vorhanden wären, und alle Erscheinungen mit dieser Hypothese vergleichen. Diese Ströme müssen den Magnet so umkreisen, daß sie, wenn der Magnet in seiner richtigen Stellung mit dem Nord- pole nach Norden gekehrt ist, an der obern Seite von Westen nach Osten, an der Ostseite herabwärts, an der untern Seite von Osten nach Westen, an der Westseite hinaufwärts gehen, und diese Regel läßt sich in die wenigen Worte fassen: Die Umströmungen um den Magnet sind der täglichen Bewegung der Sonne entgegen- gesetzt. Um mit diesen Umkreisungen vertraut zu werden, über- legen Sie also, daß für die verschiedenen Stellungen des Magnets die Richtung der Umkreisungsströme folgende ist: für die Stellung des Nordpoles nach Süden der Strom an der obern Seite von Osten nach Westen, an der Westseite herab; für die Stellung des Nordpols nach Osten der Strom an der obern Seite von Norden nach Süden an der Südseite herab; bei verticaler Stellung des Magnetes, wenn der Nordpol oben ist, geht der Strom von der Südseite nach der Ostseite, Nordseite, Westseite; bei verticaler Stellung, wenn der Südpol oben ist, geht der Strom von Norden nach Osten, Süden, Westen. Dies alles läßt sich leicht aus der ersten Regel herleiten, die daher als der einfachste Ausdruck für diese Hypothese anzusehen ist.
Die Erfolge des Oerstädt'schen Versuches bestehen darin, daß ein mit der natürlichen Lage der Magnetnadel paralleler Lei- tungsdrath den Nordpol der Nadel nach Westen ablenkt, wenn der positive Strom unter der Nadel von Norden nach Süden geht; die nach Westen abgelenkte Nadel hat nach unserer Hypothese an der untern Seite ihre electrischen Ströme von Norden nach Süden, also sucht die Nadel diese Stellung, damit die Uebereinstim- mung der Richtung zwischen ihren Strömen an der untern Seite und dem unter ihr angebrachten electrischen Strome statt finde. Kömmt dagegen (Fig. 160.) der von E nach F gehende electrische positive Strom von Süden her, so lenkt die über ihm stehende Nadel sich ostwärts ab, weil dem Nordpole nach Osten gekehrt electrische Ströme an der untern Seite von Süden nach Norden entsprechen. So lassen sich alle einzelne Fälle des Oerstädt'schen Versuches durchgehen. Bedient man sich bei diesem Versuche einer astatisch aufgestellten Nadel und führt den electrischen Strom von
vorhanden waͤren, und alle Erſcheinungen mit dieſer Hypotheſe vergleichen. Dieſe Stroͤme muͤſſen den Magnet ſo umkreiſen, daß ſie, wenn der Magnet in ſeiner richtigen Stellung mit dem Nord- pole nach Norden gekehrt iſt, an der obern Seite von Weſten nach Oſten, an der Oſtſeite herabwaͤrts, an der untern Seite von Oſten nach Weſten, an der Weſtſeite hinaufwaͤrts gehen, und dieſe Regel laͤßt ſich in die wenigen Worte faſſen: Die Umſtroͤmungen um den Magnet ſind der taͤglichen Bewegung der Sonne entgegen- geſetzt. Um mit dieſen Umkreiſungen vertraut zu werden, uͤber- legen Sie alſo, daß fuͤr die verſchiedenen Stellungen des Magnets die Richtung der Umkreiſungsſtroͤme folgende iſt: fuͤr die Stellung des Nordpoles nach Suͤden der Strom an der obern Seite von Oſten nach Weſten, an der Weſtſeite herab; fuͤr die Stellung des Nordpols nach Oſten der Strom an der obern Seite von Norden nach Suͤden an der Suͤdſeite herab; bei verticaler Stellung des Magnetes, wenn der Nordpol oben iſt, geht der Strom von der Suͤdſeite nach der Oſtſeite, Nordſeite, Weſtſeite; bei verticaler Stellung, wenn der Suͤdpol oben iſt, geht der Strom von Norden nach Oſten, Suͤden, Weſten. Dies alles laͤßt ſich leicht aus der erſten Regel herleiten, die daher als der einfachſte Ausdruck fuͤr dieſe Hypotheſe anzuſehen iſt.
