bezeichneten Größen statt findet. Gewinn und Verlust stehen ein- ander als positive und negative Größen entgegen, und bieten daher die besten Beispiele zur Vergleichung dar. Wenn zwei Personen sich vornehmen, ihren Gewinn oder Verlust im Spiele gleich zu theilen, so hat keiner dem andern etwas zu geben oder von ihm zu fordern, wenn ihre Gewinne gleich oder wenn die Verluste gleich sind; hat dagegen der eine 20, der andre 50 gewonnen, so ist 35 der Gewinn eines jeden, und ebenso wenn beide verloren haben; dagegen wenn der eine 50 gewonnen, der andre 50 ver- loren hat, so gleicht sich dies völlig aus, und sie haben beide weder Gewinn noch Verlust; hat einer 50 gewonnen, der andre 20 ver- loren, so gehen 20 von dem Gewinne auf diesen über und dann erst werden die übrigen 30 unter beide gleich getheilt, so daß der Gewinn eines jeden 15 ist. Da es sich nun bei den Ladungen mit den beiden verschiedenen Electricitäten ebenso wie hier mit den positiven und negativen Größen, mit Gewinn und Verlust, verhält, so ist dies die Ursache, warum man die eine Electricität, die durch Reibung des glatten Glases mit Wolle oder Seide am Glase her- vorgebrachte, die positive, kurz + E, die andre Electricität, die wir durch Reiben an Bernstein, Siegellack, Harz, Schwefel erhalten, die negative Electricität, oder - E, nennt. Sie werden bald sehen, daß die Vergleichung mit Gewinn und Verlust sich in Beziehung auf die entgegengesetzten Electricitäten noch weiter fortführen läßt.
Um auch ohne jene zwei gleichen Electrometer die Wirkungen der entgegengesetzten Electricitäten zu zeigen, hat man nur nöthig, am einen Ende eines Leiters, der nur einige Zolle lang zu sein braucht, aber einen Fuß von Glas mit Lack überzogen haben muß, zwei leitende Körper, Goldblättchen oder leinene Fäden mit Kügel- chen, oder Strohhalme aufzuhängen. Berührt man nun (Fig. 46.) das eine Ende A des Leiters mit geriebenem Siegellack, so gehen die Kugeln B aus einander. Bringt man, während dies statt findet, gegen A zu, ohne noch zu berühren, abermals geriebenes Siegellack, so gehen die Kugeln weiter aus einander, bringt man dagegen ebenso geriebenes Glas gegen A zu, so nähern sich die Kugeln einander, fallen auch wohl ganz zusammen. Man stellt diese Electrometer, wie schon vorhin erwähnt ist, in der Form
bezeichneten Groͤßen ſtatt findet. Gewinn und Verluſt ſtehen ein- ander als poſitive und negative Groͤßen entgegen, und bieten daher die beſten Beiſpiele zur Vergleichung dar. Wenn zwei Perſonen ſich vornehmen, ihren Gewinn oder Verluſt im Spiele gleich zu theilen, ſo hat keiner dem andern etwas zu geben oder von ihm zu fordern, wenn ihre Gewinne gleich oder wenn die Verluſte gleich ſind; hat dagegen der eine 20, der andre 50 gewonnen, ſo iſt 35 der Gewinn eines jeden, und ebenſo wenn beide verloren haben; dagegen wenn der eine 50 gewonnen, der andre 50 ver- loren hat, ſo gleicht ſich dies voͤllig aus, und ſie haben beide weder Gewinn noch Verluſt; hat einer 50 gewonnen, der andre 20 ver- loren, ſo gehen 20 von dem Gewinne auf dieſen uͤber und dann erſt werden die uͤbrigen 30 unter beide gleich getheilt, ſo daß der Gewinn eines jeden 15 iſt. Da es ſich nun bei den Ladungen mit den beiden verſchiedenen Electricitaͤten ebenſo wie hier mit den poſitiven und negativen Groͤßen, mit Gewinn und Verluſt, verhaͤlt, ſo iſt dies die Urſache, warum man die eine Electricitaͤt, die durch Reibung des glatten Glaſes mit Wolle oder Seide am Glaſe her- vorgebrachte, die poſitive, kurz + E, die andre Electricitaͤt, die wir durch Reiben an Bernſtein, Siegellack, Harz, Schwefel erhalten, die negative Electricitaͤt, oder - E, nennt. Sie werden bald ſehen, daß die Vergleichung mit Gewinn und Verluſt ſich in Beziehung auf die entgegengeſetzten Electricitaͤten noch weiter fortfuͤhren laͤßt.
