mometer bei gleichen Temperaturen folgende Puncte der Scale erreichen *):
[Tabelle]
Und so wie hier die Ausdehnung des Wassers gegen den Koch- punct zu schnell fortschreitet, so ist es auch bei andern tropfbaren Flüssigkeiten der Fall, so daß diejenigen Körper sich zu Thermome- tern am brauchbarsten zeigen, die wir ziemlich weit von ihrer Koch- hitze und ziemlich weit von ihrer Gefrierkälte beobachten, woraus denn der Vorzug des Quecksilbers, so lange wir es nur in mittlern Temperaturen beobachten, sich erklärt. Und selbst bei hohen Tem- peraturen weichen die Angaben des Quecksilberthermometers noch nicht so sehr von der Wahrheit ab, da 314 Gr. nach der gleichför- migen Scale 300 Gr. Centes. wahrer Wärme entsprechen.
Die Eigenschaft, sich noch vor dem Gefrieren oder Erstarren auszudehnen, besitzt das Wasser in vorzüglichem Grade, indeß scheint sie doch auch dem Wasser nicht ganz allein eigenthümlich zu sein. Das Quecksilber zieht sich bei seinem Erstarren sehr stark zusammen, und hat dadurch ehemals die Meinung, als ob man viel größere Kältegrade, als es wirklich der Fall war, beobachtet habe, veranlaßt. Bei Kältegraden, die bis gegen 35 oder 40 Cen- tes.gr. unter Null gehen, muß man sich eines Thermometers bedie- nen, das mit reinem Alkohol gefüllt und durch die Vergleichung mit einem Quecksilberthermometer graduirt ist; denn da der Alko- hol, selbst bei viel größerer Kälte, nicht gefriert, so kann man seine Veränderungen in Hinsicht der Ausdehnung auch noch unter dem Gefrierpuncte des Quecksilbers als gleichmäßig fortdauernd ansehen, und die Gradtheilung mit ziemlicher Sicherheit auch da fortsetzen, wo das Quecksilber uns verläßt. Für die sehr hohen Wärmegrade, wo das Quecksilber dem Kochen nahe ist, finden wir in andern Flüssigkeiten keine Aushülfe.
*)Muncke in den Mem. presentes a l' acad. de Petersb. Tome I.
mometer bei gleichen Temperaturen folgende Puncte der Scale erreichen *):
[Tabelle]
Und ſo wie hier die Ausdehnung des Waſſers gegen den Koch- punct zu ſchnell fortſchreitet, ſo iſt es auch bei andern tropfbaren Fluͤſſigkeiten der Fall, ſo daß diejenigen Koͤrper ſich zu Thermome- tern am brauchbarſten zeigen, die wir ziemlich weit von ihrer Koch- hitze und ziemlich weit von ihrer Gefrierkaͤlte beobachten, woraus denn der Vorzug des Queckſilbers, ſo lange wir es nur in mittlern Temperaturen beobachten, ſich erklaͤrt. Und ſelbſt bei hohen Tem- peraturen weichen die Angaben des Queckſilberthermometers noch nicht ſo ſehr von der Wahrheit ab, da 314 Gr. nach der gleichfoͤr- migen Scale 300 Gr. Centeſ. wahrer Waͤrme entſprechen.
Die Eigenſchaft, ſich noch vor dem Gefrieren oder Erſtarren auszudehnen, beſitzt das Waſſer in vorzuͤglichem Grade, indeß ſcheint ſie doch auch dem Waſſer nicht ganz allein eigenthuͤmlich zu ſein. Das Queckſilber zieht ſich bei ſeinem Erſtarren ſehr ſtark zuſammen, und hat dadurch ehemals die Meinung, als ob man viel groͤßere Kaͤltegrade, als es wirklich der Fall war, beobachtet habe, veranlaßt. Bei Kaͤltegraden, die bis gegen 35 oder 40 Cen- teſ.gr. unter Null gehen, muß man ſich eines Thermometers bedie- nen, das mit reinem Alkohol gefuͤllt und durch die Vergleichung mit einem Queckſilberthermometer graduirt iſt; denn da der Alko- hol, ſelbſt bei viel groͤßerer Kaͤlte, nicht gefriert, ſo kann man ſeine Veraͤnderungen in Hinſicht der Ausdehnung auch noch unter dem Gefrierpuncte des Queckſilbers als gleichmaͤßig fortdauernd anſehen, und die Gradtheilung mit ziemlicher Sicherheit auch da fortſetzen, wo das Queckſilber uns verlaͤßt. Fuͤr die ſehr hohen Waͤrmegrade, wo das Queckſilber dem Kochen nahe iſt, finden wir in andern Fluͤſſigkeiten keine Aushuͤlfe.
