bei noch mehr verstärktem Drucke geht wieder die Farbe des Mit- telpuncts in einen neuen Ring über, und so entstehen nach und nach bei verstärktem Druck mehr Ringe, bis endlich in der Mitte die innige Berührung beider Gläser erreicht und ein dunkler Fleck in der Mitte entstanden ist, und dann ist die Folge der Farbenringe allemal völlig gleich. An den schwarzen Fleck, der die Mitte ein- nimmt, grenzt ein schmaler violetter und blauer Ring, der von einem weißen Ringe, dieser von einem gelben und einem rothen umschlossen ist; dieser Farbenfolge schließt eine zweite von sehr hellen Farben sich an, deren Ordnung von der Mitte her gerechnet violett, blau, grün, gelb, roth ist; eine dritte Farbenfolge zeigt ein etwas röthlicheres Violett, Blau, schönes Grün und Gelb, endlich ein zum Purpur hinneigendes Roth; die Ringe der vierten Farbenfolge sind nur grün und roth, doch bemerkt man an der in- nern Seite des Grün noch ein Hinneigen zum Blau, an der äu- ßern Seite ein Hinneigen zum Gelb; diese selbigen Farben wieder- hohlen sich in der fünften und sechsten Farbenfolge, aber immer matter, und endlich gehen die Farben in Weiß über. Man sieht diese Ringe recht schön nur bei einem großen Linsenglase, dessen auf dem andern Glase liegende Wölbung nach einem sehr großen Halb- messer geschliffen ist, weil da die Abstände beider Gläser, worauf es hier ankommt, nur sehr langsam zunehmen; aber auch bei klei- nern Linsen, etwa bei einem Brennglase von 3 oder 4 Zoll Durch- messer, dessen Brennweite 1 bis 2 Fuß ist, bemerkt man beim festen Andrücken gegen ein zweites Glas einen Fleck, der, wenn man ihn mit einem einfachen Vergrößerungsglase betrachtet, mit eben jenen Ringen umgeben ist. Was aber jenen Newton'schen Versuch nun so höchst merkwürdig macht, ist, daß die Farben immer gleichmäßig da hervorgehen, wo der Zwischenraum zwischen den Gläsern gleich ist, so daß man für Linsen von verschiedenen Halbmessern, die man auf ebne Gläser legt, bei Berechnung des Abstandes, der in irgend einer Entfernung vom Mittelpuncte statt findet, genau einerlei Farbe da findet, wo der Zwischenraum zwi- schen den sich in der Mitte genau berührenden Gläsern gleich ist. Diese Gleichheit der Farbe gilt indeß nur dann, wenn das Auge so steht, daß es in einer gleichen und wenig von der Senkrechten ab- weichenden Richtung die zurückgeworfenen Strahlen empfängt; denn
bei noch mehr verſtaͤrktem Drucke geht wieder die Farbe des Mit- telpuncts in einen neuen Ring uͤber, und ſo entſtehen nach und nach bei verſtaͤrktem Druck mehr Ringe, bis endlich in der Mitte die innige Beruͤhrung beider Glaͤſer erreicht und ein dunkler Fleck in der Mitte entſtanden iſt, und dann iſt die Folge der Farbenringe allemal voͤllig gleich. An den ſchwarzen Fleck, der die Mitte ein- nimmt, grenzt ein ſchmaler violetter und blauer Ring, der von einem weißen Ringe, dieſer von einem gelben und einem rothen umſchloſſen iſt; dieſer Farbenfolge ſchließt eine zweite von ſehr hellen Farben ſich an, deren Ordnung von der Mitte her gerechnet violett, blau, gruͤn, gelb, roth iſt; eine dritte Farbenfolge zeigt ein etwas roͤthlicheres Violett, Blau, ſchoͤnes Gruͤn und Gelb, endlich ein zum Purpur hinneigendes Roth; die Ringe der vierten Farbenfolge ſind nur gruͤn und roth, doch bemerkt man an der in- nern Seite des Gruͤn noch ein Hinneigen zum Blau, an der aͤu- ßern Seite ein Hinneigen zum Gelb; dieſe ſelbigen Farben wieder- hohlen ſich in der fuͤnften und ſechſten Farbenfolge, aber immer matter, und endlich gehen die Farben in Weiß uͤber. Man ſieht dieſe Ringe recht ſchoͤn nur bei einem großen Linſenglaſe, deſſen auf dem andern Glaſe liegende Woͤlbung nach