Aber auch das Feuerlöschen hängt von eben den Grundregeln ab, wie das Verstärken des Feuers. Das Feuer erlischt, wenn es keinen Zufluß von Sauerstoffgas hat, und ein genaues Schließen aller Züge erstickt daher das Feuer. Es erlischt, wenn man die brennende Fläche schnell abkühlt, und dies geschieht am wirksamsten durch flüssige Körper, die eine sehr große Wärme zum Verdampfen fordern. Indem nämlich die brennende Oberfläche mit einer dün- nen Wasserschichte überzogen wird, und diese beim Verdampfen einen sehr großen Wärme-Aufwand fordert, wird die brennende Fläche bis unter den Wärmegrad, wobei sie sich entzünden kann, abgekühlt. Es bedarf dazu nur einer mäßigen Quantität Wassers, und der Strahl der Feuerspritze wird vortheilhafter angewandt, wenn er eine ausgedehnte Fläche, an ihr hinstreichend, mäßig befeuchtet, als wenn er sich mit großer Gewalt auf wenige Puncte ergießt. Wie wirksam diese Abkühlung ist, zeigt der Versuch, wo man Wasser in einem Papiere über der Lichtflamme erhitzt. Hier entzündet sich das Papier nicht, weil das die andre Seite des Pa- piers berührende Wasser doch höchstens bis zur Kochhitze erwärmt wird, und diese Kochhitze ist bei weitem geringer als diejenige, deren das Papier zum Entzünden bedarf. Daß die Löschung zuerst auf die untersten Puncte gerichtet werden muß, ist offenbar, da diese die höhern mehr erhitzen, als es umgekehrt der Fall ist. Körper, die leicht entzündbar sind, gestatten eben darum kein leichtes Aus- löschen, weil hier eine viel tiefere Abkühlung nöthig ist, als bei schwer entzündlichen Körpern. Indeß kann man selbst mit brenn- baren Körpern einen brennenden Körper löschen, wenn man nur schnell eine so große Quantität hinzubringt, daß die Abkühlung stark genug ist, wobei dann überdies auch dem Feuer der Zutritt der Lebensluft geraubt wird.
Loͤſchen des Feuers.
Aber auch das Feuerloͤſchen haͤngt von eben den Grundregeln ab, wie das Verſtaͤrken des Feuers. Das Feuer erliſcht, wenn es keinen Zufluß von Sauerſtoffgas hat, und ein genaues Schließen aller Zuͤge erſtickt daher das Feuer. Es erliſcht, wenn man die brennende Flaͤche ſchnell abkuͤhlt, und dies geſchieht am wirkſamſten durch fluͤſſige Koͤrper, die eine ſehr große Waͤrme zum Verdampfen fordern. Indem naͤmlich die brennende Oberflaͤche mit einer duͤn- nen Waſſerſchichte uͤberzogen wird, und dieſe beim Verdampfen einen ſehr großen Waͤrme-Aufwand fordert, wird die brennende Flaͤche bis unter den Waͤrmegrad, wobei ſie ſich entzuͤnden kann, abgekuͤhlt. Es bedarf dazu nur einer maͤßigen Quantitaͤt Waſſers, und der Strahl der Feuerſpritze wird vortheilhafter angewandt, wenn er eine ausgedehnte Flaͤche, an ihr hinſtreichend, maͤßig befeuchtet, als wenn er ſich mit großer Gewalt auf wenige Puncte ergießt. Wie wirkſam dieſe Abkuͤhlung iſt, zeigt der Verſuch, wo man Waſſer in einem Papiere uͤber der Lichtflamme erhitzt. Hier entzuͤndet ſich das Papier nicht, weil das die andre Seite des Pa- piers beruͤhrende Waſſer doch hoͤchſtens bis zur Kochhitze erwaͤrmt wird, und dieſe Kochhitze iſt bei weitem geringer als diejenige, deren das Papier zum Entzuͤnden bedarf. Daß die Loͤſchung zuerſt auf die unterſten Puncte gerichtet werden muß, iſt offenbar, da dieſe die hoͤhern mehr erhitzen, als es umgekehrt der Fall iſt. Koͤrper, die leicht entzuͤndbar ſind, geſtatten eben darum kein leichtes Aus- loͤſchen, weil hier eine viel tiefere Abkuͤhlung noͤthig iſt, als bei ſchwer entzuͤndlichen Koͤrpern. Indeß kann man ſelbſt mit brenn- baren Koͤrpern einen brennenden Koͤrper loͤſchen, wenn man nur ſchnell eine ſo große Quantitaͤt hinzubringt, daß die Abkuͤhlung ſtark genug iſt, wobei dann uͤberdies auch dem Feuer der Zutritt der Lebensluft geraubt wird.
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Loͤſchen des Feuers.
Aber auch das Feuerloͤſchen haͤngt von eben den Grundregeln
ab, wie das Verſtaͤrken des Feuers. Das Feuer erliſcht, wenn
es keinen Zufluß von Sauerſtoffgas hat, und ein genaues Schließen
aller Zuͤge erſtickt daher das Feuer. Es erliſcht, wenn man die
brennende Flaͤche ſchnell abkuͤhlt, und dies geſchieht am wirkſamſten
durch fluͤſſige Koͤrper, die eine ſehr große Waͤrme zum Verdampfen
fordern. Indem naͤmlich die brennende Oberflaͤche mit einer duͤn-
nen Waſſerſchichte uͤberzogen wird, und dieſe beim Verdampfen
einen ſehr großen Waͤrme-Aufwand fordert, wird die brennende
Flaͤche bis unter den Waͤrmegrad, wobei ſie ſich entzuͤnden kann,
abgekuͤhlt. Es bedarf dazu nur einer maͤßigen Quantitaͤt Waſſers,
und der Strahl der Feuerſpritze wird vortheilhafter angewandt,
wenn er eine ausgedehnte Flaͤche, an ihr hinſtreichend, maͤßig
befeuchtet, als wenn er ſich mit großer Gewalt auf wenige Puncte
ergießt. Wie wirkſam dieſe Abkuͤhlung iſt, zeigt der Verſuch, wo
man Waſſer in einem Papiere uͤber der Lichtflamme erhitzt. Hier
entzuͤndet ſich das Papier nicht, weil das die andre Seite des Pa-
piers beruͤhrende Waſſer doch hoͤchſtens bis zur Kochhitze erwaͤrmt
wird, und dieſe Kochhitze iſt bei weitem geringer als diejenige, deren
das Papier zum Entzuͤnden bedarf. Daß die Loͤſchung zuerſt auf
die unterſten Puncte gerichtet werden muß, iſt offenbar, da dieſe
die hoͤhern mehr erhitzen, als es umgekehrt der Fall iſt. Koͤrper,
die leicht entzuͤndbar ſind, geſtatten eben darum kein leichtes Aus-
loͤſchen, weil hier eine viel tiefere Abkuͤhlung noͤthig iſt, als bei
ſchwer entzuͤndlichen Koͤrpern. Indeß kann man ſelbſt mit brenn-
baren Koͤrpern einen brennenden Koͤrper loͤſchen, wenn man nur
ſchnell eine ſo große Quantitaͤt hinzubringt, daß die Abkuͤhlung
ſtark genug iſt, wobei dann uͤberdies auch dem Feuer der Zutritt
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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