Um auch ohne jene zwei gleichen Electrometer die Wirkungen der entgegengeſetzten Electricitaͤten zu zeigen, hat man nur noͤthig, am einen Ende eines Leiters, der nur einige Zolle lang zu ſein braucht, aber einen Fuß von Glas mit Lack uͤberzogen haben muß, zwei leitende Koͤrper, Goldblaͤttchen oder leinene Faͤden mit Kuͤgel- chen, oder Strohhalme aufzuhaͤngen. Beruͤhrt man nun (Fig. 46.) das eine Ende A des Leiters mit geriebenem Siegellack, ſo gehen die Kugeln B aus einander. Bringt man, waͤhrend dies ſtatt findet, gegen A zu, ohne noch zu beruͤhren, abermals geriebenes Siegellack, ſo gehen die Kugeln weiter aus einander, bringt man dagegen ebenſo geriebenes Glas gegen A zu, ſo naͤhern ſich die Kugeln einander, fallen auch wohl ganz zuſammen. Man ſtellt dieſe Electrometer, wie ſchon vorhin erwaͤhnt iſt, in der Form
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0235"n="221"/>
bezeichneten Groͤßen ſtatt findet. Gewinn und Verluſt ſtehen ein-<lb/>
ander als poſitive und negative Groͤßen entgegen, und bieten daher<lb/>
die beſten Beiſpiele zur Vergleichung dar. Wenn zwei Perſonen<lb/>ſich vornehmen, ihren Gewinn oder Verluſt im Spiele gleich zu<lb/>
theilen, ſo hat keiner dem andern etwas zu geben oder von ihm<lb/>
zu fordern, wenn ihre Gewinne gleich oder wenn die Verluſte<lb/>
gleich ſind; hat dagegen der eine 20, der andre 50 gewonnen, ſo<lb/>
iſt 35 der Gewinn eines jeden, und ebenſo wenn beide verloren<lb/>
haben; dagegen wenn der eine 50 gewonnen, der andre 50 ver-<lb/>
loren hat, ſo gleicht ſich dies voͤllig aus, und ſie haben beide weder<lb/>
Gewinn noch Verluſt; hat einer 50 gewonnen, der andre 20 ver-<lb/>
loren, ſo gehen 20 von dem Gewinne auf dieſen uͤber und dann<lb/>
erſt werden die uͤbrigen 30 unter beide gleich getheilt, ſo daß der<lb/>
Gewinn eines jeden 15 iſt. Da es ſich nun bei den Ladungen<lb/>
mit den beiden verſchiedenen Electricitaͤten ebenſo wie hier mit den<lb/>
poſitiven und negativen Groͤßen, mit Gewinn und Verluſt, verhaͤlt,<lb/>ſo iſt dies die Urſache, warum man die eine Electricitaͤt, die durch<lb/>
Reibung des glatten Glaſes mit Wolle oder Seide am Glaſe her-<lb/>
vorgebrachte, die <hirendition="#g">poſitive</hi>, kurz + <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E,</hi></hi> die andre Electricitaͤt, die<lb/>
wir durch Reiben an Bernſtein, Siegellack, Harz, Schwefel<lb/>
erhalten, die <hirendition="#g">negative Electricitaͤt</hi>, oder - <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E,</hi></hi> nennt.<lb/>
Sie werden bald ſehen, daß die Vergleichung mit Gewinn und<lb/>
Verluſt ſich in Beziehung auf die entgegengeſetzten Electricitaͤten<lb/>
noch weiter fortfuͤhren laͤßt.</p><lb/><p>Um auch ohne jene zwei gleichen Electrometer die Wirkungen<lb/>
der entgegengeſetzten Electricitaͤten zu zeigen, hat man nur noͤthig,<lb/>
am einen Ende eines Leiters, der nur einige Zolle lang zu ſein<lb/>
braucht, aber einen Fuß von Glas mit Lack uͤberzogen haben muß,<lb/>
zwei leitende Koͤrper, Goldblaͤttchen oder leinene Faͤden mit Kuͤgel-<lb/>
chen, oder Strohhalme aufzuhaͤngen. Beruͤhrt man nun (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 46.</hi></hi>)<lb/>