Die Erfolge des Oerſtaͤdt'ſchen Verſuches beſtehen darin, daß ein mit der natuͤrlichen Lage der Magnetnadel paralleler Lei- tungsdrath den Nordpol der Nadel nach Weſten ablenkt, wenn der poſitive Strom unter der Nadel von Norden nach Suͤden geht; die nach Weſten abgelenkte Nadel hat nach unſerer Hypotheſe an der untern Seite ihre electriſchen Stroͤme von Norden nach Suͤden, alſo ſucht die Nadel dieſe Stellung, damit die Uebereinſtim- mung der Richtung zwiſchen ihren Stroͤmen an der untern Seite und dem unter ihr angebrachten electriſchen Strome ſtatt finde. Koͤmmt dagegen (Fig. 160.) der von E nach F gehende electriſche poſitive Strom von Suͤden her, ſo lenkt die uͤber ihm ſtehende Nadel ſich oſtwaͤrts ab, weil dem Nordpole nach Oſten gekehrt electriſche Stroͤme an der untern Seite von Suͤden nach Norden entſprechen. So laſſen ſich alle einzelne Faͤlle des Oerſtaͤdt'ſchen Verſuches durchgehen. Bedient man ſich bei dieſem Verſuche einer aſtatiſch aufgeſtellten Nadel und fuͤhrt den electriſchen Strom von
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vorhanden waͤren, und alle Erſcheinungen mit dieſer Hypotheſe
vergleichen. Dieſe Stroͤme muͤſſen den Magnet ſo umkreiſen, daß
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pole nach Norden gekehrt iſt, an der obern Seite von Weſten nach
Oſten, an der Oſtſeite herabwaͤrts, an der untern Seite von Oſten
nach Weſten, an der Weſtſeite hinaufwaͤrts gehen, und dieſe Regel
laͤßt ſich in die wenigen Worte faſſen: Die Umſtroͤmungen um
den Magnet ſind der taͤglichen Bewegung der Sonne entgegen-
geſetzt. Um mit dieſen Umkreiſungen vertraut zu werden, uͤber-
legen Sie alſo, daß fuͤr die verſchiedenen Stellungen des Magnets
die Richtung der Umkreiſungsſtroͤme folgende iſt: fuͤr die Stellung
des Nordpoles nach Suͤden der Strom an der obern Seite von
Oſten nach Weſten, an der Weſtſeite herab; fuͤr die Stellung des
Nordpols nach Oſten der Strom an der obern Seite von Norden
nach Suͤden an der Suͤdſeite herab; bei verticaler Stellung des
Magnetes, wenn der Nordpol oben iſt, geht der Strom von der
Suͤdſeite nach der Oſtſeite, Nordſeite, Weſtſeite; bei verticaler
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nach Oſten, Suͤden, Weſten. Dies alles laͤßt ſich leicht aus der
erſten Regel herleiten, die daher als der einfachſte Ausdruck fuͤr
dieſe Hypotheſe anzuſehen iſt.
Die Erfolge des Oerſtaͤdt'ſchen Verſuches beſtehen darin,
daß ein mit der natuͤrlichen Lage der Magnetnadel paralleler Lei-
tungsdrath den Nordpol der Nadel nach Weſten ablenkt, wenn
der poſitive Strom unter der Nadel von Norden nach Suͤden
geht; die nach Weſten abgelenkte Nadel hat nach unſerer Hypotheſe
an der untern Seite ihre electriſchen Stroͤme von Norden nach
Suͤden, alſo ſucht die Nadel dieſe Stellung, damit die Uebereinſtim-
mung der Richtung zwiſchen ihren Stroͤmen an der untern Seite
und dem unter ihr angebrachten electriſchen Strome ſtatt finde.
Koͤmmt dagegen (Fig. 160.) der von E nach F gehende electriſche
poſitive Strom von Suͤden her, ſo lenkt die uͤber ihm ſtehende
Nadel ſich oſtwaͤrts ab, weil dem Nordpole nach Oſten gekehrt
electriſche Stroͤme an der untern Seite von Suͤden nach Norden
entſprechen. So laſſen ſich alle einzelne Faͤlle des Oerſtaͤdt'ſchen
Verſuches durchgehen. Bedient man ſich bei dieſem Verſuche einer
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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