einen bestimmten Vorzug an positiver Electricität vor dem Kupfer fordert, daß also, da das untere Zink Z auf Null erhalten wird, das Kupfer K in diesem bestimmten Grade, den ich jetzt als - 1 ansehe, negativ ist; die feuchte Schichte aber vermittelt zwischen K und Z' einen gleichen electrischen Zustand und auch Z' ist in dem Zustande - 1, das heißt, Z' hat einen Grad negativer Electricität. Wird nun erst K' aufgelegt, so nimmt Z' ihm so- gleich positive Electricität, und läßt nicht eher einen Ruhestand der electrischen Materien eintreten, bis das Zink seinen gehörigen Vor- zug an positiver Electricität hat, das heißt, wie wir vermuthen dürfen, da die Leitung durch die unteren Schichten immerfort statt findet, nicht eher bis K' um 2 Grade negativ ist. Unsre Ver- muthung nimmt nämlich an, das Gleichgewicht finde statt, wenn K' = - 2, Z' = - 1, K = - 1, Z = 0 ist, oder wenn die Ladungs-Differenz er sich berührenden Electromotoren ihrer eigenthümlichen Natur gemäß ist. Schließen wir nach eben dem Princip weiter für den Aufbau von vier Schichten (Fig. 103.), so muß für Z = 0, K = - 1, Z' = - 1, K' = - 2, Z" = - 2, K" = - 3, Z''' = - 3, K''' = - 4 sein, weil der feuchte Leiter zwischen K, Z', zwischen K', Z", zwi- schen K", Z''', die Gleichheit vermittelt.
Diese Schlüsse waren hypothetisch, -- so müßte es erfolgen, wenn der Lehrsatz, daß in jedem Falle die sich berührenden Me- talle, Zink, Kupfer, die bestimmte Differenz fordern, richtig ist, -- aber diese hypothetischen Schlüsse bestätigte nun Volta durch Prüfung jeder einzelnen Schichtung am Condensator auf das voll- kommenste, und in ihrer Bestätigung lag die Entdeckung der vol- taischen Säule. Volta übersah jetzt, daß eine Schichtung von hundert Plattenpaaren die Wirkung auf das Hundertfache ver- stärken müsse, und es läßt sich vollkommen einsehen, daß, während das Erstaunen aller Physiker die Entdeckung der Säule als die unerwartetste und überraschendste feierte, Volta mit voller Wahr- heit sagen konnte, die Wirkungen der Säule hätten seinen Er- wartungen Genüge gethan, aber ihn nicht überrascht, da die Reihe von Entdeckungen, auf welche die Entdeckung der Säule sich grün- dete, ihm schon im Voraus den Erfolg verbürgte.
einen beſtimmten Vorzug an poſitiver Electricitaͤt vor dem Kupfer fordert, daß alſo, da das untere Zink Z auf Null erhalten wird, das Kupfer K in dieſem beſtimmten Grade, den ich jetzt als - 1 anſehe, negativ iſt; die feuchte Schichte aber vermittelt zwiſchen K und Z′ einen gleichen electriſchen Zuſtand und auch Z′ iſt in dem Zuſtande - 1, das heißt, Z′ hat einen Grad negativer Electricitaͤt. Wird nun erſt K′ aufgelegt, ſo nimmt Z′ ihm ſo- gleich poſitive Electricitaͤt, und laͤßt nicht eher einen Ruheſtand der electriſchen Materien eintreten, bis das Zink ſeinen gehoͤrigen Vor- zug an poſitiver Electricitaͤt hat, das heißt, wie wir vermuthen duͤrfen, da die Leitung durch die unteren Schichten immerfort ſtatt findet, nicht eher bis K′ um 2 Grade negativ iſt. Unſre Ver- muthung nimmt naͤmlich an, das Gleichgewicht finde ſtatt, wenn K′ = - 2, Z′ = - 1, K = - 1, Z = 0 iſt, oder wenn die Ladungs-Differenz er ſich beruͤhrenden Electromotoren ihrer eigenthuͤmlichen Natur gemaͤß iſt. Schließen wir nach eben dem Princip weiter fuͤr den Aufbau von vier Schichten (Fig. 103.), ſo muß fuͤr Z = 0, K = - 1, Z′ = - 1, K′ = - 2, Z″ = - 2, K″ = - 3, Z‴ = - 3, K‴ = - 4 ſein, weil der feuchte Leiter zwiſchen K, Z′, zwiſchen K′, Z″, zwi- ſchen K″, Z‴, die Gleichheit vermittelt.
