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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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sie, mit einer bis dahin unerreichbaren Geschwindigkeit, von einem
Orte zum andern bringen.

Die Einrichtung der Dampfschiffe ist sehr leicht zu übersehen.
Die Dampfmaschine, die sich im Innern des Schiffes befindet,
treibt ein in der Mitte des Schiffes angebrachtes oder zwei an bei-
den Seiten befindliche Schaufelräder, deren breite Flächen, so wie
die Ruderflächen, sich gegen das Wasser drängen und daher das
Schiff fortschieben. Man hat diese Schiffe jetzt bis zu 200 Fuß
Länge und 80 Fuß Breite, die mit einer Gewalt, 200 Pferdekräf-
ten gleich, fortgehen. Sie durchlaufen zwar gewöhnlich nur 1 bis
11/2 Meile in der Stunde, aber es giebt Dampfböte, die 16 engl,
also über 3 deutsche Meilen, in der Stunde zurücklegen, und es
würde nicht so schwer sein, ihnen selbst eine größere Geschwindigkeit,
des dann freilich stark wachsenden Widerstandes ungeachtet, zu
geben, wenn nicht theils der dadurch in starkem Maaße vermehrte
Kosten-Aufwand, theils doch auch die bei vermehrter Geschwindig-
keit aus jedem Unfalle entstehenden Gefahren, hiebei eine gewisse
Grenze setzten. Die bis dahin als ganz unmöglich angesehene Si-
cherheit, eine Zeit zu bestimmen, wo der Reisende bei einer weiten
Reise zu Wasser an einem gewissen Orte ankommen soll, die Er-
sparung an Zeit bei Seereisen, und noch gewisser bei Flußreisen,
die sonst so leicht durch Zufälle verzögert werden konnten, sind un-
gemein große Vortheile, die durch die Dampfschifffahrt hervorgegan-
gen sind. Denn obgleich heftige Stürme wohl für immer unüber-
windliche Hindernisse bei allen Verbindungen zur See in den Weg
stellen werden, so sind doch diese verhältnißmäßig so selten, daß man
es nur als eine einzelne Ausnahme ansehen kann, wenn durch sie
die sichere und schnelle Verbindung sehr entfernter Oerter gehindert
wird. Ueberdies ist auch die Gefahr, von Stürmen überfallen
zu werden, wegen der kurzen Zeit, die der Reisende auf dem Wasser
zubringt, sehr vermindert.

Und ebenso wie bei den Reisen zu Wasser eine Ersparung an
Zeit bewirkt worden ist, und dadurch auch die Reisen überhaupt
erleichtert sind, ebenso ist es auch mit den Dampfwagen der Fall;
indeß hat die Anwendung der Dampfwagen ganz eigenthümliche
Schwierigkeiten. Der Gedanke scheint sehr nahe zu liegen, daß man
eine auf vier Rädern ruhende Dampfmaschine bauen könne, daß an

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ſie, mit einer bis dahin unerreichbaren Geſchwindigkeit, von einem
Orte zum andern bringen.

Die Einrichtung der Dampfſchiffe iſt ſehr leicht zu uͤberſehen.
Die Dampfmaſchine, die ſich im Innern des Schiffes befindet,
treibt ein in der Mitte des Schiffes angebrachtes oder zwei an bei-
den Seiten befindliche Schaufelraͤder, deren breite Flaͤchen, ſo wie
die Ruderflaͤchen, ſich gegen das Waſſer draͤngen und daher das
Schiff fortſchieben. Man hat dieſe Schiffe jetzt bis zu 200 Fuß
Laͤnge und 80 Fuß Breite, die mit einer Gewalt, 200 Pferdekraͤf-
ten gleich, fortgehen. Sie durchlaufen zwar gewoͤhnlich nur 1 bis
1½ Meile in der Stunde, aber es giebt Dampfboͤte, die 16 engl,
alſo uͤber 3 deutſche Meilen, in der Stunde zuruͤcklegen, und es
wuͤrde nicht ſo ſchwer ſein, ihnen ſelbſt eine groͤßere Geſchwindigkeit,
des dann freilich ſtark wachſenden Widerſtandes ungeachtet, zu
geben, wenn nicht theils der dadurch in ſtarkem Maaße vermehrte
Koſten-Aufwand, theils doch auch die bei vermehrter Geſchwindig-
keit aus jedem Unfalle entſtehenden Gefahren, hiebei eine gewiſſe
Grenze ſetzten. Die bis dahin als ganz unmoͤglich angeſehene Si-
cherheit, eine Zeit zu beſtimmen, wo der Reiſende bei einer weiten
Reiſe zu Waſſer an einem gewiſſen Orte ankommen ſoll, die Er-
ſparung an Zeit bei Seereiſen, und noch gewiſſer bei Flußreiſen,
die ſonſt ſo leicht durch Zufaͤlle verzoͤgert werden konnten, ſind un-
gemein große Vortheile, die durch die Dampfſchifffahrt hervorgegan-
gen ſind. Denn obgleich heftige Stuͤrme wohl fuͤr immer unuͤber-
windliche Hinderniſſe bei allen Verbindungen zur See in den Weg
ſtellen werden, ſo ſind doch dieſe verhaͤltnißmaͤßig ſo ſelten, daß man
es nur als eine einzelne Ausnahme anſehen kann, wenn durch ſie
die ſichere und ſchnelle Verbindung ſehr entfernter Oerter gehindert
wird. Ueberdies iſt auch die Gefahr, von Stuͤrmen uͤberfallen
zu werden, wegen der kurzen Zeit, die der Reiſende auf dem Waſſer
zubringt, ſehr vermindert.

