Einwirkung als der erste Ursprung aller hier vorkommenden Er- folge anzusehen sei. Unter allen, die sich für diese Ansicht zu erklä- ren geneigt waren, ist wohl niemand weiter gegangen als de la Rive, welcher geneigt ist, selbst den voltaischen Fundamental- versuch als von chemischen Bedingungen abhängend anzusehen. Parrots Einwürfe, die auf der Meinung beruhen, daß dieser Fundamentalversuch überhaupt nicht eine eigenthümliche Ent- stehungs-Art der Electricität nachweise, übergehe ich, da es jetzt nicht mehr möglich ist, irgend noch daran zu zweifeln, daß bei trockner Berührung von Zink und Kupfer Electricität auf die früher schon angegebene Weise hervorgehe. Aber de la Rive bemerkt, die Berührung des Fingers und die Einwirkung der atmosphärischen Luft könne wohl auf die allerdings hervorgehende Berührungs- Electricität Einfluß haben, und seine Versuche, glaubt er, zeigen, daß in Hydrogengas der voltaische Versuch nicht gelinge. Da de la Rive die Berührung der Hand an den Metallen vermeiden wollte, so bediente er sich einer hölzernen Zange, also eines, da diese nicht feucht sein durfte, sehr unvollkommenen Leiters, und hierin lag wohl die Ursache, warum er eine schwache oder gar keine Electricität bei der Berührung der beiden Metalle erhielt. Pfaff und Becquerel haben eben die Versuche so angestellt, daß weder die Hand noch die atmosphärische Luft einwirken konnte, und haben dennoch am Condensator eben die Anzeigen von Electricität erhal- ten, die Ihnen schon bekannt sind. Becquerel nämlich be- diente sich eines Condensators, dessen eine Platte sorgfältig ver- goldet war, so daß hier Gold statt des Kupfers angewandt wurde; die zweite Condensatorplatte bestand zwar aus Zink, sie war aber der Einwirkung der Luft und der feuchten Hand dadurch entzogen, daß sie an allen Seiten vollkommen mit Firniß überdeckt war, und nicht sie, sondern nur ein an sie angelöthetes Platinstäbchen berührt wurde. Hier waren also Gold und Platin die beiden Me- talle, die bei der Ladung des Condensators berührt wurden, -- beides Metalle, die gewiß der Oxydation so wenig ausgesetzt sind, daß niemand ihrer Oxydation während der Berührung die Wir- kungen zuschreiben wird, die sich hier darbieten. Und dennoch erhielt hier die vergoldete Condensatorplatte eine negative Ladung, wenn man, während die Zinkplatte sich auf der untern Conden-
Einwirkung als der erſte Urſprung aller hier vorkommenden Er- folge anzuſehen ſei. Unter allen, die ſich fuͤr dieſe Anſicht zu erklaͤ- ren geneigt waren, iſt wohl niemand weiter gegangen als de la Rive, welcher geneigt iſt, ſelbſt den voltaiſchen Fundamental- verſuch als von chemiſchen Bedingungen abhaͤngend anzuſehen. Parrots Einwuͤrfe, die auf der Meinung beruhen, daß dieſer Fundamentalverſuch uͤberhaupt nicht eine eigenthuͤmliche Ent- ſtehungs-Art der Electricitaͤt nachweiſe, uͤbergehe ich, da es jetzt nicht mehr moͤglich iſt, irgend noch daran zu zweifeln, daß bei trockner Beruͤhrung von Zink und Kupfer Electricitaͤt auf die fruͤher ſchon angegebene Weiſe hervorgehe. Aber de la Rive bemerkt, die Beruͤhrung des Fingers und die Einwirkung der atmoſphaͤriſchen Luft koͤnne wohl auf die allerdings hervorgehende Beruͤhrungs- Electricitaͤt Einfluß haben, und ſeine Verſuche, glaubt er, zeigen, daß in Hydrogengas der voltaiſche Verſuch nicht gelinge. Da de la Rive die Beruͤhrung der Hand an den Metallen