Wir wuͤrden
demnach die an irgend eine Oberflaͤche antreffenden Theilchen als
in allen verſchiedenen Phaſen der Anwandelungen (das heißt in
allen verſchiedenen Zuſtaͤnden, welche den Uebergang von der leich-
teſten Zuruͤckwerfbarkeit bis zu der groͤßten Faͤhigkeit durchgelaſſen
zu werden, in den andern Koͤrper einzudringen, darſtellen,) an-
treffend anſehen muͤſſen, und dann wuͤrden am leichteſten diejenigen
Theilchen zuruͤckgeworfen werden, die ſich in dem Zuſtande der
leichteſten Zuruͤckwerfung befinden; dieſe wuͤrden, ſelbſt bei ſenkrech-
tem Auftreffen auf die Trennungsflaͤche beider Koͤrper, ihre ganze
Geſchwindigkeit durch die abſtoßende Kraft des Koͤrpers verlieren
und eine neue abwaͤrts gerichtete Geſchwindigkeit erhalten, ſo daß
ſie ſelbſt in dieſem Falle eine theilweiſe Zuruͤckwerfung des Strah-
les ergaͤben. Wenn der Einfallswinkel ſich vom rechten Winkel
entfernt, ſo iſt die ſenkrecht gegen die Oberflaͤche gerichtete Geſchwin-
digkeit deſto geringer, je naͤher die Richtung des Strahles mit der
Richtung der Oberflaͤche uͤbereinſtimmt; je mehr dies der Fall iſt,
deſto leichter wird die abſtoßende Kraft dieſe gegen die Oberflaͤche
ſenkrechte Geſchwindigkeit zerſtoͤren, deſto mehr werden alſo auch
diejenigen Theilchen, die weniger leicht zuruͤckgeworfen werden,
die in einem Zuſtande ſind, der ſie weniger den abſtoßenden Kraͤften
unterworfen macht, ſich mit den zuruͤckgeworfenen vereinigen, und
es wird das eintreten, was ſehr bekannte Erfahrungen lehren, daß
bei ſchief einfallenden Strahlen die durch Spiegelung zuruͤckgehenden
Strahlen immer zahlreicher werden. Dieſe Schluͤſſe gelten auf
aͤhnliche Weiſe da, wo der Lichtſtrahl aus einem duͤnnern Koͤrper
in einen dichtern uͤbergeht, wie da, wo er den dichtern verlaͤßt, um
wieder in einen duͤnneren uͤberzugehen.
II. Q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/255>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.