Rechnung zeigt, daß auch für ein Sphäroid (Fig. 64.) ebenso gut das Gleichgewicht der Anziehungen auf alle im Innern liegenden Puncte statt findet, wenn es mit einer Schichte, die gleichfalls sphä- roidisch ist und eben das Verhältniß der Axen hat, umgeben ist. Die Figur stellt dies dar, jedoch muß ich Sie wiederholt erinnern, daß die hier gezeichnete Dicke der Schichte viel zu groß ist, und daß diese eine geringere Dicke, als sich in der Zeichnung füglich angeben läßt, hat. Diese Schichte übt nach innen weder Anzie- hung noch Abstoßung aus; in Beziehung auf Puncte, die außer- halb liegen, ist dagegen die gesammte Anziehung gewiß gegen den Körper DB zu gerichtet, und in Leitern, die nicht allzu entfernt liegen, wird also die entgegengesetzte electrische Materie gegen diesen Körper heran gezogen, die gleichartige zurückgetrieben, wo- durch dann aber, wegen gegenseitiger Wirkung, die Schichte DB eine andre Anordnung anzunehmen genöthigt wird.
Ehe ich diese Veränderungen betrachte, muß ich aber noch bei dem Drucke verweilen, den die Schichte nach außen, also gegen die umgebende Luft, ausübt. Offenbar wird die in der Säule BC angehäufte positiv-electrische Materie von der in den nächsten Lufttheilchen vorhandenen Theilchen negativ-electrischer Materie angezogen, und strebt dorthin überzugehen, was jedoch wegen der Natur der Nichtleiter, die keine Aenderung der Lage der electrischen Materie gestatten, zu keinem wirklichen Uebergehen Veranlassung giebt. Der Druck, mit welchem die electrische Materie vermöge dieses Bestrebens die Luft zu durchdringen sucht, ist vierfach so groß, wo die Schichte doppelt so dick, neunfach so groß, wo die Schichte dreifach so dick ist, und überhaupt im Verhältniß des Quadrates der Höhe der Schichten. Der Grund hievon ist leicht einzusehen. Es ist nämlich die Kraft aller von L und M her ab- stoßenden Theilchen die Ursache, warum die Schichte in B eine gewisse Dicke annimmt, und die Höhe der Schichte ist der Größe der aus jenen gesammten abstoßenden Kräften hervorgehenden Mittelkraft proportional; eine doppelt so dicke Schichte verräth uns also die Wirkung einer in B doppelt so mächtigen Kraft jedes einzelnen Theilchens, und da zugleich eine doppelt so hohe Säule zweimal so viel drückende Theilchen enthält, so übt BC den vier- fachen Druck auf die umgebende Luft aus, wenn sie doppelt so
Rechnung zeigt, daß auch fuͤr ein Sphaͤroid (Fig. 64.) ebenſo gut das Gleichgewicht der Anziehungen auf alle im Innern liegenden Puncte ſtatt findet, wenn es mit einer Schichte, die gleichfalls ſphaͤ- roidiſch iſt und eben das Verhaͤltniß der Axen hat, umgeben iſt. Die Figur ſtellt dies dar, jedoch muß ich Sie wiederholt erinnern, daß die hier gezeichnete Dicke der Schichte viel zu groß iſt, und daß dieſe eine geringere Dicke, als ſich in der Zeichnung fuͤglich angeben laͤßt, hat. Dieſe Schichte uͤbt nach innen weder Anzie- hung noch Abſtoßung aus; in Beziehung auf Puncte, die außer- halb liegen, iſt dagegen die geſammte Anziehung gewiß gegen den Koͤrper DB zu gerichtet, und in Leitern, die nicht allzu entfernt liegen, wird alſo die entgegengeſetzte electriſche Materie gegen dieſen Koͤrper heran gezogen, die gleichartige zuruͤckgetrieben, wo- durch dann aber, wegen gegenſeitiger Wirkung, die Schichte DB eine andre Anordnung anzunehmen genoͤthigt wird.
