wieder jede einzeln mit dem Finger berührt sind, wiederholen und mehrmals wiederholen; aber bei gehörigem Verfahren und hinrei- chend empfindlichem Electrometer findet man gewiß, daß die öfter zur Ladung angewandte Kupferplatte eine negative Ladung hervor- gebracht hat.
Dieser Versuch zeigt also, daß die Kupferplatte durch die Berührung an Zink negativ-electrisch wird, und Sie werden bald sehen, daß die Zinkplatte sich dagegen positiv-electrisch zeigt. Um dies zu zeigen, ist es am besten, noch einen zweiten Condensator, an welchem wenigstens die eine Platte, diejenige nämlich, die man zu laden gedenkt, eine Zinkplatte ist, zur Hand zu haben. Dann bedarf es nur des genau eben so angestellten Versuches, wo nun die mit der Kupferplatte in Berührung gebrachte Zinkplatte eben so zur Ladung dieses Condensators angewandt wird, und hie- durch die positive Electricität der Zinkplatte sichtbar wird.
Der Versuch läßt sich noch leichter anstellen. Wenn man einen Condensator mit kupfernen oder (was hier fast einerlei ist,) messingenen Platten hat, so nimmt man ohne Isolirung eine Zink- platte in die Hand, bringt sie mit der unteren, nicht überfirnißten Seite der untern Condensatorplatte in Berührung, damit die Elec- tricität aus dem Zink zum Kupfer oder umgekehrt übergehen könne, berührt die obere Condensatorplatte mit dem Finger, ent- fernt dann die Zinkplatte und den Finger, hebt die obere Platte des Condensators und findet die untere Platte negativ, weil sie, als eine Kupferplatte, hier eben so gut positive Electricität an das Zink abgegeben hat, wie es vorhin bei der Kupferplatte und Zink- platte der Fall war. Den Gegenversuch kann man an dem Con- densator aus Zinkplatten machen, wenn diese eben so die untere an ihrer oberen Seite, die obere an ihrer unteren Seite überfirnißt sind. Läßt man nämlich hier eine Kupferplatte oder ein Kupfer- stück die Zinkplatte an einer nicht gefirnißten Stelle berühren, so nimmt die Zinkplatte positive Electricität auf, und bei dem vorhin gezeigten Verfahren ist nun die Condensatorplatte positiv geladen.
Diese Versuche zeigen deutlich ein bis dahin unbekanntes Naturgesetz, nämlich daß Zink und Kupfer, die beide mit der Erde in Verbindung gewesen, also auf den Nullzustand gebracht sind, wenn sie isolirt gehalten in Berührung gebracht und nun getrennt
wieder jede einzeln mit dem Finger beruͤhrt ſind, wiederholen und mehrmals wiederholen; aber bei gehoͤrigem Verfahren und hinrei- chend empfindlichem Electrometer findet man gewiß, daß die oͤfter zur Ladung angewandte Kupferplatte eine negative Ladung hervor- gebracht hat.
Dieſer Verſuch zeigt alſo, daß die Kupferplatte durch die Beruͤhrung an Zink negativ-electriſch wird, und Sie werden bald ſehen, daß die Zinkplatte ſich dagegen poſitiv-electriſch zeigt. Um dies zu zeigen, iſt es am beſten, noch einen zweiten Condenſator, an welchem wenigſtens die eine Platte, diejenige naͤmlich, die man zu laden gedenkt, eine Zinkplatte iſt, zur Hand zu haben. Dann bedarf es nur des genau eben ſo angeſtellten Verſuches, wo nun die mit der Kupferplatte in Beruͤhrung gebrachte Zinkplatte eben ſo zur Ladung dieſes Condenſators angewandt wird, und hie- durch die poſitive Electricitaͤt der Zinkplatte ſichtbar wird.