vermeiden wollte, ſo bediente er ſich einer hoͤlzernen Zange, alſo eines, da dieſe nicht feucht ſein durfte, ſehr unvollkommenen Leiters, und hierin lag wohl die Urſache, warum er eine ſchwache oder gar keine Electricitaͤt bei der Beruͤhrung der beiden Metalle erhielt. Pfaff und Becquerel haben eben die Verſuche ſo angeſtellt, daß weder die Hand noch die atmoſphaͤriſche Luft einwirken konnte, und haben dennoch am Condenſator eben die Anzeigen von Electricitaͤt erhal- ten, die Ihnen ſchon bekannt ſind. Becquerel naͤmlich be- diente ſich eines Condenſators, deſſen eine Platte ſorgfaͤltig ver- goldet war, ſo daß hier Gold ſtatt des Kupfers angewandt wurde; die zweite Condenſatorplatte beſtand zwar aus Zink, ſie war aber der Einwirkung der Luft und der feuchten Hand dadurch entzogen, daß ſie an allen Seiten vollkommen mit Firniß uͤberdeckt war, und nicht ſie, ſondern nur ein an ſie angeloͤthetes Platinſtaͤbchen beruͤhrt wurde. Hier waren alſo Gold und Platin die beiden Me- talle, die bei der Ladung des Condenſators beruͤhrt wurden, — beides Metalle, die gewiß der Oxydation ſo wenig ausgeſetzt ſind, daß niemand ihrer Oxydation waͤhrend der Beruͤhrung die Wir- kungen zuſchreiben wird, die ſich hier darbieten. Und dennoch erhielt hier die vergoldete Condenſatorplatte eine negative Ladung, wenn man, waͤhrend die Zinkplatte ſich auf der untern Conden-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0396"n="382"/>
Einwirkung als der erſte Urſprung aller hier vorkommenden Er-<lb/>
folge anzuſehen ſei. Unter allen, die ſich fuͤr dieſe Anſicht zu erklaͤ-<lb/>
ren geneigt waren, iſt wohl niemand weiter gegangen als <hirendition="#g">de la<lb/>
Rive</hi>, welcher geneigt iſt, ſelbſt den voltaiſchen Fundamental-<lb/>
verſuch als von chemiſchen Bedingungen abhaͤngend anzuſehen.<lb/><hirendition="#g">Parrots</hi> Einwuͤrfe, die auf der Meinung beruhen, daß dieſer<lb/>
Fundamentalverſuch uͤberhaupt nicht eine eigenthuͤmliche Ent-<lb/>ſtehungs-Art der Electricitaͤt nachweiſe, uͤbergehe ich, da es jetzt<lb/>
nicht mehr moͤglich iſt, irgend noch daran zu zweifeln, daß bei<lb/>
trockner Beruͤhrung von Zink und Kupfer Electricitaͤt auf die fruͤher<lb/>ſchon angegebene Weiſe hervorgehe. Aber <hirendition="#g">de la Rive</hi> bemerkt,<lb/>
die Beruͤhrung des Fingers und die Einwirkung der atmoſphaͤriſchen<lb/>
Luft koͤnne wohl auf die allerdings hervorgehende Beruͤhrungs-<lb/>
Electricitaͤt Einfluß haben, und ſeine Verſuche, glaubt er, zeigen,<lb/>
daß in Hydrogengas der voltaiſche Verſuch nicht gelinge. Da <hirendition="#g">de<lb/>
la Rive</hi> die Beruͤhrung der Hand an den Metallen vermeiden<lb/>
wollte, ſo bediente er ſich einer hoͤlzernen Zange, alſo eines, da<lb/>
dieſe nicht feucht ſein durfte, ſehr unvollkommenen Leiters, und<lb/>
hierin lag wohl die Urſache, warum er eine ſchwache oder gar keine<lb/>
Electricitaͤt bei der Beruͤhrung der beiden Metalle erhielt. <hirendition="#g">Pfaff</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Becquerel</hi> haben eben die Verſuche ſo angeſtellt, daß weder<lb/>
die Hand noch die atmoſphaͤriſche Luft einwirken konnte, und haben<lb/>
dennoch am Condenſator eben die Anzeigen von Electricitaͤt erhal-<lb/>
ten, die Ihnen ſchon bekannt ſind. <hirendition="#g">Becquerel</hi> naͤmlich be-<lb/>
diente ſich eines Condenſators, deſſen eine Platte ſorgfaͤltig ver-<lb/>
