Glascylinder, und sah nun in jenem Licht-Erscheinungen, wäh- rend der äußere gerieben wurde; bei jeder Aenderung der gegen- seitigen Lage beider Cylinder zeigten und erneuerten sich die leuch- tenden Erscheinungen. Diese Erscheinungen sind Folge der Ver- theilung der Electricität, indem, wenn in A (Fig. 89.) positive Electricität erregt wird, die im Glase bei B enthaltene positive Electricität abgestoßen wird, und sich nach entferntern Puncten hin begiebt, welches im luftleeren Raume sich durch Lichtströme kenntlich macht. Wenn die Reibung aufgehört hat, und beide Cylinder ihre Lage gegen einander behalten, so stellt sich das Gleich- gewicht, ein Ruhestand der electrischen Materien, her, wobei sie jedoch ungleich ausgetheilt sein können, sobald noch irgendwo eine Ladung übrig bleibt. Nähert sich nun gegen A ein andrer leiten- der Körper C, so ändert sich die Austheilung der electrischen Ma- terie, weil die in dem Leiter C durch Vertheilung sich anhäufende, von der positiv-electrischen Materie in A angezogene, negative Electricität durch ihre entgegengesetzte Wirkung einem Theile der von B weg getriebenen positiv-electrischen Materie die Rückkehr gestattet. Auf ähnliche Art erklären sich alle von Hawksbee angestellten Versuche und die ähnlichen, die man mit luftleeren Röhren anzustellen pflegt.
Eine der schönsten electrischen Erscheinungen stellt sich dar, wenn man in einem luftleeren Cylinder (Fig. 90.) A B, durch dessen obere Grundfläche A D ein metallischer Leiter E F in den luftleeren Raum hinabreicht, die Electricität überströmen läßt. Ist B G, wie gewöhnlich, ein metallener Teller, auf welchem der Cylinder ruht, und läßt man oben positive Electricität einströmen, so bewirkt diese in ihrem Uebergange auf die untere Ableitung einen zuweilen weißen, meistens aber schön violetten Lichtstrom, der sich, sobald ein andrer Leiter von außen dem Glase genähert wird, in Rücksicht seines Glanzes und seiner Richtung verändert, indem er den eben vorhin erwähnten Anziehungen folgt. Setzt man auch am untern Theile des Cylinders der obern Kugel eine Kugel H entgegen, so schießen Lichtströme in schneller Folge von der obern Kugel auf die untere, und nach Hildebrandt's Be- merkung scheint ein schwächerer Strahl aus der untern Kugel dem von oben kommenden zu begegnen. Wurde die obere Kugel ne-
Glascylinder, und ſah nun in jenem Licht-Erſcheinungen, waͤh- rend der aͤußere gerieben wurde; bei jeder Aenderung der gegen- ſeitigen Lage beider Cylinder zeigten und erneuerten ſich die leuch- tenden Erſcheinungen. Dieſe Erſcheinungen ſind Folge der Ver- theilung der Electricitaͤt, indem, wenn in A (Fig. 89.) poſitive Electricitaͤt erregt wird, die im Glaſe bei B enthaltene poſitive Electricitaͤt abgeſtoßen wird, und ſich nach entferntern Puncten hin begiebt, welches im luftleeren Raume ſich durch Lichtſtroͤme kenntlich macht. Wenn die Reibung aufgehoͤrt hat, und beide Cylinder ihre Lage gegen einander behalten, ſo ſtellt ſich das Gleich- gewicht, ein Ruheſtand der electriſchen Materien, her, wobei ſie jedoch ungleich ausgetheilt ſein koͤnnen, ſobald noch irgendwo eine Ladung uͤbrig bleibt. Naͤhert ſich nun gegen A ein andrer leiten- der Koͤrper C, ſo aͤndert ſich die Austheilung der electriſchen Ma- terie, weil die in dem Leiter C durch Vertheilung ſich anhaͤufende, von der poſitiv-electriſchen Materie in A angezogene, negative Electricitaͤt durch ihre entgegengeſetzte Wirkung einem Theile der von B weg getriebenen poſitiv-electriſchen Materie die Ruͤckkehr geſtattet. Auf aͤhnliche Art erklaͤren ſich alle von Hawksbee angeſtellten Verſuche und die aͤhnlichen, die man mit luftleeren Roͤhren anzuſtellen pflegt.
