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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Zwei und zwanzigste Vorlesung.

In der Reihe neuer Entdeckungen, m. h. H., zu welchen
Volta's Säule Veranlassung gegeben hat, nehmen diejenigen,
welche die chemischen Wirkungen betreffen, einen vorzüglichen Platz
ein, und so wie wir es neulich sehr belehrend fanden, Volta bei
jedem einzelnen Fortschritte seiner Entdeckungen zu folgen, so wer-
den wir hier vorzüglich Davy's philosophischen Sinn in der
Wahl des richtigen Weges zu neuen Entdeckungen zu bewundern
Gelegenheit haben.

Wasserzersetzung durch die voltaische Säule.

Doch nicht Davy, sondern Carlisle und Nicholson
waren die ersten, welche eine chemische Wirkung der Säule wahr-
nahmen, und die ersten Untersuchungen darüber anstellten. Sie
bemerkten in einem auf der letzten positiven Platte der Säule lie-
genden Wassertropfen ein Entstehen von Bläschen, als der die
Schließung der Säule bewirkende Drath den Wassertropfen be-
rührte; die damals schon lange bekannte Erfahrung von der bei so
manchen Veranlassungen statt findenden Wasserzersetzung schien
ihnen die Erklärung der Erscheinung darzubieten, die auch bald in
fernern Versuchen ihre völlige Bestätigung fand. Um diese Wasser-
zersetzung und ebenso andre chemische Wirkungen in Flüssigkeiten
hervorzubringen, bedient man sich oft nur der einfachen Glasröhre
EF, (Fig. III.), in welcher die Spitzen der von beiden Polen der
Säule herkommenden Schließungsdräthe AB, CD, einander in
einer mäßigen Entfernung gegenüber stehen; indem hier die durch
die Dräthe zugeleiteten electrischen Ströme zwischen B, D, durch
die flüssige Materie gehen, bringen sie auf diese die chemischen Wir-
kungen hervor, die den Umständen nach statt finden können. Be-
findet sich reines Wasser in der Röhre und sind es Platin- oder
Golddräthe, die sich im Wasser gegenüber stehen, so gehen an bei-
den Drathspitzen Bläschen hervor; ist der zum positiven Pole der

Zwei und zwanzigſte Vorleſung.

In der Reihe neuer Entdeckungen, m. h. H., zu welchen
Volta's Saͤule Veranlaſſung gegeben hat, nehmen diejenigen,
welche die chemiſchen Wirkungen betreffen, einen vorzuͤglichen Platz
ein, und ſo wie wir es neulich ſehr belehrend fanden, Volta bei
jedem einzelnen Fortſchritte ſeiner Entdeckungen zu folgen, ſo wer-
den wir hier vorzuͤglich Davy's philoſophiſchen Sinn in der
Wahl des richtigen Weges zu neuen Entdeckungen zu bewundern
Gelegenheit haben.

Waſſerzerſetzung durch die voltaiſche Saͤule.

Doch nicht Davy, ſondern Carlisle und Nicholſon
waren die erſten, welche eine chemiſche Wirkung der Saͤule wahr-
nahmen, und die erſten Unterſuchungen daruͤber anſtellten. Sie
bemerkten in einem auf der letzten poſitiven Platte der Saͤule lie-
genden Waſſertropfen ein Entſtehen von Blaͤschen, als der die
Schließung der Saͤule bewirkende Drath den Waſſertropfen be-
ruͤhrte; die damals ſchon lange bekannte Erfahrung von der bei ſo
manchen Veranlaſſungen ſtatt findenden Waſſerzerſetzung ſchien
ihnen die Erklaͤrung der Erſcheinung darzubieten, die auch bald in
fernern Verſuchen ihre voͤllige Beſtaͤtigung fand. Um dieſe Waſſer-
zerſetzung und ebenſo andre chemiſche Wirkungen in Fluͤſſigkeiten
hervorzubringen, bedient man ſich oft nur der einfachen Glasroͤhre
EF, (Fig. III.), in welcher die Spitzen der von beiden Polen der
Saͤule herkommenden Schließungsdraͤthe AB, CD, einander in
einer maͤßigen Entfernung gegenuͤber ſtehen; indem hier die durch
die Draͤthe zugeleiteten electriſchen Stroͤme zwiſchen B, D, durch
die fluͤſſige Materie gehen, bringen ſie auf dieſe die chemiſchen Wir-
kungen hervor, die den Umſtaͤnden nach ſtatt finden koͤnnen. Be-
findet ſich reines Waſſer in der Roͤhre und ſind es Platin- oder
Golddraͤthe, die ſich im Waſſer gegenuͤber ſtehen, ſo gehen an bei-
den Drathſpitzen Blaͤschen hervor; iſt der zum poſitiven Pole der

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[357/0371] Zwei und zwanzigſte Vorleſung. In der Reihe neuer Entdeckungen, m. h. H., zu welchen Volta's Saͤule Veranlaſſung gegeben hat, nehmen diejenigen, welche die chemiſchen Wirkungen betreffen, einen vorzuͤglichen Platz ein, und ſo wie wir es neulich ſehr belehrend fanden, Volta bei jedem einzelnen Fortſchritte ſeiner Entdeckungen zu folgen, ſo wer- den wir hier vorzuͤglich Davy's philoſophiſchen Sinn in der Wahl des richtigen Weges zu neuen Entdeckungen zu bewundern Gelegenheit haben. Waſſerzerſetzung durch die voltaiſche Saͤule. Doch nicht Davy, ſondern Carlisle und Nicholſon waren die erſten, welche eine chemiſche Wirkung der Saͤule wahr- nahmen, und die erſten Unterſuchungen daruͤber anſtellten. Sie bemerkten in einem auf der letzten poſitiven Platte der Saͤule lie- genden Waſſertropfen ein Entſtehen von Blaͤschen, als der die Schließung der Saͤule bewirkende Drath den Waſſertropfen be- ruͤhrte; die damals ſchon lange bekannte Erfahrung von der bei ſo manchen Veranlaſſungen ſtatt findenden Waſſerzerſetzung ſchien ihnen die Erklaͤrung der Erſcheinung darzubieten, die auch bald in fernern Verſuchen ihre voͤllige Beſtaͤtigung fand. Um dieſe Waſſer- zerſetzung und ebenſo andre chemiſche Wirkungen in Fluͤſſigkeiten hervorzubringen, bedient man ſich oft nur der einfachen Glasroͤhre EF, (Fig. III.), in welcher die Spitzen der von beiden Polen der Saͤule herkommenden Schließungsdraͤthe AB, CD, einander in einer maͤßigen Entfernung gegenuͤber ſtehen; indem hier die durch die Draͤthe zugeleiteten electriſchen Stroͤme zwiſchen B, D, durch die fluͤſſige Materie gehen, bringen ſie auf dieſe die chemiſchen Wir- kungen hervor, die den Umſtaͤnden nach ſtatt finden koͤnnen. Be- findet ſich reines Waſſer in der Roͤhre und ſind es Platin- oder Golddraͤthe, die ſich im Waſſer gegenuͤber ſtehen, ſo gehen an bei- den Drathſpitzen Blaͤschen hervor; iſt der zum poſitiven Pole der

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/371>, abgerufen am 24.11.2024.