Der Verſuch laͤßt ſich noch leichter anſtellen. Wenn man einen Condenſator mit kupfernen oder (was hier faſt einerlei iſt,) meſſingenen Platten hat, ſo nimmt man ohne Iſolirung eine Zink- platte in die Hand, bringt ſie mit der unteren, nicht uͤberfirnißten Seite der untern Condenſatorplatte in Beruͤhrung, damit die Elec- tricitaͤt aus dem Zink zum Kupfer oder umgekehrt uͤbergehen koͤnne, beruͤhrt die obere Condenſatorplatte mit dem Finger, ent- fernt dann die Zinkplatte und den Finger, hebt die obere Platte des Condenſators und findet die untere Platte negativ, weil ſie, als eine Kupferplatte, hier eben ſo gut poſitive Electricitaͤt an das Zink abgegeben hat, wie es vorhin bei der Kupferplatte und Zink- platte der Fall war. Den Gegenverſuch kann man an dem Con- denſator aus Zinkplatten machen, wenn dieſe eben ſo die untere an ihrer oberen Seite, die obere an ihrer unteren Seite uͤberfirnißt ſind. Laͤßt man naͤmlich hier eine Kupferplatte oder ein Kupfer- ſtuͤck die Zinkplatte an einer nicht gefirnißten Stelle beruͤhren, ſo nimmt die Zinkplatte poſitive Electricitaͤt auf, und bei dem vorhin gezeigten Verfahren iſt nun die Condenſatorplatte poſitiv geladen.
Dieſe Verſuche zeigen deutlich ein bis dahin unbekanntes Naturgeſetz, naͤmlich daß Zink und Kupfer, die beide mit der Erde in Verbindung geweſen, alſo auf den Nullzuſtand gebracht ſind, wenn ſie iſolirt gehalten in Beruͤhrung gebracht und nun getrennt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0344"n="330"/>
wieder jede einzeln mit dem Finger beruͤhrt ſind, wiederholen und<lb/>
mehrmals wiederholen; aber bei gehoͤrigem Verfahren und hinrei-<lb/>
chend empfindlichem Electrometer findet man gewiß, daß die oͤfter<lb/>
zur Ladung angewandte Kupferplatte eine negative Ladung hervor-<lb/>
gebracht hat.</p><lb/><p>Dieſer Verſuch zeigt alſo, daß die Kupferplatte durch die<lb/>
Beruͤhrung an Zink negativ-electriſch wird, und Sie werden bald<lb/>ſehen, daß die Zinkplatte ſich dagegen poſitiv-electriſch zeigt. Um<lb/>
dies zu zeigen, iſt es am beſten, noch einen zweiten Condenſator,<lb/>
an welchem wenigſtens die eine Platte, diejenige naͤmlich, die<lb/>
man zu laden gedenkt, eine Zinkplatte iſt, zur Hand zu haben.<lb/>
Dann bedarf es nur des genau eben ſo angeſtellten Verſuches, wo<lb/>
nun die mit der Kupferplatte in Beruͤhrung gebrachte Zinkplatte<lb/>
eben ſo zur Ladung dieſes Condenſators angewandt wird, und hie-<lb/>
durch die poſitive Electricitaͤt der Zinkplatte ſichtbar wird.</p><lb/><p>Der Verſuch laͤßt ſich noch leichter anſtellen. Wenn man<lb/>
einen Condenſator mit kupfernen oder (was hier faſt einerlei iſt,)<lb/>
meſſingenen Platten hat, ſo nimmt man ohne Iſolirung eine Zink-<lb/>
platte in die Hand, bringt ſie mit der unteren, nicht uͤberfirnißten<lb/>
Seite der untern Condenſatorplatte in Beruͤhrung, damit die Elec-<lb/>
tricitaͤt aus dem Zink zum Kupfer oder umgekehrt uͤbergehen<lb/>
koͤnne, beruͤhrt die obere Condenſatorplatte mit dem Finger, ent-<lb/>
fernt dann die Zinkplatte und den Finger, hebt die obere Platte<lb/>
des Condenſators und findet die untere Platte negativ, weil ſie,<lb/>
als eine Kupferplatte, hier eben ſo gut poſitive Electricitaͤt an das<lb/>
Zink abgegeben hat, wie es vorhin bei der Kupferplatte und Zink-<lb/>
