mels mit einer dünnen Decke weißer Wolken. Bei veränderlichem Wetter bemerken wir oft, daß der Himmel vor wenigen Minuten noch blau war, und nun auf einmal ganz mit diesen leichten Wol- ken bedeckt ist; oft nimmt die Verdichtung dieser Wolken schnell zu und geht bis zum Hervorbringen des Regens; oft aber sind auch die Wolken ebenso geschwind wieder verschwunden als sie ent- standen sind. Dieser schnelle Wechsel erklärt sich am besten aus einem in der höheren Luft statt findenden kalten Luftstrome, der in den oberen Luftschichten nicht Wassertheilchen genug findet, um Wolken zu bilden, aber wenn er sich tiefer in die zu solcher Zeit gewöhnlich warmen und sehr feuchten Luftschichten herabsenkt, an der Grenze dieser warmen Schichte Wolken niederschlägt. Es läßt sich leicht übersehen, daß diese Wolkenschichte wieder verschwinden wird, wenn jener kalte Luftstrom in der niedrigen Gegend nicht dauernd genug ist; aber so oft er wieder eintritt, wird sich die Er- scheinung erneuern. In diesem Falle ist die Wolkenbildung sehr veränderlich, wenn diese Luftströmungen es sind, und sehr zum Re- gen hinneigend, weil die Wolkendecke das Sonnenlicht schwächt und daher selbst ein Grund der Abkühlung und verstärkter Niederschläge wird. Auf den Wechsel dieser Wolken können gewiß sehr kleine örtliche Umstände bedeutend einwirken; ein von einer trockenen Gegend aufwärts gehender warmer Luftstrom kann die Wolken zertheilen, ein von einem feuchten Orte hinaufwärts gehender war- mer Luftstrom kann sie mit neuen Wassertheilen beladen. Dagegen wenn sich die, oft viele Stunden unverändert bleibenden, Schäfchen- wolken bilden, die nur eine ganz dünne Schichte weißer, gewöhnlich sehr hoch stehender Wolken darstellen, dann ist es wahrscheinlich ein wärmerer Luftstrom, der sich über der kälteren Luft hin ergießt. Aus jenem wärmeren Luftstrome schlagen sich an der Grenze der kalten Luft die kleinen Wolken nieder, und da die wärmere Luft oberhalb dieser Wolken immer noch den Sonnenstrahlen ausgesetzt bleibt, da die wärmeren Lufttheilchen auch kein Bestreben haben, sich herabzusenken, so ist es im engern Sinne nur allein die Tren- nungsschichte beider Luftmassen, die sich trübt, und in welcher nur so viel neue Nebeldünste wieder hervorgehen, als durch Verdampfen an der Oberfläche in den durchsichtigen Zustand zurückkehren. Dar- um bedeuten diese Schäfchen im Frühling warmes Wetter, weil
mels mit einer duͤnnen Decke weißer Wolken. Bei veraͤnderlichem Wetter bemerken wir oft, daß der Himmel vor wenigen Minuten noch blau war, und nun auf einmal ganz mit dieſen leichten Wol- ken bedeckt iſt; oft nimmt die Verdichtung dieſer Wolken ſchnell zu und geht bis zum Hervorbringen des Regens; oft aber ſind auch die Wolken ebenſo geſchwind wieder verſchwunden als ſie ent- ſtanden ſind. Dieſer ſchnelle Wechſel erklaͤrt ſich am beſten aus einem in der hoͤheren Luft ſtatt findenden kalten Luftſtrome, der in den oberen Luftſchichten nicht Waſſertheilchen genug findet, um Wolken zu bilden, aber wenn er ſich tiefer in die zu ſolcher Zeit gewoͤhnlich warmen und ſehr feuchten Luftſchichten herabſenkt, an der Grenze dieſer warmen Schichte Wolken niederſchlaͤgt. Es laͤßt ſich leicht uͤberſehen, daß dieſe Wolkenſchichte wieder verſchwinden wird, wenn jener kalte Luftſtrom in der niedrigen Gegend nicht dauernd genug iſt; aber ſo oft er wieder eintritt, wird ſich die Er- ſcheinung erneuern. In dieſem Falle iſt die Wolkenbildung ſehr veraͤnderlich, wenn dieſe Luftſtroͤmungen es ſind, und ſehr zum Re- gen hinneigend, weil die Wolkendecke das Sonnenlicht ſchwaͤcht und daher ſelbſt ein Grund der Abkuͤhlung und verſtaͤrkter Niederſchlaͤge wird. Auf den Wechſel dieſer Wolken koͤnnen gewiß ſehr kleine oͤrtliche Umſtaͤnde