und den positiven Drath nicht weit vom Rande des Gefäßes grade zur Berührung mit dem Quecksilber gebracht, so zieht dies sich zu- rück, um seine gewöhnliche convexe Gestalt anzunehmen, und da es dann nicht mehr in Berührung mit dem positiven Drathe bleibt, so entsteht das Bestreben, wieder zur abgeflachten Form zurückzu- kehren, dadurch aber eine neue Berührung und ein wechselndes Ausdehnen und Zusammenziehen.
Daß bei der Schließung, wo nur der negative Drath bis in das Quecksilber reicht, das Quecksilber ganz unoxydirt bleibt, ver- steht sich von selbst, weil dann die ganze Quecksilbermasse den ne- gativen Pol darstellt, von welchem das Oxygen fortgetrieben wird. Auch daß aus der Kalilauge sich Kaliummetall reduciren und mit dem Quecksilber amalgamiren kann, ist nicht unerwartet, da bei entstehender Zersetzung des Kali offenbar das reine Metall dem negativen Pole zu geht. Aber worauf diese Strömungen beruhen, erhellt daraus nicht.
Läßt man gleich zu Anfang den positiven Drath in das Quecksilber eintauchen und den negativen sich in der Flüssigkeit endigen, so wird, wenn das Quecksilber sich unter einer Kali- Auflösung befindet, die Oberfläche des Quecksilbers sogleich gelb und sehr bald dunkelbraun; sobald man aber den positiven Drath aus dem Quecksilber bis in die Flüssigkeit hervorzieht und dagegen den negativen Drath in das Quecksilber eintaucht, so verschwindet bei einer stark wirkenden Säule sehr schnell diese Haut und das Quecksilber nimmt seinen Spiegelglanz wieder an, und auch dabei ändert sich die convexe Form des Quecksilbers im Augenblicke des Verschwindens des Oxydes.
Nobili bemerkt, daß, wenn beide Dräthe sich oberhalb des Quecksilbers in der Flüssigkeit endigen, sich den Dräthen gegenüber Bewegungen zeigen, die eben solche Figuren darstellen, wie man sie farbig hervorgebracht auf den festen Metallplatten sieht, wenn man ihnen gegenüber durch feine Dräthe die Schließung bewirkt. Diese Bewegungen habe ich nicht deutlich wahrnehmen können; dagegen scheint zuweilen, wenn der negative Drath sich oberhalb des Quecksilbers befindet, unter diesem ein mit verschiedenen Farben schillender Ring in der auf dem Quecksilber entstehenden Haut her- vorzugehen.
und den poſitiven Drath nicht weit vom Rande des Gefaͤßes grade zur Beruͤhrung mit dem Queckſilber gebracht, ſo zieht dies ſich zu- ruͤck, um ſeine gewoͤhnliche convexe Geſtalt anzunehmen, und da es dann nicht mehr in Beruͤhrung mit dem poſitiven Drathe bleibt, ſo entſteht das Beſtreben, wieder zur abgeflachten Form zuruͤckzu- kehren, dadurch aber eine neue Beruͤhrung und ein wechſelndes Ausdehnen und Zuſammenziehen.
Daß bei der Schließung, wo nur der negative Drath bis in das Queckſilber reicht, das Queckſilber ganz unoxydirt bleibt, ver- ſteht ſich von ſelbſt, weil dann die ganze Queckſilbermaſſe den ne- gativen Pol darſtellt, von welchem das Oxygen fortgetrieben wird. Auch daß aus der Kalilauge ſich Kaliummetall reduciren und mit dem Queckſilber amalgamiren kann, iſt nicht unerwartet, da bei entſtehender Zerſetzung des Kali offenbar das reine Metall dem negativen Pole zu geht. Aber worauf dieſe Stroͤmungen beruhen, erhellt daraus nicht.
