Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

leuchtenden Punctes über, so wie durch ein minder gleiches und
nicht so feines Gewebe sich auch nur ein erhellter Raum um das
Licht oder neben dem Lichte darstellt, statt der schönen Farbenbilder,
die man bei einem feinen und ganz gleichen Gewebe sah.

Wenn diese kleinen Höfe um den Mond recht schön sind, so
bieten sie mehrere Farbenkreise dar, indem das ihn umgebende
Weiß in einiger Entfernung in ein blauliches Weiß übergeht, woran
ein gelber und dann ein rother Ring grenzt; dieser wird von Vio-
lett, Blau, Grün, Gelb, Roth, als zweiter Farbenfolge, diese
von einer dritten, meistens nur aus Grün, verwaschenem Gelb
und Roth bestehenden Farbenfolge umgeben, und es kann sich
hieran noch eine Farbenfolge, Grün und Roth, anschließen. Da
die Dunsttheilchen sehr gleichmäßig an Größe und Entfernung sein
müssen, wenn die Erscheinung recht vollkommen hervorgehen und
recht große Höfe darbieten soll, so ist die Erscheinung in ihrem
vollen Glanze selten, und oft, wenn die dünnen Wölkchen, die
Howard cirro-stratus nennt, am Monde vorbeiziehen, nur
auf die Dauer weniger Minuten beschränkt. Um die Sonne sieht
man diese Höfe selten, weil ihr helles Licht das Auge zu sehr blen-
det, und die Höfe nicht mehr schön sind, wenn der Wolkenschleier
zu dicht ist; aber wenn man an solchen Tagen, wo recht zarte Wölk-
chen vor der Sonne vorbeiziehen, Gelegenheit nimmt, die Sonne
im Wasser zu sehen, so sieht man sehr oft schön gefärbte Stücke
dieser Höfe, wenn es gleich selten ist, daß man die ganzen Höfe
wahrzunehmen Gelegenheit hat. Die Farben sind bei der Sonne
viel glänzender als bei dem Monde, und haben oft eine große
Reinheit.

Die Halbmesser der Ringe geben uns ein Mittel, uns über
die Kleinheit der hier wirksamen Dunsttheilchen zu belehren, und
wenn man nach Beobachtungen jener Halbmesser rechnet, so findet
man die Größe der Dunsttheilchen von bis Zoll wech-
selnd.

Auf ähnliche Weise erklärt man die Höfe, die man zuweilen
um den Schatten des eignen Kopfes im Nebel gesehen hat. Sco-
resby hat sie in den dichten und eine niedrige Schichte bildenden
Polarnebeln gesehen, wenn er sich auf der Spitze des Mastes ober-
halb der dichtesten Nebelschichte befand. Dagegen ist eine sehr oft

leuchtenden Punctes uͤber, ſo wie durch ein minder gleiches und
nicht ſo feines Gewebe ſich auch nur ein erhellter Raum um das
Licht oder neben dem Lichte darſtellt, ſtatt der ſchoͤnen Farbenbilder,
die man bei einem feinen und ganz gleichen Gewebe ſah.

Wenn dieſe kleinen Hoͤfe um den Mond recht ſchoͤn ſind, ſo
bieten ſie mehrere Farbenkreiſe dar, indem das ihn umgebende
Weiß in einiger Entfernung in ein blauliches Weiß uͤbergeht, woran
ein gelber und dann ein rother Ring grenzt; dieſer wird von Vio-
lett, Blau, Gruͤn, Gelb, Roth, als zweiter Farbenfolge, dieſe
von einer dritten, meiſtens nur aus Gruͤn, verwaſchenem Gelb
und Roth beſtehenden Farbenfolge umgeben, und es kann ſich
hieran noch eine Farbenfolge, Gruͤn und Roth, anſchließen. Da
die Dunſttheilchen ſehr gleichmaͤßig an Groͤße und Entfernung ſein
muͤſſen, wenn die Erſcheinung recht vollkommen hervorgehen und
recht große Hoͤfe darbieten ſoll, ſo iſt die Erſcheinung in ihrem
vollen Glanze ſelten, und oft, wenn die duͤnnen Woͤlkchen, die
Howard cirro-stratus nennt, am Monde vorbeiziehen, nur
auf die Dauer weniger Minuten beſchraͤnkt. Um die Sonne ſieht
man dieſe Hoͤfe ſelten, weil ihr helles Licht das Auge zu ſehr blen-
det, und die Hoͤfe nicht mehr ſchoͤn ſind, wenn der Wolkenſchleier
zu dicht iſt; aber wenn man an ſolchen Tagen, wo recht zarte Woͤlk-
chen vor der Sonne vorbeiziehen, Gelegenheit nimmt, die Sonne
im Waſſer zu ſehen, ſo ſieht man ſehr oft ſchoͤn gefaͤrbte Stuͤcke
dieſer Hoͤfe, wenn es gleich ſelten iſt, daß man die ganzen Hoͤfe
wahrzunehmen Gelegenheit hat. Die Farben ſind bei der Sonne
viel glaͤnzender als bei dem Monde, und haben oft eine große
Reinheit.