Eine der ſchoͤnſten electriſchen Erſcheinungen ſtellt ſich dar, wenn man in einem luftleeren Cylinder (Fig. 90.) A B, durch deſſen obere Grundflaͤche A D ein metalliſcher Leiter E F in den luftleeren Raum hinabreicht, die Electricitaͤt uͤberſtroͤmen laͤßt. Iſt B G, wie gewoͤhnlich, ein metallener Teller, auf welchem der Cylinder ruht, und laͤßt man oben poſitive Electricitaͤt einſtroͤmen, ſo bewirkt dieſe in ihrem Uebergange auf die untere Ableitung einen zuweilen weißen, meiſtens aber ſchoͤn violetten Lichtſtrom, der ſich, ſobald ein andrer Leiter von außen dem Glaſe genaͤhert wird, in Ruͤckſicht ſeines Glanzes und ſeiner Richtung veraͤndert, indem er den eben vorhin erwaͤhnten Anziehungen folgt. Setzt man auch am untern Theile des Cylinders der obern Kugel eine Kugel H entgegen, ſo ſchießen Lichtſtroͤme in ſchneller Folge von der obern Kugel auf die untere, und nach Hildebrandt's Be- merkung ſcheint ein ſchwaͤcherer Strahl aus der untern Kugel dem von oben kommenden zu begegnen. Wurde die obere Kugel ne-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0309"n="295"/>
Glascylinder, und ſah nun in jenem Licht-Erſcheinungen, waͤh-<lb/>
rend der aͤußere gerieben wurde; bei jeder Aenderung der gegen-<lb/>ſeitigen Lage beider Cylinder zeigten und erneuerten ſich die leuch-<lb/>
tenden Erſcheinungen. Dieſe Erſcheinungen ſind Folge der Ver-<lb/>
theilung der Electricitaͤt, indem, wenn in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 89.</hi></hi>) poſitive<lb/>
Electricitaͤt erregt wird, die im Glaſe bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> enthaltene poſitive<lb/>
Electricitaͤt abgeſtoßen wird, und ſich nach entferntern Puncten<lb/>
hin begiebt, welches im luftleeren Raume ſich durch Lichtſtroͤme<lb/>
kenntlich macht. Wenn die Reibung aufgehoͤrt hat, und beide<lb/>
Cylinder ihre Lage gegen einander behalten, ſo ſtellt ſich das Gleich-<lb/>
gewicht, ein Ruheſtand der electriſchen Materien, her, wobei ſie<lb/>
jedoch ungleich ausgetheilt ſein koͤnnen, ſobald noch irgendwo eine<lb/>
Ladung uͤbrig bleibt. Naͤhert ſich nun gegen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> ein andrer leiten-<lb/>
der Koͤrper <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C,</hi></hi>ſo aͤndert ſich die Austheilung der electriſchen Ma-<lb/>
terie, weil die in dem Leiter <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> durch Vertheilung ſich anhaͤufende,<lb/>
von der poſitiv-electriſchen Materie in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> angezogene, negative<lb/>
Electricitaͤt durch ihre entgegengeſetzte Wirkung einem Theile der<lb/>
von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> weg getriebenen poſitiv-electriſchen Materie die Ruͤckkehr<lb/>
geſtattet. Auf aͤhnliche Art erklaͤren ſich alle von <hirendition="#g">Hawksbee</hi><lb/>
angeſtellten Verſuche und die aͤhnlichen, die man mit luftleeren<lb/>
Roͤhren anzuſtellen pflegt.</p><lb/><p>Eine der ſchoͤnſten electriſchen Erſcheinungen ſtellt ſich dar,<lb/>
wenn man in einem luftleeren Cylinder (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 90.</hi></hi>) <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A B,</hi></hi> durch<lb/>
deſſen obere Grundflaͤche <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A D</hi></hi> ein metalliſcher Leiter <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E F</hi></hi> in den<lb/>
luftleeren Raum hinabreicht, die Electricitaͤt uͤberſtroͤmen laͤßt.<lb/>