Ehe ich dieſe Veraͤnderungen betrachte, muß ich aber noch bei dem Drucke verweilen, den die Schichte nach außen, alſo gegen die umgebende Luft, ausuͤbt. Offenbar wird die in der Saͤule BC angehaͤufte poſitiv-electriſche Materie von der in den naͤchſten Lufttheilchen vorhandenen Theilchen negativ-electriſcher Materie angezogen, und ſtrebt dorthin uͤberzugehen, was jedoch wegen der Natur der Nichtleiter, die keine Aenderung der Lage der electriſchen Materie geſtatten, zu keinem wirklichen Uebergehen Veranlaſſung giebt. Der Druck, mit welchem die electriſche Materie vermoͤge dieſes Beſtrebens die Luft zu durchdringen ſucht, iſt vierfach ſo groß, wo die Schichte doppelt ſo dick, neunfach ſo groß, wo die Schichte dreifach ſo dick iſt, und uͤberhaupt im Verhaͤltniß des Quadrates der Hoͤhe der Schichten. Der Grund hievon iſt leicht einzuſehen. Es iſt naͤmlich die Kraft aller von L und M her ab- ſtoßenden Theilchen die Urſache, warum die Schichte in B eine gewiſſe Dicke annimmt, und die Hoͤhe der Schichte iſt der Groͤße der aus jenen geſammten abſtoßenden Kraͤften hervorgehenden Mittelkraft proportional; eine doppelt ſo dicke Schichte verraͤth uns alſo die Wirkung einer in B doppelt ſo maͤchtigen Kraft jedes einzelnen Theilchens, und da zugleich eine doppelt ſo hohe Saͤule zweimal ſo viel druͤckende Theilchen enthaͤlt, ſo uͤbt BC den vier- fachen Druck auf die umgebende Luft aus, wenn ſie doppelt ſo
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Rechnung zeigt, daß auch fuͤr ein Sphaͤroid (Fig. 64.) ebenſo gut
das Gleichgewicht der Anziehungen auf alle im Innern liegenden
Puncte ſtatt findet, wenn es mit einer Schichte, die gleichfalls ſphaͤ-
roidiſch iſt und eben das Verhaͤltniß der Axen hat, umgeben iſt.
Die Figur ſtellt dies dar, jedoch muß ich Sie wiederholt erinnern,
daß die hier gezeichnete Dicke der Schichte viel zu groß iſt, und
daß dieſe eine geringere Dicke, als ſich in der Zeichnung fuͤglich
angeben laͤßt, hat. Dieſe Schichte uͤbt nach innen weder Anzie-
hung noch Abſtoßung aus; in Beziehung auf Puncte, die außer-
halb liegen, iſt dagegen die geſammte Anziehung gewiß gegen den
Koͤrper DB zu gerichtet, und in Leitern, die nicht allzu entfernt
liegen, wird alſo die entgegengeſetzte electriſche Materie gegen
dieſen Koͤrper heran gezogen, die gleichartige zuruͤckgetrieben, wo-
durch dann aber, wegen gegenſeitiger Wirkung, die Schichte DB
eine andre Anordnung anzunehmen genoͤthigt wird.
Ehe ich dieſe Veraͤnderungen betrachte, muß ich aber noch bei
dem Drucke verweilen, den die Schichte nach außen, alſo gegen
die umgebende Luft, ausuͤbt. Offenbar wird die in der Saͤule
BC angehaͤufte poſitiv-electriſche Materie von der in den naͤchſten
Lufttheilchen vorhandenen Theilchen negativ-electriſcher Materie
angezogen, und ſtrebt dorthin uͤberzugehen, was jedoch wegen der
Natur der Nichtleiter, die keine Aenderung der Lage der electriſchen
Materie geſtatten, zu keinem wirklichen Uebergehen Veranlaſſung
giebt. Der Druck, mit welchem die electriſche Materie vermoͤge
dieſes Beſtrebens die Luft zu durchdringen ſucht, iſt vierfach ſo
groß, wo die Schichte doppelt ſo dick, neunfach ſo groß, wo die
Schichte dreifach ſo dick iſt, und uͤberhaupt im Verhaͤltniß des
Quadrates der Hoͤhe der Schichten. Der Grund hievon iſt leicht
einzuſehen. Es iſt naͤmlich die Kraft aller von L und M her ab-
ſtoßenden Theilchen die Urſache, warum die Schichte in B eine
gewiſſe Dicke annimmt, und die Hoͤhe der Schichte iſt der Groͤße
der aus jenen geſammten abſtoßenden Kraͤften hervorgehenden
Mittelkraft proportional; eine doppelt ſo dicke Schichte verraͤth
uns alſo die Wirkung einer in B doppelt ſo maͤchtigen Kraft jedes
einzelnen Theilchens, und da zugleich eine doppelt ſo hohe Saͤule
zweimal ſo viel druͤckende Theilchen enthaͤlt, ſo uͤbt BC den vier-
fachen Druck auf die umgebende Luft aus, wenn ſie doppelt ſo
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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