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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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des Doppelspaths ändert. Ich nehme an, daß, wie in dem vor-
hin erwähnten Falle, das Gypsblättchen ein gelbliches Grün
bei der einen Stellung des Spiegels, ein Purpur bei der andern
Stellung zeigte; so sieht man im Doppelspath die beiden Bilder
mit eben diesen Farben erscheinen, wenn der Hauptschnitt des Dop-
pelspaths parallel mit der ersten Zurückwerfungs-Ebne oder senk-
recht gegen sie ist, dagegen weiß bei der genau mittleren Stellung;
in den Lagen, die zwischen 0° und 45° liegen, und ebenso zwischen
45° und 90° wird die Färbung desto schwächer, je näher der
Crystall die genaue mittlere Stellung erreicht. Aber obgleich die
beiden Bilder die Farben Grün und Violett immer wieder zeigen,
sobald die Stellung des Doppelspaths von der Mittellage abweicht,
so ist doch nicht immer dasselbe Bild grün und das andre violett,
sondern dasjenige, welches grün war zwischen 0° und 45°, wird
violett zwischen der Stellung von 45° und 90°.

Ich fürchte, daß diese Erörterung einzelner Fälle Ihnen er-
müdend scheinen kann, aber dennoch nöthigt mich die große Merk-
würdigkeit der hier statt findenden Erscheinungen, noch etwas länger
bei diesen Gegensätzen zu verweilen; damit ich aber die Uebersicht
erleichtere, will ich die Betrachtung der einzelnen Fälle mit den
frühern Betrachtungen in Verbindung setzen. Sie erinnern sich,
daß der aus dem ersten Spiegel kommende, vollkommen polarisirte
Strahl ganz einem im Doppelspathe gewöhnlich gebrochenen
Strahle glich, wenn des Doppelspaths Hauptschnitt der Zurück-
werfungs-Ebne parallel ist. So lange das Crystallblättchen die-
jenige Lage hat, bei welcher die Art der Polarisirung des Strahles
ungeändert bleibt, wo nämlich die Mittellinie beider Axen, die
hier die Stelle des Hauptschnittes vertritt, parallel mit der Zurück-
werfungs-Ebne oder senkrecht auf sie ist, bringt die Gegenwart
dieses Gypsblättchens keine Wirkung hervor, -- das Bild des
weißen Himmels erscheint am dunkelsten im zweiten Spiegel bei
der Stellung auf 90° und vollkommen hell bei 0° oder 180°, der
vom Doppelspath durchgelassene Strahl ist einfach, keiner Spal-
tung unterworfen, wenn sein Hauptschnitt in 0°, 90°, 180°, ge-
richtet ist, dagegen doppelt bei den dazwischen liegenden Stellungen.
Dagegen wenn des Gypsblättchens Hauptlinie auf 45° gerichtet ist,
so ist der Lichtstrahl theilweise depolarisirt, und die Erscheinung ist

des Doppelſpaths aͤndert. Ich nehme an, daß, wie in dem vor-
hin erwaͤhnten Falle, das Gypsblaͤttchen ein gelbliches Gruͤn
bei der einen Stellung des Spiegels, ein Purpur bei der andern
Stellung zeigte; ſo ſieht man im Doppelſpath die beiden Bilder
mit eben dieſen Farben erſcheinen, wenn der Hauptſchnitt des Dop-
pelſpaths parallel mit der erſten Zuruͤckwerfungs-Ebne oder ſenk-
recht gegen ſie iſt, dagegen weiß bei der genau mittleren Stellung;
in den Lagen, die zwiſchen 0° und 45° liegen, und ebenſo zwiſchen
45° und 90° wird die Faͤrbung deſto ſchwaͤcher, je naͤher der
Cryſtall die genaue mittlere Stellung erreicht. Aber obgleich die
beiden Bilder die Farben Gruͤn und Violett immer wieder zeigen,
ſobald die Stellung des Doppelſpaths von der Mittellage abweicht,
ſo iſt doch nicht immer daſſelbe Bild gruͤn und das andre violett,
ſondern dasjenige, welches gruͤn war zwiſchen 0° und 45°, wird
violett zwiſchen der Stellung von 45° und 90°.