*)Muncke in den Mem. présentés à l' acad. de Petersb. Tome I.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0026"n="12"/>
mometer bei gleichen Temperaturen folgende Puncte der Scale<lb/>
erreichen <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#g">Muncke</hi> in den <hirendition="#aq">Mem. présentés à l' acad. de Petersb. Tome I.</hi></note>:</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Und ſo wie hier die Ausdehnung des Waſſers gegen den Koch-<lb/>
punct zu ſchnell fortſchreitet, ſo iſt es auch bei andern tropfbaren<lb/>
Fluͤſſigkeiten der Fall, ſo daß diejenigen Koͤrper ſich zu Thermome-<lb/>
tern am brauchbarſten zeigen, die wir ziemlich weit von ihrer Koch-<lb/>
hitze und ziemlich weit von ihrer Gefrierkaͤlte beobachten, woraus<lb/>
denn der Vorzug des Queckſilbers, ſo lange wir es nur in mittlern<lb/>
Temperaturen beobachten, ſich erklaͤrt. Und ſelbſt bei hohen Tem-<lb/>
peraturen weichen die Angaben des Queckſilberthermometers noch<lb/>
nicht ſo ſehr von der Wahrheit ab, da 314 Gr. nach der gleichfoͤr-<lb/>
migen Scale 300 Gr. Centeſ. wahrer Waͤrme entſprechen.</p><lb/><p>Die Eigenſchaft, ſich noch vor dem Gefrieren oder Erſtarren<lb/>
auszudehnen, beſitzt das Waſſer in vorzuͤglichem Grade, indeß<lb/>ſcheint ſie doch auch dem Waſſer nicht ganz allein eigenthuͤmlich zu<lb/>ſein. Das Queckſilber zieht ſich bei ſeinem Erſtarren ſehr ſtark<lb/>
zuſammen, und hat dadurch ehemals die Meinung, als ob man<lb/>
viel groͤßere Kaͤltegrade, als es wirklich der Fall war, beobachtet<lb/>
habe, veranlaßt. Bei Kaͤltegraden, die bis gegen 35 oder 40 Cen-<lb/>
teſ.gr. unter Null gehen, muß man ſich eines Thermometers bedie-<lb/>
nen, das mit reinem Alkohol gefuͤllt und durch die Vergleichung<lb/>
mit einem Queckſilberthermometer graduirt iſt; denn da der Alko-<lb/>
hol, ſelbſt bei viel groͤßerer Kaͤlte, nicht gefriert, ſo kann man ſeine<lb/>
Veraͤnderungen in Hinſicht der Ausdehnung auch noch unter dem<lb/>
Gefrierpuncte des Queckſilbers als gleichmaͤßig fortdauernd anſehen,<lb/>
und die Gradtheilung mit ziemlicher Sicherheit auch da fortſetzen,<lb/>
wo das Queckſilber uns verlaͤßt. Fuͤr die ſehr hohen Waͤrmegrade,<lb/>
wo das Queckſilber dem Kochen nahe iſt, finden wir in andern<lb/>
Fluͤſſigkeiten keine Aushuͤlfe.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[12/0026]
mometer bei gleichen Temperaturen folgende Puncte der Scale
erreichen *):
Und ſo wie hier die Ausdehnung des Waſſers gegen den Koch-
punct zu ſchnell fortſchreitet, ſo iſt es auch bei andern tropfbaren
Fluͤſſigkeiten der Fall, ſo daß diejenigen Koͤrper ſich zu Thermome-
tern am brauchbarſten zeigen, die wir ziemlich weit von ihrer Koch-
hitze und ziemlich weit von ihrer Gefrierkaͤlte beobachten, woraus
denn der Vorzug des Queckſilbers, ſo lange wir es nur in mittlern
Temperaturen beobachten, ſich erklaͤrt. Und ſelbſt bei hohen Tem-
peraturen weichen die Angaben des Queckſilberthermometers noch
nicht ſo ſehr von der Wahrheit ab, da 314 Gr. nach der gleichfoͤr-
migen Scale 300 Gr. Centeſ. wahrer Waͤrme entſprechen.
Die Eigenſchaft, ſich noch vor dem Gefrieren oder Erſtarren
auszudehnen, beſitzt das Waſſer in vorzuͤglichem Grade, indeß
ſcheint ſie doch auch dem Waſſer nicht ganz allein eigenthuͤmlich zu
ſein. Das Queckſilber zieht ſich bei ſeinem Erſtarren ſehr ſtark
zuſammen, und hat dadurch ehemals die Meinung, als ob man
viel groͤßere Kaͤltegrade, als es wirklich der Fall war, beobachtet
habe, veranlaßt. Bei Kaͤltegraden, die bis gegen 35 oder 40 Cen-
teſ.gr. unter Null gehen, muß man ſich eines Thermometers bedie-
nen, das mit reinem Alkohol gefuͤllt und durch die Vergleichung
mit einem Queckſilberthermometer graduirt iſt; denn da der Alko-
hol, ſelbſt bei viel groͤßerer Kaͤlte, nicht gefriert, ſo kann man ſeine
Veraͤnderungen in Hinſicht der Ausdehnung auch noch unter dem
Gefrierpuncte des Queckſilbers als gleichmaͤßig fortdauernd anſehen,
und die Gradtheilung mit ziemlicher Sicherheit auch da fortſetzen,
wo das Queckſilber uns verlaͤßt. Fuͤr die ſehr hohen Waͤrmegrade,
wo das Queckſilber dem Kochen nahe iſt, finden wir in andern
Fluͤſſigkeiten keine Aushuͤlfe.
*) Muncke in den Mem. présentés à l' acad. de Petersb. Tome I.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/26>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.