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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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Fällen genau vergleichen lassen; Biot hat hiezu noch nähere An-
leitung gegeben.

Diese durch die Polarisirung des Lichtes hervorgehenden Er-
scheinungen mögen hinreichen, um Ihnen zu zeigen, welche ganz
neue Eigenschaften des Lichtes uns durch sie bekannt geworden
sind. Erschöpft ist die große Menge der Erscheinungen, die man
als von der Polarisirung abhängend kennen gelernt hat, damit
noch lange nicht; aber theils scheint es mir nicht angemessen, Sie
mit Versuchen zu unterhalten, deren Erklärung noch schwieriger ist,
theils muß ich doch auch den Mittheilungen über eine einzelne
Classe von Phänomenen ein Ziel setzen. Und indem ich hiemit zu-
gleich die gesammten Untersuchungen über die optischen Phänomene
beendige, und zu noch einigen Bemerkungen über die Entstehung
des Leuchtens übergehe, kann ich nicht unterlassen, noch einen Rück-
blick auf die bisherigen Betrachtungen zu werfen. Die neueste Zeit
hat unsre Kenntniß der mannigfaltigsten optischen Erscheinungen in
hohem Grade bereichert, aber wir müssen wohl gestehen, daß diese
Entdeckungen uns tiefer in das Labyrinth räthselhafter Erfolge hin-
eingeführt haben, ohne uns noch den Faden in die Hand zu geben,
der uns leiten könnte, um den Ausgang aus dem Labyrinthe zu fin-
den. Sie werden daher, hoffe ich, mich nicht tadeln, daß ich keine
entschiedene Ansicht über die Natur des Lichtes ausgesprochen habe,
werden aber auch nicht über den Fortgang der Wissenschaft selbst
unzufrieden sein, der uns, bei so reichen und immer neuen Ent-
deckungen, doch immer noch über die wichtigsten Fragen zu keiner
Gewißheit gebracht hat. Ich habe, glaube ich, schon bei einer an-
dern Gelegenheit bemerkt, daß der Gewinn, welchen die Naturfor-
schung uns darbietet, sehr oft darin besteht, daß sie uns in dem
Reichthume des schon entdeckten auf einen neuen Reichthum noch
unentdeckter Gesetze hinweist, und daß sie durch die sich uns immer
wieder darbietenden Räthsel ebenso sehr unsre Wißbegierde reizt, als
sie uns in denselben die Unermeßlichkeit der Natur kennen lehrt. --
Die neuesten Entdeckungen in der Optik können wohl als Beweis
hiefür gelten.



Faͤllen genau vergleichen laſſen; Biot hat hiezu noch naͤhere An-
leitung gegeben.

Dieſe durch die Polariſirung des Lichtes hervorgehenden Er-
ſcheinungen moͤgen hinreichen, um Ihnen zu zeigen, welche ganz
neue Eigenſchaften des Lichtes uns durch ſie bekannt geworden
ſind. Erſchoͤpft iſt die große Menge der Erſcheinungen, die man
als von der Polariſirung abhaͤngend kennen gelernt hat, damit
noch lange nicht; aber theils ſcheint es mir nicht angemeſſen, Sie
mit Verſuchen zu unterhalten, deren Erklaͤrung noch ſchwieriger iſt,
theils muß ich doch auch den Mittheilungen uͤber eine einzelne
Claſſe von Phaͤnomenen ein Ziel ſetzen. Und indem ich hiemit zu-
gleich die geſammten Unterſuchungen uͤber die optiſchen Phaͤnomene
beendige, und zu noch einigen Bemerkungen uͤber die Entſtehung
des Leuchtens uͤbergehe, kann ich nicht unterlaſſen, noch einen Ruͤck-
blick auf die bisherigen Betrachtungen zu werfen. Die neueſte Zeit
hat unſre Kenntniß der mannigfaltigſten optiſchen Erſcheinungen in
hohem Grade bereichert, aber wir muͤſſen wohl geſtehen, daß dieſe
Entdeckungen uns tiefer in das Labyrinth raͤthſelhafter Erfolge hin-
eingefuͤhrt haben, ohne uns noch den Faden in die Hand zu geben,
der uns leiten koͤnnte, um den Ausgang aus dem Labyrinthe zu fin-
den. Sie werden daher, hoffe ich, mich nicht tadeln, daß ich keine
entſchiedene Anſicht uͤber die Natur des Lichtes ausgeſprochen habe,
werden aber auch nicht uͤber den Fortgang der Wiſſenſchaft ſelbſt
unzufrieden ſein, der uns, bei ſo reichen und immer neuen Ent-
deckungen, doch immer noch uͤber die wichtigſten Fragen zu keiner
Gewißheit gebracht hat. Ich habe, glaube ich, ſchon bei einer an-
dern Gelegenheit bemerkt, daß der Gewinn, welchen die Naturfor-
ſchung uns darbietet, ſehr oft darin beſteht, daß ſie uns in dem
Reichthume des ſchon entdeckten auf einen neuen Reichthum noch
unentdeckter Geſetze hinweiſt, und daß ſie durch die ſich uns immer
wieder darbietenden Raͤthſel ebenſo ſehr unſre Wißbegierde reizt, als
ſie uns in denſelben die Unermeßlichkeit der Natur kennen lehrt. —
Die neueſten Entdeckungen in der Optik koͤnnen wohl als Beweis
hiefuͤr gelten.