das eine Ende <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> des Leiters mit geriebenem Siegellack, ſo gehen<lb/>
die Kugeln <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> aus einander. Bringt man, waͤhrend dies ſtatt<lb/>
findet, gegen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> zu, ohne noch zu beruͤhren, abermals geriebenes<lb/>
Siegellack, ſo gehen die Kugeln weiter aus einander, bringt man<lb/>
dagegen ebenſo geriebenes Glas gegen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> zu, ſo naͤhern ſich die<lb/>
Kugeln einander, fallen auch wohl ganz zuſammen. Man ſtellt<lb/>
dieſe Electrometer, wie ſchon vorhin erwaͤhnt iſt, in der Form<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[221/0235]
bezeichneten Groͤßen ſtatt findet. Gewinn und Verluſt ſtehen ein-
ander als poſitive und negative Groͤßen entgegen, und bieten daher
die beſten Beiſpiele zur Vergleichung dar. Wenn zwei Perſonen
ſich vornehmen, ihren Gewinn oder Verluſt im Spiele gleich zu
theilen, ſo hat keiner dem andern etwas zu geben oder von ihm
zu fordern, wenn ihre Gewinne gleich oder wenn die Verluſte
gleich ſind; hat dagegen der eine 20, der andre 50 gewonnen, ſo
iſt 35 der Gewinn eines jeden, und ebenſo wenn beide verloren
haben; dagegen wenn der eine 50 gewonnen, der andre 50 ver-
loren hat, ſo gleicht ſich dies voͤllig aus, und ſie haben beide weder
Gewinn noch Verluſt; hat einer 50 gewonnen, der andre 20 ver-
loren, ſo gehen 20 von dem Gewinne auf dieſen uͤber und dann
erſt werden die uͤbrigen 30 unter beide gleich getheilt, ſo daß der
Gewinn eines jeden 15 iſt. Da es ſich nun bei den Ladungen
mit den beiden verſchiedenen Electricitaͤten ebenſo wie hier mit den
poſitiven und negativen Groͤßen, mit Gewinn und Verluſt, verhaͤlt,
ſo iſt dies die Urſache, warum man die eine Electricitaͤt, die durch
Reibung des glatten Glaſes mit Wolle oder Seide am Glaſe her-
vorgebrachte, die poſitive, kurz + E, die andre Electricitaͤt, die
wir durch Reiben an Bernſtein, Siegellack, Harz, Schwefel
erhalten, die negative Electricitaͤt, oder - E, nennt.
Sie werden bald ſehen, daß die Vergleichung mit Gewinn und
Verluſt ſich in Beziehung auf die entgegengeſetzten Electricitaͤten
noch weiter fortfuͤhren laͤßt.
Um auch ohne jene zwei gleichen Electrometer die Wirkungen
der entgegengeſetzten Electricitaͤten zu zeigen, hat man nur noͤthig,
am einen Ende eines Leiters, der nur einige Zolle lang zu ſein
braucht, aber einen Fuß von Glas mit Lack uͤberzogen haben muß,
zwei leitende Koͤrper, Goldblaͤttchen oder leinene Faͤden mit Kuͤgel-
chen, oder Strohhalme aufzuhaͤngen. Beruͤhrt man nun (Fig. 46.)
das eine Ende A des Leiters mit geriebenem Siegellack, ſo gehen
die Kugeln B aus einander. Bringt man, waͤhrend dies ſtatt
findet, gegen A zu, ohne noch zu beruͤhren, abermals geriebenes
Siegellack, ſo gehen die Kugeln weiter aus einander, bringt man
dagegen ebenſo geriebenes Glas gegen A zu, ſo naͤhern ſich die
Kugeln einander, fallen auch wohl ganz zuſammen. Man ſtellt
dieſe Electrometer, wie ſchon vorhin erwaͤhnt iſt, in der Form
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/235>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.