gnets. So lange nun die eiserne Kugel sich oberhalb dieser Ebne befindet, wird der Südpol der Nadel gegen sie angezogen; befindet sich der Mittelpunct der Kugel in dieser Ebne, so ist keine Anzie- hung merklich; senkt man die Kugel unter diese Ebne, so wird der Nordpol gegen sie angezogen. Diese Erscheinungen finden bei weichem Eisen unbedingt statt, wenn die Eisenmasse nicht in allzu große Nähe zu einem Pole der Nadel heran kömmt. Bei einem auch nur wenig verstahlten und gehärteten Eisen ist dagegen ein so bestimmtes Hervorgehen des der Lage entsprechenden magneti- schen Zustandes unsicher, und es ist überdies leicht der Fall, daß der angewandte Körper selbst etwas magnetisch ist; daher ist Guß- Eisen am besten zu diesem Versuche.
Das weiche Eisen zeigt sich hier selbst als Magnet, indem der untere Theil der Masse nordpolarisch wirkt, der obere südpolarisch, und beide Theile in der Mitte des Körpers durch eine Ebne senk- recht auf die Richtung der Neigungsnadel getrennt werden. Jeder eiserne Ofen bietet Ihnen Gelegenheit dar, selbst den Versuch an- zustellen, am besten, wenn er eine Seite hat, die nicht zu weit von der Richtung des magnetischen Meridians abweicht. ABCD sei diese Ebne (Fig. 150.), ich will annehmen, die Ostseite des Ofens, D in Norden, B in Süden. Nähert man nun aus der Ferne eine Magnetnadel horizontal gegen D, so wird der Südpol stark ange- zogen; geht man nach A fort, so dreht sich die Nadel und der Nordpol wird angezogen; etwas Aehnliches findet in allen obern und untern Puncten statt; aber wenn man die Nadel gegen die Mitte E zuführt und von da unter 23° geneigt, nach F oder G, so zeigt die Eisenmasse keine Einwirkung. Da man bei einer fest- stehenden Masse an zufällige Magnetisirung denken könnte, so ist es besser, den Versuch mit kleinern Massen zu wiederholen, wo sich immer zeigt, daß der obere Theil immer südpolarisch wirkt, der untere nordpolarisch, welcher Theil der Masse auch die obere Stelle einnehme. Bedient man sich eines eisernen Lineals oder einer eisernen Stange, so muß man (weil diese leicht durch Härtung fähig sein können, selbst magnetisch auf dauernde Weise zu werden,) sich vorher überzeugen, daß beide Enden ganz gleich wirken; ist das der Fall oder ist auch das Lineal vollkommen ungehärtet, so läßt sich der Versuch bequem so zeigen. Man legt das eine Ende
gnets. So lange nun die eiſerne Kugel ſich oberhalb dieſer Ebne befindet, wird der Suͤdpol der Nadel gegen ſie angezogen; befindet ſich der Mittelpunct der Kugel in dieſer Ebne, ſo iſt keine Anzie- hung merklich; ſenkt man die Kugel unter dieſe Ebne, ſo wird der Nordpol gegen ſie angezogen. Dieſe Erſcheinungen finden bei weichem Eiſen unbedingt ſtatt, wenn die Eiſenmaſſe nicht in allzu große Naͤhe zu einem Pole der Nadel heran koͤmmt. Bei einem auch nur wenig verſtahlten und gehaͤrteten Eiſen iſt dagegen ein ſo beſtimmtes Hervorgehen des der Lage entſprechenden magneti- ſchen Zuſtandes unſicher, und es iſt uͤberdies leicht der Fall, daß der angewandte Koͤrper ſelbſt etwas magnetiſch iſt; daher iſt Guß- Eiſen am beſten zu dieſem Verſuche.
