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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Nord-America liegt, aus *), durchläuft in beinahe südlicher, nur
etwas östlicher, Richtung das nördliche America, geht dann nach
Brasilien, von dem sie nur den kleinern Theil als östlich liegend
abschneidet, und geht dann gegen den Südpol zu in unzugängliche
Gegenden. Die zweite Linie ohne Abweichung, die ich von Süden
nach Norden verfolgen will, kömmt ziemlich eben so von dem unter
Neuholland liegenden magnetischen Südpole her, wie jene vom
einen Nordpole; sie geht dann (freilich zum Theil schlecht bestimmt,
wegen Mangel an Beobachtungen,) grade nordwärts bis in die
Gegend von Celebes, bildet aber hier, wie Hansteen aus den
Beobachtungen herleitet, eine Reihe von Krümmungen, zuerst
westlich nach Borneo, dann nördlich, ferner westlich und dann
südlich durch Sumatra, westlich und dann nördlich durch Ceylon,
hierauf nordöstlich durch China, nördlich und etwas westlich in das
nördlichste Sibirien, abermals westlich, dann südlich durch Irkutzk,
westlich im vierzigsten Breitengrade, nordwestlich gegen Archan-
gelsk und weiter dem Pole zu **). Europa und Africa nebst den
benachbarten Meeren und den benachbarten Theilen Asiens und
America's, so weit sie zwischen jenen beiden Linien liegen, haben
westliche Abweichung; diejenigen Gegenden aber, welche jenseits
jener Linien, auf der Erdkugel ungefähr Europa gegenüber bei
Kamtschatka und von da südwärts, liegen und zugleich die, welche
im nördlichsten Sibirien liegen u. s. w. haben östliche Abweichung.

Gehen wir von der uns westlich liegenden Linie ohne Abwei-
chung aus, so gehen die Linien gleicher Abweichung für 5°,
10°, 15°, westlicher Abweichung beinahe mit ihr gleichlaufend;
und eben das gilt für die westlich von Archangelsk und Casan
liegenden Linien gleicher Abweichung, wo diese nicht über 15°

*) Vergl. die Charte Taf. V.
**) Diese Linie ist in ihren einzelnen Krümmungen noch nicht sehr
genau bestimmt, überdies habe ich (Tafel V.) zum Theil die ältern
Beobachtungen nach Hansteen und die neuern nach Erman ver-
einigt zum Grunde legen müssen, was allerdings fehlerhaft ist.
Dieses Zusammenfügen ungleichzeitiger Beobachtungen ist auch bei
den übrigen isogonischen Linien als ein Fehler anzusehen, den man aber
nicht wohl vermeiden kann, wenn man einen Ueberblick über das Ganze
zu geben wünscht.

Nord-America liegt, aus *), durchlaͤuft in beinahe ſuͤdlicher, nur
etwas oͤſtlicher, Richtung das noͤrdliche America, geht dann nach
Braſilien, von dem ſie nur den kleinern Theil als oͤſtlich liegend
abſchneidet, und geht dann gegen den Suͤdpol zu in unzugaͤngliche
Gegenden. Die zweite Linie ohne Abweichung, die ich von Suͤden
nach Norden verfolgen will, koͤmmt ziemlich eben ſo von dem unter
Neuholland liegenden magnetiſchen Suͤdpole her, wie jene vom
einen Nordpole; ſie geht dann (freilich zum Theil ſchlecht beſtimmt,
wegen Mangel an Beobachtungen,) grade nordwaͤrts bis in die
Gegend von Celebes, bildet aber hier, wie Hanſteen aus den
Beobachtungen herleitet, eine Reihe von Kruͤmmungen, zuerſt
weſtlich nach Borneo, dann noͤrdlich, ferner weſtlich und dann
ſuͤdlich durch Sumatra, weſtlich und dann noͤrdlich durch Ceylon,
hierauf nordoͤſtlich durch China, noͤrdlich und etwas weſtlich in das
noͤrdlichſte Sibirien, abermals weſtlich, dann ſuͤdlich durch Irkutzk,
weſtlich im vierzigſten Breitengrade, nordweſtlich gegen Archan-
gelsk und weiter dem Pole zu **). Europa und Africa nebſt den
benachbarten Meeren und den benachbarten Theilen Aſiens und
America's, ſo weit ſie zwiſchen jenen beiden Linien liegen, haben
weſtliche Abweichung; diejenigen Gegenden aber, welche jenſeits
jener Linien, auf der Erdkugel ungefaͤhr Europa gegenuͤber bei
Kamtſchatka und von da ſuͤdwaͤrts, liegen und zugleich die, welche
im noͤrdlichſten Sibirien liegen u. ſ. w. haben oͤſtliche Abweichung.