Ich fuͤrchte, daß dieſe Eroͤrterung einzelner Faͤlle Ihnen er-
muͤdend ſcheinen kann, aber dennoch noͤthigt mich die große Merk-
wuͤrdigkeit der hier ſtatt findenden Erſcheinungen, noch etwas laͤnger
bei dieſen Gegenſaͤtzen zu verweilen; damit ich aber die Ueberſicht
erleichtere, will ich die Betrachtung der einzelnen Faͤlle mit den
fruͤhern Betrachtungen in Verbindung ſetzen. Sie erinnern ſich,
daß der aus dem erſten Spiegel kommende, vollkommen polariſirte
Strahl ganz einem im Doppelſpathe gewoͤhnlich gebrochenen
Strahle glich, wenn des Doppelſpaths Hauptſchnitt der Zuruͤck-
werfungs-Ebne parallel iſt. So lange das Cryſtallblaͤttchen die-
jenige Lage hat, bei welcher die Art der Polariſirung des Strahles
ungeaͤndert bleibt, wo naͤmlich die Mittellinie beider Axen, die
hier die Stelle des Hauptſchnittes vertritt, parallel mit der Zuruͤck-
werfungs-Ebne oder ſenkrecht auf ſie iſt, bringt die Gegenwart
dieſes Gypsblaͤttchens keine Wirkung hervor, — das Bild des
weißen Himmels erſcheint am dunkelſten im zweiten Spiegel bei
der Stellung auf 90° und vollkommen hell bei 0° oder 180°, der
vom Doppelſpath durchgelaſſene Strahl iſt einfach, keiner Spal-
tung unterworfen, wenn ſein Hauptſchnitt in 0°, 90°, 180°, ge-
richtet iſt, dagegen doppelt bei den dazwiſchen liegenden Stellungen.
Dagegen wenn deſ Gypsblaͤttchens Hauptlinie auf 45° gerichtet iſt,
ſo iſt der Lichtſtrahl theilweiſe depolariſirt, und die Erſcheinung iſt

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[341/0355] des Doppelſpaths aͤndert. Ich nehme an, daß, wie in dem vor- hin erwaͤhnten Falle, das Gypsblaͤttchen ein gelbliches Gruͤn bei der einen Stellung des Spiegels, ein Purpur bei der andern Stellung zeigte; ſo ſieht man im Doppelſpath die beiden Bilder mit eben dieſen Farben erſcheinen, wenn der Hauptſchnitt des Dop- pelſpaths parallel mit der erſten Zuruͤckwerfungs-Ebne oder ſenk- recht gegen ſie iſt, dagegen weiß bei der genau mittleren Stellung; in den Lagen, die zwiſchen 0° und 45° liegen, und ebenſo zwiſchen 45° und 90° wird die Faͤrbung deſto ſchwaͤcher, je naͤher der Cryſtall die genaue mittlere Stellung erreicht. Aber obgleich die beiden Bilder die Farben Gruͤn und Violett immer wieder zeigen, ſobald die Stellung des Doppelſpaths von der Mittellage abweicht, ſo iſt doch nicht immer daſſelbe Bild gruͤn und das andre violett, ſondern dasjenige, welches gruͤn war zwiſchen 0° und 45°, wird violett zwiſchen der Stellung von 45° und 90°. Ich fuͤrchte, daß dieſe Eroͤrterung einzelner Faͤlle Ihnen er- muͤdend ſcheinen kann, aber dennoch noͤthigt mich die große Merk- wuͤrdigkeit der hier ſtatt findenden Erſcheinungen, noch etwas laͤnger bei dieſen Gegenſaͤtzen zu verweilen; damit ich aber die Ueberſicht erleichtere, will ich die Betrachtung der einzelnen Faͤlle mit den fruͤhern Betrachtungen in Verbindung ſetzen. Sie erinnern ſich, daß der aus dem erſten Spiegel kommende, vollkommen polariſirte Strahl ganz einem im Doppelſpathe gewoͤhnlich gebrochenen Strahle glich, wenn des Doppelſpaths Hauptſchnitt der Zuruͤck- werfungs-Ebne parallel iſt. So lange das Cryſtallblaͤttchen die- jenige Lage hat, bei welcher die Art der Polariſirung des Strahles ungeaͤndert bleibt, wo naͤmlich die Mittellinie beider Axen, die hier die Stelle des Hauptſchnittes vertritt, parallel mit der Zuruͤck- werfungs-Ebne oder ſenkrecht auf ſie iſt, bringt die Gegenwart dieſes Gypsblaͤttchens keine Wirkung hervor, — das Bild des weißen Himmels erſcheint am dunkelſten im zweiten Spiegel bei der Stellung auf 90° und vollkommen hell bei 0° oder 180°, der vom Doppelſpath durchgelaſſene Strahl iſt einfach, keiner Spal- tung unterworfen, wenn ſein Hauptſchnitt in 0°, 90°, 180°, ge- richtet iſt, dagegen doppelt bei den dazwiſchen liegenden Stellungen. Dagegen wenn deſ Gypsblaͤttchens Hauptlinie auf 45° gerichtet iſt, ſo iſt der Lichtſtrahl theilweiſe depolariſirt, und die Erſcheinung iſt

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/355>, abgerufen am 23.11.2024.