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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Wenn man eine horizontal aufgestellte, sehr leicht bewegliche und
stark magnetisirte Stahlnadel in große Schwingungen versetzt, so
dauert es lange, ehe diese durch einen großen Bogen gehenden
Schwingungen um eine bedeutende Anzahl von Graden abnehmen;
aber wenn die Nadel sich sehr nahe über Kupfer oder einem andern
Metalle, ja auch über Wasser oder Eis bewegt, so wird die
Weite der Schwingungen stark vermindert, ohne daß die Zeit einer
Oscillation merklich abnimmt. Der Versuch, der sich bei jeder
Wiederholung als richtig zeigt, ist von Arago, Nobili, See-
beck
u. a. mit großer Sorgfalt unter verschieden abgeänderten
Umständen angestellt worden. Arago ließ eine an einem unge-
drehten Seidenfaden hängende Magnetnadel das eine Mal über
einem hölzernen Ringe, das andre Mal über einem kupfernen
Ringe ihre Oscillationen vollenden; in jenem Falle machte sie 145
Oscillationen, in diesem Falle 33, ehe die Weite der Oscillationen
von 90° bis auf 10° herabkam. Kupfer zeigte sich hier und in
allen Fällen als vorzüglich stark einwirkend; aber daß selbst Wasser
und Eis diese Wirkung zeigen, ergab sich aus Arago's
Versuchen, bei welchen eine über einer ebenen horizontalen Eis-
fläche oscillirende Nadel ihre Oscillationen von 53° bis 43° ver-
kleinerte, nach 60 Oscillationen, als die Entfernung von des Eises
Oberfläche 21 Lin. betrug, nach 56, 34, 26 Oscillationen, als die
Entfernung 13, 2/3 , 1/3 Linie betrug. Seebeck fand 116 Schwin-
gungen, ehe die Nadel über einer Marmorplatte von 45°
weiten Oscillationen bis zu 10° weiten Oscillationen kam; über
einer dünnen Zinkplatte reichten 71, über einer noch dünnern
Kupferplatte reichten 62 Oscillationen hierzu hin, und als man
unter die Kupferplatte noch die Zinkplatte schob, 48 Oscillationen,
ja bei 4 Kupferplatten und 4 Zinkplatten übereinander schon 25
Oscillationen. -- Eisen wirkt, wie Seebeck bemerkt, noch stärker
ein; dagegen eine Verbindung von 4 Th. Antimon und 1 Th.
Eisen die Größe der Oscillationen gar nicht verminderte, obgleich
das Antimon allein in einigem Grade diese Wirkung zeigt; An-
timon dem Kupfer beigemischt, Wismuth dem Kupfer beigemischt,
Nickel dem Kupfer beigemischt, vermindern die Einwirkung des
Kupfers.

Daß hier nicht etwa die mindere Beweglichkeit der Luft in

Wenn man eine horizontal aufgeſtellte, ſehr leicht bewegliche und
ſtark magnetiſirte Stahlnadel in große Schwingungen verſetzt, ſo
dauert es lange, ehe dieſe durch einen großen Bogen gehenden
Schwingungen um eine bedeutende Anzahl von Graden abnehmen;
aber wenn die Nadel ſich ſehr nahe uͤber Kupfer oder einem andern
Metalle, ja auch uͤber Waſſer oder Eis bewegt, ſo wird die
Weite der Schwingungen ſtark vermindert, ohne daß die Zeit einer
Oſcillation merklich abnimmt. Der Verſuch, der ſich bei jeder
Wiederholung als richtig zeigt, iſt von Arago, Nobili, See-
beck
u. a. mit großer Sorgfalt unter verſchieden abgeaͤnderten
Umſtaͤnden angeſtellt worden. Arago ließ eine an einem unge-
drehten Seidenfaden haͤngende Magnetnadel das eine Mal uͤber
einem hoͤlzernen Ringe, das andre Mal uͤber einem kupfernen
Ringe ihre Oſcillationen vollenden; in jenem Falle machte ſie 145
Oſcillationen, in dieſem Falle 33, ehe die Weite der Oſcillationen
von 90° bis auf 10° herabkam. Kupfer zeigte ſich hier und in
allen Faͤllen als vorzuͤglich ſtark einwirkend; aber daß ſelbſt Waſſer
und Eis dieſe Wirkung zeigen, ergab ſich aus Arago's
Verſuchen, bei welchen eine uͤber einer ebenen horizontalen Eis-
flaͤche oſcillirende Nadel ihre Oſcillationen von 53° bis 43° ver-
kleinerte, nach 60 Oſcillationen, als die Entfernung von des Eiſes
Oberflaͤche 21 Lin. betrug, nach 56, 34, 26 Oſcillationen, als die
Entfernung 13, ⅔, ⅓ Linie betrug. Seebeck fand 116 Schwin-
gungen, ehe die Nadel uͤber einer Marmorplatte von 45°
weiten Oſcillationen bis zu 10° weiten Oſcillationen kam; uͤber
einer duͤnnen Zinkplatte reichten 71, uͤber einer noch duͤnnern
Kupferplatte reichten 62 Oſcillationen hierzu hin, und als man
unter die Kupferplatte noch die Zinkplatte ſchob, 48 Oſcillationen,
ja bei 4 Kupferplatten und 4 Zinkplatten uͤbereinander ſchon 25
Oſcillationen. — Eiſen wirkt, wie Seebeck bemerkt, noch ſtaͤrker
ein; dagegen eine Verbindung von 4 Th. Antimon und 1 Th.
Eiſen die Groͤße der Oſcillationen gar nicht verminderte, obgleich
das Antimon allein in einigem Grade dieſe Wirkung zeigt; An-
timon dem Kupfer beigemiſcht, Wismuth dem Kupfer beigemiſcht,
Nickel dem Kupfer beigemiſcht, vermindern die Einwirkung des
Kupfers.