Die Halbmeſſer der Ringe geben uns ein Mittel, uns uͤber
die Kleinheit der hier wirkſamen Dunſttheilchen zu belehren, und
wenn man nach Beobachtungen jener Halbmeſſer rechnet, ſo findet
man die Groͤße der Dunſttheilchen von bis Zoll wech-
ſelnd.

Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrt man die Hoͤfe, die man zuweilen
um den Schatten des eignen Kopfes im Nebel geſehen hat. Sco-
resby hat ſie in den dichten und eine niedrige Schichte bildenden
Polarnebeln geſehen, wenn er ſich auf der Spitze des Maſtes ober-
halb der dichteſten Nebelſchichte befand. Dagegen iſt eine ſehr oft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="292"/>
leuchtenden Punctes u&#x0364;ber, &#x017F;o wie                         durch ein minder gleiches und<lb/>
nicht &#x017F;o feines Gewebe                         &#x017F;ich auch nur ein erhellter Raum um das<lb/>
Licht oder neben dem                         Lichte dar&#x017F;tellt, &#x017F;tatt der                         &#x017F;cho&#x0364;nen Farbenbilder,<lb/>
die man bei einem feinen                         und ganz gleichen Gewebe &#x017F;ah.</p><lb/>
          <p>Wenn die&#x017F;e kleinen Ho&#x0364;fe um den Mond recht                         &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ind, &#x017F;o<lb/>
bieten                         &#x017F;ie mehrere Farbenkrei&#x017F;e dar, indem das ihn                         umgebende<lb/>
Weiß in einiger Entfernung in ein blauliches Weiß                         u&#x0364;bergeht, woran<lb/>
ein gelber und dann ein rother Ring grenzt;                         die&#x017F;er wird von Vio-<lb/>
lett, Blau, Gru&#x0364;n, Gelb,                         Roth, als zweiter Farbenfolge, die&#x017F;e<lb/>
von einer dritten,                         mei&#x017F;tens nur aus Gru&#x0364;n, verwa&#x017F;chenem                         Gelb<lb/>
und Roth be&#x017F;tehenden Farbenfolge umgeben, und es kann                         &#x017F;ich<lb/>
hieran noch eine Farbenfolge, Gru&#x0364;n und Roth,                         an&#x017F;chließen. Da<lb/>
die Dun&#x017F;ttheilchen &#x017F;ehr                         gleichma&#x0364;ßig an Gro&#x0364;ße und Entfernung                         &#x017F;ein<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn die                         Er&#x017F;cheinung recht vollkommen hervorgehen und<lb/>
recht große                         Ho&#x0364;fe darbieten &#x017F;oll, &#x017F;o i&#x017F;t die                         Er&#x017F;cheinung in ihrem<lb/>
vollen Glanze &#x017F;elten, und                         oft, wenn die du&#x0364;nnen Wo&#x0364;lkchen, die<lb/><hi rendition="#g">Howard</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">cirro-stratus</hi></hi> nennt, am Monde vorbeiziehen, nur<lb/>
auf die Dauer weniger Minuten                         be&#x017F;chra&#x0364;nkt. Um die Sonne &#x017F;ieht<lb/>
man                         die&#x017F;e Ho&#x0364;fe &#x017F;elten, weil ihr helles Licht                         das Auge zu &#x017F;ehr blen-<lb/>
det, und die Ho&#x0364;fe nicht                         mehr &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ind, wenn der                         Wolken&#x017F;chleier<lb/>
zu dicht i&#x017F;t; aber wenn man an                         &#x017F;olchen Tagen, wo recht zarte Wo&#x0364;lk-<lb/>
chen vor der                         Sonne vorbeiziehen, Gelegenheit nimmt, die Sonne<lb/>
im                         Wa&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;ehen, &#x017F;o                         &#x017F;ieht man &#x017F;ehr oft &#x017F;cho&#x0364;n                         gefa&#x0364;rbte Stu&#x0364;cke<lb/>
die&#x017F;er                         Ho&#x0364;fe, wenn es gleich &#x017F;elten i&#x017F;t, daß man                         die ganzen Ho&#x0364;fe<lb/>
