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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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zur Berührung des Poles N, und nun vergrößert sich die Abstoßung
des Nordpoles bedeutend, beinahe so als wenn der Nordpol des
Magnetes nach D gerückt wäre. Der Grund ist einleuchtend, es
wird nämlich D zu einem Nordpole, der, wenn er auch nicht so
stark als N selbst ist, doch seiner Nähe wegen stark abstoßend auf
die Nadel wirkt.

Hat man wieder die Nadel AB durch den angenäherten Nord-
pol N in die Lage ab gebracht, und legt nun den Eisenstab EF,
so wie Fig. 136. zeigt, an den Magnet, so kehrt die Nadel etwas
näher zu der Stellung AB zurück, weil E ein Südpol geworden
ist, der auf ab eine entgegengesetzte Wirkung hervorbringt.

Wenn man an dem von der Nadel am meisten entfernten
Pole des Magnetes N (Fig. 137.) eine Stange weiches Eisen
GH anbringt, so verstärkt sich die Wirkung des der Nadel zuge-
kehrten Poles; ward also A vom Südpole S angezogen, so wird,
wenn das lange Eisen GH angebracht ist, die Nadel noch mehr
ihre Richtung ändern. Offenbar deswegen, weil der Nordpol N
doch etwas abstoßend auf a wirkte, diese Kraft aber nun durch den
an N hervorgebrachten Südpol G aufgehoben, S also in seiner
Wirkung gestärkt wird.

Aehnliche Wirkungen zeigen sich auch auf die an einem Ma-
gnete hängenden Körper. Hängt (Fig. 138.) an dem Pole N des
Magnetes ein Eisen E und man bringt ein Eisen AB von bedeu-
tender Größe mit N in Berührung, so fällt E herab, weil der bei
A entstehende Südpol, wenn N ein Nordpol ist, auf den in dem
obern Puncte von E entstandenen Südpol abstoßend wirkt und E
also zwei widerstreitenden Kräften unterworfen ist, die in den mei-
sten Fällen sich hinreichend aufheben werden, um der Einwirkung
der Schwere auf E nicht mehr zu widerstehen. Auf ähnliche Weise
macht man den Pol eines Magnetes kraftlos, indem man eines
stärkern Magnetes gleichnamigen Pol nähert. Der schwächere
Magnet läßt dann die Eisenfeile fallen, die an ihm hing.



zur Beruͤhrung des Poles N, und nun vergroͤßert ſich die Abſtoßung
des Nordpoles bedeutend, beinahe ſo als wenn der Nordpol des
Magnetes nach D geruͤckt waͤre. Der Grund iſt einleuchtend, es
wird naͤmlich D zu einem Nordpole, der, wenn er auch nicht ſo
ſtark als N ſelbſt iſt, doch ſeiner Naͤhe wegen ſtark abſtoßend auf
die Nadel wirkt.

Hat man wieder die Nadel AB durch den angenaͤherten Nord-
pol N in die Lage ab gebracht, und legt nun den Eiſenſtab EF,
ſo wie Fig. 136. zeigt, an den Magnet, ſo kehrt die Nadel etwas
naͤher zu der Stellung AB zuruͤck, weil E ein Suͤdpol geworden
iſt, der auf ab eine entgegengeſetzte Wirkung hervorbringt.

Wenn man an dem von der Nadel am meiſten entfernten
Pole des Magnetes N (Fig. 137.) eine Stange weiches Eiſen
GH anbringt, ſo verſtaͤrkt ſich die Wirkung des der Nadel zuge-
kehrten Poles; ward alſo A vom Suͤdpole S angezogen, ſo wird,
wenn das lange Eiſen GH angebracht iſt, die Nadel noch mehr
ihre Richtung aͤndern. Offenbar deswegen, weil der Nordpol N
doch etwas abſtoßend auf a wirkte, dieſe Kraft aber nun durch den
an N hervorgebrachten Suͤdpol G aufgehoben, S alſo in ſeiner
Wirkung geſtaͤrkt wird.

