ziehung oder Abstoßung gegen diesen, so lange der letztere mit keiner galvanischen Kette in Verbindung steht; dagegen wenn beide Drä- the, parallel neben einander, electrische Ströme leiten, so ziehen sie einander an, wenn die parallelen Ströme nach gleicher Richtung gehen, und stoßen sich ab, wenn die Ströme nach entgegengesetzten Richtungen gehen. Da man bei diesen Versuchen sehr darauf achten muß, daß die Leitung des electrischen Stromes durch nichts aufgehalten werde, so muß man den beweglichen Leitungsdrath, den ich den beweglichen electrischen Strom nennen will, um eine Axe, die in einem mit Quecksilber gefüllten Gefäßchen steht, sich bewegen lassen, und diese Regel ist hier, wo man eine mit so geringer Kraft zum Uebergange wirkende Electricität anwendet, fast allemal zu befolgen. Fig. 161. stellt einen solchen Leiter vor, der auf den beiden feinen Spitzen A, B, die in Quecksilber eintauchen, ruht, und der sich daher um die Verticallinie PQ drehen kann. Der in das Quecksilber A von U her hinein geleitete electrische Strom nimmt seinen Weg nach ACDEFB, und fließt dann vom Quecksilber in B durch den Leiter BR gegen den andern Pol der Kette. Befindet sich nun neben CD, so daß CD sich durch Drehung um die Axe AB gegen LM annähern kann, ein fester Lei- tungsdrath LM parallel mit CD, so wird der electrische Strom CD angezogen, wenn beide Ströme LM, CD, gleiche Richtung haben, also in beiden die positive Electricität entweder herauf oder herab- strömt, dagegen wird CD von LM abgestoßen, wenn die paral- lelen Ströme entgegengesetzte Richtungen haben. Damit bei der Berührung der Dräthe die Ströme nicht in einander übergehen, nimmt man zu diesen Versuchen mit Seide umsponnene Dräthe, die also zwei isolirt fortgehende Ströme leiten, wenn auch die Be- deckungen von Seide sich berühren. Die beiden Ströme LM, CD, können als Schließungsdräthe einer und derselben galvani- schen Kette oder als Schließungsdräthe zweier Ketten genommen werden, immer ist die Erscheinung dieselbe. Wenn L mit BR in Verbindung stände, so durchliefe derselbe electrische Strom von U kommend zuerst den beweglichen Leiter ACDEFB, dann den festen Leiter BRLM und die Erscheinung würde sich unter diesen Umständen vollkommen gut darstellen.
Diese Erfahrungen sind aber nur einzelne Fälle, die in fol-
ziehung oder Abſtoßung gegen dieſen, ſo lange der letztere mit keiner galvaniſchen Kette in Verbindung ſteht; dagegen wenn beide Draͤ- the, parallel neben einander, electriſche Stroͤme leiten, ſo ziehen ſie einander an, wenn die parallelen Stroͤme nach gleicher Richtung gehen, und ſtoßen ſich ab, wenn die Stroͤme nach entgegengeſetzten Richtungen gehen. Da man bei dieſen Verſuchen ſehr darauf achten muß, daß die Leitung des electriſchen Stromes durch nichts aufgehalten werde, ſo muß man den beweglichen Leitungsdrath, den ich den beweglichen electriſchen Strom nennen will, um eine Axe, die in einem mit Queckſilber gefuͤllten Gefaͤßchen ſteht, ſich bewegen laſſen, und dieſe Regel iſt hier, wo man eine mit ſo geringer Kraft zum Uebergange wirkende Electricitaͤt anwendet, faſt allemal zu befolgen. Fig. 161. ſtellt einen ſolchen Leiter vor, der auf den beiden feinen Spitzen A, B, die in Queckſilber eintauchen, ruht, und der ſich daher um die Verticallinie PQ drehen kann. Der in das Queckſilber A von U her hinein geleitete electriſche Strom nimmt ſeinen Weg nach ACDEFB, und fließt dann vom Queckſilber in B durch den Leiter BR gegen den andern Pol der Kette. Befindet ſich nun neben CD, ſo daß CD ſich durch Drehung um die Axe AB gegen LM annaͤhern kann, ein feſter Lei- tungsdrath LM parallel mit CD, ſo wird der electriſche Strom CD angezogen, wenn beide Stroͤme LM, CD, gleiche Richtung haben, alſo in beiden die poſitive Electricitaͤt entweder herauf oder herab- ſtroͤmt, dagegen wird CD von LM abgeſtoßen, wenn die paral- lelen Stroͤme entgegengeſetzte Richtungen haben. Damit bei der Beruͤhrung der Draͤthe die Stroͤme nicht in einander uͤbergehen, nimmt man zu dieſen Verſuchen mit Seide umſponnene Draͤthe, die alſo zwei iſolirt fortgehende Stroͤme leiten, wenn auch die Be- deckungen von Seide ſich beruͤhren. Die beiden Stroͤme LM, CD, koͤnnen als Schließungsdraͤthe einer und derſelben galvani- ſchen Kette oder als Schließungsdraͤthe zweier Ketten genommen werden, immer iſt die Erſcheinung dieſelbe. Wenn L mit BR in Verbindung ſtaͤnde, ſo durchliefe derſelbe electriſche Strom von U kommend zuerſt den beweglichen Leiter ACDEFB, dann den feſten Leiter BRLM und die Erſcheinung wuͤrde ſich unter dieſen Umſtaͤnden vollkommen gut darſtellen.
Dieſe Erfahrungen ſind aber nur einzelne Faͤlle, die in fol-
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Richtungen gehen. Da man bei dieſen Verſuchen ſehr darauf
achten muß, daß die Leitung des electriſchen Stromes durch nichts
aufgehalten werde, ſo muß man den beweglichen Leitungsdrath,
den ich den beweglichen electriſchen Strom nennen will, um eine
Axe, die in einem mit Queckſilber gefuͤllten Gefaͤßchen ſteht, ſich
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allemal zu befolgen. Fig. 161. ſtellt einen ſolchen Leiter vor, der
auf den beiden feinen Spitzen A, B, die in Queckſilber eintauchen,
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Der in das Queckſilber A von U her hinein geleitete electriſche
Strom nimmt ſeinen Weg nach ACDEFB, und fließt dann
vom Queckſilber in B durch den Leiter BR gegen den andern Pol
der Kette. Befindet ſich nun neben CD, ſo daß CD ſich durch
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tungsdrath LM parallel mit CD, ſo wird der electriſche Strom CD
angezogen, wenn beide Stroͤme LM, CD, gleiche Richtung haben,
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ſtroͤmt, dagegen wird CD von LM abgeſtoßen, wenn die paral-
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Beruͤhrung der Draͤthe die Stroͤme nicht in einander uͤbergehen,
nimmt man zu dieſen Verſuchen mit Seide umſponnene Draͤthe,
die alſo zwei iſolirt fortgehende Stroͤme leiten, wenn auch die Be-
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CD, koͤnnen als Schließungsdraͤthe einer und derſelben galvani-
ſchen Kette oder als Schließungsdraͤthe zweier Ketten genommen
werden, immer iſt die Erſcheinung dieſelbe. Wenn L mit
BR in Verbindung ſtaͤnde, ſo durchliefe derſelbe electriſche Strom von U
kommend zuerſt den beweglichen Leiter ACDEFB, dann den
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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