Gehen wir von der uns weſtlich liegenden Linie ohne Abwei-
chung aus, ſo gehen die Linien gleicher Abweichung fuͤr 5°,
10°, 15°, weſtlicher Abweichung beinahe mit ihr gleichlaufend;
und eben das gilt fuͤr die weſtlich von Archangelsk und Caſan
liegenden Linien gleicher Abweichung, wo dieſe nicht uͤber 15°

*) Vergl. die Charte Taf. V.
**) Dieſe Linie iſt in ihren einzelnen Kruͤmmungen noch nicht ſehr
genau beſtimmt, uͤberdies habe ich (Tafel V.) zum Theil die aͤltern
Beobachtungen nach Hanſteen und die neuern nach Erman ver-
einigt zum Grunde legen muͤſſen, was allerdings fehlerhaft iſt.
Dieſes Zuſammenfuͤgen ungleichzeitiger Beobachtungen iſt auch bei
den uͤbrigen iſogoniſchen Linien als ein Fehler anzuſehen, den man aber
nicht wohl vermeiden kann, wenn man einen Ueberblick uͤber das Ganze
zu geben wuͤnſcht.
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[437/0451] Nord-America liegt, aus *), durchlaͤuft in beinahe ſuͤdlicher, nur etwas oͤſtlicher, Richtung das noͤrdliche America, geht dann nach Braſilien, von dem ſie nur den kleinern Theil als oͤſtlich liegend abſchneidet, und geht dann gegen den Suͤdpol zu in unzugaͤngliche Gegenden. Die zweite Linie ohne Abweichung, die ich von Suͤden nach Norden verfolgen will, koͤmmt ziemlich eben ſo von dem unter Neuholland liegenden magnetiſchen Suͤdpole her, wie jene vom einen Nordpole; ſie geht dann (freilich zum Theil ſchlecht beſtimmt, wegen Mangel an Beobachtungen,) grade nordwaͤrts bis in die Gegend von Celebes, bildet aber hier, wie Hanſteen aus den Beobachtungen herleitet, eine Reihe von Kruͤmmungen, zuerſt weſtlich nach Borneo, dann noͤrdlich, ferner weſtlich und dann ſuͤdlich durch Sumatra, weſtlich und dann noͤrdlich durch Ceylon, hierauf nordoͤſtlich durch China, noͤrdlich und etwas weſtlich in das noͤrdlichſte Sibirien, abermals weſtlich, dann ſuͤdlich durch Irkutzk, weſtlich im vierzigſten Breitengrade, nordweſtlich gegen Archan- gelsk und weiter dem Pole zu **). Europa und Africa nebſt den benachbarten Meeren und den benachbarten Theilen Aſiens und America's, ſo weit ſie zwiſchen jenen beiden Linien liegen, haben weſtliche Abweichung; diejenigen Gegenden aber, welche jenſeits jener Linien, auf der Erdkugel ungefaͤhr Europa gegenuͤber bei Kamtſchatka und von da ſuͤdwaͤrts, liegen und zugleich die, welche im noͤrdlichſten Sibirien liegen u. ſ. w. haben oͤſtliche Abweichung. Gehen wir von der uns weſtlich liegenden Linie ohne Abwei- chung aus, ſo gehen die Linien gleicher Abweichung fuͤr 5°, 10°, 15°, weſtlicher Abweichung beinahe mit ihr gleichlaufend; und eben das gilt fuͤr die weſtlich von Archangelsk und Caſan liegenden Linien gleicher Abweichung, wo dieſe nicht uͤber 15° *) Vergl. die Charte Taf. V. **) Dieſe Linie iſt in ihren einzelnen Kruͤmmungen noch nicht ſehr genau beſtimmt, uͤberdies habe ich (Tafel V.) zum Theil die aͤltern Beobachtungen nach Hanſteen und die neuern nach Erman ver- einigt zum Grunde legen muͤſſen, was allerdings fehlerhaft iſt. Dieſes Zuſammenfuͤgen ungleichzeitiger Beobachtungen iſt auch bei den uͤbrigen iſogoniſchen Linien als ein Fehler anzuſehen, den man aber nicht wohl vermeiden kann, wenn man einen Ueberblick uͤber das Ganze zu geben wuͤnſcht.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/451>, abgerufen am 22.11.2024.