goldet war, ſo daß hier Gold ſtatt des Kupfers angewandt wurde;<lb/>
die zweite Condenſatorplatte beſtand zwar aus Zink, ſie war aber<lb/>
der Einwirkung der Luft und der feuchten Hand dadurch entzogen,<lb/>
daß ſie an allen Seiten vollkommen mit Firniß uͤberdeckt war,<lb/>
und nicht ſie, ſondern nur ein an ſie angeloͤthetes Platinſtaͤbchen<lb/>
beruͤhrt wurde. Hier waren alſo Gold und Platin die beiden Me-<lb/>
talle, die bei der Ladung des Condenſators beruͤhrt wurden, —<lb/>
beides Metalle, die gewiß der Oxydation ſo wenig ausgeſetzt ſind,<lb/>
daß niemand ihrer Oxydation waͤhrend der Beruͤhrung die Wir-<lb/>
kungen zuſchreiben wird, die ſich hier darbieten. Und dennoch<lb/>
erhielt hier die vergoldete Condenſatorplatte eine negative Ladung,<lb/>
wenn man, waͤhrend die Zinkplatte ſich auf der untern Conden-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[382/0396]
Einwirkung als der erſte Urſprung aller hier vorkommenden Er-
folge anzuſehen ſei. Unter allen, die ſich fuͤr dieſe Anſicht zu erklaͤ-
ren geneigt waren, iſt wohl niemand weiter gegangen als de la
Rive, welcher geneigt iſt, ſelbſt den voltaiſchen Fundamental-
verſuch als von chemiſchen Bedingungen abhaͤngend anzuſehen.
Parrots Einwuͤrfe, die auf der Meinung beruhen, daß dieſer
Fundamentalverſuch uͤberhaupt nicht eine eigenthuͤmliche Ent-
ſtehungs-Art der Electricitaͤt nachweiſe, uͤbergehe ich, da es jetzt
nicht mehr moͤglich iſt, irgend noch daran zu zweifeln, daß bei
trockner Beruͤhrung von Zink und Kupfer Electricitaͤt auf die fruͤher
ſchon angegebene Weiſe hervorgehe. Aber de la Rive bemerkt,
die Beruͤhrung des Fingers und die Einwirkung der atmoſphaͤriſchen
Luft koͤnne wohl auf die allerdings hervorgehende Beruͤhrungs-
Electricitaͤt Einfluß haben, und ſeine Verſuche, glaubt er, zeigen,
daß in Hydrogengas der voltaiſche Verſuch nicht gelinge. Da de
la Rive die Beruͤhrung der Hand an den Metallen vermeiden
wollte, ſo bediente er ſich einer hoͤlzernen Zange, alſo eines, da
dieſe nicht feucht ſein durfte, ſehr unvollkommenen Leiters, und
hierin lag wohl die Urſache, warum er eine ſchwache oder gar keine
Electricitaͤt bei der Beruͤhrung der beiden Metalle erhielt. Pfaff
und Becquerel haben eben die Verſuche ſo angeſtellt, daß weder
die Hand noch die atmoſphaͤriſche Luft einwirken konnte, und haben
dennoch am Condenſator eben die Anzeigen von Electricitaͤt erhal-
ten, die Ihnen ſchon bekannt ſind. Becquerel naͤmlich be-
diente ſich eines Condenſators, deſſen eine Platte ſorgfaͤltig ver-
goldet war, ſo daß hier Gold ſtatt des Kupfers angewandt wurde;
die zweite Condenſatorplatte beſtand zwar aus Zink, ſie war aber
der Einwirkung der Luft und der feuchten Hand dadurch entzogen,
daß ſie an allen Seiten vollkommen mit Firniß uͤberdeckt war,
und nicht ſie, ſondern nur ein an ſie angeloͤthetes Platinſtaͤbchen
beruͤhrt wurde. Hier waren alſo Gold und Platin die beiden Me-
talle, die bei der Ladung des Condenſators beruͤhrt wurden, —
beides Metalle, die gewiß der Oxydation ſo wenig ausgeſetzt ſind,
daß niemand ihrer Oxydation waͤhrend der Beruͤhrung die Wir-
kungen zuſchreiben wird, die ſich hier darbieten. Und dennoch
erhielt hier die vergoldete Condenſatorplatte eine negative Ladung,
wenn man, waͤhrend die Zinkplatte ſich auf der untern Conden-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/396>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.