platte der Fall war. Den Gegenverſuch kann man an dem Con-<lb/>
denſator aus Zinkplatten machen, wenn dieſe eben ſo die untere an<lb/>
ihrer oberen Seite, die obere an ihrer unteren Seite uͤberfirnißt<lb/>ſind. Laͤßt man naͤmlich hier eine Kupferplatte oder ein Kupfer-<lb/>ſtuͤck die Zinkplatte an einer nicht gefirnißten Stelle beruͤhren, ſo<lb/>
nimmt die Zinkplatte poſitive Electricitaͤt auf, und bei dem vorhin<lb/>
gezeigten Verfahren iſt nun die Condenſatorplatte poſitiv geladen.</p><lb/><p>Dieſe Verſuche zeigen deutlich ein bis dahin unbekanntes<lb/>
Naturgeſetz, naͤmlich daß Zink und Kupfer, die beide mit der Erde<lb/>
in Verbindung geweſen, alſo auf den Nullzuſtand gebracht ſind,<lb/>
wenn ſie iſolirt gehalten in Beruͤhrung gebracht und nun getrennt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[330/0344]
wieder jede einzeln mit dem Finger beruͤhrt ſind, wiederholen und
mehrmals wiederholen; aber bei gehoͤrigem Verfahren und hinrei-
chend empfindlichem Electrometer findet man gewiß, daß die oͤfter
zur Ladung angewandte Kupferplatte eine negative Ladung hervor-
gebracht hat.
Dieſer Verſuch zeigt alſo, daß die Kupferplatte durch die
Beruͤhrung an Zink negativ-electriſch wird, und Sie werden bald
ſehen, daß die Zinkplatte ſich dagegen poſitiv-electriſch zeigt. Um
dies zu zeigen, iſt es am beſten, noch einen zweiten Condenſator,
an welchem wenigſtens die eine Platte, diejenige naͤmlich, die
man zu laden gedenkt, eine Zinkplatte iſt, zur Hand zu haben.
Dann bedarf es nur des genau eben ſo angeſtellten Verſuches, wo
nun die mit der Kupferplatte in Beruͤhrung gebrachte Zinkplatte
eben ſo zur Ladung dieſes Condenſators angewandt wird, und hie-
durch die poſitive Electricitaͤt der Zinkplatte ſichtbar wird.
Der Verſuch laͤßt ſich noch leichter anſtellen. Wenn man
einen Condenſator mit kupfernen oder (was hier faſt einerlei iſt,)
meſſingenen Platten hat, ſo nimmt man ohne Iſolirung eine Zink-
platte in die Hand, bringt ſie mit der unteren, nicht uͤberfirnißten
Seite der untern Condenſatorplatte in Beruͤhrung, damit die Elec-
tricitaͤt aus dem Zink zum Kupfer oder umgekehrt uͤbergehen
koͤnne, beruͤhrt die obere Condenſatorplatte mit dem Finger, ent-
fernt dann die Zinkplatte und den Finger, hebt die obere Platte
des Condenſators und findet die untere Platte negativ, weil ſie,
als eine Kupferplatte, hier eben ſo gut poſitive Electricitaͤt an das
Zink abgegeben hat, wie es vorhin bei der Kupferplatte und Zink-
platte der Fall war. Den Gegenverſuch kann man an dem Con-
denſator aus Zinkplatten machen, wenn dieſe eben ſo die untere an
ihrer oberen Seite, die obere an ihrer unteren Seite uͤberfirnißt
ſind. Laͤßt man naͤmlich hier eine Kupferplatte oder ein Kupfer-
ſtuͤck die Zinkplatte an einer nicht gefirnißten Stelle beruͤhren, ſo
nimmt die Zinkplatte poſitive Electricitaͤt auf, und bei dem vorhin
gezeigten Verfahren iſt nun die Condenſatorplatte poſitiv geladen.
Dieſe Verſuche zeigen deutlich ein bis dahin unbekanntes
Naturgeſetz, naͤmlich daß Zink und Kupfer, die beide mit der Erde
in Verbindung geweſen, alſo auf den Nullzuſtand gebracht ſind,
wenn ſie iſolirt gehalten in Beruͤhrung gebracht und nun getrennt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/344>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.