Dieſe Schluͤſſe waren hypothetiſch, — ſo muͤßte es erfolgen, wenn der Lehrſatz, daß in jedem Falle die ſich beruͤhrenden Me- talle, Zink, Kupfer, die beſtimmte Differenz fordern, richtig iſt, — aber dieſe hypothetiſchen Schluͤſſe beſtaͤtigte nun Volta durch Pruͤfung jeder einzelnen Schichtung am Condenſator auf das voll- kommenſte, und in ihrer Beſtaͤtigung lag die Entdeckung der vol- taiſchen Saͤule. Volta uͤberſah jetzt, daß eine Schichtung von hundert Plattenpaaren die Wirkung auf das Hundertfache ver- ſtaͤrken muͤſſe, und es laͤßt ſich vollkommen einſehen, daß, waͤhrend das Erſtaunen aller Phyſiker die Entdeckung der Saͤule als die unerwartetſte und uͤberraſchendſte feierte, Volta mit voller Wahr- heit ſagen konnte, die Wirkungen der Saͤule haͤtten ſeinen Er- wartungen Genuͤge gethan, aber ihn nicht uͤberraſcht, da die Reihe von Entdeckungen, auf welche die Entdeckung der Saͤule ſich gruͤn- dete, ihm ſchon im Voraus den Erfolg verbuͤrgte.
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einen beſtimmten Vorzug an poſitiver Electricitaͤt vor dem Kupfer
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dem Zuſtande - 1, das heißt, Z′ hat einen Grad negativer
Electricitaͤt. Wird nun erſt K′ aufgelegt, ſo nimmt Z′ ihm ſo-
gleich poſitive Electricitaͤt, und laͤßt nicht eher einen Ruheſtand der
electriſchen Materien eintreten, bis das Zink ſeinen gehoͤrigen Vor-
zug an poſitiver Electricitaͤt hat, das heißt, wie wir vermuthen
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findet, nicht eher bis K′ um 2 Grade negativ iſt. Unſre Ver-
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K′ = - 2, Z′ = - 1, K = - 1, Z = 0 iſt, oder wenn
die Ladungs-Differenz er ſich beruͤhrenden Electromotoren ihrer
eigenthuͤmlichen Natur gemaͤß iſt. Schließen wir nach eben dem
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ſo muß fuͤr Z = 0, K = - 1, Z′ = - 1, K′ = - 2,
Z″ = - 2, K″ = - 3, Z‴ = - 3, K‴ = - 4 ſein,
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Dieſe Schluͤſſe waren hypothetiſch, — ſo muͤßte es erfolgen,
wenn der Lehrſatz, daß in jedem Falle die ſich beruͤhrenden Me-
talle, Zink, Kupfer, die beſtimmte Differenz fordern, richtig iſt,
— aber dieſe hypothetiſchen Schluͤſſe beſtaͤtigte nun Volta durch
Pruͤfung jeder einzelnen Schichtung am Condenſator auf das voll-
kommenſte, und in ihrer Beſtaͤtigung lag die Entdeckung der vol-
taiſchen Saͤule. Volta uͤberſah jetzt, daß eine Schichtung von
hundert Plattenpaaren die Wirkung auf das Hundertfache ver-
ſtaͤrken muͤſſe, und es laͤßt ſich vollkommen einſehen, daß, waͤhrend
das Erſtaunen aller Phyſiker die Entdeckung der Saͤule als die
unerwartetſte und uͤberraſchendſte feierte, Volta mit voller Wahr-
heit ſagen konnte, die Wirkungen der Saͤule haͤtten ſeinen Er-
wartungen Genuͤge gethan, aber ihn nicht uͤberraſcht, da die Reihe
von Entdeckungen, auf welche die Entdeckung der Saͤule ſich gruͤn-
dete, ihm ſchon im Voraus den Erfolg verbuͤrgte.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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