bedeutend einwirken; ein von einer trockenen Gegend aufwaͤrts gehender warmer Luftſtrom kann die Wolken zertheilen, ein von einem feuchten Orte hinaufwaͤrts gehender war- mer Luftſtrom kann ſie mit neuen Waſſertheilen beladen. Dagegen wenn ſich die, oft viele Stunden unveraͤndert bleibenden, Schaͤfchen- wolken bilden, die nur eine ganz duͤnne Schichte weißer, gewoͤhnlich ſehr hoch ſtehender Wolken darſtellen, dann iſt es wahrſcheinlich ein waͤrmerer Luftſtrom, der ſich uͤber der kaͤlteren Luft hin ergießt. Aus jenem waͤrmeren Luftſtrome ſchlagen ſich an der Grenze der kalten Luft die kleinen Wolken nieder, und da die waͤrmere Luft oberhalb dieſer Wolken immer noch den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt bleibt, da die waͤrmeren Lufttheilchen auch kein Beſtreben haben, ſich herabzuſenken, ſo iſt es im engern Sinne nur allein die Tren- nungsſchichte beider Luftmaſſen, die ſich truͤbt, und in welcher nur ſo viel neue Nebelduͤnſte wieder hervorgehen, als durch Verdampfen an der Oberflaͤche in den durchſichtigen Zuſtand zuruͤckkehren. Dar- um bedeuten dieſe Schaͤfchen im Fruͤhling warmes Wetter, weil
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mels mit einer duͤnnen Decke weißer Wolken. Bei veraͤnderlichem
Wetter bemerken wir oft, daß der Himmel vor wenigen Minuten
noch blau war, und nun auf einmal ganz mit dieſen leichten Wol-
ken bedeckt iſt; oft nimmt die Verdichtung dieſer Wolken ſchnell
zu und geht bis zum Hervorbringen des Regens; oft aber ſind
auch die Wolken ebenſo geſchwind wieder verſchwunden als ſie ent-
ſtanden ſind. Dieſer ſchnelle Wechſel erklaͤrt ſich am beſten aus
einem in der hoͤheren Luft ſtatt findenden kalten Luftſtrome, der
in den oberen Luftſchichten nicht Waſſertheilchen genug findet, um
Wolken zu bilden, aber wenn er ſich tiefer in die zu ſolcher Zeit
gewoͤhnlich warmen und ſehr feuchten Luftſchichten herabſenkt, an
der Grenze dieſer warmen Schichte Wolken niederſchlaͤgt. Es laͤßt
ſich leicht uͤberſehen, daß dieſe Wolkenſchichte wieder verſchwinden
wird, wenn jener kalte Luftſtrom in der niedrigen Gegend nicht
dauernd genug iſt; aber ſo oft er wieder eintritt, wird ſich die Er-
ſcheinung erneuern. In dieſem Falle iſt die Wolkenbildung ſehr
veraͤnderlich, wenn dieſe Luftſtroͤmungen es ſind, und ſehr zum Re-
gen hinneigend, weil die Wolkendecke das Sonnenlicht ſchwaͤcht und
daher ſelbſt ein Grund der Abkuͤhlung und verſtaͤrkter Niederſchlaͤge
wird. Auf den Wechſel dieſer Wolken koͤnnen gewiß ſehr kleine
oͤrtliche Umſtaͤnde bedeutend einwirken; ein von einer trockenen
Gegend aufwaͤrts gehender warmer Luftſtrom kann die Wolken
zertheilen, ein von einem feuchten Orte hinaufwaͤrts gehender war-
mer Luftſtrom kann ſie mit neuen Waſſertheilen beladen. Dagegen
wenn ſich die, oft viele Stunden unveraͤndert bleibenden, Schaͤfchen-
wolken bilden, die nur eine ganz duͤnne Schichte weißer, gewoͤhnlich
ſehr hoch ſtehender Wolken darſtellen, dann iſt es wahrſcheinlich
ein waͤrmerer Luftſtrom, der ſich uͤber der kaͤlteren Luft hin ergießt.
Aus jenem waͤrmeren Luftſtrome ſchlagen ſich an der Grenze der
kalten Luft die kleinen Wolken nieder, und da die waͤrmere Luft
oberhalb dieſer Wolken immer noch den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt
bleibt, da die waͤrmeren Lufttheilchen auch kein Beſtreben haben,
ſich herabzuſenken, ſo iſt es im engern Sinne nur allein die Tren-
nungsſchichte beider Luftmaſſen, die ſich truͤbt, und in welcher nur
ſo viel neue Nebelduͤnſte wieder hervorgehen, als durch Verdampfen
an der Oberflaͤche in den durchſichtigen Zuſtand zuruͤckkehren. Dar-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/172>, abgerufen am 23.11.2024.
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