Aehnliche Wirkungen zeigen ſich auch auf die an einem Ma-
gnete haͤngenden Koͤrper. Haͤngt (Fig. 138.) an dem Pole N des
Magnetes ein Eiſen E und man bringt ein Eiſen AB von bedeu-
tender Groͤße mit N in Beruͤhrung, ſo faͤllt E herab, weil der bei
A entſtehende Suͤdpol, wenn N ein Nordpol iſt, auf den in dem
obern Puncte von E entſtandenen Suͤdpol abſtoßend wirkt und E
alſo zwei widerſtreitenden Kraͤften unterworfen iſt, die in den mei-
ſten Faͤllen ſich hinreichend aufheben werden, um der Einwirkung
der Schwere auf E nicht mehr zu widerſtehen. Auf aͤhnliche Weiſe
macht man den Pol eines Magnetes kraftlos, indem man eines
ſtaͤrkern Magnetes gleichnamigen Pol naͤhert. Der ſchwaͤchere
Magnet laͤßt dann die Eiſenfeile fallen, die an ihm hing.



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[426/0440] zur Beruͤhrung des Poles N, und nun vergroͤßert ſich die Abſtoßung des Nordpoles bedeutend, beinahe ſo als wenn der Nordpol des Magnetes nach D geruͤckt waͤre. Der Grund iſt einleuchtend, es wird naͤmlich D zu einem Nordpole, der, wenn er auch nicht ſo ſtark als N ſelbſt iſt, doch ſeiner Naͤhe wegen ſtark abſtoßend auf die Nadel wirkt. Hat man wieder die Nadel AB durch den angenaͤherten Nord- pol N in die Lage ab gebracht, und legt nun den Eiſenſtab EF, ſo wie Fig. 136. zeigt, an den Magnet, ſo kehrt die Nadel etwas naͤher zu der Stellung AB zuruͤck, weil E ein Suͤdpol geworden iſt, der auf ab eine entgegengeſetzte Wirkung hervorbringt. Wenn man an dem von der Nadel am meiſten entfernten Pole des Magnetes N (Fig. 137.) eine Stange weiches Eiſen GH anbringt, ſo verſtaͤrkt ſich die Wirkung des der Nadel zuge- kehrten Poles; ward alſo A vom Suͤdpole S angezogen, ſo wird, wenn das lange Eiſen GH angebracht iſt, die Nadel noch mehr ihre Richtung aͤndern. Offenbar deswegen, weil der Nordpol N doch etwas abſtoßend auf a wirkte, dieſe Kraft aber nun durch den an N hervorgebrachten Suͤdpol G aufgehoben, S alſo in ſeiner Wirkung geſtaͤrkt wird. Aehnliche Wirkungen zeigen ſich auch auf die an einem Ma- gnete haͤngenden Koͤrper. Haͤngt (Fig. 138.) an dem Pole N des Magnetes ein Eiſen E und man bringt ein Eiſen AB von bedeu- tender Groͤße mit N in Beruͤhrung, ſo faͤllt E herab, weil der bei A entſtehende Suͤdpol, wenn N ein Nordpol iſt, auf den in dem obern Puncte von E entſtandenen Suͤdpol abſtoßend wirkt und E alſo zwei widerſtreitenden Kraͤften unterworfen iſt, die in den mei- ſten Faͤllen ſich hinreichend aufheben werden, um der Einwirkung der Schwere auf E nicht mehr zu widerſtehen. Auf aͤhnliche Weiſe macht man den Pol eines Magnetes kraftlos, indem man eines ſtaͤrkern Magnetes gleichnamigen Pol naͤhert. Der ſchwaͤchere Magnet laͤßt dann die Eiſenfeile fallen, die an ihm hing.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/440>, abgerufen am 22.11.2024.