einem ſehr großen Halb- meſſer geſchliffen iſt, weil da die Abſtaͤnde beider Glaͤſer, worauf es hier ankommt, nur ſehr langſam zunehmen; aber auch bei klei- nern Linſen, etwa bei einem Brennglaſe von 3 oder 4 Zoll Durch- meſſer, deſſen Brennweite 1 bis 2 Fuß iſt, bemerkt man beim feſten Andruͤcken gegen ein zweites Glas einen Fleck, der, wenn man ihn mit einem einfachen Vergroͤßerungsglaſe betrachtet, mit eben jenen Ringen umgeben iſt. Was aber jenen Newton'ſchen Verſuch nun ſo hoͤchſt merkwuͤrdig macht, iſt, daß die Farben immer gleichmaͤßig da hervorgehen, wo der Zwiſchenraum zwiſchen den Glaͤſern gleich iſt, ſo daß man fuͤr Linſen von verſchiedenen Halbmeſſern, die man auf ebne Glaͤſer legt, bei Berechnung des Abſtandes, der in irgend einer Entfernung vom Mittelpuncte ſtatt findet, genau einerlei Farbe da findet, wo der Zwiſchenraum zwi- ſchen den ſich in der Mitte genau beruͤhrenden Glaͤſern gleich iſt. Dieſe Gleichheit der Farbe gilt indeß nur dann, wenn das Auge ſo ſteht, daß es in einer gleichen und wenig von der Senkrechten ab- weichenden Richtung die zuruͤckgeworfenen Strahlen empfaͤngt; denn
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bei noch mehr verſtaͤrktem Drucke geht wieder die Farbe des Mit-
telpuncts in einen neuen Ring uͤber, und ſo entſtehen nach und
nach bei verſtaͤrktem Druck mehr Ringe, bis endlich in der Mitte
die innige Beruͤhrung beider Glaͤſer erreicht und ein dunkler Fleck
in der Mitte entſtanden iſt, und dann iſt die Folge der Farbenringe
allemal voͤllig gleich. An den ſchwarzen Fleck, der die Mitte ein-
nimmt, grenzt ein ſchmaler violetter und blauer Ring, der von
einem weißen Ringe, dieſer von einem gelben und einem rothen
umſchloſſen iſt; dieſer Farbenfolge ſchließt eine zweite von ſehr
hellen Farben ſich an, deren Ordnung von der Mitte her gerechnet
violett, blau, gruͤn, gelb, roth iſt; eine dritte Farbenfolge zeigt
ein etwas roͤthlicheres Violett, Blau, ſchoͤnes Gruͤn und Gelb,
endlich ein zum Purpur hinneigendes Roth; die Ringe der vierten
Farbenfolge ſind nur gruͤn und roth, doch bemerkt man an der in-
nern Seite des Gruͤn noch ein Hinneigen zum Blau, an der aͤu-
ßern Seite ein Hinneigen zum Gelb; dieſe ſelbigen Farben wieder-
hohlen ſich in der fuͤnften und ſechſten Farbenfolge, aber immer
matter, und endlich gehen die Farben in Weiß uͤber. Man ſieht
dieſe Ringe recht ſchoͤn nur bei einem großen Linſenglaſe, deſſen auf
dem andern Glaſe liegende Woͤlbung nach einem ſehr großen Halb-
meſſer geſchliffen iſt, weil da die Abſtaͤnde beider Glaͤſer, worauf
es hier ankommt, nur ſehr langſam zunehmen; aber auch bei klei-
nern Linſen, etwa bei einem Brennglaſe von 3 oder 4 Zoll Durch-
meſſer, deſſen Brennweite 1 bis 2 Fuß iſt, bemerkt man beim
feſten Andruͤcken gegen ein zweites Glas einen Fleck, der, wenn
man ihn mit einem einfachen Vergroͤßerungsglaſe betrachtet, mit
eben jenen Ringen umgeben iſt. Was aber jenen Newton'ſchen
Verſuch nun ſo hoͤchſt merkwuͤrdig macht, iſt, daß die Farben
immer gleichmaͤßig da hervorgehen, wo der Zwiſchenraum zwiſchen
den Glaͤſern gleich iſt, ſo daß man fuͤr Linſen von verſchiedenen
Halbmeſſern, die man auf ebne Glaͤſer legt, bei Berechnung des
Abſtandes, der in irgend einer Entfernung vom Mittelpuncte ſtatt
findet, genau einerlei Farbe da findet, wo der Zwiſchenraum zwi-
ſchen den ſich in der Mitte genau beruͤhrenden Glaͤſern gleich iſt.
Dieſe Gleichheit der Farbe gilt indeß nur dann, wenn das Auge ſo
ſteht, daß es in einer gleichen und wenig von der Senkrechten ab-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/275>, abgerufen am 21.11.2024.
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