Iſt <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B G,</hi></hi> wie gewoͤhnlich, ein metallener Teller, auf welchem der<lb/>
Cylinder ruht, und laͤßt man oben poſitive Electricitaͤt einſtroͤmen,<lb/>ſo bewirkt dieſe in ihrem Uebergange auf die untere Ableitung<lb/>
einen zuweilen weißen, meiſtens aber ſchoͤn violetten Lichtſtrom,<lb/>
der ſich, ſobald ein andrer Leiter von außen dem Glaſe genaͤhert<lb/>
wird, in Ruͤckſicht ſeines Glanzes und ſeiner Richtung veraͤndert,<lb/>
indem er den eben vorhin erwaͤhnten Anziehungen folgt. Setzt<lb/>
man auch am untern Theile des Cylinders der obern Kugel eine<lb/>
Kugel <hirendition="#aq"><hirendition="#b">H</hi></hi> entgegen, ſo ſchießen Lichtſtroͤme in ſchneller Folge von<lb/>
der obern Kugel auf die untere, und nach <hirendition="#g">Hildebrandt's</hi> Be-<lb/>
merkung ſcheint ein ſchwaͤcherer Strahl aus der untern Kugel dem<lb/>
von oben kommenden zu begegnen. Wurde die obere Kugel ne-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[295/0309]
Glascylinder, und ſah nun in jenem Licht-Erſcheinungen, waͤh-
rend der aͤußere gerieben wurde; bei jeder Aenderung der gegen-
ſeitigen Lage beider Cylinder zeigten und erneuerten ſich die leuch-
tenden Erſcheinungen. Dieſe Erſcheinungen ſind Folge der Ver-
theilung der Electricitaͤt, indem, wenn in A (Fig. 89.) poſitive
Electricitaͤt erregt wird, die im Glaſe bei B enthaltene poſitive
Electricitaͤt abgeſtoßen wird, und ſich nach entferntern Puncten
hin begiebt, welches im luftleeren Raume ſich durch Lichtſtroͤme
kenntlich macht. Wenn die Reibung aufgehoͤrt hat, und beide
Cylinder ihre Lage gegen einander behalten, ſo ſtellt ſich das Gleich-
gewicht, ein Ruheſtand der electriſchen Materien, her, wobei ſie
jedoch ungleich ausgetheilt ſein koͤnnen, ſobald noch irgendwo eine
Ladung uͤbrig bleibt. Naͤhert ſich nun gegen A ein andrer leiten-
der Koͤrper C, ſo aͤndert ſich die Austheilung der electriſchen Ma-
terie, weil die in dem Leiter C durch Vertheilung ſich anhaͤufende,
von der poſitiv-electriſchen Materie in A angezogene, negative
Electricitaͤt durch ihre entgegengeſetzte Wirkung einem Theile der
von B weg getriebenen poſitiv-electriſchen Materie die Ruͤckkehr
geſtattet. Auf aͤhnliche Art erklaͤren ſich alle von Hawksbee
angeſtellten Verſuche und die aͤhnlichen, die man mit luftleeren
Roͤhren anzuſtellen pflegt.
Eine der ſchoͤnſten electriſchen Erſcheinungen ſtellt ſich dar,
wenn man in einem luftleeren Cylinder (Fig. 90.) A B, durch
deſſen obere Grundflaͤche A D ein metalliſcher Leiter E F in den
luftleeren Raum hinabreicht, die Electricitaͤt uͤberſtroͤmen laͤßt.
Iſt B G, wie gewoͤhnlich, ein metallener Teller, auf welchem der
Cylinder ruht, und laͤßt man oben poſitive Electricitaͤt einſtroͤmen,
ſo bewirkt dieſe in ihrem Uebergange auf die untere Ableitung
einen zuweilen weißen, meiſtens aber ſchoͤn violetten Lichtſtrom,
der ſich, ſobald ein andrer Leiter von außen dem Glaſe genaͤhert
wird, in Ruͤckſicht ſeines Glanzes und ſeiner Richtung veraͤndert,
indem er den eben vorhin erwaͤhnten Anziehungen folgt. Setzt
man auch am untern Theile des Cylinders der obern Kugel eine
Kugel H entgegen, ſo ſchießen Lichtſtroͤme in ſchneller Folge von
der obern Kugel auf die untere, und nach Hildebrandt's Be-
merkung ſcheint ein ſchwaͤcherer Strahl aus der untern Kugel dem
von oben kommenden zu begegnen. Wurde die obere Kugel ne-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/309>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.