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[356/0370] Faͤllen genau vergleichen laſſen; Biot hat hiezu noch naͤhere An- leitung gegeben. Dieſe durch die Polariſirung des Lichtes hervorgehenden Er- ſcheinungen moͤgen hinreichen, um Ihnen zu zeigen, welche ganz neue Eigenſchaften des Lichtes uns durch ſie bekannt geworden ſind. Erſchoͤpft iſt die große Menge der Erſcheinungen, die man als von der Polariſirung abhaͤngend kennen gelernt hat, damit noch lange nicht; aber theils ſcheint es mir nicht angemeſſen, Sie mit Verſuchen zu unterhalten, deren Erklaͤrung noch ſchwieriger iſt, theils muß ich doch auch den Mittheilungen uͤber eine einzelne Claſſe von Phaͤnomenen ein Ziel ſetzen. Und indem ich hiemit zu- gleich die geſammten Unterſuchungen uͤber die optiſchen Phaͤnomene beendige, und zu noch einigen Bemerkungen uͤber die Entſtehung des Leuchtens uͤbergehe, kann ich nicht unterlaſſen, noch einen Ruͤck- blick auf die bisherigen Betrachtungen zu werfen. Die neueſte Zeit hat unſre Kenntniß der mannigfaltigſten optiſchen Erſcheinungen in hohem Grade bereichert, aber wir muͤſſen wohl geſtehen, daß dieſe Entdeckungen uns tiefer in das Labyrinth raͤthſelhafter Erfolge hin- eingefuͤhrt haben, ohne uns noch den Faden in die Hand zu geben, der uns leiten koͤnnte, um den Ausgang aus dem Labyrinthe zu fin- den. Sie werden daher, hoffe ich, mich nicht tadeln, daß ich keine entſchiedene Anſicht uͤber die Natur des Lichtes ausgeſprochen habe, werden aber auch nicht uͤber den Fortgang der Wiſſenſchaft ſelbſt unzufrieden ſein, der uns, bei ſo reichen und immer neuen Ent- deckungen, doch immer noch uͤber die wichtigſten Fragen zu keiner Gewißheit gebracht hat. Ich habe, glaube ich, ſchon bei einer an- dern Gelegenheit bemerkt, daß der Gewinn, welchen die Naturfor- ſchung uns darbietet, ſehr oft darin beſteht, daß ſie uns in dem Reichthume des ſchon entdeckten auf einen neuen Reichthum noch unentdeckter Geſetze hinweiſt, und daß ſie durch die ſich uns immer wieder darbietenden Raͤthſel ebenſo ſehr unſre Wißbegierde reizt, als ſie uns in denſelben die Unermeßlichkeit der Natur kennen lehrt. — Die neueſten Entdeckungen in der Optik koͤnnen wohl als Beweis hiefuͤr gelten.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/370>, abgerufen am 24.11.2024.