bis zum Rothglühen steigenden Hitze als den Wirkungen des Erd- magnetismus stärker unterworfen zeigt. Seebeck, der dieses sehr genau untersucht hat, fand eine vertical gehaltene weißglühende Eisenstange ohne alle Wirkung auf die Magnetnadel; aber als nahe an der Stelle, wo die Stange in der Mitte mit der Zange gehalten wurde, die Abkühlung anfing, zeigte sich der untere Theil des kurzen abgekühlten Stückes nordpolarisch, das obere südpolarisch; bei fortgehender Abkühlung rückten die Pole gegen die Enden zu, und erreichten das Ende, als das dunkelrothe Glühen nur noch schwach am Tageslichte sichtbar war. Diese polarische Wirkung der beiden Hälften des Eisens war, nachdem es in verticaler Stellung ge- halten sich abgekühlt hatte, stärker als vor dem Glühen.
Diese Versuche zeigen, daß die Disposition der einzelnen Theilchen zur Erlangung der Polarität unter dem Einfluß der Erde größer ist während solcher Erhitzung, die das Rothglühen nicht übersteigt, daß aber die Weißglühhitze, vielleicht weil sie das Metall dem flüssigen Zustande näher bringt, diese Anordnung der Theilchen nicht mehr gestattet.
Daß man wegen dieses Einflusses, der auch bei geringern Wärmegraden schon sehr merklich ist, Versuche über die Inten- sität der magnetischen Kraft der Erde nicht ohne Rücksicht auf die Temperatur der Nadel, deren Oscillationen man beobachtet, an- stellen darf, läßt sich leicht übersehen. Barlocci's Beobachtung, daß ein künstlicher Magnet, nachdem er dem Sonnenlichte aus- gesetzt gewesen, mehr Gewicht trage, bedarf noch mehrseitiger Prü- fung. Daß man die magnetische Kraft der Erde als auf gleiche Weise von der Wärme abhängig angesehn und daraus die täglichen Aenderungen der Richtung der Magnetnadel erklärt hat, ist schon angeführt worden *).
Das Nordlicht.
Ich habe vorhin die Nordlichter, als Störungen der Ma- gnetnadel hervorbringend, erwähnt, und muß daher bei dieser glän- zenden Natur-Erscheinung noch etwas länger verweilen. Schon
*) Hier müßte wohl auch die angebliche Magnetisirung durch den violetten Lichtstrahl am besten ihren Platz finden; aber die Versuche darüber scheinen mir noch allzu zweifelhaft, um davon zu reden.
bis zum Rothgluͤhen ſteigenden Hitze als den Wirkungen des Erd- magnetismus ſtaͤrker unterworfen zeigt. Seebeck, der dieſes ſehr genau unterſucht hat, fand eine vertical gehaltene weißgluͤhende Eiſenſtange ohne alle Wirkung auf die Magnetnadel; aber als nahe an der Stelle, wo die Stange in der Mitte mit der Zange gehalten wurde, die Abkuͤhlung anfing, zeigte ſich der untere Theil des kurzen abgekuͤhlten Stuͤckes nordpolariſch, das obere ſuͤdpolariſch; bei fortgehender Abkuͤhlung ruͤckten die Pole gegen die Enden zu, und erreichten das Ende, als das dunkelrothe Gluͤhen nur noch ſchwach am Tageslichte ſichtbar war. Dieſe polariſche Wirkung der beiden Haͤlften des Eiſens war, nachdem es in verticaler Stellung ge- halten ſich abgekuͤhlt hatte, ſtaͤrker als vor dem Gluͤhen.
Dieſe Verſuche zeigen, daß die Dispoſition der einzelnen Theilchen zur Erlangung der Polaritaͤt unter dem Einfluß der Erde groͤßer iſt waͤhrend ſolcher Erhitzung, die das Rothgluͤhen nicht uͤberſteigt, daß aber die Weißgluͤhhitze, vielleicht weil ſie das Metall dem fluͤſſigen Zuſtande naͤher bringt, dieſe Anordnung der Theilchen nicht mehr geſtattet.