wahrzunehmen Gelegenheit hat. Die Farben                         &#x017F;ind bei der Sonne<lb/>
viel gla&#x0364;nzender als bei dem                         Monde, und haben oft eine große<lb/>
Reinheit.</p><lb/>
          <p>Die Halbme&#x017F;&#x017F;er der Ringe geben uns ein Mittel, uns                         u&#x0364;ber<lb/>
die Kleinheit der hier wirk&#x017F;amen                         Dun&#x017F;ttheilchen zu belehren, und<lb/>
wenn man nach Beobachtungen                         jener Halbme&#x017F;&#x017F;er rechnet, &#x017F;o findet<lb/>
man                         die Gro&#x0364;ße der Dun&#x017F;ttheilchen von <formula notation="TeX">\frac{1}{2000}</formula> bis <formula notation="TeX">\frac{3}{2000}</formula> Zoll wech-<lb/>
&#x017F;elnd.</p><lb/>
          <p>Auf a&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e erkla&#x0364;rt man die                         Ho&#x0364;fe, die man zuweilen<lb/>
um den Schatten des eignen Kopfes im                         Nebel ge&#x017F;ehen hat. <hi rendition="#g">Sco</hi>-<lb/><hi rendition="#g">resby</hi> hat &#x017F;ie in den dichten und eine                         niedrige Schichte bildenden<lb/>
Polarnebeln ge&#x017F;ehen, wenn er                         &#x017F;ich auf der Spitze des Ma&#x017F;tes ober-<lb/>
halb der                         dichte&#x017F;ten Nebel&#x017F;chichte befand. Dagegen                         i&#x017F;t eine &#x017F;ehr oft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0306] leuchtenden Punctes uͤber, ſo wie durch ein minder gleiches und nicht ſo feines Gewebe ſich auch nur ein erhellter Raum um das Licht oder neben dem Lichte darſtellt, ſtatt der ſchoͤnen Farbenbilder, die man bei einem feinen und ganz gleichen Gewebe ſah. Wenn dieſe kleinen Hoͤfe um den Mond recht ſchoͤn ſind, ſo bieten ſie mehrere Farbenkreiſe dar, indem das ihn umgebende Weiß in einiger Entfernung in ein blauliches Weiß uͤbergeht, woran ein gelber und dann ein rother Ring grenzt; dieſer wird von Vio- lett, Blau, Gruͤn, Gelb, Roth, als zweiter Farbenfolge, dieſe von einer dritten, meiſtens nur aus Gruͤn, verwaſchenem Gelb und Roth beſtehenden Farbenfolge umgeben, und es kann ſich hieran noch eine Farbenfolge, Gruͤn und Roth, anſchließen. Da die Dunſttheilchen ſehr gleichmaͤßig an Groͤße und Entfernung ſein muͤſſen, wenn die Erſcheinung recht vollkommen hervorgehen und recht große Hoͤfe darbieten ſoll, ſo iſt die Erſcheinung in ihrem vollen Glanze ſelten, und oft, wenn die duͤnnen Woͤlkchen, die Howard cirro-stratus nennt, am Monde vorbeiziehen, nur auf die Dauer weniger Minuten beſchraͤnkt. Um die Sonne ſieht man dieſe Hoͤfe ſelten, weil ihr helles Licht das Auge zu ſehr blen- det, und die Hoͤfe nicht mehr ſchoͤn ſind, wenn der Wolkenſchleier zu dicht iſt; aber wenn man an ſolchen Tagen, wo recht zarte Woͤlk- chen vor der Sonne vorbeiziehen, Gelegenheit nimmt, die Sonne im Waſſer zu ſehen, ſo ſieht man ſehr oft ſchoͤn gefaͤrbte Stuͤcke dieſer Hoͤfe, wenn es gleich ſelten iſt, daß man die ganzen Hoͤfe wahrzunehmen Gelegenheit hat. Die Farben ſind bei der Sonne viel glaͤnzender als bei dem Monde, und haben oft eine große Reinheit. Die Halbmeſſer der Ringe geben uns ein Mittel, uns uͤber die Kleinheit der hier wirkſamen Dunſttheilchen zu belehren, und wenn man nach Beobachtungen jener Halbmeſſer rechnet, ſo findet man die Groͤße der Dunſttheilchen von [FORMEL] bis [FORMEL] Zoll wech- ſelnd. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrt man die Hoͤfe, die man zuweilen um den Schatten des eignen Kopfes im Nebel geſehen hat. Sco- resby hat ſie in den dichten und eine niedrige Schichte bildenden Polarnebeln geſehen, wenn er ſich auf der Spitze des Maſtes ober- halb der dichteſten Nebelſchichte befand. Dagegen iſt eine ſehr oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/306
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/306>, abgerufen am 21.11.2024.