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[470/0484] Wenn man eine horizontal aufgeſtellte, ſehr leicht bewegliche und ſtark magnetiſirte Stahlnadel in große Schwingungen verſetzt, ſo dauert es lange, ehe dieſe durch einen großen Bogen gehenden Schwingungen um eine bedeutende Anzahl von Graden abnehmen; aber wenn die Nadel ſich ſehr nahe uͤber Kupfer oder einem andern Metalle, ja auch uͤber Waſſer oder Eis bewegt, ſo wird die Weite der Schwingungen ſtark vermindert, ohne daß die Zeit einer Oſcillation merklich abnimmt. Der Verſuch, der ſich bei jeder Wiederholung als richtig zeigt, iſt von Arago, Nobili, See- beck u. a. mit großer Sorgfalt unter verſchieden abgeaͤnderten Umſtaͤnden angeſtellt worden. Arago ließ eine an einem unge- drehten Seidenfaden haͤngende Magnetnadel das eine Mal uͤber einem hoͤlzernen Ringe, das andre Mal uͤber einem kupfernen Ringe ihre Oſcillationen vollenden; in jenem Falle machte ſie 145 Oſcillationen, in dieſem Falle 33, ehe die Weite der Oſcillationen von 90° bis auf 10° herabkam. Kupfer zeigte ſich hier und in allen Faͤllen als vorzuͤglich ſtark einwirkend; aber daß ſelbſt Waſſer und Eis dieſe Wirkung zeigen, ergab ſich aus Arago's Verſuchen, bei welchen eine uͤber einer ebenen horizontalen Eis- flaͤche oſcillirende Nadel ihre Oſcillationen von 53° bis 43° ver- kleinerte, nach 60 Oſcillationen, als die Entfernung von des Eiſes Oberflaͤche 21 Lin. betrug, nach 56, 34, 26 Oſcillationen, als die Entfernung 13, ⅔, ⅓ Linie betrug. Seebeck fand 116 Schwin- gungen, ehe die Nadel uͤber einer Marmorplatte von 45° weiten Oſcillationen bis zu 10° weiten Oſcillationen kam; uͤber einer duͤnnen Zinkplatte reichten 71, uͤber einer noch duͤnnern Kupferplatte reichten 62 Oſcillationen hierzu hin, und als man unter die Kupferplatte noch die Zinkplatte ſchob, 48 Oſcillationen, ja bei 4 Kupferplatten und 4 Zinkplatten uͤbereinander ſchon 25 Oſcillationen. — Eiſen wirkt, wie Seebeck bemerkt, noch ſtaͤrker ein; dagegen eine Verbindung von 4 Th. Antimon und 1 Th. Eiſen die Groͤße der Oſcillationen gar nicht verminderte, obgleich das Antimon allein in einigem Grade dieſe Wirkung zeigt; An- timon dem Kupfer beigemiſcht, Wismuth dem Kupfer beigemiſcht, Nickel dem Kupfer beigemiſcht, vermindern die Einwirkung des Kupfers. Daß hier nicht etwa die mindere Beweglichkeit der Luft in

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/484>, abgerufen am 22.11.2024.