Daß man wegen dieſes Einfluſſes, der auch bei geringern Waͤrmegraden ſchon ſehr merklich iſt, Verſuche uͤber die Inten- ſitaͤt der magnetiſchen Kraft der Erde nicht ohne Ruͤckſicht auf die Temperatur der Nadel, deren Oſcillationen man beobachtet, an- ſtellen darf, laͤßt ſich leicht uͤberſehen. Barlocci's Beobachtung, daß ein kuͤnſtlicher Magnet, nachdem er dem Sonnenlichte aus- geſetzt geweſen, mehr Gewicht trage, bedarf noch mehrſeitiger Pruͤ- fung. Daß man die magnetiſche Kraft der Erde als auf gleiche Weiſe von der Waͤrme abhaͤngig angeſehn und daraus die taͤglichen Aenderungen der Richtung der Magnetnadel erklaͤrt hat, iſt ſchon angefuͤhrt worden *).
Das Nordlicht.
Ich habe vorhin die Nordlichter, als Stoͤrungen der Ma- gnetnadel hervorbringend, erwaͤhnt, und muß daher bei dieſer glaͤn- zenden Natur-Erſcheinung noch etwas laͤnger verweilen. Schon
*) Hier muͤßte wohl auch die angebliche Magnetiſirung durch den violetten Lichtſtrahl am beſten ihren Platz finden; aber die Verſuche daruͤber ſcheinen mir noch allzu zweifelhaft, um davon zu reden.
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bis zum Rothgluͤhen ſteigenden Hitze als den Wirkungen des Erd-
magnetismus ſtaͤrker unterworfen zeigt. Seebeck, der dieſes ſehr
genau unterſucht hat, fand eine vertical gehaltene weißgluͤhende
Eiſenſtange ohne alle Wirkung auf die Magnetnadel; aber als
nahe an der Stelle, wo die Stange in der Mitte mit der Zange
gehalten wurde, die Abkuͤhlung anfing, zeigte ſich der untere Theil
des kurzen abgekuͤhlten Stuͤckes nordpolariſch, das obere ſuͤdpolariſch;
bei fortgehender Abkuͤhlung ruͤckten die Pole gegen die Enden zu,
und erreichten das Ende, als das dunkelrothe Gluͤhen nur noch ſchwach
am Tageslichte ſichtbar war. Dieſe polariſche Wirkung der beiden
Haͤlften des Eiſens war, nachdem es in verticaler Stellung ge-
halten ſich abgekuͤhlt hatte, ſtaͤrker als vor dem Gluͤhen.
Dieſe Verſuche zeigen, daß die Dispoſition der einzelnen
Theilchen zur Erlangung der Polaritaͤt unter dem Einfluß der
Erde groͤßer iſt waͤhrend ſolcher Erhitzung, die das Rothgluͤhen
nicht uͤberſteigt, daß aber die Weißgluͤhhitze, vielleicht weil ſie das
Metall dem fluͤſſigen Zuſtande naͤher bringt, dieſe Anordnung der
Theilchen nicht mehr geſtattet.
Daß man wegen dieſes Einfluſſes, der auch bei geringern
Waͤrmegraden ſchon ſehr merklich iſt, Verſuche uͤber die Inten-
ſitaͤt der magnetiſchen Kraft der Erde nicht ohne Ruͤckſicht auf die
Temperatur der Nadel, deren Oſcillationen man beobachtet, an-
ſtellen darf, laͤßt ſich leicht uͤberſehen. Barlocci's Beobachtung,
daß ein kuͤnſtlicher Magnet, nachdem er dem Sonnenlichte aus-
geſetzt geweſen, mehr Gewicht trage, bedarf noch mehrſeitiger Pruͤ-
fung. Daß man die magnetiſche Kraft der Erde als auf gleiche
Weiſe von der Waͤrme abhaͤngig angeſehn und daraus die taͤglichen
Aenderungen der Richtung der Magnetnadel erklaͤrt hat, iſt ſchon
angefuͤhrt worden *).
Das Nordlicht.
Ich habe vorhin die Nordlichter, als Stoͤrungen der Ma-
gnetnadel hervorbringend, erwaͤhnt, und muß daher bei dieſer glaͤn-
zenden Natur-Erſcheinung noch etwas laͤnger verweilen. Schon
*) Hier muͤßte wohl auch die angebliche Magnetiſirung durch den
violetten Lichtſtrahl am beſten ihren Platz finden; aber die Verſuche
daruͤber ſcheinen mir noch allzu zweifelhaft, um davon zu reden.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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