Laͤßt man gleich zu Anfang den poſitiven Drath in das Queckſilber eintauchen und den negativen ſich in der Fluͤſſigkeit endigen, ſo wird, wenn das Queckſilber ſich unter einer Kali- Aufloͤſung befindet, die Oberflaͤche des Queckſilbers ſogleich gelb und ſehr bald dunkelbraun; ſobald man aber den poſitiven Drath aus dem Queckſilber bis in die Fluͤſſigkeit hervorzieht und dagegen den negativen Drath in das Queckſilber eintaucht, ſo verſchwindet bei einer ſtark wirkenden Saͤule ſehr ſchnell dieſe Haut und das Queckſilber nimmt ſeinen Spiegelglanz wieder an, und auch dabei aͤndert ſich die convexe Form des Queckſilbers im Augenblicke des Verſchwindens des Oxydes.
Nobili bemerkt, daß, wenn beide Draͤthe ſich oberhalb des Queckſilbers in der Fluͤſſigkeit endigen, ſich den Draͤthen gegenuͤber Bewegungen zeigen, die eben ſolche Figuren darſtellen, wie man ſie farbig hervorgebracht auf den feſten Metallplatten ſieht, wenn man ihnen gegenuͤber durch feine Draͤthe die Schließung bewirkt. Dieſe Bewegungen habe ich nicht deutlich wahrnehmen koͤnnen; dagegen ſcheint zuweilen, wenn der negative Drath ſich oberhalb des Queckſilbers befindet, unter dieſem ein mit verſchiedenen Farben ſchillender Ring in der auf dem Queckſilber entſtehenden Haut her- vorzugehen.
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[406/0420]
und den poſitiven Drath nicht weit vom Rande des Gefaͤßes grade
zur Beruͤhrung mit dem Queckſilber gebracht, ſo zieht dies ſich zu-
ruͤck, um ſeine gewoͤhnliche convexe Geſtalt anzunehmen, und da es
dann nicht mehr in Beruͤhrung mit dem poſitiven Drathe bleibt,
ſo entſteht das Beſtreben, wieder zur abgeflachten Form zuruͤckzu-
kehren, dadurch aber eine neue Beruͤhrung und ein wechſelndes
Ausdehnen und Zuſammenziehen.
Daß bei der Schließung, wo nur der negative Drath bis in
das Queckſilber reicht, das Queckſilber ganz unoxydirt bleibt, ver-
ſteht ſich von ſelbſt, weil dann die ganze Queckſilbermaſſe den ne-
gativen Pol darſtellt, von welchem das Oxygen fortgetrieben wird.
Auch daß aus der Kalilauge ſich Kaliummetall reduciren und mit
dem Queckſilber amalgamiren kann, iſt nicht unerwartet, da bei
entſtehender Zerſetzung des Kali offenbar das reine Metall dem
negativen Pole zu geht. Aber worauf dieſe Stroͤmungen beruhen,
erhellt daraus nicht.
Laͤßt man gleich zu Anfang den poſitiven Drath in das
Queckſilber eintauchen und den negativen ſich in der Fluͤſſigkeit
endigen, ſo wird, wenn das Queckſilber ſich unter einer Kali-
Aufloͤſung befindet, die Oberflaͤche des Queckſilbers ſogleich gelb
und ſehr bald dunkelbraun; ſobald man aber den poſitiven Drath
aus dem Queckſilber bis in die Fluͤſſigkeit hervorzieht und dagegen
den negativen Drath in das Queckſilber eintaucht, ſo verſchwindet
bei einer ſtark wirkenden Saͤule ſehr ſchnell dieſe Haut und das
Queckſilber nimmt ſeinen Spiegelglanz wieder an, und auch dabei
aͤndert ſich die convexe Form des Queckſilbers im Augenblicke des
Verſchwindens des Oxydes.
Nobili bemerkt, daß, wenn beide Draͤthe ſich oberhalb des
Queckſilbers in der Fluͤſſigkeit endigen, ſich den Draͤthen gegenuͤber
Bewegungen zeigen, die eben ſolche Figuren darſtellen, wie man
ſie farbig hervorgebracht auf den feſten Metallplatten ſieht, wenn
man ihnen gegenuͤber durch feine Draͤthe die Schließung bewirkt.
Dieſe Bewegungen habe ich nicht deutlich wahrnehmen koͤnnen;
dagegen ſcheint zuweilen, wenn der negative Drath ſich oberhalb
des Queckſilbers befindet, unter dieſem ein mit verſchiedenen Farben
ſchillender Ring in der auf dem Queckſilber entſtehenden Haut her-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/420>, abgerufen am 21.11.2024.
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