Und ebenſo wie bei den Reiſen zu Waſſer eine Erſparung an
Zeit bewirkt worden iſt, und dadurch auch die Reiſen uͤberhaupt
erleichtert ſind, ebenſo iſt es auch mit den Dampfwagen der Fall;
indeß hat die Anwendung der Dampfwagen ganz eigenthuͤmliche
Schwierigkeiten. Der Gedanke ſcheint ſehr nahe zu liegen, daß man
eine auf vier Raͤdern ruhende Dampfmaſchine bauen koͤnne, daß an

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[131/0145] ſie, mit einer bis dahin unerreichbaren Geſchwindigkeit, von einem Orte zum andern bringen. Die Einrichtung der Dampfſchiffe iſt ſehr leicht zu uͤberſehen. Die Dampfmaſchine, die ſich im Innern des Schiffes befindet, treibt ein in der Mitte des Schiffes angebrachtes oder zwei an bei- den Seiten befindliche Schaufelraͤder, deren breite Flaͤchen, ſo wie die Ruderflaͤchen, ſich gegen das Waſſer draͤngen und daher das Schiff fortſchieben. Man hat dieſe Schiffe jetzt bis zu 200 Fuß Laͤnge und 80 Fuß Breite, die mit einer Gewalt, 200 Pferdekraͤf- ten gleich, fortgehen. Sie durchlaufen zwar gewoͤhnlich nur 1 bis 1½ Meile in der Stunde, aber es giebt Dampfboͤte, die 16 engl, alſo uͤber 3 deutſche Meilen, in der Stunde zuruͤcklegen, und es wuͤrde nicht ſo ſchwer ſein, ihnen ſelbſt eine groͤßere Geſchwindigkeit, des dann freilich ſtark wachſenden Widerſtandes ungeachtet, zu geben, wenn nicht theils der dadurch in ſtarkem Maaße vermehrte Koſten-Aufwand, theils doch auch die bei vermehrter Geſchwindig- keit aus jedem Unfalle entſtehenden Gefahren, hiebei eine gewiſſe Grenze ſetzten. Die bis dahin als ganz unmoͤglich angeſehene Si- cherheit, eine Zeit zu beſtimmen, wo der Reiſende bei einer weiten Reiſe zu Waſſer an einem gewiſſen Orte ankommen ſoll, die Er- ſparung an Zeit bei Seereiſen, und noch gewiſſer bei Flußreiſen, die ſonſt ſo leicht durch Zufaͤlle verzoͤgert werden konnten, ſind un- gemein große Vortheile, die durch die Dampfſchifffahrt hervorgegan- gen ſind. Denn obgleich heftige Stuͤrme wohl fuͤr immer unuͤber- windliche Hinderniſſe bei allen Verbindungen zur See in den Weg ſtellen werden, ſo ſind doch dieſe verhaͤltnißmaͤßig ſo ſelten, daß man es nur als eine einzelne Ausnahme anſehen kann, wenn durch ſie die ſichere und ſchnelle Verbindung ſehr entfernter Oerter gehindert wird. Ueberdies iſt auch die Gefahr, von Stuͤrmen uͤberfallen zu werden, wegen der kurzen Zeit, die der Reiſende auf dem Waſſer zubringt, ſehr vermindert. Und ebenſo wie bei den Reiſen zu Waſſer eine Erſparung an Zeit bewirkt worden iſt, und dadurch auch die Reiſen uͤberhaupt erleichtert ſind, ebenſo iſt es auch mit den Dampfwagen der Fall; indeß hat die Anwendung der Dampfwagen ganz eigenthuͤmliche Schwierigkeiten. Der Gedanke ſcheint ſehr nahe zu liegen, daß man eine auf vier Raͤdern ruhende Dampfmaſchine bauen koͤnne, daß an I2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/145>, abgerufen am 23.11.2024.