Das weiche Eiſen zeigt ſich hier ſelbſt als Magnet, indem der untere Theil der Maſſe nordpolariſch wirkt, der obere ſuͤdpolariſch, und beide Theile in der Mitte des Koͤrpers durch eine Ebne ſenk- recht auf die Richtung der Neigungsnadel getrennt werden. Jeder eiſerne Ofen bietet Ihnen Gelegenheit dar, ſelbſt den Verſuch an- zuſtellen, am beſten, wenn er eine Seite hat, die nicht zu weit von der Richtung des magnetiſchen Meridians abweicht. ABCD ſei dieſe Ebne (Fig. 150.), ich will annehmen, die Oſtſeite des Ofens, D in Norden, B in Suͤden. Naͤhert man nun aus der Ferne eine Magnetnadel horizontal gegen D, ſo wird der Suͤdpol ſtark ange- zogen; geht man nach A fort, ſo dreht ſich die Nadel und der Nordpol wird angezogen; etwas Aehnliches findet in allen obern und untern Puncten ſtatt; aber wenn man die Nadel gegen die Mitte E zufuͤhrt und von da unter 23° geneigt, nach F oder G, ſo zeigt die Eiſenmaſſe keine Einwirkung. Da man bei einer feſt- ſtehenden Maſſe an zufaͤllige Magnetiſirung denken koͤnnte, ſo iſt es beſſer, den Verſuch mit kleinern Maſſen zu wiederholen, wo ſich immer zeigt, daß der obere Theil immer ſuͤdpolariſch wirkt, der untere nordpolariſch, welcher Theil der Maſſe auch die obere Stelle einnehme. Bedient man ſich eines eiſernen Lineals oder einer eiſernen Stange, ſo muß man (weil dieſe leicht durch Haͤrtung faͤhig ſein koͤnnen, ſelbſt magnetiſch auf dauernde Weiſe zu werden,) ſich vorher uͤberzeugen, daß beide Enden ganz gleich wirken; iſt das der Fall oder iſt auch das Lineal vollkommen ungehaͤrtet, ſo laͤßt ſich der Verſuch bequem ſo zeigen. Man legt das eine Ende
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der Nordpol gegen ſie angezogen. Dieſe Erſcheinungen finden bei
weichem Eiſen unbedingt ſtatt, wenn die Eiſenmaſſe nicht in allzu
große Naͤhe zu einem Pole der Nadel heran koͤmmt. Bei einem
auch nur wenig verſtahlten und gehaͤrteten Eiſen iſt dagegen ein
ſo beſtimmtes Hervorgehen des der Lage entſprechenden magneti-
ſchen Zuſtandes unſicher, und es iſt uͤberdies leicht der Fall, daß der
angewandte Koͤrper ſelbſt etwas magnetiſch iſt; daher iſt Guß-
Eiſen am beſten zu dieſem Verſuche.
Das weiche Eiſen zeigt ſich hier ſelbſt als Magnet, indem der
untere Theil der Maſſe nordpolariſch wirkt, der obere ſuͤdpolariſch,
und beide Theile in der Mitte des Koͤrpers durch eine Ebne ſenk-
recht auf die Richtung der Neigungsnadel getrennt werden. Jeder
eiſerne Ofen bietet Ihnen Gelegenheit dar, ſelbſt den Verſuch an-
zuſtellen, am beſten, wenn er eine Seite hat, die nicht zu weit von
der Richtung des magnetiſchen Meridians abweicht. ABCD ſei
dieſe Ebne (Fig. 150.), ich will annehmen, die Oſtſeite des Ofens,
D in Norden, B in Suͤden. Naͤhert man nun aus der Ferne eine
Magnetnadel horizontal gegen D, ſo wird der Suͤdpol ſtark ange-
zogen; geht man nach A fort, ſo dreht ſich die Nadel und der
Nordpol wird angezogen; etwas Aehnliches findet in allen obern
und untern Puncten ſtatt; aber wenn man die Nadel gegen die
Mitte E zufuͤhrt und von da unter 23° geneigt, nach F oder G,
ſo zeigt die Eiſenmaſſe keine Einwirkung. Da man bei einer feſt-
ſtehenden Maſſe an zufaͤllige Magnetiſirung denken koͤnnte, ſo iſt
es beſſer, den Verſuch mit kleinern Maſſen zu wiederholen, wo
ſich immer zeigt, daß der obere Theil immer ſuͤdpolariſch wirkt, der
untere nordpolariſch, welcher Theil der Maſſe auch die obere Stelle
einnehme. Bedient man ſich eines eiſernen Lineals oder einer
eiſernen Stange, ſo muß man (weil dieſe leicht durch Haͤrtung
faͤhig ſein koͤnnen, ſelbſt magnetiſch auf dauernde Weiſe zu werden,)
ſich vorher uͤberzeugen, daß beide Enden ganz gleich wirken; iſt
das der Fall oder iſt auch das Lineal vollkommen ungehaͤrtet, ſo
laͤßt ſich der Verſuch bequem ſo zeigen. Man legt das eine Ende
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/467>, abgerufen am 22.11.2024.
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